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ach sieben Monaten Ar- beitskampf haben die Ärz- te in Frankreich höhere Kas- sen-Honorare durchgesetzt.Die staatliche Krankenversi- cherung CNAM gestand den Ärzten am 5. Juni ein Mindest- Entgelt von 20 Euro für jeden Praxisbesuch zu. In einem zweiten Schritt sollen die Ho- norare für Hausbesuche auf 30 Euro erhöht werden. Im Gegenzug sollen die Ärzte mehr preiswerte Generika verschreiben und häufiger aut idem anwenden, damit die Apotheker die preisgünstigen Präparate abgeben können.
Der Kompromiss löste Er- leichterung aus, wurde aber von Vertretern der linken Par- teien als Wahlkampfmanöver kritisiert. Die Ärzte in Frank- reich hatten seit Monaten für eine bessere Bezahlung ge- stritten. Teilweise waren mehr als zehntausend Mediziner auf die Straße gegangen, landes- weit schlossen Tausende von Ärzten ihre Praxen ganztägig oder verweigerten die Arbeit an Feiertagen. Die im Mai zurückgetretene Linksregie- rung hatte es trotz Annäherun- gen nicht mehr geschafft, eine Einigung durchzusetzen.
Dass der bürgerlichen Über- gangsregierung unter dem Rechtsgerichteten Jean-Pierre Raffarin dies gelang, löste bei den Linken kritische Kom-
mentare aus: Der Kompromiss sei mit den Einsparungen durch günstigere Verschrei- bungen absolut nicht finan- ziert und müsse durch alle So- zialversicherten bezahlt wer- den, sagte etwa Ex-Finanz- minister Laurent Fabius. Der im Amt bestätigte Staatschef, Jacques Chirac,begrüßte dage- gen den glücklichen Ausgang des Streits. Höhere Arztho- norare gehörten zu seinen Wahlversprechen.
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A1626 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 24½½½½14. Juni 2002
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roßen Nutzen für die Pati- enten und das Gesund- heitssystem attestiert eine Studie des Instituts für Ge- sundheits- und Sozialfor- schung (IGES) innovativen Arzneimitteln. „Umso unver- ständlicher ist es, dass in unse- rem Land auf patentgeschütz- te Innovationen nur ein An- teil von 24 Prozent der Arz- neimittelausgaben entfällt und Deutschland damit im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern zählt“, kritisierte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arz- neimittelhersteller, der die Studie in Auftrag gegeben hatte.Die im vergangenen Jahr abgeschafften Arzneimittel- budgets haben nach Ansicht von Yzer zu einer Unterver- sorgung der Patienten mit in- novativen Arzneimitteln ge- führt. Die stattdessen einge- führten regionalen Zielver- einbarungen zwischen Kas-
senärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen hält sie für „Budgets in neuen Klei- dern“. Statt qualitativer Ver- sorgungsziele stünden in den meisten dieser Vereinbarun- gen reine Kostendämpfungs- ziele im Mittelpunkt. „Wer moderne Therapien will, wird sich auf einen wachsenden Anteil der Arzneimittelaus- gaben an den Gesundheits- ausgaben einstellen müssen“, folgerte Yzer. Gleichzeitig werde damit jedoch die Effi- zienz im Gesundheitswesen gesteigert, da moderne Thera- pien beispielsweise Klinik- aufenthalte reduzierten oder gänzlich überflüssig machen könnten.
Den Beitrag der medika- mentösen Therapie für die Gesundheit der Bevölkerung haben Wissenschaftler des IGES-Instituts anhand von elf Erkrankungen dokumen- tiert, darunter Leukämien bei Kindern, Migräne, multiple Sklerose und Depressionen.
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ie Deutsche Welthunger- hilfe wird in diesem Jahr 40 Jahre alt. Sie hat seither mit etwas mehr als einer Mil- liarde Euro etwa 4 600 Pro- jekte in mehr als 70 Ländern gefördert, teilte die Vorsitzen- de der Organisation, Inge- borg Schäuble, anlässlich der Vorstellung des Jahresbe- richts 2001 mit. Unter dem Motto „Partner gegen den Welthunger – 40 Jahre Deut- sche Welthungerhilfe“ wolle man mit kulturellen, sportli- chen und politischen Veran-staltungen vor allem in Bonn und Berlin für das Anliegen der Organisation werben.
Wie Schäuble weiter mit- teilte, konnte die Deutsche Welthungerhilfe 2001 mit 32,6 Millionen Euro die zweithöchste Spendensumme ihrer Geschichte verzeich- nen. Dazu seien noch 56,8 Millionen Euro an öffentli- chen Zuschüssen gekommen.
Hauptgeber waren die Eu- ropäische Union und das Bundesministerium für wirt- schaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung. Schäuble zufolge wurden zwei Drittel des Geldes für Nothilfe- und Wiederaufbauprojekte aus- gegeben. „Dieses Ungleich- gewicht zwischen Nothilfe und längerfristiger Entwick- lungshilfe ist für uns unbefrie- digend“, sagte die Vorsitzen- de der Organisation.
Frankreich
Arzt-Honorare erhöht
Nach monatelangem Arbeitskampf einigen sich Regierung, Ärzte und Kassen.
Welthungerhilfe
40-jähriges Jubiläum
Es werden zu wenig öffentliche Mittel für langfristige Entwicklungsprojekte zur Verfügung gestellt.
Pharmaverband
Zugewinn durch Innovationen
Eine Studie belegt den Nutzen innovativer Arzneimittel für das Gesundheitswesen.
Foto:AFP