DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Vorstand verordnet der KBV mehr Marktwirtschaft
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ie immer differenzierteren Aufgabengebiete der Selbst- verwaltung erfordern zuneh- mend Anstrengungen im Bereich ei- nes modernen Managements. Durch neue Aufgabenteilung und Ausglie- derung bestimmter Bereiche sollen die Arbeitsabläufe in der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung er- leichtert und eine schnellere Kom- munikation erreicht werden.Es besteht die Idee, das Rechen- zentrum in eine Gesellschaft mit be- schränkter Haftung umzuwandeln.
Diese Profitcenter-Idee wird derzeit im Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung diskutiert. Das Rechenzentrum würde also zukünf- tig seine Leistungen nach den Anfor- derungen des Marktes ausrichten und auch auf dem freien Markt seine Effizienz unter Beweis stellen kön- nen. Es wird zum Beispiel überlegt, für den Abruf von Daten durch die Abteilungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Budgets einzu- richten, die dann leistungsbezogen abgerechnet werden. Der Vorteil ei- nes Profitcenters: durch den Wettbe- werb am Markt wäre es in der Lage, den höchsten technischen Stand an richtungsweisenden Software-Syste- men bereitzuhalten. Diese Innovati- onstechnologie käme dann wieder- um den betreffenden Abteilungen in der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung und mittelfristig auch den Kas- senärztlichen Vereinigungen zugute.
Geplant ist die Neuerfassung der ge- samten Datenabläufe, um die Daten- flüsse in verkürzter Zeit zum Vor- stand und auch zu den zuständigen Abteilungen zu optimieren.
Im Zusammenhang mit einer neuen Organisationsstruktur könnte auch darüber nachgedacht werden, andere Abteilungen des Hauses aus- zulagern und am Markt arbeiten zu lassen. Denkbar ist unter anderem auch ein unabhängiges Fortbildungs- zentrum, dessen Aufgabenspektrum von neuen Kommunikations- und Managementtechniken bis zur fach- lichen Fortbildung der Ärzte in spe- ziellen, Kassenarzt-relevanten Fra-
gen reichen sollte. Insbesondere wä- re eine Schulung ärztlicher Mei- nungsbildner denkbar.
Hier denkt der Vorstand der KBV derzeit aber auch über andere Ansätze im Bereich der Öffentlich- keitsarbeit nach. Zu diesem Zweck wurden ein Vorstandsausschuß „Öf-
Die KBV
informiert
fentlichkeitsarbeit" einberufen und eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Kollegen Peter Schwoerer instal- liert. Prof. Dr. Eberhard Wüst wurde mit der Ausarbeitung neuer strategi- scher Ansätze beauftragt und soll über den Bereich der Öffentlich- keitsarbeit hinaus Zukunftsmodelle entwickeln. Frei vom Alltagsgeschäft sollen hier Handlungsansätze vorge- dacht werden, die auch Fragen des strategischen Managements mit ein- schließen. Zur Zeit werden dazu un- ter anderem Workshops veranstaltet, die großes Interesse finden. Die Pro- jektleitung liegt in den Händen von Ursel Meenzen, Abteilung Öffent- lichkeitsarbeit der KBV.
Die Stärken der Selbstverwal- tung herauszustellen, das ist das Ziel des Vorstandes. Gerade angesichts der politischen Diskussion, in der ei- ne Lahmlegung der Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen ange- strebt wird, muß man mit kreativen Ansätzen versuchen, auf Selbstver- waltungsebene Lösungsansätze zu verstärken, die der Gesetzgeber selbst nicht erfüllen kann. Schnellere Daten, schnellere Informationen sind, gerade wenn es um die Weiter- entwicklung kassenärztlicher Struk- turen geht, Trumpfkarten gegenüber den Gesundheitspolitikern.
Auf den Weg gebracht wird der- zeit auch ein Dokumentations- und
Informationssystem in der Doku- mentationsabteilung der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung. Hier kön- nen mittel- und langfristig weitere Daten abgerufen werden. Sozialpoli- tische Konzepte, Referate und Stel- lungnahmen werden gesammelt und aufbereitet. Die ärztlichen Standes- vertreter vor Ort werden zukünftig darauf angewiesen sein, vermehrt elektronische Medien zu nutzen.
Hier schnelle Argumentationshilfen aufzubereiten, ist zwar noch Zu- kunftsmusik, jedoch stehen sie im Arbeitsprogramm des Vorstandsaus- schusses „Offentlichkeitsarbeit" auf einem der ersten Plätze.
Dr. Ulrich Oesingmann
Altersstruktur im Ländervergleich
Rund 16 Millionen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sind älter als 65 Jahre. Das ent- spricht einem Anteil an der Gesamt- bevölkerung von 15,3 Prozent. Nach Berechnungen der Bundesregierung wird sich dieser Anteil bis zum Jahr 2025 auf 34 Prozent erhöhen. Jeder dritte Bundesbürger wäre dann Rentner. Allerdings: Die Bundesre- publik steht mit dieser demographi- schen Entwicklung nicht alleine da.
Auch in den übrigen Industrienatio- nen liegen die Rentner-Anteile an der Gesamtbevölkerung bei 11,3 Prozent (Irland) bis 15,6 Prozent (Großbritannien).
Im Unterschied zur Bundesre- publik sind die „Kinderquoten" je- doch in allen vergleichbaren Län- dern deutlich höher. Bis zu 14 Jahre alt sind hierzulande lediglich 15,1 Prozent aller Einwohner, in den üb- rigen Ländern liegt dieser Anteil bei 17,2 Prozent bis 27,8 Prozent. Die demographische Entwicklung in der Bundesrepublik wird sich demnach in zunehmendem Maße belastend auf die Systeme der sozialen Siche- rung auswirken. JM
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Neue ManagementtechnikenA,-2268 (24) Dt. Ärztebl. 89, Heft 25/26, 22. Juni 1992