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Archiv "Marburger Bund: Warum streiken Ärzte nicht?" (02.08.2004)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004 AA2175

B R I E F E

Voraussetzungen von EBM 2000plus, von Richtgrößen und Regelleistungsvolumina im niedergelassenen Bereich, die finanziellen Mittel erwirt- schaftet werden, um einen Ausbildungsassistenten lei- stungsgerecht bezahlen zu können? Schon jetzt müssen die Weiterbildungsplätze für

„Allgemeinmedizin“ im am- bulanten Bereich mit Millio- nenbeträgen aus den Honora- ren der niedergelassenen Ärz- teschaft subventioniert wer- den. Die Frage sei erlaubt, wer bekommt unter welchen Vor- aussetzungen die Weiterbil- dungserlaubnis für zwei Jahre?

Die Frage sei erlaubt, woher sollen die kleineren Kranken- häuser ihre Fortbildungsassi- stenten bekommen, wenn kei- ne Weiterbildungsmöglichkeit im Rotationsverfahren mög- lich sein wird?

Die sozialen Konsequenzen für die Patienten, für ihre An- gehörigen und die sozialen Konsequenzen für die nach- rückende Medizinergenerati- on werden dramatisch sein und sicher weiter dafür sor- gen, dass sich weniger Abituri- enten für ein Medizinstudium entscheiden oder sich ver- mehrt Hochschulabsolventen gegen eine Tätigkeit im nie- dergelassenen hausärztlichen Bereich, besonders in ländli- chen Gebieten, entscheiden.

Um gerade auf diese Gefah- ren noch einmal aufmerksam zu machen, wurden von Kolle- ginnen und Kollegen aus den verschiedenen Landesverbän- den und aus unterschiedlichen Fachgruppen gemeinsame An- träge erarbeitet und einge- reicht, um den zukünftigen Korridor für die ärztliche Tätigkeit sowohl im sta- tionären Bereich als auch im niedergelassenen Bereich ein wenig weiter offen zu halten, ohne dabei die Grundstruktur der vorgelegten (Muster-)Wei- terbildungsordnung infrage zu stellen, Anträge, über die noch auf keinem Deutschen Ärzte- tag entschieden wurde. So war es sehr erstaunlich, dass der Ärztetag einem Antrag auf

„Nichtbefassung“ zustimmte.

So darf sich ein Ärzteparla- ment nicht verhalten. Die Zu-

kunft wird wahrscheinlich lei- der zeigen, dass dieser 107.

Deutsche Ärztetag mit seinen Entscheidungen im vorausei- lenden Gehorsam zu den poli- tischen Vorgaben die Grundla- ge zu Entwicklungen im medi- zinischen Versorgungsbereich sein wird und eine wesentliche Verschlechterung sowohl für unsere Patienten als auch für uns Ärzte mit sich bringt.

Zusammenfassend ist zu sa- gen, dass auf dem 107. Deut- schen Ärztetag eine (Muster-) Berufsordnung beschlossen wurde, die mit eine der Ursa- chen sein wird, dass eine flächendeckende Versorgung sowohl im stationären Bereich mit der Schließung kleinerer Krankenhäuser als auch im ambulanten Bereich, unter Verlust der Einzelpraxis und der freien Arztwahl, nur noch durch untereinander konkur- rierende Versorgungszentren möglich sein wird.

Es wurde eine (Muster-)Wei- terbildungsordnung beschlos- sen, welche aufgrund von EG- Richtlinien allenfalls mittelfri- stig Gültigkeit behält und auf deren Grundlage sich der Ärz- temangel besonders im haus- ärztlichen Bereich dramatisch entwickeln wird. Es wurde ei- ne (Muster-)Fortbildungsord- nung beschlossen, deren Um- setzung zu enormen Verwal- tungskosten und zu einem enormen Zeitaufwand für die Kolleginnen und Kollegen in ländlichen Gebieten führen wird und deren Punktezertifi- kat keinerlei Qualitätsan- sprüchen genügt – ein Punkte- zertifikat, das einer freien Ärz- teschaft unwürdig ist. Es gibt kaum einen Beruf, in welchem nicht schon immer die freiwil- lige Fortbildung eine so große Rolle spielte und die schon immer in der Berufsordnung festgeschrieben war.

Dieser 107. Deutsche Ärztetag hat nicht die Berufsaussichten junger Kollegen gesichert, son- dern die Berufsaussichten von profitorientierten medizini- schen Versorgungszentren, von Betriebswirtschaftlern, von Kontrolleuren und von Rechtsanwälten.

