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Archiv "Notfallmedizin und Medikamente während der Schwangerschaft" (23.01.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

Karlsruhe bietet eine in 36 Jahren gewachsene, erprobte und be- währte Fortbildung an. In diesem Jahr standen Fragen zerebraler Durchblutungsstörungen (von der Synkope bis zum Schlaganfall), Notfallmedizin in der Praxis, The- rapie rheumatischer Erkrankun- gen, Früherkennung und Vermei- dung genetisch bedingter Krank- heiten, aber auch Gallenwegser- krankungen, Schwangerschafts- probleme in der Praxis und Schnupfen im Vordergrund.

Von besonderem Interesse waren die Ausführungen von I. Kilian, Ulm, über die Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung der kardiozirku- latorischen Funktionen. An der Notwendigkeit einer raschen Sta- bilisierung der kardiozirkulatori- schen Funktionen nach Poly- traumen besteht kein Zweifel. Ne- ben dem Ausmaß der intravasalen Verluste kommt dem Faktor Zeit in der Schockpathogenese hohe Bedeutung zu. Die Aufgaben der außerklinischen Versorgung be- stehen daher zum einen in der De- finition der zirkulatorischen Funk- tion, soweit sie mit einfachen Mit- teln möglich ist, und zum anderen in der Substitution intravasaler Verluste. Hierfür stehen prinzi- piell körpereigene und -fremde Kolloide, in zweiter Linie Elektro- lytlösungen zur Verfügung. Nicht so sehr die absolut infundierte Menge und die Art der Lösung sind entscheidend, sondern die Überprüfung und Sicherstellung des erwünschten Effekts. Die kli- nische Erfahrung zeigt, daß bei ei- ner ausreichenden Volumensub- stitution die zirkulatorische Stabi- lisierung erreicht werden kann,

ohne daß eine spezifische zusätz- liche kardiale Therapie notwendig wird. Dagegen muß schon außer- klinisch versucht werden, anhal- tende Störungen der Mikrozirku- lation zu erkennen und zu thera- pieren. Schließlich sind noch die Faktoren zu beachten, die unspe- zifisch die sympathiko-adrenerge Reaktion unterhalten, z. B. der Schmerz, die Unterkühlung, die Hypoxämie.

Hier schließt sich der Kreis, wo- nach die Behandlung einer vital bedrohlichen Störung immer die Erfassung der anderen Vitalfunk- tionen mit sich zu bringen hat.

Auf die Problematik, Medikamen- te in der Schwangerschaft zu ver- abreichen, ging H. Schneider, Zü- rich, in seinem Referat ein. Späte- stens seit Kenntnis der Zusam- menhänge zwischen der mütter- lichen Rötelnerkrankung oder der Einnahme von Thalidomid wäh- rend der Frühgravidität und den möglichen katastrophalen Auswir- kungen für Embryo und Fet ist klar, daß das intrauterine Milieu keinen sicheren Schutz gegen äu- ßere Faktoren darstellt, sondern daß die Embryonal- wie auch die Fetalphase eine Zeit erhöhter Ver- letzlichkeit für das heranwachsen- de Leben darstellt. Bei ein bis drei Prozent aller Neugeborenen fin- den sich Mißbildungen, die bei der Geburt oder unmittelbar da- nach festgestellt werden, von de- nen jedoch nur etwa fünf Prozent durch die Einnahme von Medika- menten verursacht sind. Die leicht erkennbaren körperlichen Fehl- bildungen stellen allerdings nur die Spitze eines Eisberges dar,

denn Medikamente können auch Wachstums-, Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen verursa- chen, und der Begriff „Teratoge- nität" muß heute auch diese sehr viel schwerer feststellbaren Schä- digungen umfassen.

