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Archiv "DROGENPOLITIK: Zynische Formulierungen vermeiden" (29.11.1990)

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Ausgabebuch für Ärzte und Zahnärzte

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DROGENPOLITIK

Zu dem Beitrag „Drogenpoli- tik: Statt Entwöhnung Verwöh- nung" von Heinz Knapp in Heft 36/1990:

Zynische Formulierungen vermeiden

Ob wir wollen oder nicht, angesichts der von Jahr zu Jahr steiler ansteigenden Zahl von Drogentoten muß etwas geschehen. Insofern verstehe ich den nordrhein- westfälischen Gesundheitsmi- nister, der jetzt auch L-Pola- midon einsetzen will, und zwar sehr gut kontrolliert und differenziert. Wie jede Therapie, so hat auch die L-Polamidon-Substitution ih- re klar abgrenzbare Indikati- on und genau festgelegte Konditionen, unter denen sie durchgeführt werden kann.

Hier ist richtigzustellen, daß L-Polamidon, zur Substituti- on angewendet, die Gier zu unterdrücken vermag, ohne zu sedieren, ohne eine „Matt- scheibe" oder eine „Eupho- rie" zu erzeugen. Ich kann mir kaum vorstellen, daß Herr Knapp andere Erfah- rungen hat. Es kommt darauf an, die Dosis sehr sorgfältig zu titrieren, und das erfordert täglich eine genaue Beobach- tung und Einstellung und ist kein „Deal", sondern eine schwierige und aufwendige ärztliche Behandlung, die mehr verlangt als nur die Verabreichung von L-Polami- don. Meine Patienten sind voll arbeitsfähig, haben kei- nen Nebenkonsum von ande- ren Drogen, unterziehen sich freiwillig der zweimal wö- chentlichen unverhofften Harnkontrolle und haben sich körperlich, psychisch und gei- stig ganz entscheidend zu ih- rem Vorteil verändert.

Insofern ist diese Therapie in einem Umfang erfolgreich, wie man es sonst nur selten findet. Das berichten auch andere Kollegen, die ei- ne Substitutionsbehandlung durchführen. In USA sind von 90 000 mit Methadon substituierten Patienten etwa 60 000 sozial voll integriert.

Die Substitution von He- roin durch L-Polamidon ist etwas anderes als der Ersatz von Bier durch Wein bei Al- koholikern, den Herr Kollege Knapp vergleichsweise an- führt.

Bei L-Polamidon oral ist der Abstand zwischen wirksa- mer und tödlicher Dosis groß, beim Heroin i. v. sehr klein.

Todesfälle durch L-Polami- don sind daher selten, durch Heroin sehr häufig. Dazu kommen die vielfältigen Ge- fahren durch Bakterien, Vi- ren und toxische Begleitstof- fe, die bei der i. v. Injektion sehr groß, bei oraler Gabe sehr klein sind. Und schließ- lich ist nicht zu vergessen, daß viele Langzeitabhängige keine einzige nicht thrombo- sierte Haut- oder Unterhaut- vene mehr besitzen und da- her in die Femoralvene sprit- zen. Selbstverständlich tref- fen sie dabei häufig die dicht daneben liegende Arterie.

Auf die Folgen derartiger Fehlinjektionen brauche ich nicht einzugehen, sie können lebensgefährlich sein.

Ich könnte die Substituti- onsbehandlung bei strenger Indikationsstellung, sorgfälti- ger Einstellung, ständiger Anpassung der Dosierung an das untere Limit und Über- wachung des Nebenkonsums mit Hilfe von Urinkontrol- len nicht als „schrankenloses Entgegenkommen" bezeich- nen. Ich würde auch nicht von „Verwöhnungsstrategie"

sprechen und andere zynische Formulierungen vermeiden, weil sie zur Verniedlichung eines sehr ernsten Problems beitragen. Sollte auf dem Ge- biet der Substitutionsbehand- lung von Drogensüchtigen nicht doch eine intensivere Forschung in Gang gesetzt werden? Herr Knapp hat recht, wir wissen noch nicht einmal genügend über die Pharmakokinetik von L-Pola- midon. Nur die Forschung kann auf diesem Gebiet wei- terhelfen. Aber solange die Anwendung von L-Polami- don auch da stark einge- schränkt ist, wo sie angezeigt wäre, wird sich kein Wissen- schaftler finden, der seine Ar-

Straße Datum, Unterschrift

Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten. A-3800 (12) Dt. Ärztebl. 87, Heft 48, 29. November 1990

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beitskraft investiert, und kein Sponsor, der Geld dafür aus- gibt. Die erforderlichen Mit- tel müßten in erster Linie aus dem Staatssäckel kommen.

