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Archiv "Niedergelassene Ärzte: Immer weniger Umsatz aus der GKV" (26.01.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 4⏐⏐26. Januar 2007 A153

P O L I T I K

O

hne die Einnahmen aus der Behandlung von privat Ver- sicherten und den wachsenden An- teil an Selbstzahlerleistungen hätten viele Arztpraxen erhebliche wirt- schaftliche Probleme. Dies geht aus einer Studie der Stiftung Gesundheit hervor, an der 663 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte teilgenommen haben. Die Online-Befragung „Ärz- te im Zukunftsmarkt Gesundheit“

fand im Mai 2006 statt – mit zahlrei- chen interessanten Ergebnissen.

Der Studie zufolge arbeiten die Niedergelassenen im Schnitt 56 Stunden pro Woche. Etwas mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit (33 Stun- den, 58 Prozent) widmen die Ärzte kurativen Aufgaben. Zehn Stunden entfallen auf administrative Tätig- keiten, je fünf Stunden auf externe und interne Verwaltung. Etwa 15 Prozent der wöchentlichen Arbeits- zeit verteilen sich auf die eigene Fortbildung und die Instruktion der Mitarbeiter (Grafik 2).

Ein überraschendes Ergebnis er- brachte die Online-Befragung in Bezug auf die Praxisumsätze (Gra- fik 1): Die niedergelassenen Ärzte in Deutschland verdienen ihr Geld zu wesentlichen Teilen außerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Nur noch 65 Prozent des Umsatzes stammen aus dieser Quel- le, obwohl die GKV-Versicherten nach wie vor annähernd 90 Prozent der Gesamtbevölkerung bilden. 20 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaf- ten die Ärzte über die Behandlung von Privatpatienten, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung bei rund zehn Prozent liegt.

Auch die Individuellen Gesund- heitsleistungen (IGeL) steuern in- zwischen bereits fünf Prozent zum Praxisumsatz bei. Drei Prozent kom- men aus gutachterlichen Tätigkeiten,

weitere sieben Prozent aus sonstigen Tätigkeiten. Diese Zahlen stützen die These, dass die ambulante Versor- gung innerhalb der GKV unterfinan- ziert ist. Die Kassenärztliche Bun- desvereinigung spricht von rund 30 Prozent nicht vergüteter Leistungen.

Der jährliche Umsatz schwankt erheblich: Die größte Gruppe mit 35,8 Prozent der befragten Ärzte erreichte Praxisumsätze zwischen 100 000 und 250 000 Euro im Jahr.

Bei der Hälfte der Praxen ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, bei 33,6 Prozent hat sich keine Veränderung ergeben, lediglich 15 Prozent konnten eine Steigerung erzielen. Hausärzte sind in der Umsatzgruppe von 100 000 bis 350 000 Euro mit 63 Prozent deutlich häufiger anzutreffen als Fachärzte (45 Prozent).

Das in der Studie ermittelte per- sönliche Jahreseinkommen der Nie-

dergelassenen verteilt sich auf fol- gende Stufen: Elf Prozent verdienen unter 25 000 Euro, 11,8 Prozent bis zu 50 000 Euro, 46,9 Prozent erzie- len ein Jahreseinkommen von bis zu 125 000 Euro, und etwas mehr als ein Fünftel der Ärzte liegt bei über 150 000 Euro. Im Durchschnitt be- trägt das Bruttojahreseinkommen 117 500 Euro, wobei Ärztinnen deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen (78 200 Euro gegenüber 128 700 Euro). An eine Verbesserung ihrer wirtschafltichen Situation glaubt die große Mehrheit der Ärzte nicht: Nur 8,8 Prozent der Befragten zeigten sich in dieser Hinsicht optimistisch.

Der zunehmende Wettbewerb im Gesundheitswesen wirkt sich auch auf den ärztlichen Alltag aus. Immer- hin 37,5 Prozent der Ärzte sehen sich stark im Wettbewerb zu Kollegen, 37,2 Prozent ein wenig, nur 10,4 Pro- zent nehmen kein Wettbewerbsver- halten wahr. Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stehen für 66,2 Prozent der Befragten die Patienten. Weitere Wettbewerbsbereiche sind die Öff- nungszeiten (40,9 Prozent), Selbst- zahlerangebote (39,4 Prozent) und Praxiswerbung (30,6 Prozent).

