Heiri, C.; Brang, P. 2011. Aletschwald - Lärchen und Arven folgen dem Gletschereis. In: Brang, P.; Heiri, C.; Bugmann, H. (Red.).
Waldreservate. 50 Jahre natürliche Waldentwicklung in der Schweiz. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL; Zürich, ETH Zürich. Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 242-251.
6.14
Aletschwald – Lärchen und Arven folgen dem Gletschereis
Der Aletschwald liegt oberhalb des längsten Eis- stroms der Alpen, des Grossen Aletschgletschers.
Um diese einzigartige Gebirgslandschaft zu schüt- zen, wurde die ganze Region Jungfrau-Aletsch im Jahr 2001 in die Liste des UNESCO Weltnaturer- bes aufgenommen. Das 1933 gegründete Reser- vat umfasst dichte und lichte Waldpartien aus Arven und Lärchen. Es erstreckt sich über 422 ha vom waldfreien Grat der Hohfluh und Moosfluh talwärts bis hin zum Gletscherrand, wobei etwa 70 ha unbestockt sind. Da der Gletscherrand die untere Reservatsgrenze bildet, vergrössert sich das Schutzgebiet durch das kontinuierliche Zu- rückweichen des Aletschgletschers laufend.
Die Baumvegetation folgt dem zurückweichen- den Eis und nimmt die vom Gletscher frei gege- benen Flächen schon nach wenigen Jahrzehnten in Beschlag. Die lange Datenreihe im Aletschwald- reservat dokumentiert, wie diese Sukzession ab- läuft.
Ein Arvenzapfen eingeklemmt in einem Spalt im Holz.
Typische Spur von Tannenhähern, welche auf diese Weise die nahrhaften Arvennüsschen aus den Zapfen picken.
Caroline Heiri und Peter Brang
Nach langjährigen Verhandlungen unterzeich- neten Vertreter des Schweizerischen Bundes für Naturschutz (heute Pro Natura), der Alpgenos- senschaft Riederalp sowie der Burgergemeinde Ried-Mörel am 21. April 1933 einen Vertrag zur Einrichtung des 245 ha grossen Reservates Alet- schwald mit einer Laufzeit von 99 Jahren. 1999 wurde das Schutzgebiet durch einen zusätzlichen Vertrag zwischen Pro Natura und der Burgerge- meinde Ried-Mörel um den 80 ha umfassenden
«Teiffe Wald» erweitert; aktuell umfasst das Re- servat 422 ha, wovon rund 80 ha durch den Rück- gang des Gletschers dazugekommen sind. Die Re- servatsgrenze liegt nahe der Villa Cassel oberhalb der Riederalp. Vorbei an alten Arven und Lärchen führt ein Wanderweg bis zum Gletscherrand, wo Birken und junge Lärchen den vom Gletscher freigegebenen Boden wieder zurück erobern (Abb. 6.14.1). Der Aletschwald ist ein wunder- bares Freiluftlabor, in welchem bereits seit über siebzig Jahren die Sukzession am Gletscherrand beobachtet und erforscht wird.
obersubalpin
subalpin
hochmontan
obermontan
untermontan
submontan
kollin
sauer basisch
dürrtrockenfeuchtnass
Aletsch- wald 57, 59
Derborence 50
National- park
69 Nationalpark
58, 59
Leihubelwald 46, 49 Leihubel-
wald 19 Sihlwald
7, 8
Tariche 12, 14 Josenwald
40
Follatères 38
St. Jean 21 Bois de
Chênes, Josenwald 15
Scatlè, Seeliwald, Bödmerenwald
57
Seeliwald 71
Pfynwald 65
Scatlè, Bödmerenwald
60
Bois de Chênes, Josenwald,
Sihlwald 9 Sihlwald, Bois de Chênes
11
Position des Reservats Aletschwald im Wasserhaushalt-Basengehalt- Ökogramm.
Zwischen 1936 und 1941 unterhielt die Meteo- rologische Zentralanstalt hinter der Riederfurka auf 2040 m ü.M. eine einfache Klimamessstation.
Damals wurde im Aletschwald eine mittlere Jah- restemperatur von 1,1 °C und ein Jahresnieder- schlag von 1216 mm gemessen [1]. Das Klima des Aletschwaldes wird beeinflusst durch die unmit- telbare Nähe des Grossen Aletschgletschers und die schattige Lage am Nordhang, was die Vegeta- tionsperiode verkürzt; sie wird auf lediglich 4 bis 4,5 Monate geschätzt [2].
