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Archiv "Schädigt Selbstbeteiligung die Gesundheit?" (30.03.1984)

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Academic year: 2022

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Arger mit der GOA

••

Gleich mit der ersten Änderungs- verordnung zur Gebührenord- nung für Ärzte (GOÄ) gab's Är- ger: Das zuständige Bundesar- beitsministerium hatte die Bun- desärztekammer nicht angehört;

die Verordnung stellte sich als nicht praktizierbar heraus. Denn laut Änderungsverordnung hat — für eine Übergangszeit bis zum 31. Dezember dieses Jahres — der Krankenhausarzt bei privat- ärztlicher Behandlung „vom Krankenhaus unmittelbar erho- bene Sach- und Personalkosten von den von ihm ... berechne- ten Gebühren abzuziehen und in der Rechnung den Umfang der Minderung bei den einzelnen Leistungen anzugeben."

Wie das, da doch der Kranken- hausträger die Sach- und Perso- nalkosten pauschaliert in den Pflegesatz einrechnet und sich

daher gar nicht ermitteln läßt, in welcher Höhe ein Krankenhaus, bezogen auf die einzelne ärzt- liche Leistung, jene Kosten im Pflegesatz berechnet?

Nun, die Verordnung ist, trotz vieler Proteste, in der Welt. Die Beteiligten haben gemeinsam mit dem Bundesarbeitsministeri- um versucht, einen praktizierba- ren Kompromiß zu finden. Das gelang sogar. Doch das Ministe- rium hat den Kompromiß wieder umgeworfen. Wie soll sich der Krankenhausarzt jetzt bei seiner Liquidation verhalten? Im Sinn von Kompromiß Nr. 1 raten die Rechtsberater der Bundesärzte- kammer in einem ausführlich be- gründeten Artikel auf Seite 1015.

Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft: die Deutsche Kran- kenhausgesellschaft hat den Krankenhausträgern empfohlen, ebenso zu verfahren. EB

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DER KOMMENTAR

Unter Fachleuten wird versteckt

V

— und manchmal auch offen — folgende Meinung vertreten: Die USA haben die bessere For- schung über das Gesundheitswe- sen, die Bundesrepublik Deutsch- land hat das bessere Gesund- heitswesen und insbesondere die bessere Krankenversicherung.

Diese Mutmaßung, besonders in ihrem ersten Teil, scheint ein Auf- satz im New England Journal of Medicine zu bestätigen. Unter dem Titel „Does Free Care Improve Adults' Health" (Verbes- sert kostenlose Gesupdheitsbe- treuung die Gesundhdit von Er- wachsenen) wurden die Ergebnis- se einer prospektiven Untersu- chung vorgestellt, die im Rahmen des Rand Health Insurance Expe- riment entstand. Dabei wurden 3958 Personen im Alter von 14 bis 61 Jahren Versicherungssyste- men mit unterschiedlichen For- men der Selbstbeteiligung zuge- ordnet, von vollständig „kostenlo- ser" Betreuung bis zu einem er- heblichen Eigenanteil bei der In- anspruchnahme von Leistungen.

Ausgangspunkt war die auch in den USA vertretene Annahme,

daß etwas ärztliche Betreuung gut, mehr ärztliche Betreuung besser sei. Wissenschaftliche Be- weise für diese Annahme liegen jedoch nicht vor.

Personen mit direkter Eigenbetei- ligung machten danach ein Drittel weniger Arztbesuche und wurden ein Drittel weniger in ein Kranken-

Schädigt

Selbstbeteiligung die Gesundheit?

haus eingewiesen als Personen ohne direkte Eigenbeteiligung.

Für drei Kategorien — Personen mit schlechtem Visus, Personen mit niedrigem Einkommen, Perso- nen mit hohem Blutdruck — brach- te die ärztliche Betreuung ohne direkte Eigenbeteiligung Vorteile.

Für den Durchschnitt brachte je- doch die ärztliche Betreuung oh- ne direkte Eigenbeteiligung bei

der Auswertung von acht Parame- tern über den Gesundheitszu- stand (vom Gewicht über den Cholesterinspiegel und den Blut- druck bis hin zur Sterbewahr- scheinlichkeit) keine gesundheit- lichen Vorteile, oder anders ge- sagt, die direkte Eigenbeteiligung keine Nachteile.

Es handelt sich um eine wissen- schaftlich einwandfreie Untersu- chung. Selbst wenn jedoch Zwei- fel an den Ergebnissen geäußert werden sollten, bleibt die Aner- kennung des Versuches, die Aus- wirkungen unterschiedlicher For- men einer direkten Eigenbeteili- gung auf den Gesundheitszustand der Betroffenen wissenschaftlich zu klären. Das geht aber offen- sichtlich nur in Strukturen der ge- sundheitlichen Sicherung, die ei- ne solche Vielfalt — mit allen Vor- teilen und allen Nachteilen — auf- weisen wie die USA. — Bei uns deutet sich eine Wiederbelebung der Diskussion über die direkte Ei- genbeteiligung an. Gefochten wird überwiegend mit Ideologie oder aus Interessenstandpunkten heraus. Doch auch wir brauchen wissenschaftlich fundierte Ant- worten auf die wohl entscheiden- de Frage, welche Auswirkungen auf den Gesundheitszustand eine Selbstbeteiligung hat.

Sind solche Untersuchungen bei uns überhaupt möglich? Das ist sicher keine Frage des Wollens oder des Geldes. Es ist wohl mehr eine Frage wahrhafter Pluralität im Gesundheitswesen, die es bei uns, zumindest in der gesetzli- chen Krankenversicherung, letzt- lich vielleicht nicht gibt. Vielleicht jedoch helfen Vergleiche zwi- schen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung und dort wieder Vergleiche unter- schiedlicher Formen der direkten Selbstbeteiligung. Schwierig — aber man sollte es versuchen.

Prof. Dr. med. Fritz Beske*)

*) Der Verfasser ist Direktor des Instituts für Gesundheits-System-Forschung, (Beselerallee 41, 2300 Kiel 1)

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 13 vom 30. März 1984 (19) 975

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