Die Frage nach dem möglichen Schaden, der durch Einnahme ei- nes Medikamentes während der Schwangerschaft entstehen kann, stellt sich entweder retrospektiv oder prospektiv. Die Phase der größten Empfindlichkeit der em-

bryonalen Gewebe beginnt mit der Implantation, das heißt um die Zeit der ausbleibenden Periode, und umfaßt die ersten zehn Wo- chen nach der Konzeption. Somit kommt es häufig zur Einnahme von Medikamenten, bevor der Verdacht einer eingetretenen Schwangerschaft entsteht, und die nachträgliche Risikobeurtei- lung ist nicht selten mit der Frage nach einem Schwangerschaftsab- bruch verknüpft. Die Beratung muß unter genauer Beachtung des Zeitpunktes der Einnahme, der Indikation und der Dosierung erfolgen, und es ist ferner zu be- rücksichtigen, daß das Mißbil- dungsrisiko auch für die wenigen bekannten teratogenen Substan- zen in der Regel nicht höher als fünf bis zehn Prozent liegt.

Die Unterschiedlichkeit in der Auswirkung der gleichen Sub- stanz, die zum gleichen Zeitpunkt in gleicher Dosierung eingenom- men wird, basiert in erster Linie auf genetisch bedingten Unter- schieden in der Verstoffwechse- lung der jeweiligen Substanz durch mütterliche oder fetale Ge- webe oder durch die Plazenta.

Jede bei bekannter Schwanger- schaft notwendige Pharma- kotherapie stellt den Arzt vor ein therapeutisches Dilemma, wobei die Informationsgrundlage für ei- ne gewissenhafte Abwägung von therapeutischem Nutzen und möglichem Schaden für den Fe- ten meist unvollständig ist. Beson- ders für eine Risikoabschätzung von später manifest werdenden

Notfallmedizin

und Medikamente während der Schwangerschaft

Kurzbericht zur

36. Deutschen Therapiewoche in Karlsruhe, 1984

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 4 vom 23. Januar 1985 (69) 189

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Notfallmedizin

Wachstums- oder Entwicklungs- störungen nach intrauteriner Me- dikamentenexposition fehlen bis- lang meist verläßliche Daten. Die- se Ungewißheit darf allerdings nicht zu therapeutischem Nihilis- mus verleiten, denn dieser kann zu gesundheitlichen Schäden der Mutter führen, und die Nichtbe- handlung bestimmter Krankheits- symptome kann auch Schäden für den Feten mit sich bringen, die ei- ne mögliche Schädigung durch das notwendige Medikament deutlich überwiegen. Um einen möglichst hohen Nutzeffekt bei kleinem Risiko zu erzielen, müs- sen folgende Grundsätze beach- tet werden:

1. Sorgfältige Prüfung, ob eine Pharmakotherapie unerläßlich ist.

2. Auswahl des Präparates mit höchster therapeutischer Wirk- samkeit bei möglichst kleinem Ri- siko für den Feten, das heißt Be- schränkung auf bekannte Präpa-

rate.

3. Optimale Dosierung, um einen möglichst raschen Therapieeffekt zu erreichen.

Die amerikanische Überwa- chungsbehörde FDA empfiehlt die Klassifizierung von Medika- menten aufgrund vorhandener tierexperimenteller Daten sowie von Erfahrungen in der Anwen- dung während der Schwanger- schaft beim Menschen in fünf Ka- tegorien mit unterschiedlicher Si- cherheit. Als Folge eines erhöhten

Verteilungsvolumens, einer ge- steigerten Biotransformation ist die Pharmakokinetik für eine Viel- zahl von Medikamenten während der Schwangerschaft deutlich ver- ändert, und es müssen entspre- chende Dosisanpassungen vorge- nommen werden, die gelegentlich die Bestimmung der Serumspie- gel der betreffenden Substanz er- forderlich machen.

Das Thema Schnupfen, seine möglichen Folgekrankheiten und die aktuelle Therapie umriß E.

