• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Weniger Bürokratie in Praxen und Kliniken: Vereinfachen, angleichen, abschaffen" (24.09.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Weniger Bürokratie in Praxen und Kliniken: Vereinfachen, angleichen, abschaffen" (24.09.2004)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

T

ransportschein ist viel zu umfang- reich – abschaffen! Physiotherapie- formular vereinfachen. Anfragen der Krankenkassen zu Arbeitsunfähig- keit sollten verboten werden. Merkblatt über die vertragsärztliche Versorgung hat 31 Seiten. Warum sagt man nicht:

Hier gilt die GOÄ?“ So lauten vier von 370 (zum Teil gleichen) Verbesserungs- vorschlägen zum Bürokratieabbau in Arztpraxen. 261 E-Mails haben nieder- gelassene Ärztinnen und Ärzte inner- halb von sechs Wochen an die Kas- senärztliche Bundesvereinigung (KBV) geschickt. Die hatte Ende Juli

einen „Bürokratie-Pranger“

im Internet geschaffen und aufgerufen, kritische Punkte anzusprechen und Verbes- serungsvorschläge zu unter- breiten.

Zufrieden mit dieser ersten Resonanz ist Diplom-Medizi- ner Ingolf Otto, Vorsitzender des vom KBV-Länderaus- schuss einberufenen Entbüro- kratisierungsausschusses. Es sei erst einmal „ein großer Wust“, bekennt Otto, zugleich stellvertretender Vorsitzen- der der KV Mecklenburg- Vorpommern. Die meisten Änderungswünsche betreffen

den Bereich Formulare und Vordrucke.

Aber auch Ideen zu Vereinfachungen bei Disease-Management-Programmen, der Praxisgebühr oder der Zusammenar- beit mit den Krankenkassen wurden ge- mailt. Wünsche wie die, den neuen Ein- heitlichen Bewertungsmaßstab gar nicht erst einzuführen oder die ICD-10-Ko- dierung abzuschaffen, bringen Otto nicht aus der Fassung. „Es war mir klar, dass viel Frust abgeladen wird“, sagt er.

Es gebe aber zahlreiche Vorschläge, die man angehen könne.

Und womit soll es nun losgehen? Als Erstes, erläutert Otto, will die KBV mit Vertretern der Krankenkassen darüber verhandeln, ob das in die Kritik gerate- ne Krankentransport-Formular nicht ganz abgeschafft werden kann. Bis Ende des Jahres muss es sowieso überarbeitet werden. Weiterhin hat der Entbürokra- tisierungsausschuss am 17. September beschlossen, sich für eine Vereinfachung bei den Krankmeldungen einzusetzen (Muster 17). Dritter Ansatzpunkt ist die geplante separate Notdienstquittung bei der Praxisgebühr. Hier will Otto bei

den Krankenkassen dafür werben, dass sie nicht eingeführt wird.

Der Länderausschuss hat zudem ent- schieden, dass der Entbürokratisie- rungsausschuss beteiligt werden soll, wenn der Gemeinsame Bundesaus- schuss an neuen Richtlinien feilt. Die Geschäftsführung der KBV will ihm Beschlussentwürfe frühzeitig zuleiten, damit er noch Empfehlungen zur Büro- kratievermeidung geben kann.

Das Thema Bürokratieabbau im Ge- sundheitswesen beschäftigt zurzeit nicht

nur die KBV. Auch die Gesundheitsmi- nisterkonferenz der Länder hat sich im Juni damit befasst. Dokumentation im Gesundheitswesen sei notwendig, ihre Ausgestaltung gebe aber teilweise An- lass zur Sorge, befanden die Minister und Senatoren. Sie halten es für notwendig,

„das medizinische Personal von nicht zwingend notwendigen Dokumentati- onspflichten zu entlasten, um die vor- handenen Ressourcen besser für die me- dizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten nutzen zu können“. Vor- schläge soll bis Mitte 2005 eine Ar- beitsgruppe unter Federfüh- rung von Rheinland-Pfalz und Sachsen erarbeiten.

Die sächsische Gesund- heitsministerin Helma Orosz (CDU) rief prompt dazu auf, ihr Ideen zu unterbreiten.

Dem kam die KV Sachsen Mitte September nach. Kern des Übels seien gesetzliche Regelungen, die nicht daran gemessen würden, wie man sie am besten im täglichen Leben umsetzen könne, sondern dar- an, wie man den Bundesrat am besten umgehen könne, kriti- sierte der KV-Vorsitzende Dr.

med. habil. Hans-Jürgen Hom- mel. In einem Brief mit Vor- schlägen forderte er: „Aufwand, der kei- nen Nutzen bringt, muss entfallen.“

Kurz zuvor hatte bereits die Sächsi- sche Landesärztekammer eine umfang- reiche Sammlung an Formularen und Schriftstücken zur Anschauung an Orosz‘ Ministerium übergeben. „Fast 40 Prozent unserer Arbeitszeit verbringen wir mit Verwaltungsvorgängen. Es muss gelingen, eine Vielzahl von unnötigen Dokumentationen abzuschaffen“, ver- langt Kammerpräsident Prof. Dr. med.

habil. Jan Schulze. In einem Katalog hat P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3924. September 2004 AA2577

Weniger Bürokratie in Praxen und Kliniken

Vereinfachen, angleichen, abschaffen

Die KBV greift Ideen vom „Bürokratie-Pranger“auf. Die BÄK hat eine Arbeitsgruppe Dokumentation eingerichtet. Die Gesundheitsminister der Länder wollen, dass wieder

mehr versorgt als kodiert wird – Vorhaben zum Bürokratieabbau häufen sich.