Geologisch gehört der Aletschwald vollständig zum Kristallin des Aaremassivs. In erster Linie fin- den sich Granit, Gneis und Glimmerschiefer. Vor allem der Rhone-, aber auch der Aletschgletscher hinterliessen mächtige Schichten kristallinen Schutt- und Moränematerials. Im Aletschwald fin- den sich Rohböden sowie – insbesondere in den älteren Waldpartien – Podsole [3].
Steckbrief Naturwaldreservat Aletschwald
Steckbrief Naturwaldreservat Aletschwald
Abb. 6.14.1. Wo der Aletschgletscher die Hänge freigibt, stellt sich zwischen den Felsen der Wald wieder ein.
Kanton Wallis Gemeinde Riederalp
Landeskarte 1:25 000 1269 Aletschgletscher Koordinaten 644.500 / 137.000 Reservatsfläche 422 ha Waldfläche etwa 350 ha Meereshöhe 1436 bis 2335 m
0 0.5 1 2 Kilometer
0 0,5 1 Kilometer
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in den letzten Jahrzehnten auch der Rothirsch, der junge Bäume fegt und schält und inzwischen einen stark negativen Einfluss auf die Arvenver- jüngung hat [5].
Nutzungsgeschichte
Der Aletschwald war lange starker Holznutzung und intensiver Beweidung ausgesetzt. Letzte gros- se Holzschläge wurden zwischen 1840 und 1850 im untersten Bereich des Aletschwaldes ausgeführt, und das Holz wurde durch die Massaschlucht zu Tal geflösst. Im restlichen Aletschwald musste das Holz mit menschlicher Kraft oder mit Maultieren aufwärts zur Riederfurka geschleift werden. Da- her wurden dort vorwiegend mitteldicke Stämme geerntet, während dickere Stämme aus Gewichts- gründen im Wald belassen wurden [6].
Die Beweidung mit Ziegen und Kühen sowie das Sammeln von Heidelbeeren mit dem «Hei- tisträhl» verunmöglichten die natürliche Verjün- gung des Waldes weitgehend. Bei der Aufnahme 1942 wurden mit 45 Bäumen pro ha erschreckend wenig dünne Bäume (BHD zwischen 4 und 14 cm) aufgenommen, dafür aber auffallend viele mit ei- Waldgesellschaft
Bezüglich Vegetation kann der Aletschwald in zwei deutlich verschiedene Zonen unterteilt werden. Im unteren Teil des Reservates bis zum Gletscherrand dominieren Pionierphasen des Lärchen-Arvenwaldes (Abb. 6.14.2) mit Alpenrose (Larici-Pinetum cembrae, EK 59) und des Torfmoos- Fichtenwaldes mit Landschilf (Sphagno-Piceetum calamagrostietosum villosae, EK 57). Der obere Teil wird geprägt durch Altbestände (Abb. 6.14.3) aus Arven und Lärchen mit Alpenrosen- und Heidel- beer-Unterwuchs (Larici-Pinetum cembrae, EK 59).
Diese deutlich sichtbare Unterteilung ist auf den letzten Höchststand des Grossen Aletschgletschers zurückzuführen, dessen Rand um 1860 mehr als 250 m höher lag als heute [4] (Abb. 6.14.4).
Ausserhalb der Sichtweite der Wege ist die Ve- getation, insbesondere die Verjüngung, stark vom Schalenwild beeinflusst. Bei Reservatsgründung galt das Gebiet als praktisch wildleer. Nachdem der Aletschwald unter Schutz gestellt und 1933 auch der flächenmässig viel grössere eidgenös- sische Jagdbannbezirk Aletsch-Bietschhorn ge- schaffen worden war, erholten sich die Wildbe- stände rasch: Zuerst kam die Gämse zurück, dann
Abb. 6.14.2. Lärchenreicher Pionierwald auf der Jungmoräne.
Aletschwald 247
nem BHD über 52 cm [2]. Seit der Gründung des Reservates gilt im Aletschwald ein absolutes Nut- zungsverbot.
Brandspuren an manchen alten Arven legen nahe, dass im Aletschwald – wie vielerorts un- ter ähnlichen Bedingungen in den Alpen – «ge- schwendet» wurde: Zum Freihalten der Wald- weiden wurden die sich ausbreitenden Sträucher verbrannt oder ausgerissen. 1944 brannten knapp ausserhalb des Reservates am West- und Nord- westhang des Riederhorns 64 ha Wald [7]. An der Reservatsgrenze wurden damals einige Bäume ge- opfert, um das Reservat mit einer Brandschneise zu schützen; 50 m vor der Reservatsgrenze konnte der Brand dann auch gestoppt werden.