Ein uneinheitliches Bild ergab die Studie bei der Frage nach den Aus- wirkungen des Wettbewerbs auf die Qualität der ärztlichen Leistungen:

Sie steige, meinten 23,1 Prozent, sie lasse nach, glaubten 34,9 Prozent, es ändert sich nichts, gaben 41,9 Pro- zent an. Drei nahezu gleich große Blöcke ergab die Frage nach der Erfüllung von Patientenwünschen.

34,7 Prozent glaubten, dass den Pa- tientenwünschen besser entspro- chen wird, 36,6 Prozent antworteten mit „gleich gut“, und 28,7 Prozent meinten „eher schlechter“. Eine Zu- satzfrage differenziert jedoch die Antworten. Haben die Ärzte sich schon einmal den Wünschen der Pa- tienten angepasst? Fast 80 Prozent der Befragten bejahten dies. Wird dies durch Wettbewerb vermehrt notwendig? Ja, sagten 75,1 Prozent, nein, meinten 24,9 Prozent.

Dass nach Einschätzung der Ärz- te der Kampf um die Patienten künf- tig an Bedeutung gewinnen wird, macht die Studie ebenfalls deutlich:

53 Prozent sind davon überzeugt.

NIEDERGELASSENE ÄRZTE

Immer weniger Umsatz aus der GKV

Nur noch 65 Prozent ihres Praxisumsatzes erwirtschaften die Ver- tragsärzte über die Behandlung von gesetzlich Krankenversicherten.

GRAFIK 1

Praxis-Umsatz niedergelassener Ärzte

3 % 7 %

5 %

20%

65 %

GKV (65 %) Gutachten (3%)

PKV (20 %) sonstige (7%)

Selbstzahler (5%)

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A154 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 4⏐⏐26. Januar 2007

P O L I T I K

Fachärzte und Hausärzte unter- scheiden sich hier kaum: Mehr als die Hälfte der Fachärzte hält Wer- bung für wichtig, bei den Hausärz- ten sind dies 42,8 Prozent.

Dass Ärzte über ein hohes Maß an Leidensfähigkeit verfügen, zeigt das überraschende Ergebnis der Studie auf die Frage nach der allge- meinen Arbeitszufriedenheit. Dem- nach sind immerhin 33 Prozent zu- frieden (Schulnote 3) und 23,3 Pro- zent sehr zufrieden (Schulnote 2).

Nach Auffassung der Hälfte wird sich an der Zufriedenheit auch in den nächsten zwölf Monaten nichts ändern. Ein Drittel glaubt aber, dass es schlechter oder noch viel

schlechter werden wird. Allerdings sind es hauptsächlich die noch nicht sehr lange niedergelassenen Ärzte (bis zu fünf Jahren), die sich zufrie- den äußern. Je länger die Nieder- lassungsdauer ist, desto weniger zufrieden sind die Ärzte mit ihren

Arbeitsbedingungen. I

Josef Maus

E

s ist unmöglich, Staub wegzu- blasen, ohne dass jemand zu husten anfängt.“ Gesagt hat diesen weisen Satz einst Prinz Philip von Großbritannien und Nordirland. Be- kannt sein dürfte dieser – oder zu- mindest dessen Botschaft – auch vielen Akteuren im deutschen Ge- sundheitswesen. Dort allerdings geht es beileibe nicht mehr nur um

„Staub“ und „Husten“ – ursprünglich 1,4 Milliarden Euro sollte die anste- hende Gesundheitsreform einsparen.

300 Millionen Euro davon sollen laut Eckpunkten auf Hilfsmittel wie Rollstühle, Hörgeräte oder Inkonti- nenzprodukte entfallen. Die Medi- zinproduktehersteller reagieren auf das Vorhaben entsprechend gereizt.

