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Mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten?

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540 Bayerisches Ärzteblatt 9/2004

BLÄK informiert

Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsge- setz – GMG), das zum 1. Januar 2004 in Kraft trat, hat sehr viele Neuerungen, wie unter ande- rem den „strukturierten Qualitätsbericht“ ge- bracht, deren Konsequenzen wahrscheinlich in einigen Jahren erst beurteilbar sind. In einer Fortbildungsveranstaltung „Qualitätsbericht nach

§§ 136, 137, 137 b Sozialgesetzbuch V (SGB V) in Klinik und Praxis“ – Balance zwischen „Pflicht und Kür“ am 2. Juli 2004 im Ärztehaus Bayern wollte die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) dazu beitragen, mehr Klarheit und Sicher- heit für die Erstellung und auch für die Bewer- tung von Qualitätsberichten zu finden.

Wirklich konkrete Rahmenbedingungen für Struktur und Inhalte der geforderten Quali- tätsberichte benenne der Gesetzgeber jedoch bisher nicht. „Wir wissen nur ungefähr, wie diese Berichte strukturiert sein sollen, welche Aussagefähigkeit sie haben werden. Insge- samt kann man heute noch nicht sagen, was sie eigentlich wert sind“, sagte Dr. Klaus Ott- mann, Vizepräsident der BLÄK, in seiner Begrüßungsrede. Ob sie zu einem „Qualitäts- bericht light“ würden oder wirklich echte Qualitätssubstanz aus diesen Berichten zu entnehmen sei, werde die Zukunft zeigen.

Der Vizepräsident freute sich, dass „einige Galionsfiguren des Qualitätsmanagements“

als Referenten für die Veranstaltung gewon-

nen werden konnten und dass unter den über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch Gäste aus Wien, aus dem Engadin und auch aus der Bundeshauptstadt waren.

Inhalt und Struktur

Dr. Ursel Koenig, Gesellschaft für Qualitäts- management in der Gesundheitsversorgung (GQMG), Klinik am Eichert, Göppingen, eröffnete die lange Referatsreihe, die immer wieder durch Frage- und Diskussionsrunden unterbrochen wurde, und machte dabei inte- ressante Aussagen zu Struktur und Inhalt des Qualitätsberichtes. „Der Begriff des Quali- tätsberichtes ist in der Nomenklatur und Theorie des Qualitätsmanagements nicht ab- gesichert“, so Ursel Koenig. Die GQMG hielte eine wissenschaftliche Begleitung der Einführung von Qualitätsberichten für unab- dingbar. Wissenschaftlich im Vordergrund stünden die Fragen: Wer nutzt die Qualitäts- berichte? Wie groß ist der Nutzen für die Pa- tienten? Gibt es einen positiven Effekt auf die Entwicklung der Organisation? Ist die These des „Health Consumism“ zu halten?

Die GQMG empfehle daher vier Teilberei- che: Allgemeine Bestimmungen, Erstellung und Nutzung im Krankenhaus, Struktur und Inhalt und Veröffentlichung und Transpa- renz. Ferner müsse unbedingt auch eine Klä- rung der Finanzierung herbeigeführt werden.

Im Anschluss daran hatten unter anderem Repräsentanten der gesetzlichen Krankenkas- sen, der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und von Rehabilitationsein- richtungen das Wort. So wurden die „Aus- füllhinweise zur Anlage zur Vereinbarung ge-

Mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten?

Einige „Galionsfiguren des Qualitätsmanagements“ sprachen vor über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Professor Dr. Max Geraedts (links außen) und Professor Dr. Hans-Konrad Selbmann (Moderator, rechtes Bild).

Begrüßte im Ärztehaus Bayern: Vizepräsident Dr. Klaus Ottmann.

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Bayerisches Ärzteblatt 9/2004 541

BLÄK informiert

mäß § 137 Absatz 1 Satz 3 Nr. 6 SGB V zum Qualitätsbericht für nach § 108 SGB V zuge- lassener Krankenhäuser“ ebenso diskutiert wie der Aufgabenkatalog zum „Qualitätsbe- richt der KVB 2004“, der von Dr. Andreas Hellmann, KVB-Vorstandsmitglied, vorge- stellt wurde. Die Diskussion ergab, dass ein strukturierter Qualitätsbericht nur einen Überblick über das Qualitätsmanagement ge- ben könne. Qualitätszirkel, Restrukturie- rungsmaßnahmen, Fortbildungen oder auch Benchmarking ergänzten den Qualitätsbe- richt.

