• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Influenza-Impfung: Aufklärungsaktion trägt erste Früchte" (05.09.2003)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Influenza-Impfung: Aufklärungsaktion trägt erste Früchte" (05.09.2003)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

P O L I T I K

A

A2274 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 365. September 2003

D

ie Durchimpfungsrate mit Influ- enzavakzine beim medizinischen Personal konnte durch eine ge- zielte Aufklärungskampagne in 2002 bereits in der Folgesaison deutlich ge- steigert werden. Wie die Evaluation der letztjährigen Impfaktion des Robert Koch-Instituts und der Arbeitsgemein- schaft Influenza gezeigt hat, fand die Initiative eine hohe Akzeptanz bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Lag die Durchimpfung des medizini- schen Personals in der Saison 2000/2001 und 2001/2002 bei nur 16 bezie- hungsweise 15 Prozent (DÄ 38, 2002), konnte in der Saison 2002/2003 – unabhängig von Be- rufsgruppen und den an der Eva- luation teilnehmenden Institu- tionen (Krankenhäuser: 23 Pro- zent, Altenpflegeheime sechs Prozent) – ein Anstieg der Influ- enzaschutzimpfungsrate um et- wa zehn Prozent verzeichnet werden. Diese positive Entwick- lung soll in einer erneuten Durchführung der Initiative in diesem Jahr weiter ausgebaut und verfestigt werden.

Zu den verschiedenen Infor- mationen über die Influenza- schutzimpfung gehörte – wie in der vorausgegangenen Befra- gung evaluiert – die Betonung der besonderen, berufsbedingt erhöhten Exposition für eine In- fluenzainfektion sowie die Her- vorhebung der Notwendigkeit, Unbedenklichkeit und der Ef- fektivität der Schutzimpfung.

Bei einer Pressekonferenz, einer Briefaktion mit Versendung von Informations- und Aufklärungs- material an Krankenhäuser und Einrichtungen der Altenpflege

sowie in zahlreichen Textbeiträgen für die Mitarbeiterzeitungen von medizi- nischen Berufsverbänden wurde das Thema Influenzaschutzimpfung für me- dizinisches und Pflegepersonal präsen- tiert. 2 000 Krankenhausbetriebsärzte und die Leiter von circa 10 000 Alten- heimen waren mit umfangreichem In- formations- und Aufklärungsmaterial zur Influenzaschutzimpfung bei medi- zinischem und Pflegepersonal ausge- stattet worden. Neben Postern, Hand- zetteln, Textbeiträgen für Mitarbeiter-

zeitungen und Powerpoint-Vorträgen wurden auch konkrete Aktionsvor- schläge zur lokalen Umsetzung von Impfaktionen beigelegt. Insbesondere von den Postern und Handzetteln wur- de reger Gebrauch gemacht: Mehr als 90 Prozent der an der Evaluation teilnehmenden Institutionen verwen- deten das abgebildete Poster bei ihren Aktionen.

Bei fast 30 Prozent der beurteilten Krankenhäuser und 40 Prozent der Al- tenheime konnten durch die Initiative individuelle Einzelaktionen wie zum Beispiel Gruppenmailings, Aufrufe in Mitarbeiterzeit- schriften oder das Anbringen von Impfplakaten zur Steige- rung der Impfakzeptanz stimu- liert werden. Einzelne Kliniken engagierten sich besonders und schickten mobile Impfteams, komplett ausgestattet mit Auf- klärungsmaterial und den nöti- gen Impfutensilien, über die Sta- tionen.

Ein weiterer, wesentlicher Schritt in die richtige Richtung ist nach Ansicht der Initiatoren das Angebot einer kostenfreien Influenzaschutzimpfung für me- dizinisches und Pflegepersonal, wie es in England, Italien und den Niederlanden ermöglicht wurde. Bei der Evaluation der letzten Impfaktion wurde ein kostenloses Angebot durch die Arbeitgeber der beteiligten In- stitutionen bei 80 Prozent der antwortenden Krankenhäuser und 35 Prozent der Altenpflege- heime angegeben.

Die hohe Gefährdung von medizinischem und Pflegeper- sonal insbesondere durch aero-

Influenza-Impfung

Aufklärungsaktion trägt erste Früchte

Initiative des Robert Koch-Instituts und der Arbeitsgemeinschaft Influenza bei medizinischem Personal wird ausgebaut.

