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Archiv "Praxen: Der Wunsch nach mehr Gerechtigkeit" (22.06.2012)

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praxis gehören Hausbesuchszeiten selbstverständlich mit dazu, sie soll- ten jedoch ein Einkommen gewähr- leisten, das den Aufwand rechtfer- tigt und wenigstens an Handwerker- oder Steuerberaterlöhne heran- reicht. Wir brauchen doch keine Strukturreformen oder spezielle Be- suchsärzte, welche allenfalls jahre- bis jahrzehntelangen Arzt-Patient-

Beziehungen in die Quere kommen, sondern lediglich angemessenes Geld für diejenigen, die die Leis- tung seit Jahr und Tag erbringen.

Ich empfinde es geradezu als Hohn, wenn ich etwa bei Anwesenheit ei- nes Besuchsarztes meinen alten Pa- tienten trotzdem auch noch besu- chen „darf“ . . .

Dr. med. Hanns Dubischar, 88212 Ravensburg

PR AXEN

Das ZI-Praxis-Panel liefert Daten zur wirtschaftlichen Si- tuation der Praxen in den Jahren 2006 bis 2008 (DÄ 12/2012:

„Wirtschaftliche Si- tuation der Praxen: Überschüsse im Schnitt zu gering“ von Sabine Rieser).

Ein Hohn

Es wird in diesem Artikel von ei- nem „Nachholbedarf für die Ver- tragsärzte und -psychotherapeuten beim Honorar . . .“ gesprochen.

Die Formulierung scheint mir in der Form irreführend, weil sie sugge- riert, dass (somatisch arbeitende) Ärzte und Psychotherapeuten (so- wie psychotherapeutisch arbeitende Ärzte) sozusagen im selben Boot säßen und auch finanziell in einem Atemzug genannt werden könnten.

In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall, wie aus der im Artikel erwähn- ten Studie des ZI erschreckend deutlich wird, wenn man sie liest:

Danach erwirtschafteten Ärzte und Psychotherapeuten allgemein im Durchschnitt in 2008 einen (offiziel- len) Jahresüberschuss von 123 170 Euro bei einer Wochenarbeitszeit

von 52 Stunden, Psychologische Psychotherapeuten einen solchen von 64 913 bei einer Wochenarbeits- zeit von 47 Stunden (Bei den Ärz- ten, die Psychotherapie machen, sieht es nicht wesentlich besser aus).

Die in den „Psych-Fächern“ arbei- tenden Ärzte und Psychologen be- kommen also nur etwas mehr als den halben Stundenlohn zugestan- den wie Ärzten im Schnitt.

(Von den Leistungen nach dem

„BAT-Prinzip“ = Bar auf die Tatze sowie von IGeL-Leistungen ist hier- bei noch nicht einmal die Rede, wenn man die einbeziehen könnte, würde die Diskrepanz ja noch grö- ßer ausfallen) . . .

Das ist ein eklatantes Missverhält- nis, das nicht nur dem Prinzip der kollegialen Solidarität sowie der Bedeutung dieses Fachs für die Versorgung der Bevölkerung allge- mein, sondern auch einschlägigen Urteilen des Bundessozialgerichts (BSG) Hohn spricht . . .

Reinhard Proebsting, 37639 Bevern

Der Wunsch nach mehr Gerechtigkeit

Immer wenn ich einen Artikel über die „im Schnitt der Ärzteschaft zu geringen Überschüsse“ lese, kom- D

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„ tuationder Praxen: Ü

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 25

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22. Juni 2012 A 1323

B R I E F E

(2)

A 1324 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

|

Heft 25

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22. Juni 2012 In seinem neuen Buch bietet der

Freiburger Arzt, Philosoph und Me- dizinethiker Giovanni Maio zwei Dinge. Zunächst einen aktuellen Überblick zu allen wichtigen Pro- blemfeldern der medizinischen Ethik – hervorragend lesbar und angereichert mit nützlichen Tabel- len, instruktiven Abbildungen und wichtigen Textdokumenten. In 24 Kapiteln führt der Autor die Leser von philosophischen und histori- schen Grundlagen über Kernthe- men des ärztlichen Alltags (Aufklä- rung im Arzt-Patient-Gespräch, Au- tonomie, Schweigepflicht) hin zu Spezialbereichen, etwa den morali- schen Implikationen der Reproduk- tionsmedizin, der Transplantation und der Forschung am Menschen.

Auch kontrovers diskutierte The- men, wie der zunehmende Einfluss der Ökonomie, die wunscherfüllen- de Medizin oder die Sterbehilfe, MEDIZINETHIK

Fundierte Kritik am Mainstream

Giovanni Maio: Mittelpunkt Mensch.