Vorher müßten die Politiker, die dieses Geld zu vergeben haben und die notwendigen gesetzlichen Veränderungen beschließen müßten, über- zeugt werden, daß es sich um ein wichtiges Gesundheits- problem unserer Zeit han- delt. Dazu können Artikel, in denen mit leichter Feder die Initiativen von Politikern zu- rückgewiesen werden, nicht beitragen.

Prof. Dr. H. Kewitz, Insti- tut für Klinische Pharmakolo- gie der Freien Universität Berlin, Universitätsklinikum Steglitz, Hindenburgdamm 30, 1000 Berlin 45

Bereitschaft zum Verzicht geschwächt

Seit 1987 werden die Ab- hängigen von einer zielgerich- teten Behandlung mit „Ent- zug — Entwöhnung — Nachsor- ge" abgelenkt durch höchst eigenwillige Konzepte, die je- den Arzt, der in der Behand- lung Drogenabhängiger er- fahren ist, erschrecken müs- sen.

Der Drogenentzug geht mit Beschwerden einher, die jenen einer Grippe ähneln.

Der Höhepunkt im Falle von Heroin ist bereits nach 36 Stunden überwunden. Der Methadon-Entzug dauert we- sentlich länger. Allerdings wissen wir ja schon bereits seit über zehn Jahren, daß die jungen Drogenkonsumenten einen Mehrfachkonsum be- treiben. So wird der Opi- atentzug in der Klinik häufig zunächst durch Benzodiaze- pine kaschiert.

Für die pharmakologische Dämpfung von körperlichen Entzugsbeschwerden und zur Schlafförderung hat sich bei uns die Gabe niederer Do- sen von Promethazin oder Chlorprothixen bewährt. Ein Teil der Abhängigen kommt aber nach wie vor ohne jegli- che Medikation aus. Wichtig ist die intensive ärztliche

Überwachung während der Entzugsbehandlung. Nahtlos anschließen sollte an einen Entzug die Entwöhnung, die nur dann ambulant riskiert werden kann, wenn die sozia- le Einbindung des Betreffen- den noch gegeben ist.

Die Gabe von Methadon über einen gewissen Zeit- raum kann nicht als Entzug bezeichnet werden, auch wenn dies in fallenden Dosen geschieht. Man bedenke nur die lange Halbwertzeit.

Es kann nie zu früh sein, den Suchtmittelabhängigen in die Verantwortung für seine Gesundheit miteinzubezie- hen. Dies ist aber nicht mög- lich, wenn Ärzte, die ja Ge- sundheitserziehung leisten sollen, den süchtigen Bedürf- nissen immer entgegenkom- men.

Es ist erschreckend, wie bereitwillig Gelder für wirk- lichkeitsfremde Studien zur Verfügung gestellt werden, wohingegen die Stationen und Kliniken, welche die mühsame Arbeit des Entzugs und der Entwöhnung leisten, keine ausreichenden Mittel erhalten.

Da die Drogenabhängig- keit eine Massenerscheinung ist, hat auch alles, was in die- sem Bereich geschieht, eine Breitenwirkung. Wenn stel- lenweise Ärzte und Kliniken die begehrten Drogen abge- ben, schwächen sie die Be- reitschaft zum Suchtmittel- verzicht generell.