Aus diesem „Reizhusten“, fürchten ihre Funktionäre, könnte für vie- le kleine und mittelständische Un- ternehmen ein lebensbedrohlicher

„asthmatischer Anfall“ werden.

Zulassung fällt künftig weg Geht es nach den Plänen von Schwarz-Rot, sollen Ausschreibun- gen vermehrt bei Hilfsmitteln die Kosten reduzieren. Ausgeschlossen sein sollen diese laut der jüngsten Änderungsanträge der Regierungs- fraktionen zur Reform nur dort, wo Hilfsmittel individuell für die Versi- cherten angefertigt oder individuell mit „hohem Dienstleistungsanteil“

angepasst werden müssen.

Bereits seit der letzten Reform sind Ausschreibungen bei Hilfsmit- teln möglich. Jedoch dürfen alle zu- gelassenen Leistungserbringer, die über einen Vertrag mit einer Kran- kenkasse verfügen, ihre Kunden weiter auf Kosten der Kassen ver- sorgen. Genau das aber soll sich nun ändern. Zugelassen wären dann nur noch die Ausschreibungsgewinner.

„Damit könnte eine Vielzahl klei- nerer und mittlerer der rund 2 000 Unternehmen vom Markt gedrängt

werden“, befürchtet der Geschäfts- führer des Bundesverbandes Medi- zintechnologie (BVMed), Joachim M. Schmitt. Wird ein Bewerber in einer Ausschreibung nicht berück- sichtigt, ist er für die Laufzeit des ausgeschriebenen Vertrages bei der entsprechenden Kasse von der Versorgung ausgeschlossen. Damit werde die Vielfalt der Anbieter ge- fährdet und das Patientenwahlrecht eingeschränkt. Kritisiert wird vom BVMed zudem, dass die Zulassung der Leistungserbringer über den Ver- band wegfallen soll. Die Qualitäts- sicherung würde dann im Rahmen der ausgeschriebenen Verträge den Kassen übertragen.

Dass die Qualität leiden könn- te, glaubt die Hilfsmittelexpertin des IKK-Bundesverbandes, Carola Grienberger, nicht. Die Zulassung sei ein „Papiertiger“, der lediglich Raumgrößen oder bestimmte Gerät- schaften vorschreibe. Die Anforde- rungen an die Qualifikation seien in der Handwerksrolle festgeschrie- ben. Dass die ein oder andere Kasse die Qualität zulasten eines günsti- gen Preises vernachlässigen könnte, sei dennoch nicht gänzlich auszu- schließen, räumen Kassenvertreter ein. Auch bei den Kassen geht man davon aus, dass sich der Hilfsmittel- markt neu sortieren werde. „Keine monopolistischen, aber oligopole Strukturen mit Spezialisierungen könnten die Folge sein“, vermutet der Hilfsmittelexperte der Barmer Ersatzkasse, Thomas Meißener.

Weder Kassen noch BVMed wis- sen derzeit, wie mit europaweiten Ausschreibungen (ab 200 000 Euro) verfahren und für welche Produkt- gruppen Ausschreibungen künftig möglich werden sollen. Nur bei ei- nem sind beide sicher: Das Sparziel von 300 Millionen Euro werde da- mit nicht erreicht. I Timo Blöß GRAFIK 2

Durschnittliche Arbeitszeit niedergelassener Ärzte

kurative (58%) externe Verwaltung (9 %) interne Verwaltung(9 %) medizinische Fortbildung (7 %) sonstige Stunden (5 %) Instruktion Mitarbeiter (4 %) nicht medizinische Fortbildung (4 %) Forschung und Gutachten (4 %)

58%

9 % 9 %

7%

5%

4%

4%

4%

AUSSCHREIBUNGEN

Hilfsmittel zum Sparen

Mit der Reform sollen die Hilfsmittelkosten über Aus- schreibungen gesenkt werden. Was den Kassen sparen helfen soll, lässt die Hersteller um die Qualität fürchten.

Die Langfassung der Studie der Stiftung Gesundheitheit im Internet:

www.aerzteblatt.de/aufsaetze/0701

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Referenzen

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