Ethik in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2012, 444 Seiten, gebunden, 19,95 Euro i M i Mitt l kt M h

stellt der Autor präzise und ausge- wogen dar. Besondere Praxisrele- vanz ergibt sich aus der Erörterung einer Vielzahl von Patientenge- schichten, die einen lebensnahen Einblick in die Komplexität mög - licher Konfliktsituationen bieten.

Hier schöpft Maio aus seinen lang- jährigen Erfahrungen mit der klini- Aufgrund der hohen Prävalenz und

der enormen sozioökonomischen Bedeutung von Rückenschmerzen wurde eine Nationale Versorgungs- Leitlinie für den sogenannten nicht- spezifischen Kreuzschmerz unter Beteiligung zahlreicher Fachgesell- schaften erarbeitet und im Jahr 2011 publiziert. Das Buch ist nun keine Wiedergabe dieser Leitlinie, wie der Untertitel zunächst vielleicht vermu- ten lässt. Der Bogen spannt sich von der Epidemiologie, sozioökonomi- schen Aspekten, Anatomie und Pa- RÜCKENSCHMERZ

Wichtige Informationen und Denkanstöße

thomorphologie über Psyche und Psychosomatik sowie klinische und apparative Diagnostik bis hin zur einfachen monomodalen Therapie und zu komplexen multimodalen in- terdisziplinären Therapieprogram- men und deren Wertung. Die Inter- disziplinarität stellt eindeutig eine große Stärke des Buches dar.

Das Buch setzt sich mit dem Pro- blem der Abgrenzung von spezifi- schen und nichtspezifischen Rü- ckenschmerzen und deren Differen- zialtherapie auseinander. Es mag in der Natur der Sache und dem aktuellen Stand des Wissens be- gründet liegen, dass dabei viele Fragen nach wie vor offenbleiben.

In der Grundkonzeption bleibt es diesbezüglich etwas widersprüch- lich, da zum einen sehr ausführlich pathomorphologische Veränderungen und Krankheitsbilder dargestellt werden, die aber andererseits wie- der bedeutungslos für das Rücken- schmerzsyndrom sein sollen. Das Buch fokussiert auf den nichtspezi- Jan Hildebrandt, Michael Pfingsten

(Hrsg): Rückenschmerz und Lendenwirbelsäule. Interdisziplinäres Praxisbuch entsprechend der Nationa- len Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz.

2. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München 2012, 478 Seiten, gebunden, 89,95 Euro men in mir regelmäßig Neid-, Un-

zulänglichkeits- und Minderwertig- keitsgefühle auf. Ich gehöre zu der in meinen Augen bemitleidenswer- ten Gattung der Psychologischen Psychotherapeuten, der mit 33 Sit- zungen in der Woche fast an der Höchstgrenze des Erlaubten arbei- tet, sein Telefon selbst bedient, sei- ne Gutachten sogar noch selbst schreibt, sein Qualitätsmanage- ment selbst betreibt und der sich abends in Supervisionsgruppen über die eigene Performance Ge- danken macht. Ich habe keine Lu- xus- oder gehobene Ausstattung in meiner Praxis wie so mancher Arzt, die ja auch von den Versi- cherten finanziert wird, und die ich von meinen Einnahmen abziehen kann, um zu meinem Überschuss zu gelangen. Ich gehöre zu der be- sonderen Spezies von Leistungser- bringern, die mit einem Über- schuss von circa 60 000 Euro über die GKV den durchschnittlichen Ärzteüberschuss um satte 33 000 Euro verfehlt. Ich will gar keinen BMW fahren, aber manchmal möchte ich ihn mir zumindest leis- ten können.

Meistens geht es mir trotzdem gut mit meinem Verdienst – allerdings eben nur, bis ich wieder so einen Artikel lese, wo etwas über die Ein- künfte der anderen Arztgruppen ge- schrieben steht. Soll ich die jetzt nun lesen und mich ärgern und schlecht fühlen? Oder soll ich die besser nicht mehr lesen und mich stattdessen an die Vergangenheit halten, als ich noch weniger gesell- schaftliche Anerkennung und Geld hatte? . . .

Ist das nun Jammern auf hohem Niveau oder soll ich die den Psy- chologen immanente Beißhem- mung überwinden und mich em- pören über diese Behandlung?

Sollten in mir Zweifel reifen, ob meine Arbeit vielleicht tatsächlich weniger wert ist? . . . Mich tröstet die Erkenntnis, dass ich nicht der Einzige bin, der sich in diesem in- neren Dilemma befindet. Gleich- wohl wünsche ich mir mehr Ge- rechtigkeit in der Verteilung der im Schnitt zu geringen Über- schüsse.

Dipl.-Psych. Jörg Stolley-Mohr, 90419 Nürnberg

B R I E F E / M E D I E N

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