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A1352 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2016. Mai 2003
B Ü C H E R
Karikatur
Genuss ohne Reue
Ralf Brunner: In medicus res.
Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2003, 44 Illustrationen/Karikatu- ren, gebunden, 14,95 Ainkl. Ver- sand, Bestellung über: Deutscher Ärzte-Verlag, Versandbuchhand- lung, Ottostraße 12, 50859 Köln, E-Mail: vsbh@aerzteverlag.de, Te- lefon: 0 22 34/70 11-3 22, Telefax:
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Es soll inzwischen Leser des Deutschen Ärzteblattes ge- ben, die zielgenau die Me- dienseite ansteuern, um zunächst einen Blick auf die wöchentlich erscheinende
„Därikatur“ zu werfen. Ein wenig Humor kann nicht schaden, ist sogar fast unver- zichtbar, will man sich an- schließend durch die Niede- rungen der Gesundheitspoli- tik, die gerade in der jüngeren Vergangenheit den Ärzten wenig Erfreuliches zu bieten hat, arbeiten.
Seit rund anderthalb Jah- ren hat die „Därikatur“ ihren festen Platz im Deutschen Ärzteblatt. Bissig, mitunter augenzwinkernd karikieren die Zeichnungen aus der Fe- der von Ralf Brunner das Ge- schehen im Gesundheitswe- sen. Ob Gesundheitsreform, Anti-Aging, Ärzte-TÜV, me- dizinische Leitlinien oder elektronischer Gesundheits- pass – fast kein Thema ist davor gefeit, für ei- nen Angriff auf die Lachmuskulatur auf- bereitet zu werden.
Dass beim Anblick der einen oder anderen Karikatur das Lachen im Halse stecken bleibt, ist allerdings nicht aus- zuschließen – sind die zugrunde liegenden Pro- bleme doch mitunter zu ernst, als dass sie mit der befreienden Kraft des La- chens allein aus der Welt ge- schafft werden könnten.
Mit beeindruckender Leich- tigkeit gelingt es Brunner in seinen Karikaturen immer wieder, komplexe Zusam- menhänge auf unmittelbar ansprechende Bilder zu re- duzieren – eine harte Schule für die zuarbeitenden Ide- enlieferanten, die zunächst ganz versessen darauf waren, mit ihrem Ideenreichtum je- de Zeichnung bis an den Rand völliger Humorlosig-
keit zu überfrachten. Glück- licherweise konnte sich der Karikaturist durchsetzen und seinen eigenen, unver- kennbaren Stil entwickeln – den Blick aufs Wesentliche gerichtet, gleichwohl mit viel Liebe zu De-
tails.
Mit „In me- dicus res“ liegt nun eine re- präsentative Auswahl der
„Därikaturen“
im Deutschen Ärzteblatt vor.
Hartgesottene Fans werden die ein oder andere Karika- tur, die sie für ihr Sammelal-
bum ausgeschnitten haben, vermissen. Allen anderen wird diese Zusammenstel- lung ein ungetrübtes Lese- vergnügen bereiten. Denn:
Humor ist, wenn man trotz-
dem lacht. DÄ
Medizinthriller
Packend
Gina Kolata: Influenza. Die Jagd nach dem Virus. S. Fischer-Verlag, Frankfurt/Main, 2001, 351 Seiten, gebunden, 20,40 A
Die Pest, Aids, Ebola – fremd- artige, entsetzliche Krankhei- ten. Die Grippe dagegen steht nie auf der Liste der tödlichen Seuchen. Doch kaum eine Vi- ruserkrankung wütete in kur- zer Zeit so heftig wie die Grip- pe-Epidemie von 1918. Welt- weit erkrankten 700 Millionen Menschen daran. In nur weni- gen Monaten forderte die „In- fluenza“, die so genannte Spa- nische Grippe, rund um den
Erdball 20 Millionen Tote – mehr als doppelt so viele wie der Erste Weltkrieg. Die ame- rikanische Wissenschaftsjour- nalistin Gina Kolata spürt in ihrem Medizinthriller „Influ- enza. Die Jagd nach dem Vi- rus“ packend und kenntnis- reich der rätselhaften Kata- strophe von damals nach.
Im September 1918 hatte ein Drittel der Bevölkerung Madrids die Grippe. Mehr als 25 Prozent der amerikani- schen Bevölkerung waren er- krankt. Die Gesundheitsämter in den Großstädten verteilten Gazemasken. Das Buch zeigt Fotos von Baseballspielen, auf denen Spieler und Zuschauer Mundschutz tragen. „Sämtli-
che Theater, fast alle Geschäf- te und Lokale sind geschlos- sen, auf den Straßen regieren tagsüber die Trauerzüge und nachts die Krankenwagen“, zi- tiert die Autorin eine damalige Zeitung.
Das Erschreckendste an dem neuartigen Grippe-Vi- rus: Es attackierte bevorzugt junge gesunde Erwachsene.
Mit Symptomen wie Glieder- schmerzen und stetig steigen- dem Fieber legten sie sich an einem Tag wie bei Erkältung ins Bett. Wenige Tage später bekamen sie vom Tod gezeich- nete bräunliche Flecken auf der Gesichtshaut. Ihre Lungen füllten sich mit Flüssigkeit, an der sie qualvoll erstickten.
Ganze Dörfer wurden aus- gelöscht. In vielen Familien wurden die Kinder zu Waisen.
Umso erstaunlicher, dass die aggressive Krankheit heutzu- tage scheinbar völlig aus dem kollektiven Gedächtnis ver- schwunden ist. Erst Ende der 90er-Jahre machten sich Mi- krobiologen aus den USA auf die Suche nach dem Erreger der Influenza. Auf einem Friedhof im ewigen Eis Alas- kas stießen sie auf konservier- te Opfer der Epidemie, aus dessen Gewebe sie das tödliche Virus isolieren konnten. Das Ziel: einen Impfstoff herzustel- len, der einen zukünftigen Ausbruch der Seuche verhin- dert. Eva-Maria Schreiner Gesundheitsreform: Der große Wurf Fallpauschalen im Krankenhaus: Bloß nicht dumm rumliegen