Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 3|
22. Januar 2010 A 99 BÖRSEBIUSWohin mit dem Geld?
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nlagenotstand – und das di- rekt zu Jahresbeginn, oh weh.Viele Sparer wissen derzeit nicht, wohin mit den Spargroschen. Dem DAX wird nicht so recht über den Weg getraut. Und Kapital einfach als Festgeld zu bunkern, macht auch nicht mehr so richtig Spaß, seitdem die Banken für kurzes Geld knappe Renditen bieten, irgendwas um die Einprozentmarke halt.
Natürlich gibt es auch noch den einen oder anderen Festgeldanbie- ter, der einen Schnaps mehr ver- spricht. Aber ob es sich wegen die- ses einen Prozentchens lohnt, die papierkriegsmäßige Tortur auf sich zu nehmen, ist eine zulässige Frage.
Vor allem, wenn die Sucherei nach ein paar Monaten, nachdem die günstigen Konditionen ausgelaufen sind, wieder von vorne losgeht.
Zurück zum DAX. Es ist richtig, dass bei einem Niveau von 6 000 Indexpunkten die Bedenken eines Rückschlags nicht außer Acht zu
lassen sind. Andererseits erholt sich die Weltwirtschaft schneller, als noch vor wenigen Monaten für möglich gehalten. Ich denke schon, dass der DAX in den nächsten zwei, drei Monaten eher Richtung 6 500 Punkte gehen kann, wobei mir vor allem Energieversorger und Banken als aussichtsreich erschei- nen, aber auch Telekommunikati- onsaktien und Logistiktitel. Jedoch könnten die Kurse zu Beginn des zweiten Quartals in die Knie gehen.
Da empfiehlt es sich schon sehr, Gewinne wenigstens teilweise mit- zunehmen, um das Pulver einiger- maßen trocken zu halten.
Wie schwierig die Lage an den Märkten wird, hängt vor allem von dem Ausmaß ab, mit dem die Notenbanken Liquidität aus dem Markt nehmen – dass sie es tun, daran kann gar kein Zweifel beste- hen. Hier ist seitens der Währungs- hüter Augenmaß gefragt: Ein Zu- viel-Abschöpfen würgt das zarte
Konjunkturpflänzchen ab; ander- seits muss die Liquidität (dringend) reduziert werden, um nicht neue Spekulationsblasen aufzubauen.
Zurück zum Tagesgeld. Es scheint mir eine ziemlich ausge- machte Sache zu sein, dass – wegen der Liquiditätsverknappung – so ungefähr ab dem zweiten Halbjahr die Zinsen deutlich anziehen wer- den. Wie anders sollen die horren- den Staatsschulden weltweit abge- baut werden? Dann aber brechen für Zinsjäger endlich wieder besse- re Zeiten an. Persönlich glaube ich, dass zum Jahresende für Tages- und Festgeld durchaus wieder die Vier- prozentmarke im Visier ist.
Auf eines sollte bei alledem aber geachtet werden: So viel Geld kann der Sparer gar nicht zu viel haben, dass er darauf verzichten könnte, Kosten zu sparen oder versteckte Gebühren aufzuspüren. Wer über Banken teuer Fonds kauft, ver- kennt, dass die Gebühren über das Internet oder eine Direktbank be- trächtlich niedriger sind. Wer einen Sparplan auf den DAX kauft, miss- achtet die offenen und versteckten Kosten. Je klarer das Angebot, des- to größer der Durchblick. ■