S
ein kennt man viel besser eigenes Land als das Ausland und ist mit den heimischen Geset- zen und deutschen Gepflo- genheiten viel besser vertraut. Für manche Anle- ger entwickeln sich jedoch die Verhältnisse in ihrem eigenen Lande nicht so, wie sie es sich wünschen. Für sie mag es deshalb konsequent und vernünftig sein, wenn sie ihr Vermö- gen zum Teil im Auslan·d investieren. ln diesem Falle müssen sie jedoch den Sinn für die mögli- chen Gefahren von Aus- landsinvestitionen schär- fen.Wenn ausländische Regie- rungen den in deren Land erzielten Gewinn wieder abnehmen wollen, so be- sorgen sie das in erster Li- nie durch die Erhebung von Steuern. Man sollte sich auch fragen, ob eine Devisenbewirtschaftung die freie, ungehemmte Ausfuhr von Geld verhin- dert, denn ein Gewinn wird weitgehend illusorisch, wenn keine Möglichkeit besteht, diesen auch un- eingeschränkt wieder aus- zugeben. Als ersten und obersten Grundsatz für Auslandsinvestitionen soll- te man sich deshalb den folgenden Slogan merken:
"Wie Sie Ihr Geld heraus- holen, ist wichtiger, als
was Sie aus Ihrem Geld herausholen"!
Wir alle kennen bestimmte Länder, in denen schein- bar alle Kriterien für erfolg- reiche Investitionschancen durchaus vorhanden sind, denen es jedoch wegen ih- rer politischen Instabilität nur sehr schwer gelingt, das gewünschte Kapital ins Land zu bringen. Was ge-
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Leserdienst
Geldanlagen im Ausland:
Risiko-Abwägung
schieht mit den Zusagen der heutigen Regierung, wenn vielleicht morgen die Opposition herrscht? Wird diese meine Investition na- tionalisieren oder be- schlagnahmen?
Negative Antworten hierzu nehmen einer Investitions- chance gegebenenfalls die Attraktivität.
Ferner sollte man sich dar- über informieren, wie der Staat und seine Einwohner eines Landes, das man für eine Investition auserwählt hat, über Unternehmer und Investoren denkt. Wie ist die Arbeitnehmersitua- tion? Besteht dort eine schwer überbrückbare Kluft zwischen Arbeitge- bern und Arbeitnehmern?
Welche Wirtschaftsord- nung herrscht in dem be- treffenden Lande? Verste- hen die Leute in dem Lan-
de - und damit auch des- sen Regierung - etwas vom Gelde?
Zwei wichtige Grundsätze Die Währung eines Landes kann eine gute Investition schlecht und unter Um- ständen eine schlechte In- vestition auch gut machen.
Dies läßt sich am besten an der folgenden hypotheti- schen Situation illustrie- ren:
Ein Bürger der Bundesre- publik Deutschland kaufte im Dezember des Jahres 1982 die Aktie eines aus- ländischen Unternehmens.
Bis zum Dezember 1984 hat dieses Unternehmen genau den blendenden Er- folg erzielt, den der deut- sche Anleger auch sich er- hoffte, so daß seine Aktie bis Ende 1984 doppelt so
Mietverträge für Praxen
Ärzten, die sich mit dem Gedanken einer Praxisauf- gabe oder Kooperation be- schäftigen, empfiehlt der Verband zur Förderung ärztlicher Kooperationsfor- men (VFK), den Mietver- trag ihren speziellen Erfor- dernissen anzupassen. Zu den Erfordernissen, die an einen Mietvertrag gestellt werden müssen, zählen ei- ne Restmietlaufzeit von noch mindestens fünf Jah- ren und die Möglichkeit, jederzeit einen Kooperati-
onspartner aufzunehmen oder an einen anderen Arzt die Praxis übergeben zu können, ohne daß es die Zustimmung des Vermie- ters bedarf. Ansonsten könnte sich die Schwierig- keit ergeben, so der VFK, daß an sich gutgehende Praxen zu Bruchteilen des üblichen Verkehrswertes geschätzt werden müssen, weil unzureichende Miet- verträge nicht den Fortbe- stand der Praxis am Praxis- ort gewährleisteten.
es
viel wert ist als sie es zum Kaufzeitpunkt war. Aller- dings ist der Wert der aus- ländischen Währung ge- genüber dem Wert unserer DM auf die Hälfte gesun- ken. Angenommen, dersel- be deutsche Aktionär hätte 1982 auch noch die Aktien eines Unternehmens in ei- nem anderen fernen Land gekauft - eines Unterneh- mens, dessen Leistung oberflächlich betrachtet eher enttäuschend war, weil es mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämp- fen hatte. in den zwei Jah- ren von 1982 bis 1984, um die es bei unserem Bei- spiel Nr. 2 geht, sank der Kurs der Aktien an der Bör- se um 25 Prozent. Der Au- ßenwert der Währung des Landes, von dem unser deutscher Anleger Aktien kaufte, stieg aber in der gleichen Periode gegen- über der DM um 45 Pro- zent, so daß der Investor trotz seiner unglücklichen Wahl einen ansehnlichen Gewinn erzielt hat.
Ein ,.ideales" Investitions- land gibt es wohl nirgend- wo. Hieraus ergibt sich ein weiterer wichtiger Grund- satz für das Investieren im Ausland: "Es gibt keine ri- sikolosen Transaktionen".
Dieses Prinzip gilt sowohl für Länder generell als auch für ganz bestimmte Anlageformen. Ein wichti- ger Schlüssel zur Beurtei- lung eines Landes für ln- vestitionszwecke bleibt schließlich:
..,. Die richtige Bewertung der dortigen Risiken und ..,. die genaue Abschät- zung ihrer Tragbarkeit für den Anleger.
Dipi.-Volkswirt Willi Strunz Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 31/32 vom 3. August 1984 (73) 2329