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Akute Pyelonephritis beim Erwachsenen

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Academic year: 2022

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AM E R I C A N FA M I LY PH Y S I C I A N

Die akute Pyelonephritis beim Erwachsenen ist in unkompli- zierten Fällen oft recht leicht zu diagnostizieren und kann oftmals auch ambulant be- handelt werden. Schwieriger kann sich die Situation bei Eintritt von Komplikationen oder bei Risikopatienten darstellen, wie ein Beitrag in

«American Family Physician»

zeigt.

Die akute Pyelonephritis betrifft das Nie- renbecken und das Nierenparenchym.

Von einer unkomplizierten Pyelonephritis spricht man, wenn die Infektion durch ei- nen typischen Erreger bei einem immun- kompetenten Patienten hervorgerufen wird, der keine anatomischen und funk- tionellen Abnormitäten des Harntrakts aufweist. Demgegenüber sind Komplika- tionen unter bestimmten prädisponieren- den Umständen möglich (Tabelle).

Pathogenese

Die akute Pyelonephritis ist zumeist die

Folge einer von der Harnröhre oder Harn- blase aufsteigenden Infektion. Bei Män- nern können Prostatitis und benigne Prostatahyperplasie (BPH) eine Quelle sein.

Eine hämatogene akute Pyelonephritis kommt am ehesten bei chronisch-kranken, oft immunsupprimierten Patienten vor.

Gelegentlich können auch Staphylokokken und Pilzinfektion von einem Fokus aus Haut oder Knochen in die Niere streuen.

In der Mehrheit der Fälle, bei 4 von 5 Pa- tienten, wird die akute Pyelonephritis jedoch durch E. coli verursacht. Andere mögliche Erreger sind beispielsweise gramnegative Bakterien, Staphylococcus saprophyticus und Enterokokken. Bei älte- ren Patienten kommt E. coli seltener vor.

Patienten, die mit Blasenkathetern ver- sorgt werden müssen, haben häufiger andere gramnegative Organismen wie Proteus, Serratia und Pseudomonas. Dia- betiker neigen dazu, sich mit Klebsiella, Enterobacter oder Candida zu infizieren.

Diese Patienten haben auch ein erhöhtes Risiko, an emphysematischer Pyelonephri- tis oder papillärer Nekrose zu erkranken – Folgeerkrankungen, die bis zum Schock und Nierenversagen führen können.

Eine Bakteriurie – meist sind mehrere Bak- terienarten nachweisbar – entwickelt sich bei 50 Prozent der Patienten, die über mehr als fünf Tage mit einem Blasen- katheter versorgt werden müssen. Fast alle Patienten, die über einen Monat ka- theterisiert sind, scheiden Bakterien aus.

Immunsupprimierte Patienten haben nicht selten eine stumme Pyelonephritis. Anfällig erweisen sich auch Nierentransplantierte.

Jeder Dritte dieser Patienten erleidet – und zwar meist innert zwei Monaten nach Transplantation – wegen der erforderli- chen medikamentösen Immunsuppression und auch wegen des postoperativen vesi- koureteralen Refluxes eine Nierenbecken-

entzündung. Im Allgemeinen verlaufen die akuten Pyelonephritiden bei Männern häufiger kompliziert, da sie öfter Abnor- mitäten aufweisen, etwa eine Prostataver- grösserung. Zudem nimmt die antibakte- rielle Aktivität des Prostatasekrets mit dem Alter ab.

Akute Pyelonephritis beim Erwachsenen

Diagnostik und Therapie

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Die akute Pyelonephritis wird zumeist durch eine aufsteigende Harnwegsinfektion hervor- gerufen. Zumeist ist E. coli der verantwortliche Erreger.

●Diagnostisch sind neben der typi- schen klinischen Symptomaik Urinsediment, Nitrittest und Urinkultur wegweisend. Eine Nierensonografie ist obligato- risch.

●Eine unkomplizierte Pyelone- phritis kann bei leichterem Krankheitsverlauf ambulant anti- biotisch behandelt werden.

Orale Antibiotika werden bei diesen Patienten zumeist über 7 bis 14 Tage verabreicht.

●Bei komplizierten Verläufen bei Risikopatienten ist eine Hospita- lisierung erforderlich.

●Therapieversagen beruht oft auf Erregerresistenz, zugrunde lie- genden anatomischen oder funk- tionellen Abnormitäten oder Immunsuppression.

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Klinik und Diagnostik

Die Erscheinungsformen einer Pyeloneph- ritis sind vielfältig, sie reichen von einer leichten Symptomatik bis hin zur Sepsis.

