delt sich nicht mehr um ein Problem von Einzelfällen.
Parallelen zu den kindlichen Allergien und zum kindli- chen Asthma drängen sich auf. Die Auseinandersetzung mit der Problematik muss die Frage nach der Inzidenz be- inhalten und auch die Frage der vermuteten Zunahme in den letzten Jahren aufgrei- fen. Beim Asthma hat sich in- nerhalb von fünf Jahren (1995 bis 2000) die Zahl von Asthmaerkrankungen in den Grundschulen um 33 % er- höht; wie sieht es bei ADHS aus? Sind hier möglicherwei- se, wie bei den Allergien, ne- ben den „biologischen Fakto- ren“ und psychosozialen Ein- flüssen auch andere exogene Faktoren beteiligt? Paralle- len zwischen ADHS und der Exposition gegenüber neuro- toxischen Umweltschadstof- fen sollten in den Hypothe-
senkatalog zur Ätiologie der Störung aufgenommen wer- den. Epidemiologische Grundlagenforschung ist dringend notwendig und überfällig. Die Einbeziehung des Vorkommens von ADHS im Kinder- und Jugendsurvey muss ergänzt werden um In-
strumente zur Ermittlung von Risikofaktoren wie das in früheren Surveys bewährte Humanbiomonitoring und Ambientmonitoring des UBA . . .
Literatur beim Verfasser Dr. med. B. G. J. Heinzow, Tonderner Straße 18, 24106 Kiel
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 33½½½½16. August 2002 AA2177
B R I E F E
Wissenschaft
Zu dem Kommentar „Hochschulrah- mengesetz: Das Land der ,Profes- sörchen‘“ von Dr. med. Michael Feld in Heft 17/2002:
Mehr Bürokratie
Die warnenden Worte von Dr. Feld, auch wenn sie ein Schreckensbild vor Augen führen, sind gerechtfertigt.
Die Gesetzesschusterei, die auf Illusionen beruht und von (vermeintlichen) Halbgenies
in Gang gebracht wird, ergibt am Ende – außer mehr Schul- den – eine Zunahme der oh- nehin schon geschwollenen Bürokratie. Wieder einmal soll eine Reform angekurbelt werden, bei der zu befürchten ist, sie wird eine Deform wer- den. Auf dem Wege zur abso- luten Vollkommenheit bege- ben wir uns in die totale Un- zulänglichkeit. Doch selbst wenn es gelingt, Juniorenpro- fessoren zu züchten, die be- reits mit 26 oder gar mit 24 Jahren ihr Amt antreten, wie
es eine namhafte Ministerin empfiehlt, fehlt diesen die nötige Erfahrung. (Politiker sind hierüber erhaben, wie man weiß.) Außerdem gilt für Wissenschaftler: Viele sind berufen, aber wenige auser- wählt.
Im Lande der Professörchen beziehungsweise der begrenz- ten Möglichkeiten und der be- grenzten Arbeitszeiten wird scheinbar alles so lange bes- ser, bis dieses Land mit seinem Staat und seinem Volk nicht mehr existiert. Doch über sol- che Erwägungen sind ja be- kanntlich Gewerkschaftsbos- se, doch auch Cockpitpiloten, erhaben; warum nicht auch Wissenschaftler und Ärzte?
Einen Trost mag es geben:
Wissenschaft kann auch außerhalb von Hochschulen betrieben werden.
Dr. med. Albert Ochmann, Fürbringerstraße 18, 26721 Emden
DÄ 33/02