Mit der Entbürokratisierung in Praxen und Kliniken befassen sich zurzeit die KBV, eine Arbeitsgruppe Dokumentation der Bundesärz- tekammer und die Gesundheitsministerkonferenz der Länder.

Foto:Peter Wirtz

(2)

die Kammer die gravierendsten Aus- wüchse aufgelistet. Kritisiert werden vor allem die neue Heilmittelrichtlinie, der Krankentransportschein und zu um- fangreiche Aufklärungsbögen oder Ein- verständniserklärungen. Viele Formula- re hätten sich durch die Gesundheitsre- form in ihrem Umfang verdoppelt, heißt es. In anderen Fällen ärgern sich Ärzte über unterschiedliche Anforderungen zu ein und demselben Thema. So genügt manchen Krankenkassen ein einseitiges Antragsformular bei Kuren, während andere vier Seiten ausgefüllt haben wol- len. Von den Krankenhausärzten werde die tägliche Feststellung sowie Meldung der Pflegekategorie je Fall als Belastung empfunden, schreibt Schulze. Dass sich schnell etwas ändert, glaubt man in Dresden allerdings nicht. Pressespre- cher Knut Köhler verweist darauf, dass viele Details zu prüfen seien. Deshalb habe man vorgeschlagen, eine Exper- tengruppe zu gründen, in der auch die Krankenkassen vertreten sind.

In Rheinland-Pfalz hat die Entbüro- kratisierungsarbeit ebenfalls erst begon-

nen. Die dortige Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) hat wie Amtskolle- gin Orosz die Landesärztekammer und die KV Rheinland-Pfalz angeschrieben und um Vorschläge gebeten. Ein erstes Treffen einer Arbeitsgruppe sei ange- setzt, berichtet Pressesprecherin Beate Fasbender-Döring. Mit Ergebnissen ist jedoch nicht vor dem Frühjahr zu rech- nen. Die Landesärztekammer Rhein- land-Pfalz wiederum will nicht nur in der Ministeriumsarbeitsgruppe mitwirken, sondern wird eine eigene zum Thema Abbau von Bürokratie gründen.

Dass Entbürokratisierung in Praxen und Kliniken dem langen Bohren dicker Bretter gleicht, weiß auch die KBV. For- mulare seien schließlich das Ergebnis von Verträgen, verdeutlicht Otto, und die lassen sich nicht in kurzer Zeit und schon gar nicht einseitig von den Vertragsärz- ten ändern. Doch selbst wenn man sich mit den Krankenkassen rasch einig wür- de – die gemeinsame Selbstverwaltung ist an Recht und Gesetz gebunden und wird von Ministerien beaufsichtigt. Ent- scheidungen beispielsweise zur Vereinfa-

chung des Verwaltungsaufwands bei der Praxisgebühr wären deshalb ohne Zu- stimmung aus der Politik unmöglich.

Doch selbst kleinere Vorhaben wie die Abschaffung des Krankentransportfor- mulars gestalten sich vermutlich schwie- rig. „Hauptübel ist das Misstrauen, das die Politik und die Krankenkassen gegen uns hegen“, sagt Otto. Diese Einstellung führt seiner Meinung nach dazu, dass sich Ärzte und Ärztinnen im Arbeitsalltag immer umfangreicher rechtfertigen müs- sen. Die Folge ist eine ambulante medizi- nische Versorgung, die von bürokrati- schen Vorgaben durchzogen wird.

Dr. med. Bernhard Rochell, bisher stellvertretender Dezernent bei der Bundesärztekammer (BÄK) und ab dem 1. Oktober Honorardezernent bei der KBV, weiß von den Schwierigkei- ten, Bürokratie abzubauen. Es nutze aber nichts, mit Feindbildern im Kopf zu arbeiten, sagt er. Auch in Institutio- nen wie beispielsweise dem Medizini- schen Dienst der Krankenkassen werde über zu viel Bürokratie geklagt. Rochell gehört zur Arbeitsgruppe Dokumenta- tion, die der BÄK-Vorstand im Vorfeld des jüngsten Deutschen Ärztetags in Bremen eingesetzt hatte. Dort warb die Bremer Kammerpräsidentin Dr. med.