Dr. med. Ekkhart Blum,

Ansbacher Straße 15, 91541 Rothenburg

Berufsbild

Zu dem Leserbrief „Kollegiales Be- wusstsein stärken“ von Dr. Gottfried Hillmann in Heft 24/2004:

Tabuthema aufgegriffen

Die Zuschrift spricht erfreuli- cherweise einmal ein Tabu unter Ärzten an. Ich (Ex- amensjahrgang 1948) möchte dieses noch um einen Hinweis ergänzen auf eine spezielle Si- tuation im Beziehungsgefüge Arzt – Patient: die Beziehung eines praktizierenden Arztes zu einem Kollegen als Patient und Chroniker im Greisenal- ter, wenn der, wie öfters in den neuen Bundesländern, wegen der zu hohen Prämien, nicht privat zusatzversichert und auf ärztliche Behandlung nur in Wohnnähe angewiesen ist.

Hier möchte ich, der Kürze wegen, nur auf zwei Faktoren hinweisen, welche diese spezi- elle Beziehung belasten könn- ten:Schuldgefühle des für den

Ablauf einer Sprechstunde und ihrer lebensnotwendigen Gewinnmaximierung lästigen Chronikers gegenüber den ar- beits- und budgetbelasteten Kollegen.

Ein Informationsvorsprung des jüngeren Arztes auf dem Gebiet der Medizintechnik und der Medikation, aber nicht unbedingt auch ein Vor- sprung in seiner Fähigkeit zur Einsicht in die spezielle Krankheitssituation und zur kritischen Beurteilung der

„Behandlung“.

Dass es nicht immer erbaulich ist, im Wartezimmer von ehe- maligen eigenen Patienten in Gespräche über Krankheiten verwickelt zu werden, sei nur am Rande erwähnt. Also kurz formuliert: Der Arzt als geria- trischer (Problem-)Patient?

Ist er noch oder nicht mehr

„Kollege“?

Vielleicht gibt es noch einige andere Kolleginnen oder Kol- legen meiner Generation, de- nen die hier genannte Proble- matik auch nicht ganz fremd ist. Wie sich (natürlich falsche) Schuldgefühle einerseits und Ängste andererseits in einer therapeutischen Beziehung

auswirken können, müssten ja die Tiefenpsychologen und Psychosomatiker am besten wissen. Als junger Arzt habe auch ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie es ein- mal sein könnte, wenn man als körperbehinderter Greis zwangsläufig in die Hände junger oder jüngerer Kollegen fällt, die heute ganz anderen sozialen Zwängen unterliegen als ich zu meiner Zeit . . . Dr. med. Eberhard Bäßler, Hirschfelder Weg 9, 12679 Berlin

Marburger Bund

Zu dem Beitrag zur 105. Hauptver- sammlung des Marburger Bundes

„Nach Euphorie jetzt Frust an der Ba- sis“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 23/2004:

Warum streiken Ärzte nicht?

Als Ehepartner einer jungen Neurologin mit Familie darf ich das Jammertal des Arztbe- rufs im Klinikalltag aus näch- ster Nähe beobachten. Für mich als Nichtmediziner ist nicht erstaunlich, dass die Ärz- te mit Überlastung und Dien- sten ausgenutzt werden, ver- blüffend ist für mich, mit wel- cher Demut sie das ertragen.

Alle streiken für mehr Lohn und weniger Arbeitszeit: Pilo- ten, Fluglotsen, Lokführer, Metaller, Postangestellte, war- um nicht die Ärzte? Hat das etwas mit dem Berufsethos zu tun? Das wäre albern. Kosten- lose Hilfe für Bedürftige ist ei- ne sehr schöne Sache, aber wo und wie man das macht, ent- scheidet jeder in seiner Frei- zeit. Oder ist es Standesdün- kel? Als Arzt steht man nicht mit Plakaten auf der Straße?

Jedenfalls würde ich es hilf- reich finden, wenn der Mar- burger Bund als Klinikge- werkschaft nicht nur Tarifver- handlungen fordern würde, sondern gleichzeitig auch Warnstreiks organisiert und Flächenstreiks vorbereitet.

Ansonsten ist es kein Wunder, wenn er von den Arbeitgebern nicht ernst genommen wird.

Dipl.-Ing. Jörg Urban, Talstraße 15, 01099 Dresden

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