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Archiv "Die Neue Influenza A (H1N1/09)" (20.11.2009)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 47

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20. November 2009 769

M E D I Z I N

EDITORIAL

Die Neue Influenza A (H1N1/09)

Ein ärztlich-wissenschaftlicher Zwischenruf Georg Peters

Editorial zu den Beiträgen von Winzer et al.: „Ers-

te klinische Erfah- rungen mit der Neuen Influenza A (H1N1/09)“

sowie von Mikolajczyk et al.:

„Influenza – Einsichten aus mathematischer

Modellierung“

auf den folgenden Seiten

mungsregime bis hin zur extrakorporalen Membranoxy- genierung, 49 (17,3 %) starben. Von 50 Kindern starben vier (8 %). Bei einer substanziellen Zahl von Patienten kam es zusätzlich zu bakteriellen Komplikationen, meist durch S. aureus beziehungsweise S. pneumoniae. Im Ver- gleich zur saisonalen Grippe fielen gastrointestinale Symptome, Dyspnoe und purulentes Sputum auf.

Die kanadischen Autoren weisen zudem besonders auf die ärztlich-logistischen und sozialethischen Implikatio- nen hin: Bereits während der außersaisonalen Situation waren die notwendigen intensivmedizinischen Kapazitä- ten allein mit nA/H1N1-Patienten voll ausgelastet. Eine jetzt saisonal deutlich stärker zu erwartende Ausbruchs- welle würde oder wird auch unser Gesundheitssystem im (limitierten) High-Tech-Intensivbereich in bislang nicht gekannter Weise herausfordern. Bisher ist es in Deutsch- land gelungen, durch verschiedene (hygienische) Maß- nahmen die Epidemiewelle „flach“ zu halten. Ziel dieser Bemühungen war, bis zur Verfügbarkeit einer Impfung zu kommen – dem einzigen präventiv möglichen Instrument, eine Epidemie/Pandemie entscheidend einzudämmen.

Einen Versuch, die Grundlage für Berechnungen von Epidemieverläufen zu erklären, unternehmen Miko- lajczyk et al. in ihrem Artikel zur Modellierung von Infek- tionserkrankungen in diesem Heft. Der Beitrag enthält keine konkrete Vorhersage für die aktuelle Neue Influenza A (H1N1/09), doch gelten die grundsätzlichen Prinzipien natürlich auch für Influenza-A-Epidemien.

Interessenkonflikt

Der Autor ist im Advisory-Board der Firmen Merck, MSD, Pfizer, GlaxoSmithKli- ne und Wyeth tätig.

Der Autor ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Robert-Koch-In- stituts. Der vorliegende Text ist keine offizielle Erklärung des RKI.

LITERATUR

1. Kumar A, et al.: Critically III patients with 2009 influenza A(H1N1) infection in Canada. JAMA 2009; 302: 1872–9.

Anschrift des Verfassers Prof. Dr. med. Georg Peters Institut für Medizinische Mikrobiologie Westfälische Wilhelms-Universität Münster Domagstraße 10, 48149 Münster

Swine Flu (H1N1/09)—An Interim Assessment

Zitierweise: Dtsch Arztebl Int 2009; 106(47): 769 DOI: 10.3238/arztebl.2009.0769

@

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

D

ie letzten epidemiologischen Wochenberichte des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass die Pandemie mit dem Neuen Influenza-A-Virus sich jetzt auch in Deutschland zunehmend ausbreitet. Die Zahl der Neuer- krankungen steigt bundesweit pro Woche um mehr als das Doppelte, in einigen Bundesländern sogar noch stärker.

Dies ergibt sich sowohl aus den obligatorischen Meldeda- ten als auch aus den Daten, die im Sentinel der Arbeits- gruppe Influenza erhoben werden. Folgende Fakten sind hier besonders bemerkenswert: Erstens: Die Influenza- Aktivität beginnt früher als man es von der saisonalen Grippe her gewohnt ist. Zweitens: Die laborbestätigten Fälle sind nahezu ausschließlich mit nA/H1N1 infiziert und nicht mit saisonalen Influenza-Stämmen. Drittens:

Die Akquirierung ist jetzt weit überwiegend autochthon.

Zusätzlich kommt es vermehrt zu hospitalisierungs- pflichtigen und schweren Verläufen mit tödlichen Ausgän- gen. Diese Entwicklung deutet den Beginn einer qualitati- ven Wende des Epidemieverlaufs auch in Deutschland an, so wie es in anderen Ländern, zum Beispiel USA, Groß- britannien und Frankreich, schon deutlich früher der Fall war.

Mit dem Artikel von Winzer et al. werden erstmals die retrospektiv evaluierten Daten einer großen klinischen Kohorte von nA/H1N1-Infizierten in Deutschland vom Anbeginn der Pandemie dargestellt. Die Autoren schildern beispielhaft Beginn und Verlauf der ersten, nicht saiso - nalen Monate der Epidemie, die zunächst von Einträgen durch Reisende aus Süd- und Nordamerika und dann von Ferienrückkehrern aus Spanien geprägt war. Sie beschrei- ben auch Einsatz und Erfolg der konsequenten Kontain- ment-Maßnahmen, zu denen in der Anfangsphase speziell in Düsseldorf die stationäre Aufnahme unter Quarantäne- bedingungen gehörte. Neben epidemiologischen, konnten auch umfassende Daten zu Manifestation, Symptomatik, Laborparametern, Verlauf und Therapie erhoben werden.

Viele Infizierte blieben symptomlos, bei den Erkrankten war der Verlauf überwiegend leicht. Schwere intensiv- pflichtige Verläufe wurden nicht beobachtet.

Ein deutlich anderes Bild zeigt eine Publikation von Kumar et al. (1), die die Ergebnisse einer Multicenter-Ob- servationsstudie zu einer kanadischen Kohorte im glei- chen Zeitraum zusammenfasst. Betroffen waren zuerst junge, weibliche und native (Indianer, Eskimos) Patienten ohne schwerwiegende Grunderkrankungen. Lungener- krankungen und Rauchen in der Anamnese, Bluthoch- druck, Diabetes und Adipositas waren vorherrschende Komorbiditäten. Etwa ein Drittel der 168 kritisch-kranken und intensivpflichtigen Patienten benötigte spezielle Beat-

Institut für Medizinische Mikrobiologie, Westfälische Wilhelms-Universität

Münster:

Prof. Dr. med. Peters

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