Die Leitsymptome der akut einsetzenden Erkrankung sind klopfschmerzhafte Nie- renlager, Dysurie, Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Die Diagnose wird durch den Urinbefund untermauert. Bei positivem Nitrit-Streifentest und Leukozyturie ist ein Harnwegsinfekt sehr wahrscheinlich. Urin- kulturen sind bei 90 Prozent aller Patienten mit akuter Pyelonephritis positiv. Hämatu- rie kann bei Zystitis und Pyelonephritis vorkommen.

In einer Studie bei Frauen im jüngeren bis mittleren Lebensalter, die wegen Fieber, Pyurie und anderen Symptomen eines Harnwegsinfekts in die Klinik eingewiesen wurden, hatten 98 Prozent eine Pyelo- nephritis. Man muss aber bedenken, dass bei alten Menschen Fieber nicht unbe- dingt zu den Leitsymptomen zählt: Jeder fünfte Betagte ist fieberfrei. Bei ihnen ste- hen zuweilen pulmonale umd gastroin- testinale Beschwerden im Vordergrund.

Fieber und Leukozytose sind übrigens von geringem diagnostischem Wert bei Pati-

enten mit Verweilkathetern, speziell wenn grampositive Kokken und Candidapilze im Spiel sind. In der Klinik werden oft auch Blutkulturen durchgeführt. Sind sie posi- tiv, bedeutet dies nicht, dass ein kompli- zierterer Verlauf bevorsteht. Blutkulturen sind deshalb zumeist nur bei Immunsuppri- mierten und bei diagnostischer Unsicher- heit eine Hilfe.

Bei bis zu 30 Prozent der Frauen mit Blasenentzündung ist auch der obere Harntrakt vom Krankheitsprozess ergrif- fen, allerdings zumeist subklinisch. Das gilt insbesondere für schwangere Frauen und für Patientinnen mit rekurrierenden Harnwegsinfekten, aber auch für Diabeti- ker, Immunsupprimierte und Patienten, die bereits in der Kindheit eine Nieren- beckenentzündung durchgemacht haben.

Bei Obstruktion (Stein, Tumor, Prostata- vergrösserung) kann die Pyelonephritis extrem schwer verlaufen und schwierig zu behandeln sein, etwa wenn sich ein rena- ler Abszess gebildet hat.

Therapie

Traditionell wurden Patienten mit akuter Pyelonephritis hospitalisiert und intra-

venös mit Antibiotika behandelt, doch hat sich gezeigt, dass die Erkrankung auch bei ambulanter Versorgung bei 90 Prozent zur Ausheilung kommt. Voraussetzung ist aber ein unkomplizierter Verlauf und die zuverlässige Mitarbeit des Patienten.

Bei komplizierter Pyelonephritis, bei erheb- lichen Krankheitssymptomen und erfolg- los angegangener ambulanter Therapie ist die Klinikeinweisung angezeigt. Hospita- lisationskriterien sind in der Abbildung dargestellt.

Bei unkomplizierter Pyelonephritis emp- fiehlt die Infectious Disease Society of America (IDSA) Fluorochinolone als Mittel der ersten Wahl. Bei selektierten Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Pyelo- nephritis schnitt, gemäss den Angaben der Autoren, intravenöses und orales Ciprofloxacin (z.B. Ciloxan®, Ciproxin®) ähnlich gut ab. Fluorochinolone sind sehr gut nierengängig. Gegen die häufigsten Erreger im Harntrakt sind Resistenzen bis heute selten (unter 3 %).

Als gute therapeutische Alternativen sehen die Autoren orale Anmoxicillin- Clavulansäure (Augmentin®) und Co-tri- moxazol (z.B. Bactrim®).

Flurorochinolone sind in der Schwanger- schaft nach Möglichkeit zu vermeiden.

Hier kommen Amoxicillin und Clavu- lansäure bevorzugt bei grampositiven Erregern zum Einsatz.

Manche Ärzte initiieren die Therapie mit einer intravenösen Applikation, um dann auf orale Medikation umzustellen – ein Vorteil ist aber nach Meinung der Autoren für dieses Vorgehen nicht bewiesen.

Muss ein Patient hospitalisiert werden, emp- fehlen die IDSA-Richtlinien eine der folgen- den intravenösen Antibiotikatherapien:

●Fluorochinolon

●Aminoglykosid (z.B. Gentamycin mit/

ohne Ampicillin)

●Breitspektrum-Zephalosporin (z.B. Cefo- taxim, mit/ohne Aminoglykosid

●Aminoglykoside sind zu vermeiden bei Patienten mit vorbestehender Nieren- krankheit

●Umstellung auf orale Medikation ist möglich, wenn das Fieber nachlässt. Es ist dabei übrigens nicht erforderlich, dieselbe Substanz zu wählen.

