POLITIK
Die höchsten Schwebstaubwerte im Januar (Maximalwert/Mittelwert) traten auf in: Sonnenberg (155/44), Altenburg (690/55), Ffm-Höchst (422/33), Ffm-Niederrad (464/38), Gera (460/48), Eisenach (450/57), Leipzig (426/56) und Planen (416/40). Die höchsten Mittelwerte traten in Bernburg mit 72, Augsburg mit 60 und in Erfurt mit 64 Mikro- gramm/m3 auf. Diese Werte lagen al-
AKTUELL
le unter dem entsprechenden MIK- Jahresmittelwert. Die Ursache für die hohen Kurzzeitbelastungen in Sonnenberg und Altenburg ist schwer zu ergründen. Wahrschein- lich gehen diese hohen Werte auf ei- ne kurzfristige Abhlasung eines Kraftwerks zurück. Ebenfalls mög- lich wären Auswehungen von Ze- mentfabriken bei Schwachwindwet- terlagen. Auch in diesen Problemzo-
nen ist in diesem Monat aber keine außergewöhnliche Dauerbelastung zu registrieren, so daß gesundheits- schädliche Einflüsse von Relevanz nicht erkennbar waren.
Prof. Dr. med. Heyo Eckel Prof. Dr. med. Ulrich Hüttemann Dr. rer. nat Claus Rink
Rückfragen an: Dr. Claus Rink, c/o Georisk GmbH, Schloß Türnich, 50169 Kerpen, Tel 0 22 37/6 12 22
Dr. med. vet. Walter Wenniger, Vorstandsmitglied der Bayer AG und Vorsitzender der VFA, verdeut- lichte vor der Presse in Bonn die Ar- gumentationslinie des Verbandes.
„Die forschenden Arzneimittelher- steller repräsentieren eine der weni- gen High-Tech-Branchen, in denen Deutschland noch konkurrenzfähig ist", betonte Wenniger. Die deutsche Wirtschaft könne es sich nicht lei- sten, auch hier an Boden zu verlie- ren. „Wenn der Bundesgesundheits- minister meint, die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sei kein ,Wirtschaftsförderungsunterneh- men', dann macht er es sich zu ein- fach", sagte Wenninger. Auch den Kassen läge im Interesse ihrer Versi- cherten daran, daß Patienten mit mo- dernen Arzneimitteln behandelt wür- den.
Wenniger wies noch einmal auf die Marktstellung seines Verbandes hin: Die 31 VFA-Mitgliedsfirmen re- präsentierten rund 60 Prozent des deutschen Marktes an verordnungs- fähigen Arzneimitteln, steuerten mehr als zwei Drittel zum deutschen Arzneimittelexport bei und investier- ten allein in Deutschland rund vier
Milliarden DM in die Entwicklung neuer Arzneimittel.
Der VFA hat bei seiner ersten Mitgliederversammlung ein Positi- onspapier „Bausteine zur Kranken- versicherung 2000" beschlossen. Dar- in wird unter anderem gefordert, Re- gel- und Wahlleistungen in die GKV einzuführen. „Dabei müssen die Re- gelleistungen in einem für die gesam- te gesetzliche Krankenversicherung einheitlichen und verbindlichen Lei- stungskatalog festgeschrieben wer- den", forderte Wenniger. Für Wahl- leistungen müsse der Versicherte selbst aufkommen Die Beiträge hier- für würden dann wie in der privaten Krankenversicherung nach dem per- sönlichen Risiko berechnet. Die Ar- beitgeber sollten lediglich die Hälfte des Beitragssatzes für Regelleistun- gen übernehmen.
Im Arzneimittelbereich setzt sich der VFA für die sogenannte in- dikationsbezogene Selbstbeteiligung ein, also eine Zuzahlung zu den Arz- neikosten je nach Art der Erkran- kung. Arzneimittel gegen schwere und lebensbedrohende Erkrankun- gen würden demnach vollständig übernommen. Medikamente für
leichtere Erkrankungen müßten die Versicherten aus eigener Tasche be- zahlen. Bei allen übrigen Medika- menten käme eine prozentuale Selbstbeteiligung zum Tragen.
Auf die zukünftige Positivliste angesprochen, vertrat Wenninger die Auffassung, daß die meisten Produk- te der VFA-Firmen in einer solchen Liste vertreten sein würden. Kritik äußerte er erneut an den Festbeträ- gen und der per Gesundheitsstruk- turgesetz verordneten Preissenkung für Medikamente. Das Sparziel im Arzneimittelbereich sei übererfüllt worden. Anstelle derartiger Vor- schriften bevorzuge er tatsächlich di- rekte Preisverhandlungen.
Im Gegensatz zum VFA hat sich der Bundesverband der Pharmazeu- tischen Industrie (BPI) Anfang des Jahres für eine einheitliche prozentu- ale Selbstbeteiligung an allen verord- nungsfähigen Arzneimitteln ausge- sprochen. Im Prinzip müßten alle verordnungsfähigen Arzneimittel, auch preiswerte, von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet werden dür- fen. „Wer ja sagt zur sanften Medi- zin, der kann nicht nein sagen zu mil- den Arzneimitteln in der GKV", ur- teilte BPI-Vorstandsmitglied Dr.
Bernd Wegener.
Prof. Dr. med Hans Rüdiger Vogel, BPI-Hauptgeschäftsführer, ging auf verbandsinterne Neuerun- gen nach dem Austritt zahlreicher großer Firmen ein. Über einen neuen Satzungsentwurf will man Ende März abstimmen. Darin ist vorgesehen, den Vorstand zu straffen und die Kompetenzen der Geschäftsführung zu erweitern. Da dem BPI noch for- schende Unternehmen angehören, soll im Sommer zudem eine gleichna- mige Fachabteilung gegründet wer- den. th
Pharmazeutische Industrie
Meinungsunterschiede zu Selbstbeteiligung
Das Jahr 1993 endete mit einem Bruch: Zahlreiche forschende Arzneimittelunternehmen verließen den Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und bildeten mit den Förderfirmen der Medizinisch-Pharmazeutischen Studiengesellschaft den neuen Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Zu Jahresbeginn haben alter und neuer Verband ihre wirtschafts- und verbandspolitischen Vorstellungen für 1994 präsentiert.
A-404 (20) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 7, 18. Februar 1994