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Archiv "Verbrennungen: Sachlich, ohne Pathos" (05.09.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 365. September 2008 A1849

M E D I E N

VERBRENNUNGEN

Sachlich, ohne Pathos

Für Eltern ist etwas Schrecklicheres kaum vorstellbar: Einen Moment der Unachtsamkeit im Haushalt, beim Grillen oder beim Spiel mit dem Feuer, und das geliebte Kind erleidet großflächige Verbrennun- gen. Das Leben ist von einem Mo- ment auf den anderen verzweifelt schwer, Selbstvorwürfe auf der ei- nen, monatelange Schmerzen und bleibende Entstellungen auf der an- deren Seite.

Das Team des Zentrums für brandverletzte Kinder des Kinder- spitals Zürich hat ein Buch darüber geschrieben, wie es nach der Kata- strophe weitergeht, ein Buch über seine Arbeit. Hier erfahren wir, dass die meisten Kinder, auch mit schwersten Verbrennungen, heute dank großer Fortschritte bei der Be- handlung überleben. Wir begleiten die Kinder in den OP, auf die Inten- sivstation, bei dem aufwendigen, lang dauernden und schmerzhaften Prozess der Heilung und Wiederein- gliederung in das normale Leben.

Wir erleben den Alltag in einer Ver- brennungsklinik in vielen kurzen Kapiteln aus der Perspektive von Ärzten, Krankenpflegern, Physio- und Ergotherapeuten, Bandagisten, Psychologen, Sozialarbeitern, Leh- rern, Fotografen und weiteren Be- teiligten eines ungemein engagier- ten und fein aufeinander abge- stimmten Teams. Gleichzeitig ist es ein Buch über die Familien der ver- unglückten Kinder, ihre Erinnerun- gen an die schwere Zeit und über die Art und Weise, wie sie die schlagar- tig veränderte Grundsituation all- mählich gestalten lernten.

Es ist ein Buch, das sachlich und ohne Pathos berichtet und gerade dadurch oft traurig stimmt und weh tut, aber auch ein Buch, das gerade durch die vielen Passagen, in denen brandverletzte Kinder rückblickend über das Trauma und ihre heutige Situation nachdenken, sehr optimis- tisch ist – ein gelungenes Buch.

Gleichzeitig drängen sich bei der Lektüre unvermeidlich auch gesund- heitsökonomische Aspekte auf. Die Versorgung eines schwer brandver- letzten Kindes erzeugt Tagestherapie- kosten von 3 000 bis 4 000 Schwei- zer Franken. Der geschilderte Fall eines Jungen aus dem Kosovo, dem durch eine Spendenaktion die Be- handlung ermöglicht und damit das Leben gerettet wurde, lässt einen unweigerlich an die vielen Tausend Brandopfer denken, denen nicht an- nähernd derartige Strukturen zur Verfügung stehen. Es wird wohl manchem Leser so gehen: Man wünscht sich, wenn in der eigenen Familie einmal eine schwere Ver- brennung vorkommen sollte, eine Klinik wie das Zürcher Kinderspi- tal. Bei genauerem Hinsehen aber ist das Besondere an der in dem Buch geschilderten Teamarbeit nicht in erster Linie dem Wohlstand zu verdanken, sondern einem gründli- chen Nachdenken über die besonde- ren Erfordernisse eines speziellen Krankheitsbilds und jedes einzelnen Patienten, verbunden mit einer un- prätentiösen Bereitschaft zur Zu- sammenarbeit über Fachgrenzen und klinische Hierarchien hinaus.

Für Fachgebiete, in deren klini- schem Alltag größerflächige Ver- brennungen selten eine Rolle spie- len, bietet das Buch eine ideale Möglichkeit, Einblicke in die spezi- ellen Probleme dieser Disziplin zu nehmen. Als Anregung und Motiva- tion zu einer optimierten Zusam- menarbeit zwischen Ärzten und Pflegern dürfte es ganz sicher in je- der Klinik großen Anklang finden, dieses Buch als Leseexemplar im Stationszimmer auszulegen.

Sven Krengel

Clemens Schiestl, Anna-Barbara Schlüer, Iris Zikos-Pfenninger: Schaut mich ruhig an.Wie brandverletzte Kinder und Jugendliche ihr Leben meistern. Rüffer & Rub, Zürich, 2008, 192 Seiten, gebunden, 29,10 Euro

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