Akute Pyelonephritis beim Erwachsenen

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

Tabelle 1: R i s i k o f a k t o r e n f ü r e i n e k o m p l i z i e r t e a k u t e P y e l o n e p h r i t i s

Alter: Immunsupprimierte Obstruktion:

Patienten:

– Kinder – Diabetes mellitus – Fremdkörper

– Alter (> 60 J.) – Sichelzellkrankheit – Harnwegstein – Transplantation – Blasenhalsobstruktion – Tumorerkrankung – BPH

– Chemotherapie – Neurogene – HIV-Infektion Blasenstörung – Steroideinnahme – Steinleiden

Anatomische/funktionelle Männliches Geschlecht: Weibliches Geschlecht:

Abnormalitäten:

– Polyzystische Niere – Anatomische – Schwangerschaft – Doppelter Ureter Abnormalitäten

– Ureterocele – Prostataobstruktion – Vesikoureteraler Reflux

Fremdkörper: Sonstiges:

– z.B. Katheter Falsches Antibiotikum Resistente Keime

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Im Allgemeinen reicht eine 7- bis 14-tä- gige Antibiotikatherapie bei ansonsten gesunden Patienten. Besteht nur eine leichte Symptomatik und sprechen die Betroffenen rasch an, reicht wahrschein- lich auch eine 5-tägige Behandlung.

Grundsätzlich wird nach Abschluss der Behandlung eine Urinkultur zur Überprü- fung des mikrobiologischen Therapie- erfolgs empfohlen.

Normalerweise geht das Fieber innert 72 Stunden zurück. Allerdings ist das nicht immer der Fall, was aber dann kein

Grund zur Besorgnis und zu weiteren dia- gnostischen Schritten ist, wenn es dem Patienten insgesamt besser geht.

Komplikationen

Die häufigsten Gründe für ein Therapie- versagen sind resistente Erreger und Harnwegsteine. Vielfach wird bei ausblei- bendem Behandlungserfolg eine erneute Blutkultur und Urinanalyse vorgenom- men. Zumeist ist dieses Vorgehen aber überflüssig und von wenig Erfolg gekrönt.

Allerdings sollte stets eine vaginale und/

oder rektale Untersuchung erfol- gen.

Mit bildgebenden Verfahren lassen sich Komplikationen wie anatomi- sche Abnormitäten, Ureterobstruk- tion, Nierenabszess und mögliche Differenzialdiagosen wie Appendizi- tis oder Cholezystitis gut abklären.

Bei den meisten Patienten führt die obligatorische Sonografie bereits zum Ziel. Im Ultraschall können akute bakterielle Nephritis, Abszesse, Ureterobstruktion und Hydron- ephrose sichtbar gemacht werden.

Wenn im renalen Ultraschall keine umschriebene Läsion erkennbar ist, jedoch eine Nierenvergrösserung auffällt, oder wenn eine invasive Intervention erwogen wird, kann das CT eine Hilfe sein beim Aus- schluss eines renalen oder peri- nephritischen Abszesses. ●

Kalyanakrishnan Ramakrishnan, Dewey C. Scheid: Diagnosis and management of acute pyelonephri- tis in adults. Am Fam Physician 2005; 71: 933–942.

Uwe Beise

Interessenkonflikte: keine

Akute Pyelonephritis beim Erwachsenen

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

Abbildung:E v a l u a t i o n u n d M a n a g e m e n t d e r a k u t e n P y e l o n e p h r i t i s

Patienten mit HWI und Zeichen einer akuten Pyelonephritis – Fieber

– Flankenschmerz – Übelkeit/Erbrechen

Spezifische Therapie hängt von den Risiko- faktoren ab

Hohes Komplikationsrisiko?

– Anatomische Abnormität – Fremdkörper

– Immunsuppression – Obstruktion – Schwangerschaft – Ungeeignete Antibiotika

Hospitalisation indiziert?

– Anatomische Harntraktabnormalität – Immunkomprimierte Harnwegs- obstrukion

– Ambulantes Therapieversagen – Persistierende Übelkeit/Erbrechen – Septische Symptome

– Alter > 60 Jahre

– Schlechte soziale Unterstützung – Ungesichertes Follow-up – Unsichere Diagnose

Urinkultur und Sensitivität – Orale Antibiotika – Fluorochinolone Urinkultur und Sensitivität

i.v.-Antibiotika – Fluorochinolone

– Aminoglykosid mit/ohne Ampicillin oder Breitspektrum-Antibiotika- therapie mit/ohne Aminoglykoside – Hydration

– Fieberkontrolle – Schmerzmanagement

Verbesserung nach 72 Stunden?

– Afebril

– Toleriert Flüssigkeit, Nahrung und orale Medikation – Nachlassender Schmerz

– Orale Antibiotika über 14 Tage

– Therapieerfolg 1 Woche nach Antibiotikatherapie prüfen

– Hospitalisation – Erregerresistenz prüfen – Obstruktion prüfen

(Ultraschall)

– Andere Ursachen bedenken

ja nein

ja nein

ja nein

Referenzen

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