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Archiv "Ärztemonitor: Ärzten macht ihre Arbeit Spaß" (15.06.2012)

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A 1212 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 24

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15. Juni 2012

D

amit hatte der Vorstandsvor- sitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nicht ge- rechnet. „Das Ist-Bild des Arztberu- fes fällt für uns erstaunlich positiv aus“, sagte Dr. med. Andreas Köhler bei der Präsentation des Ärztemoni- tors 2012, für den das Institut für an- gewandte Sozialwissenschaft (infas) im Auftrag von KBV und NAV-Vir- chow-Bund etwa 11 000 repräsen - tativ ausgewählte niedergelassene Ärzte und Psychologische Psycho- therapeuten zu ihrem Stimmungs- bild befragt hatte. Bereits vor sechs Jahren hatte die KBV eine ähnliche Umfrage durchführen lassen. „Da- mals waren die Werte deutlich schlechter“, bemerkte Köhler.

Im Jahr 2012 bewerten Ärzte und Psychotherapeuten ihren Beruf mit großer Mehrheit gut. 98 Prozent beurteilen ihre Arbeit als „nützlich und sinnvoll“. 93 Prozent macht die Arbeit Spaß, und 90 Prozent sind

mit ihrer Tätigkeit zufrieden – das sind deutlich höhere Werte als im Bevölkerungsschnitt, wie Robert Follmer von infas erklärte. 82 Pro- zent der Befragten würden ihren Beruf zudem wieder ergreifen. Und 81 Prozent bezeichnen ihren Beruf als ihre Berufung.

Jeder zweite Arzt ist am Abend „völlig erledigt“

Doch es gibt auch Abstriche. Bei 44 Prozent der befragten Ärzte und Psychotherapeuten stimmt die Ar- beit, die sie täglich ausüben, nicht mit den Wünschen und Erwartungen überein, die sie zu Beginn ihres Be- rufslebens hatten. Und 57 Prozent haben nicht genügend Zeit für die Behandlung ihrer Patienten. Aufhor- chen lässt auch, wie Ärzte und Psy- chotherapeuten die Belastung durch ihren Beruf bewerten. Die Hälfte der Befragten gab an, am Ende eines Ar- beitstages „völlig erledigt“ zu sein.

Fast jeder Dritte fühlt sich durch sei- ne Arbeit sogar ausgebrannt. Dies betreffe vor allem die Gruppe zwi- schen 45 und 59 Jahren, die hohe Pa- tientenzahlen bewältigt, sagte der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bun- des, Dr. med. Dirk Heinrich. „Diese Versorgerpraxen arbeiten an der Be- lastungsgrenze.“

Im Durchschnitt behandeln die befragten Ärzte und Psychothera- peuten 42 Patienten am Tag. Die meisten Patienten versorgen die Hausärzte (53), dann folgen die Fachärzte (41) und die Psychologi- schen Psychotherapeuten (7). Die Arbeitszeit liegt dabei im Schnitt bei 54,7 Stunden pro Woche. Am längsten arbeiten die Hausärzte (57,6 Stunden), gefolgt von den Fachärzten (55,3 Stunden) und den Psychotherapeuten (42,4 Stunden).

Die Psychotherapeuten seien ins- gesamt am zufriedensten und die Hausärzte am wenigsten zufrieden, ÄRZTEMONITOR

Ärzten macht ihre Arbeit Spaß

Niedergelassene Ärzte beklagen eine hohe Arbeitsbelastung und zu wenig Zeit für ihre Patienten. Das ergab eine Umfrage von KBV und NAV-Virchow-Bund. Dennoch sind sie mit ihrer Arbeit deutlich zufriedener als die übrige Bevölkerung.

Foto: picture alliance

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15. Juni 2012 A 1213 erklärte Köhler. Das liege sicher

auch daran, dass die Psychothera- peuten per se mehr Zeit für ihre Pa- tienten hätten und sich ihre Arbeits- zeit besser einteilen könnten. Ärzte seien hingegen häufig zu einer Fließbandarbeit mit hoher Taktung gezwungen.

Insgesamt nur 62 Prozent ihrer Arbeitszeit können die Befragten in ihrer Sprechstunde für die Patien- ten nutzen, weitere sechs Prozent für Hausbesuche. Denn 14 Prozent ihrer gesamten Arbeitszeit, also knapp acht Stunden pro Woche, müssen sie mit Verwaltungsarbeit verbringen. Einen deutlichen Zu- sammenhang hat infas dabei zwi- schen dem bürokratischen Auf- wand und der Berufszufriedenheit festgestellt. Wer einen vergleichs- weise geringeren Verwaltungsauf- wand hat, ist häufiger mit seinem Beruf voll zufrieden. Umgekehrt ist seltener mit seinem Beruf voll zu- frieden, wer einen hohen Verwal- tungsaufwand hat. Deutlich mehr Ärzte und Psychotherapeuten ga- ben zudem an, sie seien am Ende des Tages „völlig erledigt“, wenn sie vergleichsweise viel Zeit mit Bürokratie zubringen. Und auch hier gilt umgekehrt: Wer weniger bürokratische Arbeiten erledigen muss, ist am Ende des Tages selte- ner „völlig erledigt“.