Medizinreport

Die Influenza-Impfung von Berufstätigen im Gesundheitswe- sen kann Leben retten. Prof. Dr. Jörg Hoppe (Bundesärztekam- mer) und Prof. Dr. Reinhard Kurth (Robert Koch-Institut) bitten daher: „Lassen Sie sich gegen Influenza impfen. Ein kleiner Stich für Sie, ein großer Schutz für Sie und Ihre Patienten.“

(2)

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 365. September 2003 AA2275

gen übertragbare Erkrankungen wurde eindrücklich im Laufe der SARS-Epi- demie deutlich. Der größte Anteil der Fälle trat nach einer Exposition im Krankenhaus auf und betraf in bis zu 63 Prozent medizinisches Personal (1).

Auch bei der Weiterverbreitung von SARS spielte medizinisches Personal eine Rolle. So betrafen bei den Aus- brüchen in Hongkong und Toronto, auch unter den Fällen durch sekundäre und tertiäre Übertragung, 62 bezie- hungsweise 51 Prozent das medizini- sche Personal (2, 3). Das Risiko einer aerogenen Übertragung auf nicht ge- impftes medizinisches Personal muss für Influenza eher höher eingeschätzt werden als für SARS.

Multiplikatorwirkung

Die Durchimpfung des medizinischen und Pflegepersonals ist auch aufgrund seiner „Multiplikatorwirkung“ hin- sichtlich der Infektionsgefahr für Pati- enten wichtig. Viele dieser Patienten haben ein erhöhtes Risiko für schwere klinische Verläufe einer Influenzain- fektion. Es ist zu erwarten, dass eine hohe Impfrate bei medizinischem und Pflegepersonal auch zur Reduktion des Risikos nosokomialer Influenzainfek- tionen beiträgt. Die Effektivität der Grippeimpfung ist vor allem in den Hauptaltersgruppen des medizinischen Personals sehr gut und wird in der Lite- ratur mit bis zu 90 Prozent angegeben (4, 5).

Aus diesen Gründen startet das Robert Koch-Institut zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Influenza auch dieses Jahr wieder eine Initiative:

Neben einer gemeinsamen Pressekon- ferenz ist erneut eine Versandaktion mit überarbeitetem Informationsmate- rial und ein Aufruf in den verschieden- sten Fachverbandszeitschriften geplant.

Hierbei konnte erneut die Unterstüt- zung von wichtigen Berufsverbänden gewonnen werden.

Dr. med. Karl Schenkel Dr. med. Udo Buchholz, MPH Dr. med. Andrea Ammon, MPH Priv.-Doz. Dr. Walter Haas

Den Originalbeitrag finden Sie im Internet unter www.

aerzteblatt.de/plus3603, die Literaturangaben unter www.aerzteblatt.de/lit3603.

Prävention von Infektionskrankheiten

Stete Herausforderung

Die Eradikation der Masern, an der jährlich weltweit

eine Million Menschen sterben, gehört zu den vordringlichen Zielen der Gesundheitsorganisationen.

W

ährend die Diskussionen über die hypothetische Gefahr neu- er Pockeninfektionen und die Risiken entsprechender Impfungen nicht abreißen, muss sich die Infektiologie ei- ner realistischeren Aufgabe stellen. So sei nur unzureichend bekannt, dass die Masern weltweit mit fast einer Million Todesfällen pro Jahr für die Hälfte aller tödlich verlaufenden – aber durch Imp- fung zu verhindernden – Infektions- krankheiten verantwortlich sind, sagte Prof. Sieghart Dittmann (Ständige Impfkommission, STIKO) während ei- nes Seminars über „Impferfolg – Impf- sicherheit“ in Baden-Baden.

Dieser Situation tragen die Impfpro- gramme der Weltgesundheitsorganisa- tion (WHO) und der UNICEF Rech- nung. Ein strategischer Plan beider Or- ganisationen zielt zunächst auf die Hal- bierung der Masern-Todesfälle bis 2005. Außerdem sollen bis dahin die Masern überall dort eliminiert werden, wo aufgrund fortgeschrittener Kontrol- le eine regionale Auslöschung des Virus möglich ist. Dazu gehört insbesondere der amerikanische Doppelkontinent.

