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Archiv "Arbeitszeitgesetz: Mehr Realitätsnähe gewünscht" (20.01.2006)

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Ärzteproteste

Zu der Meldung „Es wird dunkel in den Praxen“ in Heft 49/2005:

Schuldzuweisung

Das Praxissterben hat – wie prophezeit – nunmehr un- abänderlich und unwiderruf- lich begonnen. Die Niederge- lassenen klagen und zetern – die KVen handeln wie immer nicht wirklich, und wenn sie es tun, dann nach der Devise:

a) Still ruht der See, oder b) da läuft der Dieb, haltet den Dieb.

Zu hinterfragen wäre hier al- lerdings, wer diese zunächst po- litisch zu verantwortende Si- tuation tatsächlich erst ermög- lich bzw. abgewinkt hat. Mei- nem Kenntnisstand nach wer- den Regresse, Plausibilitätsprü- fungen, Richtgrößen, Schein- zahlzuwachsbegrenzungen, Qualitätsmanagement und all die anderen vielen Kuriositäten und Nettigkeiten vereinbart

zwischen zwei Vertragspart- nern: Zum einen den Spitzen- verbänden der Krankenkassen und zum anderen der Bundes- bzw. den Landes-KVen. Inso- fern müssen wir uns nicht wun- dern, wenn die durch unsere teuer bezahlte Standesvertre- tung ausgehandelten Spielre- geln vom anderen Vertrags- partner, in diesem Fall den Ko- stenträgern, auch eingefordert werden. Konsekutiv sollte dann auch die Frage erlaubt sein, warum ein freier Beruf all die beklagten, politisch geborenen Unsäglichkeiten und Diffamie- rungen Jahr für Jahr klaglos bis hin zur Selbstverleugnung und Selbstaufgabe hinnimmt. Kein Rechtsanwalt, kein Notar, kein Steuerberater oder Apotheker, kein Architekt und kein Sonst- wer würde auch nur ansatzwei- se z. B. Regresse oder Plausibi- litätsprüfungen dulden oder so- gar hinnehmen . . .

Dr. med. Kornelius Hoffmann, Lindenstraße 13–15, 49393 Lohne

Ich bin nur Opfer

. . . Ich selbst bin eigentlich nur Opfer. Meine Frau ist Ärztin in einem Krankenhaus und arbei- tet fast täglich Doppelschich- ten, d. h. mindestens 16 Stun- den, und in der Regel auch oh- ne Mittagspause. Davon wird ja nur die Regelarbeitszeit be- zahlt, was einem Stundenlohn von 12,50 Euro entspricht.

Das heißt auch, das Kranken- haus kriegt zwischen 1 000 und 2 000 Stunden im Jahr von meiner Frau (und ihrer Fami- lie) geschenkt. Und sie ist ja kein Einzelfall! Bei VW oder sonst wo in der Industrie wären die Gewerkschaften schon im Dauerstreik. Schließ- lich haben sie selbst mal für ei- ne 40- und später 35-Stunden- Woche gestreikt. In der Gesell- schaft werden dauerarbeitende und niedrigbezahlte Ärzte ak- zeptiert, und von den „Alten“

wird das Image des stets dienst- tuenden und immer helfenden Gottes in Weiß noch eifrig gepflegt. Dabei war es genau die Generation der 1965 in Dienst getretenen Ärzte, die dafür gesorgt hat, dass sehr viele junge Ärzte abgeschreckt durch die Hungerlohnzeit AiP und den noch immer währen- den Arbeits- und Arbeitszeit- bedingungen lieber in die In- dustrie und ins Ausland gegan- gen sind. Es geht auch nicht darum, nun unbedingt einen Haufen Geld nach Hause zu bringen, es geht auch nicht darum, sämtliche Überstunden zu verweigern, sondern es geht darum, ein vernünftiges Fami- lienleben führen zu können, die Kinder nicht mehr nur schlafend zu sehen und auch dem Ehepartner zu ermögli- chen, einer beruflichen Tätig- keit nachgehen zu können . . . Frank Plath,07318 Saalfeld

Zu einseitig

. . . Herr Dr. Kleen beruft sich auf das Standesethos, scheint aber hier sehr einseitig. Auch heute noch möchte jeder Arzt ein guter Arzt im Sinne der Zu- wendung zum Patienten und der Qualität seiner Arbeit sein.

