DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Biologische Mediatoren in der Medizin
tro synergistische Antitumor-Akti- vitäten, so daß eine Kombination dieser Faktoren, möglicherweise auch mit Chemotherapeutika sich als sehr wirksam erweisen könnte (M. Palladino, Genentech, San Francisco, USA).
Stimulatoren der Hämatopoese Biologische Mediatoren von gro- ßem potentiellem klinischen Nut- zen sind die stimulatorischen Fak- toren der Hämatopoese, insbeson- dere die koloniestimulierenden Faktoren (CSF), so genannt nach deren Nachweismethode als wachstumsfördernde Substanzen für Stammzellen des blutbilden- den Systems in vitro. Die erste kli- nische Erprobung von CSF erfolg- te mit natürlichem, aus mensch- lichem Urin aufgereinigtem CSF (CSF-HU) bei Patienten mit che- motherapeutisch behandelten urologischen Tumoren (K. Moto- yoshi, Jichi Medical School, To- kyo, Japan). Infusionen von CSF- HU reduzierten signifikant Dauer und Ausmaß der durch Chemothe- rapie induzierten Leukopenie. Da- her erscheint ein partieller Schutz vor den Folgen konventioneller Chemotherapie oder eine Dosis- steigerung der Zytostatika mit dem Ziel höherer Ansprechraten vorstellbar.
Mehrere andere menschliche CSF verschiedener Spezifitäten, das heißt für Granulozyten, Monozy- ten, Erythrozyten oder andere Zell- reihen des Knochenmarks, sind seit kurzem als rekombinante Fak- toren und somit in großen Quanti- täten verfügbar. So zeigte huma- nes pluripotentes granulozytenak- tives CSF in Maus und Hamster bereits in vivo Aktivität durch In- duktion von Granulozytose (L.
Souza, AMGen, Thousand Oaks, Kalifornien, USA), und in vitro stammzellvermehrende und gra- nulozytenaktivierende Eigen- schaften auf menschlichen Zellen (E. Platzer, Erlangen). Ferner indu- zierte dieses CSF in vitro die termi- nale Differenzierung leukämischer Zellinien (M. Moore, New York).
Humanes makrophagen-aktives CSF stimulierte Makrophagen zur Sekretion von Interferon, Tumor- Nekrose-Faktor und CSF und die tumorizide Wirkung von Makro- phagen in vitro (P. Ralph, CETUS, Emeryville, Kalifornien, USA).
Auch in der Therapie nichtmali- gner Erkrankungen könnten Sti- mulatoren des blutbildenden Sy- stems in Zukunft einen wesent- lichen Beitrag leisten. So führte granulozyten- und makrophagen- aktives GM-CSF bei trypanoso- men-infizierten Mäusen zu einer starken Abnahme der Parasitämie (C. Henney, lmmunex, Seattle, USA). Rekombinantes humanes Erythropoietin, ein den CSF ver- wandter Stimulator der Hämato- poese, induzierte in einem Rat- tenmodell der chronischen Ur- ämie einen Anstieg des Hämato- krit, so daß eine Rolle in der Be- handlung der Anämie bei chroni- schem Nierenversagen möglich erscheint (J. Egrie, AMGen, Thou- sand Oaks, Kalifornien, USA).
Erst die gentechnologische Pro- duktion von Stimulatoren der Hä- matopoese erlaubt die Herstel-
Die Sicherheit oraler Kontrazeptiva bei Epilepsie
Orale Kontrazeptiva wurden bis- lang nicht mit einer Verschlimme- rung einer bestehenden Epilepsie in Zusammenhang gebracht. Es liegen keine klinischen Studien zum wissenschaftlichen Nachweis über eine Verschlechterung von Anfällen durch orale Kontrazep- tion bei Frauen mit Anfallsleiden vor; in einigen Fällen konnte eine Verbesserung der Anfallshäufig- keit festgestellt werden. Der wich- tigste Punkt bei der oralen Kontra- zeption in dieser Gruppe besteht in der Wirksamkeit der Konzep- tionsverhütung. Die Fehlerraten sind größer bei Frauen, die enzym- fördernde Antiepileptika einneh-
lung von monoklonalen Antikör- pern, die eine In-vitro-Diagnostik einer möglichen endogenen Min- derproduktion dieser Faktoren und damit eine adäquate Substi- tutionsbehandlung ermöglichen dürften. Darüber hinaus zeigen Tierversuche eine potentielle Rol-
le für die Therapie mit CSF in kli- nischen Situationen wie Strahlen- behandlung oder Knochenmarks- transplantation an.
Für die Zukunft ist zu erwarten, daß die Interaktion von Molekular- und Zellbiologen sowie Klinikern eine Fülle von Einsatzmöglich- keiten für Lympho- und Zytokine in der biologisch vermittelten Kon- trolle von Erkrankungen bei Tier und Mensch eröffnen wird.
Dr. med. Erich Platzer Institut und Poliklinik für Klinische Immunologie und Rheumatologie der Universität Erlangen-Nürnberg (Direktor: Professor Dr. med.
J. R. Kalden)
Krankenhausstraße 12 8520 Erlangen
men. Der Umfang des steigenden Stoffwechsels an Östrogen- und Progesteron-Komponenten ist höchst variabel und bei jeder ein- zelnen Patientin unvorhersehbar.
Die Anwendung höherer Dosen steigert zwar den Konzeptions- schutz, erhöht jedoch ebenfalls das Risiko an Nebenwirkungen, beson- ders bei den Frauen, bei denen eine Enzyminduktion nicht erfolgt. Die Stärke der Hormontabletten sollte bei Einnahmebeginn individuell abgeklärt werden. Einige Frauen benötigen höhere Dosen füreinesi- chere Kontrazeption. Lng
Mattson, R. H.; Cramer, J. A.; Darney, P. D.;
Naftolin, F.: Use of Oral Contraceptives by Wo- men With Epilepsy, JAMA Vol. 256, No. 2 (1986) 238-240.
Ms. Cramer, Epilepsy Center/127, Veterans Ad- ministration Medical Center, West Spring Street, West Haven, CT 06516, U.S.A.
FÜR SIE GELESEN
Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 46 vom 12. November 1986 (57) 3203