Für Europa ist das Ziel der Maserneli- minierung zunächst für das Jahr 2007 avisiert, da immer wieder aufflackernde Durchbrüche der durch Tröpfchenin- fektion leicht übertragbaren Erkran- kung eine frühere Eliminierung unrea- listisch erscheinen lassen.

So machte zum Beispiel eine Masern- epidemie in 2002 Schlagzeilen, bei der mehr als 1 000 Erkrankungen allein in der Region Coburg gezählt wurden. Ein solcher Maserndurchbruch wurde mög- lich, weil einige Ärzte die Impfung für gefährlicher hielten als die Erkrankung.

„Noch immer müssen auch unter den Bedingungen einer guten medizinischen Versorgung fünf Prozent aller an Ma- sern Erkrankten wegen Komplikatio-

nen ins Krankenhaus eingeliefert wer- den“, betonte Dittmann. „Encephaliti- den nach Masern treten bei einer von 670 Erkrankungen auf.“

Um das angestrebte Ziel der Ma- sernelimination zu erreichen, müsse die Rate der Erstimpfungen von derzeit 90 auf 95 Prozent angehoben werden.

Als „sehr unbefriedigend“ bezeichnete Dittmann, dass die Zweitimpfung bei nur 30 Prozent der Erstklässler des Jah- res 2000 dokumentiert war: „Diese Ra- te muss erheblich gesteigert werden, wobei auf die rechtzeitige Durch- führung der Impfungen nach dem Impf- kalender der STIKO Wert gelegt wer- den sollte.“

Wichtig sei, dass sich alle Beteiligten in allen Regionen der Bundesrepublik bereit erklärten, an dem Ziel der Ma- sernelimination mitzuwirken. Dass nach einer Eradikation der Masern eine ähnliche Situation auftreten könnte wie jetzt bei den Pocken, verneinte Ditt- mann: „Als bioterroristische Waffe sind die Masern nicht geeignet.“

Allergische Reaktionen nicht häufiger als bei Medikamenten

Der Erfolg der Pockeneradikation er- munterte die WHO, die Kinderlähmung (Poliomyelitis ) bis zum Jahr 2005 auszu- rotten. Hervorragende Erfolge wurden auf dem Weg dahin erzielt: Der amerika- nische Doppelkontinent, die westpazifi- sche und die europäische Region sind frei von einheimischer Poliomyelitis.

Wenn die Probleme im indischen Sub- kontinent durch Massenimpfungen gelöst sind, kann das Ziel der weltweiten Ausrottung erreicht werden.

Ungeklärt ist allerdings, wie man ei- ne verlängerte Ausscheidung von Impf- viren bei Personen mit Immundefizienz

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Rolf Heckler (Nationales Referenz- zentrum für Influenza, Hannover) zu 95 Prozent Influenza A (H1N1) für die Virusgrippewelle verantwortlich war und Influenza A (H3N2)

Auch wurde gezeigt, dass durch eine Mundschutztra- gepflicht für ungeimpftes medizinisches Personal die Impfraten der Beschäftigten signifikant erhöht wer- den konnten (23)..

Das Risiko einer aerogenen Übertragung auf nicht ge- impftes medizinisches Personal muss für Influenza eher höher eingeschätzt werden als für

Dass beim Anblick der einen oder anderen Karikatur das Lachen im Halse stecken bleibt, ist allerdings nicht aus- zuschließen – sind die zugrunde liegenden Pro- bleme doch mitunter

Wie in der vergangenen Influenzasaison star- ten die Arbeitsgemeinschaft Influenza und das Robert Koch-Institut auch dieses Jahr wieder eine gemeinsame Aktion für die Erhöhung

Wie in der vergangenen Influenzasaison star- ten die Arbeitsgemeinschaft Influenza und das Robert Koch-Institut auch dieses Jahr wieder eine gemeinsame Aktion für die Erhöhung

Durch Forschung und Entwicklung sowie Wahrnehmung von Vollzugsaufgaben generiert Agroscope Tag für Tag nützliches Wissen, das rasch möglichst vielen Personen, auch aus der Obst-

WHO = World Health Organization; ECDC = European Centre for Disease Prevention and Control; CDC = Centers for Disease Control and Prevention; SHEA = Society for