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er Pharmagroßhändler konnte im ersten Quar- tal dieses Jahres seinen Umsatz insbesondere durch massive Nachfragen nach Grippeimpfstoffen erheblich beflügeln. Doch ich will nicht vorgreifen, sondern erst ein- mal über das abgeschlossene Geschäftsjahr berichten. Die Gehe AG bewies hier eine erstaunlich gute Kondition.Der Marktführer im europäi- schen Pharma-Großhandel, und mit mittlerweile 1 366 Apotheken das größte Apo- thekenunternehmen in Euro- pa, übertraf sowohl die ge- planten Umsätze wie auch die erwarteten Gewinne um Längen.
Mit dem Kerngeschäft Pharmadistribution erzielte Gehe im abgelaufenen Ge- schäftsjahr einen Gesamtum- satz von 13,6 (Vorjahr 12,2) Milliarden Euro. Das Er- gebnis vor Steuern stieg pro-
zentual noch deutlicher auf 230 Millionen Euro nach 199,3 Millionen Euro im Vor- jahr. Die Steigerung ist umso erstaunlicher, da im Vorjahr der Versandhandel abgespal- ten und als eigene Tochter – die Takkt AG – an die Börse verabschiedet wurde.
Vorstandschef Fritz Oe- sterle kündigte auf der Bilanz- pressekonferenz an, die Ak- tionäre an dem guten Ergeb- nis reichlich teilhaben zu las- sen. Der diesjährigen Haupt- versammlung wird demnach eine ordentliche und eine außerordentliche Dividende vorgeschlagen. Zusammenge- rechnet kann jeder Anteils- eigner mit einer Dividende
von 1,10 Euro rechnen, Steu- ergutschrift inklusive.
Schade bloß, dass die Bör- sianer anscheinend mehrheit- lich auf Internetaktien speku- lieren, die soliden Werte mit Substanz dagegen links liegen lassen. Die Aktie der Gehe AG gehört ganz zweifellos in die Kategorie der werthal- tigen Titel und doch: Der Kurs ist seit Jahresbeginn um 22 Prozent gesunken.
Dieser Verlauf ist im Grunde nicht nachvollzieh- bar. Die Konzentration auf das Kerngeschäft wird bei Gehe strikt vorangetrieben, eine Strategie, die bei ande- ren AGs von der Börse durchaus honoriert wird.
Wenn dazu parallel noch gute Zahlen präsentiert wer- den, müsste der Kurs von Gehe eigentlich deutlich stei- gen.
Vorausgesetzt natürlich, dass die Aussichten für dieses und die nächsten Jahre gut sind. Davon kann man bei Gehe nun wirklich ausgehen, zumal mit Macht neue Märk- te in Spanien, den Niederlan- den und Spanien erschlossen werden.
Also: Die Gehe AG befin- det sich in bester Verfassung, guter Kondition und dürfte nicht zu den Werten gehen, denen an der Börse die Luft ausgehen kann. Ganz im Ge- genteil. Mein Kursziel auf Sicht der nächsten 18 Monate liegt bei 48 Euro. Und wenn es mit den Turbulenzen an der Börse so weitergeht, wird Gehe noch ein prima Zusatz- geschäft mit Beruhigungsmit- teln erzielen. Börsebius
[72] Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 16, 21. April 2000
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Im „Buch der Könige“
beschreibt der persische Hi- storiker und Dichter Firdau- si, wie ein König aus Indien um 800 n. Chr. dem persi- schen Herrscher ein unbe- kanntes Spiel mit 32 Figuren auf 64 Feldern übersendet.
Dessen Weise sollen die Re- geln herausfinden, was ih- nen in der Tat schon nach ei-
nigen Tagen gelingt. Ich stel- le mir vor, wie die Weisen sich voller Entdeckerlust auf diese Herausforderung stürzten, wobei ihrem Natu-
rell die reiche Symbolik des Schachs entgegenkam.
Und schon bin ich bei meinem persischen Freund Dr. med. Modjtaba Abtahi, in seiner bürgerlichen Exi- stenz hochangesehener und beliebter Chefarzt der Un- fallchirurgie des Prosper- Hospitals in Recklinghau- sen, in seinem Gemüt aber trotz über 40 Jahre Deutsch- land nach wie vor ein orien- talischer Fabulierkünstler, dem, kaum hat er die Welt der Knochenbrüche und Milzexstirpationen verlas- sen, sich eine neue Wunder- welt eröffnet, die des „Kö- niglichen (persisch: König = Schah) Spiels“. In dieser wachsen seinen Läufern Flügel zu, zerschmettern sei- ne Türme die gegnerische
Festung und wird sein Sprin- ger in der Brettmitte größer und größer, bis er schließlich so groß wie ein Elefant ist und ganz allein die gegneri- sche Streitmacht in Angst und Schrecken versetzt.
Und – das wollen wir ihm einfach mal so glauben – das Schachspiel verbessere sei- ne Konzentration am Ope- rationstisch.
Seit unserer gemeinsa- men Studienzeit in Erlangen haben wir unzählige Blitz- partien gespielt und sind, wenn es genug der Gei- stesmühe war, zu handfeste- ren Ringkämpfen überge- gangen.
Beim letzten Deutschen Ärzteturnier an den beiden ersten Apriltagen in Bad Homburg war Modjtaba
natürlich wie immer dabei, wobei seit einigen Jahren auch Tochter Giti (Chirur- gin wie er) in die Arena tritt.
Zum Schluss landete Mod- jtaba unter 140 Teilnehmern auf dem geteilten 10. Platz.
Sehen Sie, wie er als Schwarzer am Zug in der letzten Runde Dr. Peci mit einer wunderschönen Kom- bination überraschte, wobei am Ende sein Springer e5 einmal mehr so groß wie ein Elefant wurde?
Lösung:
Am Schluss war der Springer so groß wie ein Elefant
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Börsebius zur Gehe AG
Gut in Schuss
Auftakt der Kombination war
das Damenschach 1..
..
De3+!
Weiß musste den
schwer ver-
daulichen Damenbraten
mit
2.Dxe3 schlucken, doch
nach
2.
..
.dxe3 war sein
Springer
bedroht. Dieser rettete sich
mit
3.Sh1 ins Eck, indes stürmte
nun der neu entstandene
Freibauer vorwärts: 3..
..
e2.
Einzige Notbremse
4.Kf2,
aber nach 4..
..
e1D+! 5.
Kxe1
eroberte das Springer-
alias
Elefantenschach 5..
..
Sf3+
den T urm auf h4, weshalb Weiß
aufgab.