Dr. med. Sigrid Schuler, Ärztliche Direktorin des Be- zirkskrankenhauses Parsberg II, Pfarrer-Fischer-Straße 8, 8433 Parsberg

Einseitiges Bild

Befremden und Beklem- mung habe ich beim Lesen des Beitrages „Entwöhnung statt Verwöhnung" gespürt, der sich mit dem Einsatz von Methadon in der Behandlung von Drogenabhängigen be- faßt. Unbestritten ist die fach- liche Diskussion auf der Sachebene noch lange nicht abgeschlossen und wird wei- terhin und auch kontrovers

geführt werden müssen. Hier- auf kann in der Kürze eines Leserbriefes kaum eingegan- gen werden — auch wenn mich zum Beispiel die Auswertung des damaligen Methadon- Substitutions-Versuches in Hannover beeindruckt, so- wohl durch die hohe Überle- bensrate der Probanden, die beachtliche soziale Aufwärts- entwicklung der meisten Nachbefragten und deren persönliche Beurteilung, daß die damalige Substitutions- phase rückblickend ein ganz wichtiger Schritt im Rehabili- tationsprozeß war, auch wenn sie dies damals nicht begrei- fen konnten und es zunächst einmal zum frustrierenden Programmabbruch kam. Das Überleben der Behandelten empfinde ich als eindeutig überzeugendes Argument in der Fachdiskussion.

Befremden und Beklem- mung löste bei mir jedoch we- niger der argumentative Standpunkt des Autors aus als vielmehr der Tenor des Beitrags, die Wortwahl, das mich stellenweise fast zynisch anmutende Ausmalen der Bilder.

Dies halte ich bei aller zu- gestandenen und notwendi- gen Kritiklust für fatal und unangemessen der Ernsthaf- tigkeit des Problems und der Tragik, die es für die Betrof- fenen hat. Der Abhängige wirkt und agiert zwar auf der Erscheinungsebene oft ge- nußsüchtig, verantwortungs- los, gierig nach Fremdversor- gung und anderem mehr, nur steht in jedem Fall dahinter ein Mensch in höchster Not, der aus der ihm unerträglich erscheinenden Realität zu fliehen versucht und dabei ei- nen vermeintlichen Flucht- weg gewählt hat, der sich als trügerisch erweist und poten- tiell tödlich endet.

Dieser traurige, tödliche Aspekt des Suchtproblems wird vom Autor mit zynisch- polemischen Formulierungen

— „möglichst geringe Belästi- gung", „Lustmotto solcher Entzugsstationen", „wohlige Versorgung", „Methadon-ge- dopt", „Methadon-Abfütte- rung", „auf Wasserbetten

aalen" usw. usw. — geradezu weggewischt.

Ich wünsche mir von ei- nem Suchtexperten, welchen Standpunkt er auch immer in der theoretischen Diskussion einnimmt, daß er — zumal in der öffentlichkeitswirksamen Darstellung — diese Seite des Problems miteinbezieht und nicht schlicht das einseitige Bild vom verantwortungslo- sen, genußsüchtigen Drogen- abhängigen zeichnet, offen- sichtlich ohne Sensibilität da- für, daß damit auch ein Stück dazu beigetragen wird, alt- bekannte Abwertungen und Vorurteile zu bestätigen und zu verfestigen mit allen dar- aus folgenden bedenklichen Konsequenzen zu Lasten der Gruppe der Betroffenen.

Dr. med. Jost Fischer, In- ternist/Psychotherapie, Lei- tender Arzt der Fachklinik Sozialtherapeutisches Zen- trum für Suchtkranke, Hum- melsbütteler Hauptstraße 15, 2000 Hamburg 63

Zustimmung

Den Darlegungen von Herrn Knapp stimmte ich an- hand eigener Erfahrungen, die bis in die Einführungszeit von Methadon zurückrei- chen, vollauf zu. Allerdings sollte, da mit Suchtproblemen nicht ausschließlich Medizi- ner befaßt sind, schärfer als in der oben genannten und in vielen anderen Stellungnah- men ganz klar hervorgehoben werden, daß das erstmals 1941 synthetisierte Methadon

• keinerlei Heileffekte besitzt, wohl aber nicht selten unerwünschte Begleiterschei- nungen hervorruft,

• zwar seit mehr als 40 Jahren unter dem Namen Po- lamidon als Narkoanalepti- kum bei uns im Handel ver- fügbar ist, jedoch bereits seit 1954 dem Betäubungsgesetz unterliegt,

• bei akut notwendigem Entzug wegen Gefährdung des Kranken Klinikbehand- lung erfordert, während unter Leitung eines Sozialarbeiters, nicht eines Arztes, stehen- de Entgiftungsstationen aus A-3802 (14) Dt. Ärztebl. 87, Heft 48, 29. November 1990

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