„Wir sehen den Zusammenhang zwischen Arbeitsunzufriedenheit und Verwaltungsaufwand“, sagte Köhler. „Deshalb betrachten wir die Ergebnisse des Ärztemonitors als Auftrag, uns noch stärker für den Bürokratieabbau einzusetzen.“

Mit ihrer finanziellen Lage sind die Ärzte und Psychotherapeuten mehrheitlich einverstanden. 56 Pro- zent der Befragten gaben an, mit ih- rem Einkommen zufrieden zu sein.

59 Prozent waren zudem mit der wirtschaftlichen Situation ihrer Pra- xis zufrieden. Das zeige auch, sagte Köhler, dass die KBV in den ver- gangenen Jahren mit ihren Bemü- hungen erfolgreich gewesen sei, die wirtschaftliche Situation der Nie- dergelassenen zu verbessern.

Zufrieden sind die Ärzte und Psychotherapeuten auch mit ihrer Selbstständigkeit. Von den 92 Pro- zent, die als Selbstständige arbeiten,

haben nur drei Prozent konkrete Pläne, in den kommenden fünf Jah- ren in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln. Am weitesten verbreitet ist mit 53 Prozent nach wie vor die Einzelpraxis. Etwa jeder dritte Arzt und Psychotherapeut arbeitet dar - über hinaus in einer Gemeinschafts- praxis und jeder Zehnte in einer Praxisgemeinschaft. Nur vier Pro- zent der Befragten sind in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) tätig. Das könnte sich je- doch bald ändern. Denn immerhin zwölf Prozent der Ärzte und Psy- chotherapeuten, die heute noch in einer Einzelpraxis arbeiten, haben konkrete Pläne, innerhalb der nächs- ten fünf Jahre in eine dieser drei Praxisformen zu wechseln.

Ärzte informieren sich aus der Fachpresse

Befragt wurden die 11 000 Ärzte und Psychotherapeuten auch nach ihrer Beteiligung an einem Ärzte- netz. Ein Viertel sind demnach heute in ein solches Netz eingebunden.

Von den übrigen haben jedoch mehr

als die Hälfte bereits überlegt, sich künftig an einem Ärztenetz zu betei- ligen. Und wiederum knapp die Hälfte dieser interessierten Ärzte ha- be sich bereits entsprechend bera- ten lassen. Ärzte in kooperativen Praxisformen bewerteten ihre Ein- kommenssituation positiver als in

der Einzelpraxis, erklärte der NAV- Vorsitzende Heinrich. Ein Zusam- menschluss beinhalte zudem die Möglichkeit des Bürokratieabbaus.

„Die Förderung von Kooperationen muss ausgebaut werden“, forderte er deshalb. Zum Beispiel müsse dar - über nachgedacht werden, Ärztenet- zen im Sozialgesetzbuch V den Sta- tus eines Leistungserbringers zu ge- ben. Auf diese Weise könnten Netze MVZ betreiben, Ärzte anstellen oder frei werdende Arztsitze erwerben.

Mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind viele Ärzte und Psychotherapeuten unzufrie- den. Knapp zwei Drittel der Befrag- ten gaben an, wegen beruflicher Verpflichtungen oft Pläne für priva- te Aktivitäten ändern zu müssen.

Mehr als die Hälfte erklärte zudem, dass die Anforderungen der Arbeit das Familienleben störten. Und le- diglich gut ein Drittel hat zur Wahr- nehmung persönlicher Interessen genügend Zeit.

Drei Viertel der befragten Ärzte und Psychotherapeuten interessie- ren sich darüber hinaus für berufs-

politische Themen. Als Informati- onsquellen nutzen dabei 94 Prozent die Fachpresse und 83 Prozent An- gebote der KBV und der Kassen- ärztlichen Vereinigungen. Nur 17 Prozent lesen die Angebote der

Krankenkassen.

Falk Osterloh GRAFIK

Hausärzte arbei- ten am längsten – im Schnitt knapp 60 Stunden pro Woche.

Wochenarbeitszeit (Angaben in Prozent) Wochen -

arbeitszeit in Stunden

54,7 57,6 55,3 42,4

alle befragten Ärzte

Hausärzte Fachärzte

Patienten - sprechstunde Hausbesuche Bereitschaft Verwaltung Praxisteam Fortbildung Sonstiges

Psycho - therapeuten

Quelle: infas

68

18 17 6 62

6 6 14 4 6 5

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11 8 13

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