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Die Zukunft hat ihren Ursprung im Vergangenen

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Bayerisches Är zteblatt 12/2012

675 Leitartikel

Die Zukunft hat ihren Ursprung im Vergangenen

Jetzt ist sie wieder da, die Zeit der Jahres- rückblicke, die nicht wegzudenken sind am Ende eines ereignisreichen Jahres. Rück- geblickt wird allerorten, egal ob in Politik, Wirtschaft, Bundesliga oder Wetterdienst.

Da lohnt sich auch der Blick zurück auf die Sozial-, Gesundheits- und Berufspolitik.

Doch die zeithistorische Perspektive möch- te ich um einen Ausblick auf 2013 erweitern, ermöglichen doch Fundierung und Einord- nung neue Erkenntnisse und modifizierte Herangehensweisen für die Zukunft.

Was prägte das Jahr 2012? Die ärztliche Nachwuchsproblematik, Versorgungseng- pässe im ambulanten und stationären Be- reich und die Aufkündigung des Generatio- nenvertrags aufgrund der demografischen Entwicklung sind bei der Politik wohl an- gekommen, wovon die Etablierung eines Förderprogramms durch die Bayerische Staatsregierung zum Erhalt und zur Verbes- serung der ärztlichen Versorgung im ländli- chen Raum zeugt. Eine unserer jahrelangen zentralen Forderungen wurde zumindest teilweise realisiert. Ebenso wurde unsere Forderung nach der Abschaffung der Pra- xisgebühr verwirklicht – der Bundestag hat mit den Stimmen aller 548 anwesenden Abgeordneten die Abschaffung der Praxis- gebühr beschlossen. Diese Kassengebühr war von Anfang an eine Fehlkonstruktion, hat keine der an sie gerichteten Erwartun- gen erfüllt und nur lästige Bürokratie ge- bracht. Dass die Koalition diese „Maut“ zum 1. Januar 2013 gestrichen hat, ist richtig, um etwas von den Überschüssen der Kranken- kassen an die Versicherten weiterzugeben.

Wichtig dabei ist, dass die Krankenkassen für den Wegfall der zwei Milliarden Euro durch die Gebühr einen Ausgleich aus dem Gesundheitsfonds erhalten und wir alle über wirksame und wirkliche Steuerungs- instrumente nachdenken und diese dann auch konsequent einsetzen.

Hart getroffen hat uns der Transplantations- skandal, den wir im Sinne der Bereitschaft zur Organspende gemeinsam mit den Be- teiligten und der Politik sauber aufarbeiten müssen. Dies hat jedoch gar nichts zu tun mit der „Skandalisierung der Medizin“, ei- ner ärgerlichen Kampagne in erster Linie der Kostenträger, bei der wir offensiv da- gegen halten müssen. Eklatante Beispiele waren etwa die „Fangprämien-Studie“ der Universität Halle-Wittenberg, der Vorwurf der Mengenausweitung bzw. der steigen-

den Operations-Häufigkeit, die vielen Me- dienberichte mit dem Tenor „Ärztepfusch vertuscht“ oder die Diskussionen nach dem BGH-Urteil zur „Bestechlichkeit“.

Schließlich darf das Gesetz zur Stärkung der Patientenrechte nicht unerwähnt blei- ben. Seit zwei Jahrzehnten wird die Stär- kung der Patientenrechte diskutiert. Am 1. Januar 2013 soll das Patientenrechte- gesetz (PRG) in Kraft treten. Damit will die Bundesregierung die Position der Patien- ten gegenüber Ärzten sowie anderen so- genannten Leistungserbringern und Kos- tenträgern verbessern. Obwohl wir Ärzte hier längst in Vorleistung gegangen waren, ging die Politik einen steinigen Weg. Dieser Gesetzentwurf sieht folgende Regelungen vor: Kodifizierung des Behandlungs- und Arzthaftungsrechts im BGB, Förderung der Fehlervermeidungskultur, Stärkung der Verfahrensrechte bei Behandlungsfehlern, Stärkung der Rechte gegenüber Leistungs- trägern, Stärkung der Patientenbeteiligung, Stärkung der Patienteninformationen. Darü- ber hinaus gab es noch eine ganze Reihe von Gesetzesvorhaben, die uns beschäf- tigt haben bzw. es noch weiter tun werden.

