Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Homöopathie
Hilfe elektronischer Meßmethoden unterscheiden. Ein Meßgerät dazu ist in der Literatur beschrieben ...
Dr. W. Ludwig Quellgasse 7 7400 Tübingen 1
Karzinogenität von Traumeel — Verbot übereilt
Das Verbot der Aristolochiasäure enthaltenden Medikamente er- scheint zwiespältig, wenn diese Substanz in homöopathischen Do- sen zur Anwendung gelangt ... Im Traumeel ist die Aristolochia clema- titis in der Verdünnung D 3 enthal- ten. Geht man nun davon aus, daß die Homöopathica, wie von Frau Prof. Dr. med. Irmgard Oepen beschrieben, ohne Effekt sind, dann verstehe ich das Verbot von Trau- meel nicht. Entweder haben Homöo- pathica eine Wirkung, dann kann man über das Verbot diskutieren, oder sie sind wirkungslos, dann ist das Herstellungs- beziehungsweise Anwendungsverbot überflüssig.
Dr. med. H. Meyer-Langsdorff Im Rothschild 5
6720 Speyer
Kein feiner Zug der Allopathen ... Zur Homöopathie: Daß Martini nie ein Chininfieber gesehen hat, wundert mich. Das liegt wahrschein- lich daran, daß er die Chininemp- findlichkeit bei manchen Patienten nicht kannte oder aber das Fieber nicht auf eine solche bezog. Ich ha- be mehrere chininempfindliche Pa- tienten, die nach chininhaltigen Ge- tränken (Schweppes) hohe Tempe- raturen und Magen-Darm-Krämpfe bekamen. Bei einer Patientin lief die Chininempfindlichkeit wie eine Nie- renkolik ab. Vielleicht war Herr Hah- nemann chininempfindlich. Wenn es gelänge, so wie Ritter meint, mit Hil- fe einer homöopathischen Reizthe- rapie Circulos benignos in Gang zu setzen, würden wir die beste natur- gemäße Heilmethode haben, die wir kennen. Hier haben die Homöopa- then eine größere Erfahrung als die
Allopathen, weil sie genauer beob- achten. Ihre Erfolge sind Individual- erfolge, und das unterscheidet sie wesentlich von den Allopathen. Ihre Mißerfolge sind ihre eigenen Mißer- folge, das heißt mangelnde Kennt- nis, mangelnde Adaption an die Re- aktion des Organismus, fehlerhafte Dosierung, falsche Diagnose. Bei den Allopathen werden die Mißerfol- ge auf das fehlende Ansprechen des Patienten zurückgeführt. Die Schuld der Mißerfolge wird also nicht auf den Arzt, sondern auf den Patienten geschoben, und dies sollte den Allo- pathen nachdenken lassen, daß dies kein feiner Zug ist.
Dr. med. Otto Meyer zu Schwabedissen Arzt für innere Medizin Hauptstraße 45 7590 Achern/Baden
Medizin — Keine Wissenschaft, sondern eine Aufgabe
Subsumiert man Medizin nicht unter den Begriff einer „angewandten Na- turwissenschaft", wie Sie es nahezu- legen scheinen, sondern faßt Medi- zin entsprechend der von Ihnen er- wähnten modernen Medizinphiloso- phie (Hucklenbroich, W. Wieland u. a.) als eine Handlungswissen- schaft auf oder sagt sogar, Medizin sei überhaupt gar keine Wissen- schaft, sondern eine Aufgabe, die sich verschiedener Mittel bediene zum Zweck, die Gesundheit zu er- halten und die Heilung der Kranken zu fördern (Karl E. Rothschuh), schlügen nicht solche am Handeln orientierten Auffassungen der Medi- zin eine Brücke zwischen Allopathie und Homöopathie? ...
Dr. med. Anselm Model Lorettostraße 20a 7800 Freiburg
Ins eigene Fleisch geschnitten
. . . Ich selber habe mich seit über 30 Jahren bemüht, einen gangbaren Weg zur Synthese zwischen moder- ner Medizin und homöopathischem
Traditionsgut zu suchen. Richt- schnur war mir dabei der erwähnte Therapieaufsatz Virchows. Frau Pro- fessor Oepen hat meine Bemühun- gen in dieser Sache herabzusetzen versucht. Man erlaube mir daher zum Schluß wenige Worte der Ver- teidigung.
