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Archiv "Interview: Das Ministerium ist in Verzug" (03.02.2006)

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Interview

Zu dem Interview „Bundesgesund- heitsministerium: ,Mehr Geld für Arz- neimittel als für Arzthonorare – da stimmt etwas nicht‘“ von Sabine Rie- ser und Heinz Stüwe in Heft 51–52/2005:

Kein Interesse an offener Diskussion

Auch dieses Interview zeigt nur wieder, dass die Politik überhaupt nicht an einer offe- nen Diskussion über das Ge- sundheitswesen interessiert ist. Sie stellt immer nur auf die Aufgaben der Krankenkassen und der Selbstverwaltung ab.

Aber beide Seiten haben so- wohl auf die Einnahmen- als auch Ausgabenseite nur sehr begrenzten Einfluss, sollen aber eine moderne wissen- schaftlich orientierte Medizin für alle Bürger dieses Landes garantieren. Niemand macht sich ernsthaft darüber Gedan- ken, dass die demographische Entwicklung, der Anteil der Gesamtbevölkerung als aktive Einzahler in das System, die Weiterentwicklung der medi- zinischen Wissenschaften usw.

Einfluss auf die Kostenstruk- turen haben. Es wird nur mehr auf die Aufgabe des Arztes und des Krankenhauses, aus Gründen der Moral und Ethik Menschen zu betreuen, abge- stellt. Aber wir sind auch Ar- beitgeber und wollen unsere Praxen und Kliniken erhalten, und damit auch Arbeitsplätze, die wiederum Grundlage für Einnahmen sind. Abgesehen davon, dass wir unsere eigene Kranken- und Rentenvorsor- ge ohne staatliche Hilfe lei- sten müssen und wollen und unseren Kindern ihre Bildung nach Schulabschluss sowieso

selbst finanzieren. Tatsache ist es, dass der EBM und damit notwendige Honorarvertei- lungsmaßstäbe nie die tatsäch- lich erbrachte Leistung wider- spiegeln. Auch die DRGs in den Krankenhäusern erfüllen diese Aufgabe nicht . . . Die Politik müsste schon sagen, wie sie das System zukünftig sicher finanzieren will und welche Leistungen der einzel- ne Betroffene als „Grundlei- stung“ dafür erwarten darf.

Die Ärzteschaft würde dabei sicherlich behilflich sein, zu- mal sie dadurch eine Sicher- heit im täglichen Diskurs mit den Versicherten hätte. Es gibt keine Patentlösung, die man aus der Schweiz oder den Nie- derlanden übernehmen könn- te. Es ist aber genauso falsch, bei den Bundesbürgern im- mer wieder nur die Hoffnung zu nähren, es bliebe so, wie es ist. Wir Ärzte müssen nach wie vor diesen Mangel er- klären, und das raubt uns Zeit an Patientenbetreuung und die Freude an der Arbeit. Den Willen, prophylaktisch tätig zu werden, bekommen wir schon lange nicht mehr hono- riert . . . Ich persönlich sehe nur eine Lösung: Das Gesamt- system muss auf den Prüf- stand. Und das vermögen Ärzte, die tagtäglich in her- vorragender Weise ihrer Pflicht nachkommen als Frei- zeitbeschäftigung nicht zu lösen.

Dipl.-Med. Karl-Heinz Sewekow, Berliner Allee 51, 13088 Berlin

Das Ministerium ist in Verzug

Laut Staatssekretär Schröder haben KBV und Krankenkas- sen schlechte Vorarbeiten für Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 5⏐⏐3. Februar 2006 AA243

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

(2)

DÄrikatur

Zu der Karikatur „Ulla Schmidt: Ende der Zweiklassenmedizin“ von Ralf Brunner in Heft 48/2005:

Unangebracht

Den Cartoon finde ich für eine ärztliche Zeitschrift nicht an- gebracht. Vielleicht würde ich diesen Cartoon in irgendwel- chen Zeitschriften, z. B. Bild- Zeitung oder ähnlichen, erwar- ten, die die Belange der Ärzte

nicht verstehen und undiffe- renziert unsere Probleme be- handeln. Angesichts der Tatsa- che, dass sich viele Praxen nur durch Privathonorare über Wasser halten, ist dieser Witz ein Hohn für die Ärzteschaft.

Ich bin enttäuscht, dass sich das DÄ von unseren orien- tierungslosen Politikern an- spannen lässt, anstatt unsere Interessen auch politisch zu vertreten.

Christoph Rys,Kleiststraße 1, 49716 Meppen

A

A244 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 5⏐⏐3. Februar 2006

B R I E F E

die Übernahme des Morbi- ditätsrisikos durch die Kran- kenkassen im Jahr 2007 gelei- stet, gesetzliche Intervention solle den Zeitplan sichern.

Fakt ist: Die Selbstverwal- tung hat mit der Auswahlent- scheidung eines Patienten- klassifikationsverfahrens am 16. Dezember 2005 eine wich- tige Voraussetzung zur Be- rücksichtigung des Morbi- ditätsrisikos in der Gesamt- vergütung geschaffen. Wun- dert es, dass dies konflikt- trächtig ist? Die Übernahme des Morbiditätsrisikos bedeu- tet Subventionsabbau für vie- le Krankenkassen. Da haben schon andere kapituliert. Zu- letzt das Gesundheitsministe- rium selbst, welches im un- gleich großzügigeren Zeit- plan zur Realisierung des Morbi-RSA weit zurückliegt.

