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Wenn es nicht beim Heuschnupfen bleibt

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er Mehrzahl aller ech- ten Nahrungsmittelal- lergien bei Jugendli- chen und Erwachsenen liegt eine respiratorische Allergie zu- grunde: Die spezifischen, beispiels- weise gegen ein bestimmtes Allergen der Birkenpollen gerichteten IgE-An- tikörper binden dann nicht nur die- ses Allergen, sondern auch bestimm- te Nahrungsmittelproteine und kön- nen auch über diese Schiene eine al-

lergische Reaktion auslösen. Voraus- setzung für dieses Phänomen, die Kreuzallergie, sind strukturelle Ähn- lichkeiten zwischen dem für die pri- märe Allergie verantwortlichen Mo- lekül und einem anderen Eiweiß, in diesem Fall einem Nahrungsmittel- bestandteil.

Solche Strukturähnlichkeiten kom- men nicht selten vor. Häufig entwi- ckelt sich beispielsweise bei Men- schen mit Pollenallergien eine aller-

gisch bedingte Unverträglichkeit be- stimmter Nahrungsmittel, eine pol- lenassoziierte Nahrungsmittel- allergie, oft gegenüber Bestandtei- len von Pflanzen aus der gleichen botanischen Familie.

Normalerweise findet bei Kontakt mit einem Allergen zunächst eine Sensibilisierung statt, das heißt, das Immunsystem bildet Antikörper, die spezifisch gegen den vermeint- lichen Feind gerichtet sind, aus. Erst

Wenn es nicht beim Heuschnupfen bleibt

PRAXIS KREUZALLERGIE

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56 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2012 | www.pta-aktuell.de

Patienten mit allergischer Rhinitis müssen häufig nicht

nur mit Fließschnupfen, Niesattacken und tränenden,

juckenden Augen kämpfen. Zu allem Überfluss vertragen

sie mitunter auch bestimmte Lebensmittel nicht.

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beim darauf folgenden Kontakt kommt es dann zur allergischen Re- aktion. Anders bei Kreuzallergien:

Hier können Nase, Haut oder Ma- gen/Darm auch dann allergisch rea- gieren, wenn der Mensch nie zuvor mit dem betreffenden Stoff in Berüh- rung gekommen ist – also ohne vor- herige Sensibilisierung. Die „pas- senden” Antikörper stehen ja schon von der primären Allergie parat.

Besonders häufig (bis zu 70 Prozent) sollen Kreuzallergien – zum Beispiel gegen Apfel, Haselnuss oder Sellerie bei Birkenpollenallergikern sein, aller- dings nicht immer stark ausgeprägt.

Manifestationsorte und Symp- tome Viele der Nahrungsmittelaller- gien, denen eine Kreuzallergie zu- grunde liegt, äußern sich durch ein orales Allergiesyndrom (OAS): Meist unmittelbar nach Genuss der verantwortlichen Speisen entwickeln sich unangenehme, aber im Allge- meinen harmlose Empfindungen wie Kribbeln und Juckreiz in Mund und Rachen sowie lokale Schleimhaut- schwellungen. Je nach deren Ausmaß und Lokalisation kann es dabei im schlimmsten Fall zu akuter Atemnot kommen und sogar Erstickung drohen.

Durch Kreuzreaktion bedingte Nah- rungsmittelallergien können auch Hautsymptome, beispielsweise in Form einer Urtikaria (Nesselsucht) oder respiratorische Beschwerden (Rhinitis), auslösen. Eher selten ist eine auf den Magen-Darm-Trakt be- schränkte Symptomatik wie Blähun- gen, Bauchkrämpfe etc.

Akut und dramatisch Schwere Symptome können insbesondere bei Kreuzallergien durch Beifußpollen auftreten. Die Betroffenen müssen zum Teil mit anaphylaktischen Reaktionenrechnen, also der Ma- ximalform der Soforttypallergie (IgE- vermittelte Allergie), die mehrere Organsysteme gleichzeitig betrifft:

Atemwege, Magen-Darm-Trakt und Gefäßsystem. Binnen Minuten ent- wickeln sich unterschiedliche Anzei- chen von Juckreiz, Bauchkrämpfen und Durchfall über Kreislaufbe-

schwerden etc. bis hin zum Schock und lebensbedrohlichen Kreislauf- versagen.

An erster Stelle der Liste der Nah- rungsmittel, die von Menschen mit Beifußpollenallergie oft nicht vertra- gen werden, steht der Sellerie. Das Spektrum der möglichen Kreuzreak- tionen ist breit, es umfasst unter an- derem Karotten, Litschi und Mango sowie eine lange Reihe von Gewür- zen von Anis bis Pfeffer und Zimt;

Fachärzte sprechen vom Beifuß- Sellerie-Gewürz-Syndrom.