Ursula Auerswald, Vorsitzende der AG Dokumentation, für den Start eines Entbürokratisierungsprozesses (DÄ, Heft 22/2004). „Die ärztliche Belastung durch die täglich zunehmende Bürokra- tisierung ist zum ständigen Ärgernis ge- worden“, kritisierte Auerswald. Die De- legierten verabschiedeten in der Hanse- stadt einen Antrag, in dem es unter an- derem heißt: „Alle im Gesundheitswe- sen verantwortlichen Institutionen . . . werden aufgefordert, ihre Dokumenta- tionsansprüche und -pflichten kritisch zu hinterfragen und einer Sinnprüfung zu unterziehen.“ Die AG soll bis zum nächsten Ärztetag ein Konzept zur Op- timierung und Reduzierung von Doku- mentationen erarbeiten. Ein Gespräch mit den Spitzenverbänden der Kran- kenkassen und der Deutschen Kran- kenhausgesellschaft wegen des aktuel- len Fehlbelegungsverfahrens ist für En- de September vereinbart. Sabine Rieser P O L I T I K

A

A2578 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3924. September 2004

DÄ:Was hat der Internet- Aufruf der KBV an Ärztinnen und Ärzte bisher gebracht, Vorschläge zum Bürokratie- abbau einzureichen?

Otto:Bis Mitte Septem- ber haben sich fast 300 Ärz- tinnen und Ärzte gemeldet.

Wir haben offenbar eine Dis- kussionswelle angestoßen – sowohl bei den Ärzten wie bei der Selbstverwaltung.

DÄ:Wie bewerten Sie die Ideen der Ärzte?

Otto:Die Vorschläge um- fassen ein breites Spektrum:

Änderungen bei Formularen und Mustern, Verbesserungs- vorschläge bei Heil- und Hilfsmitteln, Arbeitsunfähig- keitsbescheinigungen, DMP.

Viele Ärzte haben auch ein- fach Frust abgelassen . . .

DÄ: . . . und vorgeschla- gen, KBV und KVen abzu-

schaffen oder eine Einheits- krankenkasse zu gründen . . . Otto:. . . das zeigt aber, wie groß das Problem ist.

DÄ: Gibt es Verbesse- rungsvorschläge, die relativ schnell aufzugreifen wären?

Otto:Etliche Ärzte kriti- sieren die neuen Formulare

für den Krankentransport. Da wollen wir ansetzen.

DÄ:Wie stellen Sie sicher, dass gute Ideen nicht in Schubladen verschwinden?

Otto:Der Länderausschuss verlangt, dass der Entbüro- kratisierungsausschuss ein- gebunden wird, wenn der Ge- meinsame Bundesausschuss Richtlinien erstellt. So will man verhindern, dass weitere einschneidende bürokratische Vorgaben auf die Ärzte zu- kommen.

DÄ:Was antworten Sie ei- nem Kollegen, der sagt: „Al- les nur Ankündigung, daraus wird doch nichts“?

Otto: Ich bin selbst Arzt und werde in meiner Praxis durch die überbordende Bü- rokratie belastet. Deshalb habe ich es mir auf die Fahne geschrieben, an dem Thema Entbürokratisierung dranzu- bleiben.

Dipl.-Med. Ingolf Otto ist stellvertretender Vorsit- zender der Kassenärztli- chen Vereinigung Meck- lenburg-Vorpommern. Er leitet den Entbürokratisie- rungsausschuss der Kas- senärztlichen Bundesver- einigung.

Foto:KV Mecklenburg Vorpommern

Nachgefragt

Vorschläge zum Abbau von Bürokratie werden gesam- melt unter: www.kbv.de/umfrage_entbuerokratisierung/

umfrage.htm

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Cardio Safe ist ein westen- taschengroßes Kästchen, das Hilfe und Diagnose für Herz- risikopatienten verspricht, je- doch Beruhigung bringt, wenn der Herzanfall gar kei- ner war..

Eine wesentliche Unterstützung dabei kann durch jeden EDV-interessierten Arzt er- folgen: Keine Kaufentschei- dung für einen Praxiscompu- ter, ohne daß Sie sicherge- hen, daß

Ihre bisheri- gen Erfahrungen in der Klinik sind positiv: „Am Anfang war es ein biß- chen schwierig, sich ein Aufgabenge- biet zu erkämpfen.. ,Die paar Etiket- ten können wir doch

Etwa 40 Prozent der nach dem Operationskatalog für ambulante Operationen (vom 1. April 1993) durchgeführten Anästhesien entfal- len auf Anästhesisten, weitere 40 Prozent

Tatsächlich ist es leider allerdings nicht so ganz selten, dass ärztliche/klinische Doku- mente an einigen Stellen, die zunehmend auch von den Juristen stärker beachtet wer-

In dieser werden auf Grundlage der Analysen und Planungen der Phase I konkrete Umsetzungsmaßnahmen zur Einführung des einrichtungsinternen QM er- griffen, indem alle Inhalte

Die Kriterien (Arbeitshöhen, Bildschirm, Tisch, Beinraum, ergonomische Körperhal- tung möglich, Kenntnisse ergonomische Arbeitsgewohnheiten) werden an keinem der Arbeitsplätze

Für besonders kleine Personen kann eine Fuß- stütze hilfreich sein, wenn ansonsten die Arbeits- höhen nicht anders angepasst werden können (Verstellhöhe 50 bis 110 mm;