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Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999
V E R S I C H E R U N G E N
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in zufriedenstellendes Wachstum bei der Zahl der vollversicherten Per- sonen meldet der Ver- band der privaten Kranken- versicherung e.V. (PKV), Köln, für das abgelaufene Geschäftsjahr 1998.Die Zahl der Versi- cherten, die eine Po- lice für eine Vollversi- cherung (Krankheits- kostenversicherung) unterhalten, stieg im vergangenen Jahr um 140 300 auf jetzt 7,2 Millionen Personen.
1996 waren dies ledig- lich 600 Zugänge. Die Assekuranz klagt er- neut über den anhal- tend hohen Anstieg bei den Erstattungslei- stungen, der allerdings gegenüber dem Vor- jahr etwas gebremst ist. Andererseits weist der jetzt vorgelegte Re- chenschaftsbericht des Verbandes eine unver- ändert hohe Quote im Bereich der Verwal- tungs- und Abschluß- kosten aus. Inzwischen hat dies die Bundes- ärztekammer lebhaft kritisiert.
Am Stichtag 30.
September 1998 waren bei den privaten Kran- kenversicherungsge- sellschaften rund 8,7 Millionen Personen voll- oder teilversichert. Dies sind rund 66 700 Personen mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Zusatz- versicherten liegt jetzt bei rund 7,6 Millionen (davor: 7 Millionen). Der PKV-Ver- band führt dies vor allem auf den Anstieg der ambulan- ten Zusatzversicherungen für Zahnersatz bei Kindern und Jugendlichen zurück. Der Zu- gang betrug hier 729 700 auf jetzt knapp 2,2 Millionen Per- sonen. Zu Jahresbeginn 1999
wurde der Zahnersatz für Kin- der und Jugendliche wieder in den Pflichtleistungskatalog der gesetzlichen Krankenkas- sen aufgenommen; zugleich wurde den Versicherten in diesen Tarifen ein Sonderkün-
digungsrecht eingeräumt. Des- halb wird im laufenden Versi- cherungsjahr mit einem Rück- gang des Bestandes gerech- net.
Pflegezusatz- versicherung In der privaten Pflegezu- satzversicherung wurden En- de 1998 rund 543 000 Personen gezählt. In der Krankentage- geldversicherung waren rund 2,3 Millionen Personen versi-
chert; dies sind 12,6 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Auslandsreisekrankenver- sicherung ging der Bestand mit fast 23 Millionen Personen um 0,1 Prozent leicht zurück.
Die Beitragseinnahmen stie- gen in der Krankenversiche- rung um 4,6 Prozent auf 33,5 Milliarden DM. Dies ist vor allem auf den Zuwachs im Versichertenbestand und auf Beitragserhöhungen zurück- zuführen. Auf Zusatzversiche- rungen entfielen 5,5 Milliar- den DM. In der privaten Pfle-
gepflichtversicherung wuchsen die Einnah- men um 3,2 Prozent auf jetzt 4,4 Milliarden DM.
Insgesamt betrug das Prämienaufkommen in der PKV 37,9 Milliar- den DM (+ 4,4 Pro- zent). Lebhaft beklagt der Verband die anhal- tende Ausgabendyna- mik bei den Erstat- tungsleistungen. Diese liegen jetzt fast gleich- auf mit den Einnahmen, die um 4,6 Prozent auf 23,6 Milliarden DM ge- stiegen sind (Vorjahr:
+ 5,8 Prozent).
Die Entwicklung war in den Leistungsbe- reichen unterschiedlich.
Die ambulanten Arzt- kosten stiegen um 4,1 Prozent (bestandsbe- reinigt: + 2,6 Prozent).
Dagegen gingen die Leistungsausgaben für Zahnbehandlung und Zahnersatz um 0,9 Pro- zent zurück. Für Zahn- behandlung wurden 2,9 Prozent mehr aufge- wandt, für kieferortho- pädische Behandlung 1,9 Prozent mehr. Die Zahner- satzleistungen gingen dagegen um 4,2 Prozent zurück. Die Leistungsausgaben für Pri- vatbehandlung in Kranken- häusern stiegen um 2,9 Pro- zent; davon entfällt ein Plus von 3,7 Prozent auf die Pfle- gekosten und eine Steigerung von einem Prozent auf Wahl- leistungen ohne Arztleistun- gen und ein Plus von 2,2 Pro- zent auf die Arzthonorare.
Für Arzneien und Verband- mittel mußte die PKV 7,4
Prozent mehr aufwenden, für Heil- und Hilfsmittel vier Prozent.
Hohe
Abschlußkosten Auffällig ist, daß die pri- vate Krankenversicherung für Abschluß- und Verwal- tungskosten im vergangenen Jahr 4,8 Milliarden DM ausgab (Abschlußprovisionen, sogenannte Umdeckungen infolge der Umstellung von Versicherungsverträgen, für Werbung und Marketing so- wie Beratung). Zum Ver- gleich: Die gesamten Erstat- tungsleistungen für die am- bulante privatärztliche Be- handlung betrugen im ver- gangenen Jahr 5,6 Milliarden DM, eine in sich nicht mehr stimmige Relation, so der Kommentar der Bundesärz- tekammer. Dr. Harald Clade
PKV:
kein Luxus
Eine private Krankenver- sicherung ist lediglich zum Ersatz der Kosten für ei- ne medizinisch notwendige Heilbehandlung verpflichtet.
Insbesondere bei zahnärzt- lichen Behandlungen kann sich der Patient nur bis zu ei- nem gewissen Grad die Be- handlungsmethode aussuchen.
Nach einem Urteil des Ober- landesgerichts Köln hängt nämlich die Wahl der Be- handlung nicht davon ab, ob der Patient Kassen- oder Privatpatient ist. Vielmehr kommt es darauf an, ob eine kostengünstigere Alternative zur teuren Behandlungsme- thode existiert, mit der Zähne in den bestmöglichen Zu- stand versetzt würden. Bietet nämlich die „Billigversion“
ein annehmbares Ergebnis, kann auch ein Privatpatient nicht von seiner Versicherung verlangen, daß diese ihm den Luxus der teuersten Behand- lung finanziert. (Az.: 5 U 168/96, Urteil vom 30. Sep-
tember 1998) rco
Private Krankenversicherung
Im ganzen zufrieden mit dem Jahr 1998
Nach Feststellungen des Verbandes der privaten Krankenversicherung lagen die GOÄ/GOZ-Multipli- katoren bei Arzt- und Zahnarztrechnungen überwie- gend beim „Schwellenwert“.