Zur Fortbildung Aktuelle Medizin KONGRESS-BERICHT
erhöhungen sind bekannt. Bei ent- sprechenden Risikopatienten (Dia- betikern, Alkoholikern, adipösen Pa- tienten, Patienten mit bekannter Fettstoffwechselstörung) kann es zum Anstieg der Triglyceride kommen.
Ein kanzerogener Effekt kann der- zeit ausgeschlossen werden. Die Präparate scheinen im Gegenteil möglicherweise eher eine Karzinom- protektive Wirkung zu haben.
Diagnose und Therapie des Asthma bronchiale
Bericht über ein internistisch-psychosomatisches Symposium in Schömberg, Kreis Calw
Carl U. Müller-Gmelin
Pathologisch-physiologische Grundlagen
Konietzko, Ruhrlandklinik, Essen, definierte das Asthma als einen durch erhöhte Reizbarkeit der Luft- wege anfallsweise auftretenden krampfartigen Verschluß. Störungen der Schleimsekretion, das An- schwellen der Schleimhäute in den Bronchien sind häufig allergische Reaktionen oder Störungen im Be- reich des Nervensystems. Entzün- dungen im Bronchialbereich kön- nen auch auf bakteriellen Infekten beruhen.
Bei länger bestehender Neigung zu Asthmaanfällen werden oft Lunge und Herz in Mitleidenschaft ge- zogen; Bronchiektasen sind die Folgen.
Psychosomatische Grundlagen Kutter, Institut für Psychoanalyse der Goethe-Universität, Frankfurt am Main, legte den asthmatischen Anfällen unbewußte, oft schon in der Kindheit überkommene Ängste zu- grunde. Mangelnde Zuwendung, Liebesentzug, Trennung oder der Tod von Bezugspersonen lösten Neurosen aus, die wieder verdrängt würden. Depression oder aus Selbsterhaltungstrieb aufkommen- de Aggression sind zwei der schein- bar gegensätzlichen Spätreaktionen auf Ängste. Der Asthmatiker hat meist ein übertriebenes Pflichtbe- wußtsein und einen Hang zur Per- fektion. Er sucht einerseits mensch- liche Nähe und andererseits Distanz, um sich nicht zu verlieren. Dieser Dualismus der Seelenkräfte kann zu erheblichen Störungen führen, die sich in Asthmaanfällen auswirken können.
Klinik und
medikamentöse Therapie
Schmidt, Asthma-Klinik, Bad Rei- chenhall, referierte über die Wir- kung altbekannter und neuer krampflösender Medikamente wie Aerosole und Kortisone. Der Arzt sollte dem Asthmatiker die Selbstbe- dienung mit Dosier-Aerosolen ver- traut machen. Zur rechten Dosie- rung seien teilbare Tabletten den unteilbaren Dragees vorzuziehen oder durch Hubzahl regulierbare Sprays zu verordnen.
Psychotherapie
Köhle, Abteilung Psychosomatik der Universität Ulm, gelang durch Psy- choanalyse der Abbau frühkindli- cher Ängste, die Klärung seelischer Konflikte, die Lösung von Zwängen und dadurch auch von Asthma- krämpfen. Zur präventiven Therapie gehören aber auch Medikamente und Tranquilizer. Hier ist die richtige Dosierung wichtig.
Familienperspektive
Frau Parinelli, Abteilung Psychoso- matik, Universitätsklinik Frankfurt am Main, kam zu der Feststellung, daß die Familie des Asthmatikers aus psychosomatischer Sicht häufig nicht intakt ist. Bei Kindern, die an Asthmaanfällen litten, seien Diagno- se und Therapie auf die Familie aus- zudehnen. Sie erläuterte die psychi- schen Zusammenhänge in bezug auf die Familienbelastungen. Durch vor- und nachsorgende Familienbe- treuung kann man helfen, Anfalls- wiederholungen zu vermeiden.
Dr. phil. Carl U. Müller-Gmelin Poststraße 37, 7542 Schömberg Der im Tierversuch nachgewiesene
teratogene Effekt wurde bereits er- wähnt.
Perspektiven
Die zukünftige Entwicklung wird, das ist bereits jetzt abzusehen, eine Reihe weiterer Retinoide mit stärke- rer Wirkung und weniger Nebenwir- kungen bringen, zum Teil Substan- zen, die auf bestimmte Erkrankun- gen „spezialisiert" sind.
Durch individuelle Dosierung und durch die Kombination mit anderen therapeutischen Methoden (zum Beispiel UV-Licht, Psoralen-Ultravio- lett-A (PUVA), Dithranol, Kortiko- iden), die derzeit schon praktiziert werden, kann die Behandlungsdau- er der Schuppenflechte verkürzt und die rezidivfreie Zeit verlängert werden.
Wie das Symposium zeigte, hat die neue, sehr differente und deshalb sehr differenziert anzuwendende Stoffgruppe der Retinoide in der Be- handlung einiger Dermatosen, dar- unter auch solcher, die bisher thera- peutisch nicht oder nur sehr schwer zugänglich waren, neue Perspekti- ven eröffnet.
Weiter zeichnet sich die Möglichkeit ab, daß diese Präparate aufgrund ih- rer antiproliferativen Wirkung ihren Einzug auch in andere Gebiete der Medizin halten werden, speziell in die Onkologie.
Dr. med. Magdalena Schulz-Kopetz Universitätshautklinik
Langenbeckstraße 1 6500 Mainz
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 7 vom 12. Februar 1981 281