Haas, Karlsruhe. Beim Schnupfen (Synonyma: akute Rhinitis, Kory- za, „common cold") spielt die In- fektion mit Viren die entscheiden- de ätiologische Rolle. Daneben sind aber auch die verschieden- sten konstitutionellen, hormonel- len, vegetativen, immunologi- schen, soziologischen, zivilisatori- schen und geographischen Fakto- ren von Bedeutung. Daraus resul- tiert, daß das gleiche Virus bei dem einen Menschen eine recht harmlose, nur wenig störende Krankheit hervorruft, bei einem anderen jedoch eine schwere All- gemeinsymptomatik und Kompli- kationen (z. B. in Form einer Sinu- Bronchitis) bewirkt. Die volkswirt- schaftliche Bedeutung des Schnupfens ist erheblich und hat ihre Ursachen in der Erkrankungs- häufigkeit. Im Durchschnitt er- kranken Erwachsene zwei- bis dreimal, ältere Kinder sechs- bis 12mal und Kleinkinder bis zu 30mal jährlich an Schnupfen. In diesem Zusammenhang ist aller-

dings bemerkenswert, daß etwa zehn Prozent der Bevölkerung so gut wie nie vom Schnupfen befal-

len werden.

Die medizinische Problematik des Schnupfens ist vielfältig, und es sei nur an die differentialdiagno- stische Abgrenzung der akuten

Rhinitis von sogenannten sekun- dären Rhinitiden am Beginn und

im Verlauf vieler viraler und bakte- rieller Infektionskrankheiten erin- nert. Auch die Möglichkeit des Entstehens einer medikamentö- sen Rhinitis durch übermäßige Anwendung vasokonstriktorischer Nasentropfen oder durch Allge- meinbehandlung mit bestimmten Medikamenten, wie z. B. Rauwol- fiapräparaten, zeigt, daß der Schnupfen nicht als medizinische Banalität betrachtet werden darf, vielmehr die Aufmerksamkeit und das Interesse sowohl des Hals-Na- sen-Ohren-Arztes, aber auch der Ärzte für Allgemeinmedizin und der Kinderärzte beansprucht.

Es fällt dem Kongreßberichterstat- ter sicher nicht leicht, aus den gut 240 Referaten, in einer knappen Woche vorgetragen, diejenigen zu referieren, welche das Interes- se aller medizinischen Fachdis- ziplinen finden könnte.

Dr. med. Hans-Peter Legal Therese-Giehse-Allee 31 8000 München 83

Die 36. Therapiewoche fand statt vom 1. bis 7.

September 1984.

FÜR SIE GELESEN

Antiemetische Wirkung von Dexamethason

Bei 42 Krebspatienten wurde in einer randomisierten Doppel- blindstudie die antiemetische Wir- kung von Dexamethason im Ver- gleich zu Prochlorperazin unter Chemotherapie (ohne Cisplatin) untersucht. Unter Dexamethason traten signifikant weniger Schwin-

del und Erbrechen als unter Prochlorperazin auf (Schwindel:

p < 0,02; Erbrechen: p < 0,03).

Von 25 Patienten mit Dexametha- son-Therapie waren 14 schwindel- frei. Bei 29 Patienten unter Dexa- methason kam es zu keinem Er- brechen, unter Prochlorperazin trat nur bei 18 der Patienten kein Erbrechen auf. Die häufigste Ne- benwirkung war Somnolenz (bei 60 Prozent unter Prochlorpera-

zin-, bei 12 Prozent unter Dexa- methason-Therapie). Bei der Be- handlung mit Dexamethason war auch die Appetitminderung gerin- ger. Dexamethason bei Che- motherapie ohne Cisplatin scheint ein effektives und siche- res Antiemetikum zu sein. dpe

Markmann, M. et al.: Antiemetic Efficacy of De- xamethasone, The New England Journal of Medicine 311 (1984) 549-552, Dr. Ettinger at the Johns Hopkins Oncology Center, 601 N, Wolfe St., Baltimore, MD21205, USA

192 (72) Heft 4 vom 23. Januar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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