zu dem bestehenden statistischen Material (Todesursachenstatistik, Krankheitsartenstatistik/AOK) ab- schätzen, daß dem Bundesgesund- heitsamt offensichtlich exemplari- sche Fälle mit schwerwiegenden Symptomen gemeldet wurden.
Bei den bisher 35 gut dokumen- tierten Fällen hatten 15 Kinder schwere Symptome im Sinne von Pneumonien (teils mit deutlichen Aspirationszeichen), wobei zwei die- ser Kinder verstarben. Diese Infor- mationen und wirkungsvolle Vor- schläge zur Prävention (Verbot, Kennzeichnung) wurden dem zustän- digen Ministerium unverzüglich mit- geteilt.
Störfälle und Arbeitsunfälle mit Vergiftungen werden regelmäßig, insbesondere von Betrieben gemel- det. Berade beim letzten Störfall bei der Hoechst AG in Frankfurt wurde durch die gute Kooperation (Stadtge- sundheitsamt, Hessische Landesärz- tekammer) den Ärzten in Kranken- haus und Praxis Meldeformulare und Informationen zur Verfügung ge- stellt, um ein realistisches Abbild der Gesundheitsbeeinträchtigungen vor Ort zu dokumentieren.
Die Meldungen nach Chemikali- engesetz können sicher kein vollstän- diges Abbild der Vergiftungssituati- on mit Chemikalien geben, sie eignen sich aber offensichtlich gut, um in di- rekter Kooperation mit den behan- delnden Ärzten eine wirkungsvolle Screeningmethode zur Gewinnung von praktisch toxikologischen Erfah- rungen am Menschen zu sein. Zu- künftige regelmäßige Veröffentli- chungen mit anonymisierten Kasu- istiken sollen dem behandelnden Arzt helfen, sein Wissen über stoff- bezogene Erkrankungen zu mehren.
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Axel Hahn
PD Dr. Gerhard Heinemeyer Bundesgesundheitsamt Max von Pettenkofer-Institut Dokumentations- und Bewertungs- stelle für Vergiftungen
Postfach 14191 Berlin
Die Autoren danken H. Altman, U.
Jaensch, H. Michalak, K. Langner, K.
Noack, M. Wolski für die Mitarbeit.
THEMEN DER ZEIT AUFSÄTZE / KURZBERICHTE
■ ■ rzte, Krankenschwestern und
A
Pfleger — sie alle klagen über verwaltungstechnische Anfor- derungen, die ihre Arbeitszeit in Anspruch nehmen. An diesem Punkt setzt ein Projekt der Volks- hochschule (VHS) Köln an: Dort werden Frauen, die nach längerer Familienphase wieder in das Berufs- leben einsteigen wollen oder arbeits- los sind, zur „Geprüften Stationsse- kretärin/-assistentin" ausgebildet.Ziel ist es, durch ihren Einsatz die Pflegekräfte von Schreib- und Orga- nisationsaufgaben zu entlasten und diesen den Rücken für ihre eigentli- chen Aufgaben freizuhalten.
Zur Zeit qualifizieren sich 30 Frauen. Die einjährige Ausbildung ist unterteilt in theoretische und praktische Abschnitte, die sich ab-
wechseln. Während der theoreti- schen Ausbildung eignen sich die Teilnehmerinnen Kenntnisse in Bü- roorganisation an und pauken die medizinische Fachsprache. Sie arbei- ten sich in Abrechnungswesen, Ar- beits- und Sozialrecht ein und erler- nen alles Notwendige in Maschine- schreiben/Formbriefgestaltung und EDV. Zwischen den Theorieblöcken verbringen die Frauen mehrere Wo- chen in Kölner Krankenhäusern und Altenheimen. Am Ende des Jahres werden sie in den einzelnen Fächern geprüft und absolvieren zudem die Schreibmaschinenprüfung bei der In- dustrie- und Handelskammer.
Beate Manterfeld ist 44 Jahre alt und war auf der Suche nach einer Teilzeitarbeit, als sie die Anzeige der Volkshochschule las. Ihre beiden Kinder sind 15 und 18 Jahre alt, und nun möchte sie wieder arbeiten.
Zwar hat sie vor Jahren eine Ausbil- dung als pharmazeutischer Großhan- delskaufmann abgeschlossen. Doch nun möchte sie das Kaufmännische stärker mit der konkreten Arbeit für Menschen kombinieren. „Man hört
immer so viel vom Pflegenotstand — das ist doch mal was Positives", be- schreibt sie ihr Gefühl, als sie damals die Anzeige las.
Gabriele Liedtke, 34, besitzt bis- her keinen Berufsabschluß. Sie hat jedoch im Lauf der Jahre immer wie- der in Büros gearbeitet. Ihre bisheri- gen Erfahrungen in der Klinik sind positiv: „Am Anfang war es ein biß- chen schwierig, sich ein Aufgabenge- biet zu erkämpfen. ,Die paar Etiket- ten können wir doch auch selber kle- ben', hieß es. Doch ich habe einfach geguckt, was ich erledigen kann, und jetzt ist man schon erleichtert, daß
ich da bin."
Natürlich ist nicht jede Erfah- rung in den Kliniken und Heimen po- sitiv. Immerhin muß Arbeit und da- mit Macht abgegeben werden. Die
Volkshochschule habe bei der Festle- gung der Ausbildungsziele und der Aufgabenbeschreibung eng mit den beteiligten Kliniken und Altenhei- men zusammengearbeitet, betont Projektleiterin Sabine Schulz. Den- noch gibt es hier und da Probleme.
Beispielsweise sind einzelne Häuser so kärglich mit Computern ausgestat- tet, daß manche Frauen ihre EDV- Kenntnisse gar nicht oder nicht von Anfang an einsetzen konnten.
„Wir haben zum Teil gute, zum Teil auch nicht so gute Erfahrungen gemacht", berichtet Doris Horn, Pflegedienstleitung im Krankenhaus Weyertal, über die VHS-Absolven- tinnen. Das habe zuweilen einfach persönliche Gründe. Insgesamt beur- teilt Doris Horn das neue Berufsfeld positiv: „Für die Station ist es sehr hilfreich, so jemanden zu haben." Be- reits durch die immer kürzeren Lie- gezeiten fiele mehr Büroarbeit auf den Stationen an als früher. th
Nähere Informationen: Sabine Schulz, VHS Köln, Josef-Haubrich-Hof 2 (ZB), 50676 Köln, Tel 0221/ 221-3766
Qualifizierung an der Volkshochschule Köln
Sekretärinnen für Kliniken und Praxen
A1-2910 (30) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 44, 5. November 1993