Exemplarisch nennen möchte ich hier den Referentenentwurf des § 217 StGB „Ge- werbsmäßige Förderung der Selbsttötung“, Entwurf eines Gesetzes zur Neuausrich- tung der Pflegeversicherung, Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes und zur Regelung der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz oder das The- ma Fachgebundene genetische Beratung gemäß GenDG und GEKO-RiLi. Die bitter notwendige Neuauflage der GOÄ, scheint hingegen derzeit festgefahren zu sein.

Anders sieht es bei der Novelle unseres bayerischen Heilberufe-Kammer-Gesetzes (HKaG) aus, das sich auf der Zielgeraden befindet.

BLÄK-intern ist sicherlich das Projekt „Eva- luation der Weiterbildung“ (EVA) – auch mit all seinen Kritikpunkten – zu erwähnen.

Ärzte in Weiterbildung sowie ihre Weiter- bildungsbefugten haben die Situation der Weiterbildung zum zweiten Mal bewertet.

Die Globalbeurteilung fiel mit der Note 2,44 im Bundesdurchschnitt „gut“ aus. Für Bayern gab es die Note: 2,32. Die Auswer- tung ergab jedoch auch einige Defizite, insbesondere bei der Strukturierung der Weiterbildung, der Vereinbarung von Zie- len und deren regelmäßiger Überprüfung.

Ein wenig stolz bin ich auch auf unsere neue Einrichtung einer Ombudsstelle für Weiterbildungsfragen bei der BLÄK. Eben- so konnten wir die Bearbeitungszeiten von Anträgen zur Zulassung zur Prüfung gemäß Weiterbildungsordnung reduzieren und eine Anmeldemöglichkeit zur Facharztprüfung ab vier Monaten vor Vollendung der Wei- terbildungszeit schaffen. Insgesamt heißt es für uns, künftig die Rahmenbedingungen für die ärztliche Weiterbildung noch profes- sioneller zu gestalten und weiterzuentwi- ckeln, um den Spagat zwischen Qualitäts- und Serviceansprüchen zu meistern. Die Weiterbildung ist und bleibt sicherlich das sensibelste Thema, was unsere Mitglieder anbelangt.

Im kommenden Jahr 2013 – und vermut- lich darüber hinaus – sehe ich vor allem drei Top-Themen, die uns in der Gesund- heitspolitik ordentlich auf Trab halten wer- den: Industrialisierung/Ökonomisierung der Medizin, Finanzierung von GKV und PKV und die Heilkundeübertragung an ande- re Gesundheitsberufe. Diese drängenden Fragen unserer Zeit, die wir etwa anlässlich des 115. Deutschen Ärztetages in Nürnberg oder des 71. Bayerischen Ärztetages in Augsburg, auf Symposien, Workshops und sonstigen Veranstaltungen, in Leitartikeln, Interviews und TV-Talkrunden thematisiert haben, werden zwar nicht die Top-Themen von Bundestags- bzw. Landtagswahlkampf sein, aber wir sollten die Gunst der Stun- de nutzen, diese entsprechend zu positio- nieren. Das Jahr 2013 wird wieder einige Überraschungen für uns bereithalten. Umso wichtiger ist es, ab und zu inne zu halten, denn die Zukunft hat ihren Ursprung im Ver- gangenen und in der Gegenwart. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Famili- en ein frohes Weihnachtsfest und einen ent- spannten, harmonischen Jahreswechsel.

Autor

Dr. Max Kaplan, Präsident der BLÄK

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