Qualität und Risiko

Gleich nach der Pause sprach Dr. Johann Wilhelm Weidringer, geschäftsführender Arzt der BLÄK, zum Thema „Qualität und Risikoadjustierung“. Dabei ging er insbeson- dere auf die Begriffe und deren Bedeutung für „den“ Qualitätsbericht ein. Johann Wil- helm Weidringer stieg in seinem Vortrag mit den Begriffen der Qualität ein: Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität und stellte die Risikoadjustierung eines Krankenhauses dar.

Demnach werde beispielsweise die tatsächlich beobachtete 30-Tage-Letalität eines Kran- kenhauses O (observed = beobachtet) mit der erwarteten 30-Tage-Letalität eines Kranken- hauses E (expected = erwartet) verglichen.

Die erwartete Letalität sei die Letalität, die man unter Berücksichtigung der Risikofakto- ren erwarten würde. „Ziel ist es, durch das

‚Herausrechnen’ der Risikofaktoren das Risi- ko zu adjustieren“, so Johann Wilhelm Weidringer.

Qualität und Quantität

Besonders gespannt waren die Teilnehmerin- nen und Teilnehmer auf den Gesundheitswis- senschaftler Professor Dr. Max Geraedts vom Klinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er übte in der Veranstaltung deutliche und begründete Kritik an der aktu- ellen politischen Forderung „Masse ist gleich Klasse in der Medizin“. So einfach könne man die „Beziehung zwischen Leistungsfre- quenz und medizinischem Versorgungsergeb- nis“ nicht formulieren. Dieses komplexe Be- ziehungsgeflecht versuchte er nicht nur dar- zustellen, sondern auch Evidenzkriterien auf- zustellen. Max Geraedts zeigte anhand von aktuellen amerikanischen Studienergebnissen die „Mortalitätsdifferenzen in Abhängigkeit von der Fallzahl von Krankenhäusern“. Deut- lich zu erkennen waren erhöhte Mortalitäts- raten beispielsweise bei Ösophagektomien und Pankreas-Karzinom-Operationen in Krankenhäusern mit niedrigen Fallzahlen.

Dennoch hätten die Fallzahlen als „Qualitäts- Surrogat“ nur eine geringe Erklärungskraft.

„Mindestmengen sind aus Studien bisher nicht evidenzbasiert ableitbar“, so der Experte Max Geraedts wörtlich. Vielmehr zeigten verfügbare Ergebnisse, dass die Qualität eine höhere Wertigkeit als die Menge habe.

Qualität und Patient

„Die Bedeutung von Qualitätsberichten muss gleichermaßen wahr und auch verständlich sein für Patientinnen und Patienten und aus- sagestark für Ärztinnen und Ärzte und Kas- senvertreter“, betonte schließlich Qualitäts- management-Experte Professor Dr. Hans- Konrad Selbmann, Universität Tübingen, der die Veranstaltung komoderierte. Sie dürften keine „Rosinen-Pickerei“ unterstützen. Wirk- lich wichtig sei die Risiko-Adjustierung beim Vergleich der Ergebnisse in der Patienten- Versorgung. Natürlich erstickten sowohl die Vertragsärzte, als auch die Krankenhäuser in Bürokratie. Aber Bürokratie sei ja nur dann der richtige Begriff, wenn Datensammlungen zu keinen vernünftigen Ergebnissen führten.

Wenn Ärztinnen und Ärzte sich schon die Arbeit machen müssten, Qualitätsberichte zu erstellen, dann sollte mit ihnen auch was an- zufangen sein.

In der Abschlussdiskussion gab Vizepräsident Ottmann seiner Hoffnung Ausdruck, „dass dieser Qualitätsbericht, der eine Informa- tionsquelle für die Patientinnen und Patien- ten sein soll, durchaus ein nützliches Instru- mentarium, eine Art Visitenkarte, für die Krankenhäuser werden könne.

Dagmar Nedbal (BLÄK)

www.mba-gesundheitsmanagement.de

weitere Informationen unter:

0911/20 671 - 357

Nächster Start: November 2004 Dauer: 20 Monate

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Gesundheitsmanagement

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