Typische Allergiemuster Ein wei- teres inzwischen gut bekanntes Phä- nomen ist das Latex-Frucht-Syn- drom: Früher eher eine Seltenheit, werden seit einigen Jahren immer öfter auch Allergien auf Bananen oder Avocado beschrieben. Diese Entwicklung hat mit dem verbreite- ten Gebrauch von Latexprodukten wie zum Beispiel in Einmalhand- schuhen und der damit einhergehen- den zunehmenden Sensibilisierung gegen diesen Naturstoff zu tun (Latex wird aus der Milch der Kautschuk- pflanzen gewonnen). Die gegen den Naturkautschuk gebildeten IgE-Anti- körper können wiederum mit ver- schiedenen Proteinen aus anderen Pflanzen reagieren, unter anderem mit Stoffen in Aprikosen, Bananen oder Kiwis. Bei Allergien gegen Grä- serpollen sieht man eher selten Kreu- zallergien. Diese richten sich haupt- sächlich gegen Getreide, Hülsen- früchte und Erdnüsse. Menschen mit einer Allergie gegen Hausstaubmil- ben können beim Verzehr von Scha- lentieren (Garnelen, Flusskrebs) sowie Muscheln Probleme bekom- men.

Daneben gibt es Kreuzallergien zwi- schen Pollen verwandter Pflanzenar- ten (Birken und Erle oder Hasel- strauch), zwischen verschiedenen Antibiotika (z. B. Penicillin und Ce- phalosporine) sowie zwischen ver- schiedenen Insektengiften (etwa Wes- pen und Bienen). Und Nahrungsmit- telallergene können auch untereinan- der kreuzreagieren. So lösen manch- mal bei Erdnussallergikern auch

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andere Hülsenfrüchte wie Soja, Erbsen oder Linsen schwere Reaktio- nen aus. Denn: Die Erdnuss ist bota- nisch keine Nuss, sondern ebenfalls eine Hülsenfrucht.

Detektivische Spurensuche Für sämtliche Assoziationen gilt, dass sie auftreten können, jedoch nicht müs- sen: Längst nicht jede Sensibilisie- rung wird klinisch, verursacht also tatsächlich Beschwerden.

Oft sind auch die Reaktionen nicht gut reproduzierbar: Vielerlei Fakto- ren wie beispielsweise Infektionen, körperliche Anstrengung oder auch Medikamente können die Reaktions- schwelle beeinflussen. Der Hauttest allein zeigt nur, ob der Körper spe- zifische Antikörper gegen ein be-

stimmtes Allergen bildet, erlaubt aber keine zuverlässige Diagnose; ein Ernährungs- und Symptomta- gebuchhilft, den beziehungsweise die verdächtigen Stoffe besser ein- zukreisen.

Sind die Auslöser allergischer Reak- tionen identifiziert, muss auf diese Nahrungsmittel verzichtet werden.

Dabei ist auf eine ausgewogene Er-

nährung zu achten. Nüsse, Sellerie und Gewürze sind oft als „versteckte”

Allergene in Schokolade sowie in vielen Fertigprodukten, Soßen und Suppen enthalten, was Allergikern die Auswahl sicherer Lebensmittel erschwert. Ausgerechnet Sellerie und Erdnüsse, aber auch Baumnüsse lösen relativ häufig schwere syste- mische Reaktionen aus.

Oft ist eine Allergenkarenz nur während der Zeit des Pollenflugs er- forderlich, weil das betreffende Le- bensmittel außerhalb der Saison ohnehin vertragen wird. Viele Aller- gene (vor allem in Obst) lösen außer- dem nur in rohem Zustand Reak- tionen aus; durch den Garprozess werden sie denaturiert und verlieren damit ihre immunologische Eigen- schaft. Deshalb vertragen beispiels- weise Apfelallergiker meist Apfelmus oder -kuchen. Bestimmte Allergene in Sellerie, Erdnuss oder Soja sind je- doch hitzestabil und damit auch nach dem Kochen oder Rösten potenziell gefährlich.

Hyposensibilisierung Unter spezi- fischer Immuntherapie, also der In- duktion einer Toleranz durch „Ge- wöhnung” des Immunsystems an schrittweise erhöhte Mengen des Pol- lenallergens bessert sich manchmal auch die assoziierte Nahrungsmittel- allergie.

Pollenallergiker sollten eine vermu- tete Nahrungsmittelallergie auch des- halb vom Facharzt abklären lassen, damit gegebenenfalls festgestellt wer- den kann, wie hoch ihr Risiko für schwerere Reaktionen ist. Sind sie ge- fährdet, verordnet der Allergologe ein Notfallset zur Selbstmedikation, das sie immer bei sich tragen sollten.

Es enthält neben einem Antihistami- nikum und einem Glukokortikoid für schwerere Fälle einen Adrenalin- pen zur Selbstinjektion.

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Waltraud Paukstadt, Dipl.-Biologin

58 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2012 | www.pta-aktuell.de

APFELALLERGIE

Bei allen Naturprodukten schwankt generell der Gehalt an Inhaltsstoffen, also auch der an Allergenen. Manchem Kun- den mag der Rat helfen, dass eines der Hauptallergene des Apfels (Mal d1) in verschiede- nen Äpfeln unterschiedlich stark vertreten ist: Relativ neue Züchtungen (Golden Delicious, Granny Smith, Jonagold) ent- halten nach Informationen der Deutschen Haut- und Allergie- hilfe e.V. deutlich mehr Allergen als alte Sorten wie Goldparmä- ne, Boskop oder Gravensteiner.

PRAXIS KREUZALLERGIE

Bei einer Apfel- allergie spielt auch die Sorte eine Rolle .

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häufigen Kreuzreaktionen finden Sie, wenn Sie diesen Artikel online unter www.pta-aktuell.de lesen!

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