Waldstruktur
Der Aletschwald präsentiert sich dem Besucher als locker bestockter Lärchen-Arvenwald, durchsetzt von dicken Arven, von denen viele die charakte- ristische knorrige Wuchsform alter Solitärbäume aufweisen (Abb. 6.14.3). Bäume mit BHD unter 37 cm machen den weitaus grössten Anteil der Stammzahl aus (90 % oder 54 037 Stämme im Jahr 1982, Tab. 6.14.1).
Die Stammzahl hat seit der ersten Aufnahme 1922 kontinuierlich zugenommen. Ab 1942 ist die Stammzahlzunahme noch deutlicher, und heute findet man über die Gesamtfläche betrachtet 245 Bäume pro ha (Tab. 6.14.2). Arve, Lärche, Fichte und insbesondere die Laubbäume wie Hängebir- ke, Grünerle, Vogelbeere und Weiden nahmen deutlich zu. Der Laubbaumanteil betrug 1942 weniger als 1 % an der Gesamtstammzahl [6], 1962 waren es 12 % und 1982 bereits 15 %. Die Laubbäume stocken vorwiegend in den jüngeren Waldpartien (Jungmoräne) oder an wenig zu- gänglichen Stellen im Aletschwald und erreichen keine grossen Durchmesser (Tab. 6.14.1).
Der Aletschwald lässt sich analog der pflanzen- soziologischen Kartierung auch aufgrund seiner Waldzusammensetzung und -struktur in zwei Zo- nen unterteilen: Im unteren Hangbereich auf der so genannten Jungmoräne, die 1860 noch von Eis bedeckt war, entwickelt sich das Pionierstadium des Lärchen-Arvenwaldes im Rahmen der Erstbe- siedlung des vom Gletscher freigegebenen rohen Schuttbodens (Primärsukzession sensu Leibund- gut [8]). Sehr geringe Grundflächen und mittle- re Stammzahlen weisen auf eine Bestockung aus vielen kleineren Bäumen hin – typisch für einen Jungwald (Abb. 6.14.5, mit Abteilung 1c als reprä- Abb. 6.14.3. Gletscherferner, weit entwickelter Lärchen-Arvenwald.
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gelegenen Abteilungen 3a/b und 4a die häufigste Baumart. Die Lärche ist überall beigemischt, die Fichte ist in der durchschnittlich tiefer gelegenen Abteilung 4a etwas häufiger (1870 m ü.M. gegen- über 2000 m ü.M. für Abteilung 3a/b). Laubbäu- me wie Vogelbeere, Weide oder Birke sind häufig, bleiben aber klein. Der Lärchen-Arven-Wald ist demnach keinesfalls ein reiner Nadelwald, denn mit 15 % ist der Laubbaumanteil an der Stamm- zahl bemerkenswert hoch.
Die Gegenüberstellung der Durchmesservertei- lungen der Abteilungen 1c und 3a/b verdeutlicht die strukturellen Unterschiede zwischen Pionier- wald und Altbestand (Abb. 6.14.6). Im lärchendo- minierten Jungbestand in Abteilung 1c streuen die Baumdurchmesser wenig, und die Stammzahl ist gering. Von 1962 bis 1982 verbreiterte sich die Durchmesserstreuung im Verlauf des natürlichen Bestandeswachstums. Besonders die Stammzahl dünner Bäume nahm zu, und viele Arven wuch- sen in die kleinste Durchmesserklasse ein. Im Alt- bestand der Abteilung 3a/b dominieren dagegen klar die Arven. Hier streuen die Baumdurchmes- ser viel stärker, mit einem maximalen BHD von sentativem Beispiel). In der schon etwas länger eis-
freien Abteilung 4b wachsen hingegen mehr und bereits dickere Bäume. Die Abteilungen 1c und 4b unterscheiden sich nicht nur bezüglich des Zeit- raumes, seit der Boden eisfrei ist, sondern auch in ihrer durchschnittlichen Höhenlage (1930 m ü.M. für Abteilung 1c, 1800 m ü.M. für Abteilung 4b). Diese Unterschiede widerspiegeln sich in der Arten zusammensetzung: In der jüngeren Abtei- lung 1c dominiert klar die Pionierbaumart Lärche, in der älteren, etwas tiefer und mehr talauswärts gelegenen Abteilung 4b stocken hingegen bereits einige Fichten. In beiden Abteilungen ist die Birke als charakteristische Pionierbaumart vertreten, die Arve hingegen fehlt noch weitgehend. Typi- scherweise fasst die Arve erst in einer späteren Phase der Sukzession wirklich Fuss [9].