In diesem Fall dürfte die Ur- sache der Verzögerungen eher in der Professionalität der Selbstverwaltung liegen denn im Mangel daran. Ein anderer Verdacht drängt sich auf: Dient ein neues Reform- gesetz jetzt, da die Umsetzung der Vergütungsreform auf die Zielgerade geht, nicht wieder nur dem Subventionserhalt für Not leidende Kassen?

Dr. Dominik Graf von Stillfried, Dezernat Grundsatzfragen, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin

Niveaulose Antworten

Das DÄ sollte Interviews mit derartig seichten und niveau- losen Antworten nicht druk- ken oder besser gar nicht erst führen. Es wird doch in jeder Zeile überdeutlich, dass Herr Schröder die Materie nicht begriffen hat. Er ist aber im- merhin so ehrlich, sein Nicht- verstehen zuzugeben. Hierfür ein Beispiel: Herr Schröder kann nicht verstehen, dass in Hamburg wesentlich höhere Kosten für Arzneimittel ent- stehen als im Schwarzwald.

Ein Staatssekretär aus dem Bundesgesundheitsministeri- um begreift nicht, dass die Morbidität in einer Millionen- stadt mit hoher Arbeitslosig- keit, hohem Ausländeranteil

und zwei großen Slum-Gebie- ten höher ist als im „Ländle“.

Recht hat Herr Schröder, wenn er meint, dass z. B. in Arztpraxen Aufgaben diffe- renziert verteilt sein müssen.

So sollte es doch immer sein, auch im Bundesgesundheits- ministerium.

Dr. med. Hans-Peter Lehmann, Am Rosenplatz 4, 21465 Reinbek

Avanti dilettanti!

. . . Herr Schröder versichert, dass es „common sense“ sei, dass die Hauptaufgabe des Arztes „in der Behandlung seiner Patienten“ läge – be- vor das nächste DMP „Blut- druckmessen“ aufgelegt wird, sollte er hierüber noch einmal in „contemplation“ versin- ken. Eine Epiphanie rheini- schen Frohsinns – Einführung zum 1. April 2006 – und un- bekümmerter Borniertheit ist auch das neueste bürokrati- sche Monstrum, das „Arznei- Verordnungs-Wirtschaftlich- keitsgesetz (AVWG)“, wel- ches durch Regress erneut und wieder einmal Milliarden einsparen soll – avanti dilet- tanti! Die Vorstöße aus dem BMG spiegeln staatlichen Di- rigismus, sozialdemokratische Wunschfantasien und die be- kannte dilettantische Vorbe- reitung von Gesetzesinitiati- ven wider: Im AVWG wird die Malusregelung bei stei- genden Arzneimittelausga- ben gesetzlich klar beschrie- ben, der Bonus muss jedoch noch vereinbart werden – die Politik drückt sich vor dem Eingeständnis des (nicht mehr) Bezahlbaren und zwingt der kritisierten ärztli- chen Selbstverwaltung die undankbare Umsetzung auf.

Am 13. November 2004 for- derte die AOK Niedersach- sen Frau Schmidt zum Rück- tritt auf, da sie „keine Ah- nung hat, wie das Gesund- heitssystem überhaupt funk- tioniert“ – kann sich unser Gesundheitssystem noch ein- mal vier Jahre solche Staats- bedienstete leisten?

Dr. med. Steffen Grüner, Johann-Sebastian-Bachstraße 10, 49076 Osnabrück

Die Andere Medizin

Zu dem Kommentar „Stiftung Waren- test – ,Die Andere Medizin‘: Evidenz- oder Eminenz-basiert?“ von Dr. med.

Gunver S. Kienle und Dr. med. Helmut Kiene in Heft 48/2005:

Begriffsverwirrung

. . . Die Verfasser Kienle und Kiene gebrauchen häufig den Begriff der Wissenschaft. Erst beim zweiten Lesen wird klar, dass sie damit keineswegs die Naturwissenschaft meinen. Ist die Begriffsverwirrung beab- sichtigt? Beispiele für die ver- tretene Kritik fehlen ganz. Ei- nes sei hier genannt: Wollten die Verfasser ernsthaft unter Berufung auf wissenschaftli- che Kriterien eine alternative

„Heil“-Methode wie die Bach- blüten-Therapie verteidigen?

Stiftung Warentest hat sich um Sachlichkeit und Zurückhal- tung in der Bewertung be- müht. Das ist bei dem heiklen Thema anerkennenswert. Wer

selbst die Kriterien der Wis- senschaftlichkeit für sich in Anspruch nimmt, disqualifi- ziert sich mit derartiger Pole- mik selbst und tut den alterna- tiven Heilmethoden, die auch heute ihren Stellenwert haben, keinen Gefallen.

Dr. Andreas Dreher,Goethestraße 18, 77833 Ottersweier

Ein Ratgeber für medizinische Laien

Als „Schlussgutachter“ dieses Buches sei es mir erlaubt, zu den Ausführungen von Kienle und Kiene kurz Stellung zu nehmen. Ein Vorwurf ist es, dass das methodische Vorge- hen nicht transparent sei.

Zunächst muss hier noch ein- mal ausdrücklich betont wer- den, dass es sich bei dem Buch

„Die Andere Medizin“ um ei- nen Ratgeber für medizinische Laien handelt und nicht – wie unterstellt – um eine fachwis- senschaftliche Studie. Ich ken-

Referenzen

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