Auch heute noch gibt es kaum

einen Kollegen, der nach acht Stunden seinen Griffel fallen lässt und sich einen schönen Lenz macht. Es kann aber nicht die permanente Selbstausbeu- tung zum Ethos unseres Beru- fes verherrlicht werden, wenn dies als Feigenblatt dazu dient, diesen Beruf durch Inkriminie- rung und Kürzung aller nöti- gen Mittel nicht mehr ärztlich durchführbar zu machen . . . Oliver Löwenstein,Rheinstraße 4 F, 55116 Mainz

Mehr Realitätsnähe gewünscht

Sie haben durch die Veröffent- lichung des Leserbriefs der Kollegin Kretzschmar endlich einmal der Meinung der Mehrzahl der in den Kranken- häusern der „östlichen“ Bun- desländer beschäftigten Ärzte Gehör verschafft. Dieser Le- serbrief gehört auf die Seite eins, da hier im Osten eine Umsetzung dieses Arbeitszeit- gesetzes nur mit einer Reduk- tion der medizinischen Lei- stungen möglich ist. Da helfen auch die von „Experten“ er- stellten noch so tollen Arbeits- zeitmodelle nicht. Im schönen Hamburg mit der auch in den Krankenhäusern vorhandenen höheren Ärztedichte mag das anders aussehen. Hier im Osten gibt es auch nicht die zu Ärztinnen ausgebildeten Hausdamen, deren Mann in guter Position die Finanzen für die Familie regelt, während sie an der Kaffeetafel die Leiden der Nachbarn diskutiert, um jetzt nach Vorstellung von Herrn Montgomery in die Teilzeitmodelle zu „switchen“.

Keiner da, der in die schönen Arbeitszeitmodelle springen könnte, außer den bereits im Krankenhaus Tätigen, die jetzt zu noch schlechteren Bedin- gungen arbeiten sollen. (Bitte nicht noch ein Feldversuch mit

„kompetenten“ osteuropäi- schen Ärzten . . .) Etwas mehr Realitätsnähe würden wir uns vom Marburger Bund und sei- nem Vorsitzenden schon wün- schen . . .

Dr. med. Matthias Jäger, Weinbergweg 46, 15236 Frankfurt an der Oder

Ruanda

Zu dem Beitrag „Ausgebildet und dann weg“ von Prof. Dr. med. Albert Helber in Heft 44/2005:

Hilfe notwendig

Ich danke Herrn Professor Hel- ber für seinen Einsatz in Ruan- da. Die Missionsgesellschaften haben zu wenig Geld, um Ver- änderungen rasch in die Wege zu leiten. – Den Mangel an me- dizinischer Literatur könnte man aber mithilfe des Internets überwinden: Die Hälfte unseres

medizinischen Wissens kann kostenlos abgerufen und ausge- druckt werden. Nach dem Welt- krieg hatten wir Medizinstu- denten auch kaum Fachbücher:

Professoren, Studenten und der Repetitor stellten uns Skripten zur Verfügung. Zwei bis drei Computer mit Drucker und ei- ne Vervielfältigungsmaschine könnten der Fakultät in Ruan- da aus Spenden zur Verfügung gestellt werden, die Sucharbeit könnten freiwillige Studenten ausführen . . .

Dr. med. Dietrich Koziol, Helsinkistraße 19, 67069 Ludwigshafen

A

A114 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006

B R I E F E

Foto:Albert Helber

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