Im oberen Hangbereich, welcher bereits nach dem Gletscherrückgang im Daun-Stadium (12 000 Jahre vor heute) vom Eis freigegeben wurde [6], wächst ein von Arven und Lärchen dominierter Altbestand mit deutlich höheren Stammzahlen und Grundflächen als im Pionierwald auf der Jungmoräne (Abb. 6.14.5). Die Arve ist in den hier
Abb. 6.14.4. Der Grosse Aletschgletscher um 1856 von der Belalp aus gesehen (links) und eine Vergleichsfotographie vom selben Standort aus im Jahr 2008 (rechts). Der Kreis bezeichnet in beiden Bildern die selbe Hütte.
Aletschwald 249
Tab. 6.14.1. Baumartenanteile an der Stammzahl im Reservat Aletschwald im Jahr 1982, aufgeschlüsselt nach «dünnen» und «dicken» Bäumen. Daten der Voll- kluppierung auf 244,8 ha.
Baumart
Dünne Bäume BHD 4–36,9 cm
Dicke Bäume BHD ≥ 37 cm
Arve 41,5 % 74,5 %
Lärche 30,0 % 21,7 %
Andere Nadelbäume
Fichte 11,4 % 3,8 %
Waldföhre 0,1 % –
Bergföhre <0,1 % –
Laubbäume
Hängebirke 5,6 % –
Grünerle 7,2 % –
Weide 2,0 % <0,1 %
Vogelbeere 1,9 % –
Schwarzpappel 0,1 % –
Total 100,0 % 100,0 %
Tab. 6.14.2. Stammzahlentwicklung [N/ha] von 1942 bis 1982. Daten 1942 aus Fischer [6] (Tab. 17, S. 45), ab 1962 Daten der Vollkluppierung auf 244,8 ha.
Baumart 1942 1962 1982
Arve 51 83 110
Lärche 22 58 72
Andere Nadelbäume
Fichte 4 15 26
Waldföhre – <1 <1
Bergföhre – <1 <1
Laubbäume
Hängebirke – 9 13
Grünerle – 2 16
Weide – 6 5
Vogelbeere – 4 4
Schwarzpappel – <1 <1
Total 77 179 245
Abb. 6.14.5. Entwicklung von Stammzahl und Grundfläche nach Baumarten in zwei typischen Unterabteilungen des Reservates Aletschwald von 1962 bis 1982. Beispiel für Pionierwald: Abteilung 1c (31,0 ha); Beispiel für Altbestand:
Abteilungen 3a und 3b (48,5 ha).
andere Baumarten Vogelbeere Hängebirke Grünerle Fichte Lärche Arve
1962 1982
Abteilung 1c
Stammzahl [N/ha]
0 50 100 150 200 250 300
1962 1982
Abteilung 3a/b
1962 1982
Grundfläche [m²/ha]
0 5 10 15 20 25
Stammzahl [N/ha]
0 50 100 150 200 250 300
Grundfläche [m²/ha]
0 5 10 15 20 25
1962 1982
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Abb. 6.14.6. Durchmesserverteilung nach Baumarten im Reservat Aletschwald 1962 und 1982 in zwei typischen Ab- teilungen. Beispiel für Pionierwald: Abteilung 1c (31,0 ha); Beispiel für Altbestand: Abteilungen 3a und 3b (48,5 ha).
Die unterste Durchmesserklasse (mit 6,5 bezeichnet ) enthält Bäume von 4,0 bis 8,9 cm BHD, darüber sind die Stammzahlen in 4 cm-Klassen gruppiert (Achsenbeschriftung bezeichnet Klassenmitte). Daten der Vollkluppierung.
Arve Lärche Fichte Grünerle Hängebirke Vogelbeere andere Baumarten
Stammzahl [N/ha]
100 80 60 40 20 0
Stammzahl [N/ha]
0 20 40 60 80 100
Abteilung 1c 1962
6,5 11 15 19 23 27 31 35 39 43 47 51 55 59 63 67 71 75 79
≥ 81
Stammzahl [N/ha]
100 80 60 40 20 0
Stammzahl [N/ha]
0 20 40 60 80 100
BHD [cm]
BHD [cm]
6,5 11 15 19 23 27 31 35 39 43 47 51 55 59 63 67 71 75 79
≥ 81
1982
1962 1982
Abteilung 3a/b
Aletschwald 251
Aletsch- und des Gornergletschers. In: Schweize- rische Gletscherkommission (Hrsg.): Gletscher im ständigen Wandel. Bericht über das Jubiläums-Sym- posium der Schweizerischen Gletscherkommission 1993 Verbier (VS). Publikationen der Schweizeri- schen Akademie der Naturwissenschaften SANW, Band 6: 101–122.