Asa fötida wurde schon in homeri- scher Zeit in die Therapie einge- führt. Gewiß gehört Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit dazu, den Wir- kungsumfang eines solchen Mittels heute so auszumachen, daß er von anderen Ärzten verstanden und nachvollzogen werden kann. Frau Professor Oepen glaubt, meine ver- schiedenen Anläufe hierzu mit Skep- sis betrachten zu müssen. Die ver- schiedenen Anläufe der Jahre 1976 und 1978 dürfen bei denjenigen Er- gebnissen, bei denen der Chi-Qua- drat-Test verwendet worden ist, nach den Regeln der Statistik ad- diert werden. Sie ergeben ein neues Chi-Quadrat mit zwei Freiheitsgra- den. Damit verbessert sich das Si- gnifikanzniveau zugunsten von Asa fötida. Die verschiedenen Anläufe sprechen also nicht gegen Asa föti- da, sondern summieren sich zu ei- ner optimistischeren Aussage über Asa fötida. Was mag Frau Professor Oepen veranlaßt haben, trotzdem das Wort Skepsis zu gebrauchen?
Logisches Denken kann es nicht ge- wesen sein. Also hat sich Frau Pro- fessor Oepen mit diesem Wort ins eigene Fleisch geschnitten.
Dr. med. Paul Mössinger Praktischer Arzt
Karlstraße 99 7100 Heilbronn
Heilung von innen heraus
Ich finde, daß weder in „Pro" noch in „Contra" mit genügender Ein- dringlichkeit darauf hingewiesen worden ist, daß wir und wie wir Ho- möopathen den Kranken anders se- hen. Dabei ist unsere Denkweise gar nicht so kompliziert, wie sie immer hingestellt wird:
Die Schulmedizin weiß wie wir, daß die Ursache der Erkrankung nur 64 Heft 10 vom 12. März 1982 79. Jahrgang
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Ausgabe A/BZur Fortbildung Aktuelle Medizin
Homöopathie
scheinbar die schädigende Umwelt ist, daß aber eigentlich das nicht mehr kontakte Immunsystem des In- dividuums die Schuld an der Erkran- kung trägt.
Jetzt aber scheiden sich die Geister.
Während die Schule massiv gegen die von außen drohende Gefahr (Er- reger, Toxine, Noxen) vorgeht oder versucht, geschwächte oder ausge- fallene Organfunktionen durch Sub- stitution auszugleichen, ist das Ziel der Homöopathie, Fehler im Regula- tionsmechanismus aufzudecken.
Der homöopathische Arzt verschafft sich eine genaue Kenntnis der ge- störten Reaktionslage des betreffen- den Patienten dadurch, daß er durch gezielte Fragen dessen Semiotik studiert und so in die Lage versetzt wird, durch Einschaltung entspre- chender Medikamente die Abwehr zu aktivieren und so wieder normale Verhältnisse zu schaffen ...
Dr. med. H. V. Müller Arzt für Allgemeinmedizin Lindenthalgürtel 46 5000 Köln 41
Nicht Konfrontation, Synthese wird gesucht
Nachdem nun das DEUTSCHE ÄRZ- TEBLATT die Diskussion um pro und contra in Sachen Homöopathie freigegeben hat, möchte ich, auf der Suche nach dem „missing link", mich der Mahnung von Frau Dr. Ve- ronika Carstens anschließen: „Su- chen wir nicht die Konfrontation, sondern die Synthese beider Rich- tungen; der Schulmedizin und der Erfahrungsheilkunde (indem sie das Gebiet der Homöopathie einge- schlossen hat). Beide haben ihre Be- rechtigung, beide sollten dem Arzt bekannt sein und dem jeweiligen Krankheitsbild entsprechend ausge- wählt und angewandt werden". Der Chemiker und Arzt, Samuel Hahne- mann, hätte schon längst seine der- zeitigen Anhängef ermahnt, sich eindeutig von jenen Opportunisten, Heilpraktikern, die in Ultrakurzaus- bildung sich Homöopathen nennen, abzugrenzen, denn das Gebiet der
Homöopathie ist ein ewiges Lernen und setzt Erfahrung und ärztliches Wissen voraus .. .
