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Archiv "Diagnose- und Therapiestandards: „Handlungskorridore“ für den Arzt" (17.10.1997)

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Jedes Jahr sterben in Deutsch- land an Influenza, meist in Zusam- menhang mit einer schweren Grun- derkrankung, etwa 10 000 bis 30 000 Menschen. Zum Vergleich: Im Jahr 1995 kamen bei Luftfahrtunfällen 76 Menschen ums Leben. Diese Zahlen nannte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer Ende September vor Journalisten in Bonn.

Bis vor kurzem sei man davon ausgegangen, „daß der lange Kampf um die Ausrottung der Infektions- krankheiten fast gewonnen sei“, so der Minister. In ihrem Jahresbericht 1996 habe die Weltgesundheitsorga- nisation jedoch festgestellt, daß von Infektionskrankheiten nach wie vor eine ernsthafte Bedrohung ausgehe.

Seehofer appellierte deshalb an die Bevölkerung, fehlende Impfungen beispielsweise gegen Diphtherie re- gelmäßig auffrischen zu lassen und von den freiwilligen Impfmöglichkei- ten mehr Gebrauch zu machen.

Der Gesundheitsminister kün- digte außerdem an, daß demnächst ein neues Infektionsschutzgesetz das 35 Jahre alte Bundesseuchengesetz ablösen soll, das den Anforderungen nicht mehr genüge. Zielsetzungen des neuen Gesetzes seien eine verstärkte Prävention übertragbarer Krankhei- ten, ein verbessertes infektionsepide- miologisches Meldesystem sowie die Schaffung einer zentralen Koordinie- rungsstelle (dazu DÄ, Heft 38/1997).

Prof. Dr. med. Walter Brandstädter,

Vizepräsident der Bundesärztekam- mer (BÄK), und Dr. med. Ulrich Oesingmann, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), warnten ebenfalls davor, die Gefahren durch Infektionskrankhei- ten zu unterschätzen. Zu einer Ver- meidung von Massenkrankheiten führten hohe Impfungsraten, betonte Brandstädter. So konnten zum Bei- spiel die Pocken durch entsprechende Programme weltweit ausgerottet wer- den. Nach Angaben von Brandstädter habe der BÄK-Vorstand bereits Ende August beschlossen, nach Wegen zu suchen, die über bestehende berufs- rechtliche Regelungen hinaus einem größeren Kreis von Ärzten qualitäts- gesicherte Impfungen ermöglichen sollten. Auf diese Weise könnten zum Beispiel niedergelassene Pädiater bei Impfungen der Kinder gleichzeitig auch die erwachsenen Begleitperso- nen mitimpfen. Die KBV habe sich bereits seit längerem dafür eingesetzt, bestehende berufsrechtliche Hinder- nisse für eine fachgebietsübergreifen- de Impfung zu beseitigen. Kli

A-2706 (26) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 42, 17. Oktober 1997

P O L I T I K AKTUELL

Infektionskrankheiten

Prävention durch Schutzimpfungen

Die Frage, wie in Zukunft trotz finanzieller Einschränkung die medi- zinische Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden kann, war The- ma des Symposiums „Diagnose- und Therapiestandards in der Medizin“

des Instituts für Gesundheits-System- Forschung im Bonner Wissenschafts- zentrum. Tenor vieler Referenten war, daß wegen der knappen Ressour- cen nicht mehr alle medizinisch mögli- chen Maßnahmen finanzierbar seien.

Deshalb rückten Therapie- und Dia- gnosestandards immer mehr in den Vordergrund.

Es wurde jedoch kritisiert, daß der Einfluß der Hochschulmedizin auf die Erstellung der Standards rela- tiv groß sei. Das führe zwar zu einem hohen wissenschaftlichen Niveau, doch seien die Vorgaben im Bereich

der ambulanten Versorgung oft nicht zu realisieren. Gegensätzliche Mei- nungen gab es auf die Frage, wer Leit- linien aufstellen solle. Von ärztlicher Seite (Prof. Dr. med. Christoph Fuchs, Bundesärztekammer) wurde betont, Leitlinien zur ärztlichen Berufspolitik seien innerärztlich zu entwickeln. An- dererseits wurde gefordert, niederge- lassene Ärzte, die pharmazeutische Industrie, die Krankenkassen und Apotheker sollten bei der Erstellung der Therapie- und Diagnosestandards mitwirken.

Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oer- linghausen empfahl, das Verfahren der Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft, bei dem im Kon- sens wissenschaftlich begründete und praxisorientierte Therapieempfehlun- gen entständen. Kritisch äußerte sich

aus Sicht der Pharmaindustrie Prof.

Dr. med. Michael Habs. Die Metho- den zur Entwicklung von Leitlinien seien noch nicht genügend entwickelt.

Dr. med. Ulrich Oesingmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, wies darauf hin, daß häufig verschiedene Leitlinien zu identischen Versor- gungsproblemen nebeneinander exi- stieren. Er forderte, Clearing-Verfah- ren zu etablieren, bei denen die unter- schiedlichen Leitlinien miteinander abgeglichen werden. Leitlinien sollten den Arzt nicht in seiner Therapiefrei- heit einschränken. Nach Auffassung von Dr. rer. nat. Gerd Glaeske, Leiter der Grundsatzabteilung der Barmer Ersatzkasse, bieten sie dem Arzt viel- mehr „Therapiekorridore“ an, in de- nen er im Rahmen seiner Thera- piefreiheit notwendige und nützliche Verfahren auswählen kann.

Prof. Dr. med. Fritz Beske, Direk- tor des Instituts für Gesundheits-Sy- stem-Forschung (Kiel), forderte von der Politik Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Anwendung von Therapiestandards, die den Interessen aller Beteiligten entsprechen. dh

Diagnose- und Therapiestandards

„Handlungskorridore“

für den Arzt

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