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Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 12, 26. März 1999 (1)
Krankenhaus Ost
Dramatische Entwicklung
K
aum hat sich die Koaliti- onsregierung zu den Eck- punkten 2000 in nicht klar zu erkennenden Konturen ge- äußert, schlagen die Tarifver- handlungen für den öffentlichen Dienst im Osten Deutschlands hohe Wellen. Wir alle waren der Ansicht, daß das Auseinander- klaffen der Schere zwischen den Einkommensverhältnissen west- deutscher und ostdeutscher Ärzte zu beenden sei. Ganz das Gegen- teil wird zelebriert. Die Personal- kostenentwicklung (BAT) und die veröffentlichten Veränderungsra- ten für die Budgets der Kranken- häuser lassen die entstandene Schere deutlicher werden. Die be- sondere Dramatik ist aber aus der Anbindung der Krankenhaus- budgets an die Entwicklung der Grundlohnsumme mit einer Ver- änderungsrate zu erkennen, die für die neuen Bundesländer mit minus 0,48 Prozent negativ aus- fällt. Die jüngsten Tarifabschlüs- se führen für den öffentlichen Dienst mit 3,1 Prozent Steigerung zu einer deutlichen Personal- kostenanhebung. Auch die in 1998 angehobenen Personalkosten durch 1,5 Prozent Tarifsteigerung plus 1,5 Prozent Ost-West-Anpas- sung (86,5 Prozent) werden ganz- jährig in 1999 nicht mehr abge- deckt.Der ostdeutsche Kranken- hausbereich ist bei der geforder- ten Leistungsentwicklung damit stark strapaziert, und es ist abzuse- hen, daß besonders kleine Kran- kenhäuser dem Druck der Tatsa- chen nicht länger widerstehen
können. Einsparung von Personal- kosten, wie es zwangsläufig die Krankenhäuser kompensierend vorhaben werden, bedeutet Kür- zungen der Planstellen und Ent- lassungen in allen Krankenhaus- bereichen.
Die stark belastete Beschäf- tigungssituation in Ostdeutsch- land müßte täglich so manchem Politiker Schamröte ins Gesicht treiben, denn zwangsläufig ent- stehen durch Entlassungen weite- re Einnahmeschwächungen für die Gesetzliche Krankenversiche- rung. Die Statistiken belegen, daß sich in den vergangenen Jahren bundesweit eine Ausdünnung von Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung vollzogen hat. In ländlichen Regionen ver- lagern sich mehr und mehr Lei- stungen in entferntere Kranken- häuser mit höherer Versorgungs-
stufe. Diese aber haben höhere Kostensätze pro Fall, wie es übri- gens auch in Ballungszentren be- reits üblich ist.
In manchen strukturschwa- chen Gegenden stellen die Kran- kenhäuser die einzigen größeren regionalen Arbeitgeber dar. Bei der zunehmenden Intensivierung der Arbeit in den Krankenhäusern bei ständig sich verkürzender Ver- weildauer der Patienten wird oh- nehin mindestens 20 Prozent zu wenig Personal vorgehalten. Mit einer sich abzeichnenden rückläu- figen Entwicklung der Finanzie- rungsbereiche wird der knappe Personalbestand weiterhin zuneh- mend gefährdet. An die politi- schen Entscheidungsträger richtet sich daher der dringende Appell, die hier aufgezeigten Mängel schrittweise abzubauen.
Heinz Diettrich, Dresden
M
aßnahmen zur Verbesse- rung des Gesundheits- schutzes der Frauen for- derte das Europaparlament anläß- lich des internationalen Frauentags.Die EU-Mitgliedsstaaten sollten sich künftig mehr mit gesellschafts- bedingten Gesundheitsproblemen auseinandersetzen.
Gründe für die stärkere ge- sundheitliche Belastung der Frau-
en sind nach Auffassung der EU- Parlamentarier ihr niedrigerer Le- bensstandard in den Staaten der Union, die hohe Frauen-Arbeits- losenquote und die wirtschaftli- chen Belastungen für alleinerzie- hende Mütter. Darüber hinaus kritisierte das Parlament, daß Frauen in der Arbeitswelt durch schlechtere Bezahlung benachtei-
ligt seien. afp/mam