185 Jahre nach Hahnemann setzt sich langsam und in großen Umris- sen die Erkenntnis wieder durch, daß Konstitution und Disposition des Menschen bei der Entstehung einer Krankheit und beim Thera- pieerfolg wichtig sind. Dem Umfeld der Krankheit und dem Umfeld der Medikamentenwirkung wird in Zu- kunft mehr Beachtung geschenkt werden müssen. Im Brennpunkt der Therapieformen der Jahrtausend- wende werden die Naturstoffe ste- hen. Die Anregungen holen sich die Chemiker aus dem Laboratorium der Natur, bei den Naturstoffen. Die in biologischen Systemen wirksa- men Regulationsstoffe, Liganden, Rezeptoren, oder Informationsträ- ger, arbeiten als Teil dieser Systeme optimal. Sie wurden über Jahrmillio- nen hinweg im Organismus selek- tiert. Nicht nur, daß biologische Sy- steme mit diesen Stoffen bestmög- lichst funktionieren, sie enthalten auch entsprechend wirksame Rege- nerationsmechanismen . .
Das Grundgesetz jeden ärztlichen Handelns „Primum nihil nocere"
wird — wie auch der hartnäckigste Gegner der Homöopathie zugeben muß, in der Homöopathie in gerade- zu idealer Weise erfüllt.
In Anbetracht der unübersehbaren, zum Teil noch dunklen Nebenwir- kungen moderner medikamentöser Heilmaßnahmen, erscheint die alte Homöopathie im Glanz und Elend der heutigen Therapie vorbildlich und „modern". Sie bemüht sich, ei- ne adäquate vegetative Ausgangsla- ge möglichst mit einem ihrer pas- senden Mittel (eventuell unter Zwi- schenschaltung eines Zwischenmit- tels) zu erreichen .
Inzwischen sind bereits Präparate, die die Information des altbekannten Mutterkorns (secale cornutum) ent- halten und weitergeben, als dopami- nergische und prolaktinhemmende Mittel der endokrinologischen For- schung auf dem Markt. Erhöhte Pro- laktinspiegel (im Nanogrammbe-
reich) führen bei Frauen praktisch immer zu Zyklusstörungen. Altbe- kannte Frauenmittel der Homöopa- thie sollten im Rahmen der Hypotha- lamus-Hypophysen-Ovarachse hin- sichtlich Wirkung auf Prolaktin, FSH und LH untersucht werden.
Nachdem kein Zweifel besteht, daß jüngste Forschungen der Neuroen- dokrinologie den Schlüssel bieten, um tief in die Regulationsvorgänge des Lebens und seiner Steuerung durch unendlich kleine Anstöße ein- zudringen bzw. Informationen zu ge- ben, sollte auch homöopathische Grundlagenforschung hier anset- zen. Man wird dabei moderne Er- kenntnisse der Immunologie und der Neuroendokrinologie unter an- derem einschließen müssen.
Dr. med. Dipl.-Chem.
F. Portheine Postfach 21 80 4460 Nordhorn
Homöopathika-Wirkung:
weder substanzbedingt noch spezifisch
Im Pro-Beitrag bemüht der Verfasser zur Untermauerung der biologi- schen, damit letztlich molekularen Wirksamkeit via Immunstimulation oder auf welchem biochemischen Wege auch immer, Doppelblindver- suche mit homöopathischen Arznei- en in Verdünnungen von D30 — D100 (!). Derartige Versuche können nach folgendem Rechenbeispiel nur wei- tere, große Skepsis an der substanz- bedingten Wirkung homöopathi- scher Mittel fördern (Eine Wirkung auf die Psyche durch Gabe einer an sich völlig wirkungslosen, inerten Substanz allein durch dessen Ver- ordnung wird hiervon nicht berührt):
Der Einfachheit halber sei als „Medi- kament" Wasser gewählt (Für Sub- stanzen mit höherem Molekularge- wicht fällt die Rechnung noch un- günstiger aus). 1 I Wasser enthält ca.
3 x 1025 Moleküle, dies ergibt, daß nach 30maliger Verdünnung 1:10 (D30) noch ca. 3 x 10 -5 Moleküle der ursprünglichen Menge in der Lö- sung vorhanden sind. Oder anders Ausgabe A/B