[5] Albrecht l. 1991. Forschung im Reservat Aletsch- wald – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. In:
Nievergelt b.; Scheurer t. (Hrsg.): Forschung in Natur- reservaten. Schweizerische Akademie der Naturwis- senschaften, 59–70.
[6] FiScher F. 1966. Der Aletschwald. Untersuchungen in einem Waldreservat. Beiheft Z. Schweiz. Forstver.
41: 79 S.
[7] WeNdelberger g.; hArtl h. 1969. Untersuchungen im Brandgebiet Aletschwald. Schweiz. Z. Forstwes.
120: 453–475.
[8] leibuNdgut h. 1954. Die pflanzensoziologischen Grundlagen der Aufforstung im Gebirge. Allg.
Forstztg. 65, 11/12: 145–149.
[9] elleNberg h. 1996. Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und histo- rischer Sicht (5. Aufl.). Stuttgart, Ulmer. 1095 S.
[10] lüdi W. 1944. Besiedlung und Vegetationsentwick- lung auf den jungen Seitenmoränen des grossen Aletschgletschers, mit einem Vergleich der Besied- lung im Vorfeld des Rhonegletschers und des Obe- ren Grindelwaldgletschers. Ber. Geobot. Forsch.
Inst. Rübel in Zürich für das Jahr 1944: 35–112.
167 cm. Die Waldstruktur veränderte sich nur wenig, am augenfälligsten ist die Zunahme an Laubbäumen, insbesondere der Grünerlen, in der kleinsten Durchmesserklasse (4 bis 8,9 cm).
Der Aletschwald ist heute sehr unterschiedlich strukturiert, was einen guten Einblick in die na- türliche Entwicklung eines Lärchen-Arvenwaldes gibt. Die Waldstrukturen sind aber noch stark durch die frühere Nutzung geprägt. Weit fortge- schrittene Entwicklungsstadien (Zerfallsphasen) fehlen bis jetzt. Die Brandflächen weisen darauf hin, dass Feuer als Störung eine Rolle spielt. Ob Feuer künftig vermehrt zu grossflächigen Störun- gen führen wird, oder ob die Bäume weiterhin vereinzelt als Greise absterben werden, ist eine Frage, auf welche die zukünftige Forschung im Aletschwald Antworten liefern kann.
Literatur
[1] MercANtoN P.-l. 1940. La température de l’air en forêt d`Aletsch de 1936 à 1941. Annalen der Schweiz. Meteorologischen Zentralanstalt 77 (An- hang S. 3).
[2] Müller e. 1966. Das Aletschwaldreservat. HESPA Mitteilungen 16, 2: 2–9.
[3] hAlder u. 1976. Aletsch: eine naturkundliche Ein- führung. Verlag Schweizerischer Bund für Natur- schutz, Basel. 88 S.
[4] holzhAuSer h. 1993: Gletscherschwankungen inner- halb der letzten 3200 Jahre am Beispiel des Grossen
Datengrundlage
Bei der Erstellung des Wirtschaftsplans 1924 wurde der Aletschwald erstmals in Abteilungen unter- teilt und inventarisiert. Aufgrund mangelnder Vermessungsgrundlagen sind die Grenzen der damals kluppierten Flächen unklar. 1942 fand die erste Vollkluppierung ab Kluppschwelle 4 cm statt, ausge- führt durch die eidgenössischen Forstinspektoren Hess und Müller. 1962 und 1982 folgten Kluppie- rungen durch das Institut für Waldbau der ETH Zürich. Ab 1944 erforschte das Geobotanische Institut Stiftung Rübel der ETH Zürich, wie die Vegetation die jungen Seitenmoränen des Aletschgletschers besiedelt [10]. Im Sommer 2009 wurde das gesamte Reservat pflanzensoziologisch kartiert.
Zwar besteht für den Aletschwald eine 60-jährige Datenreihe der Waldentwicklung. Die Origi- nalprotokolle der Inventuren von 1922 und 1942 fehlen aber leider, und die Flächenbezüge sind oft unklar. Es ist daher kaum möglich, die Daten der jüngeren ETH-Aufnahmen mit den vorangegange- nen Inventuren direkt zu verknüpfen.
Die Kluppschwellen in den Tabellen und Abbildungen wurden in diesem Kapitel so gewählt, dass die Datenreihen möglichst kompatibel sind.