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Archiv "Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen: Spannungsreiche Kooperation" (17.03.1995)

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Sprechstunden- helfer/innen Diätassisten-

ten/tnnen Pharn-techn.

'Assistenten

Im Dienst der Gesundheit

Berufstätige im Gesundheitswesen, Deutschland Ende 1993, teilweise Mai 1992 Anzahl in Tausend

Ärzte im Praktikum Tierärzte Heilpraktiker

Therapeutische 18 io /innen

Berufe Apotheker/innen aY

Kranken- schwestem,

-pfleger, Hebammen

698

58 Zahnärzte/innen

102 3' 116

Medizinisch-techn.

Assistenten Masseure, Helferennen in der Krankengyrdn Krankenpflege

0 imu 95 02 142 Quelle. Stat. Bundesam

Arzte/

Arztinnen

D

er Erhalt der Qualitätsstan- dards in der ärztlichen, pflege- rischen und therapeutischen Versorgung sowie in der Dia- gnostik und Geburtshilfe wird durch restriktive Maßnahmen der Gesund- heits- und Sozialpolitik erschwert.

Die aktuelle gesundheitspolitische Diskussion richtet sich dabei nahezu ausschließlich auf ökonomisch neu zu steckende Rahmenbedingungen. Das erheblich erweiterte und zum Teil verbesserte Leistungsspektrum bleibt meist unerwähnt.

Hinzu kommt, daß Leistungsbe- reiche und Berufsfelder neu definiert oder umgestaltet werden müssen. Oh- ne entsprechende Koordi-

nationsstrukturen ent-

P0 L 1 T 1 K AKTUELL

rierens. Um den erforderlichen Wandlungsprozessen ohne Qualitäts- verlust Rechnung zu tragen und eine erhöhte „Produktivität" zu erreichen, wird die Entwicklung von Kooperati- onsverständnis und -fähigkeit bei je- dem einzelnen Angehörigen der Ge- sundheitsberufe zwingend notwendig.

Dazu gehören zum Beispiel gegensei- tige Akzeptanz der beruflichen Quali- fikation sowie der fachlichen Zustän- digkeit und Verantwortung und ge- genseitige Transparenz der Leistun- gen. Aus einer zukünftig stärker in- terprofessionellen Patientenbetreu- ung erwachsen folgende Verpflich- tungen für alle Beteiligten:

I>: eine gemeinsame Entwicklung von Qualitätsstandards;

1> eine gemeinsame Durch- führung von Qualitätssicherungsmaß- nahmen;

interprofessionelle Fortbil- dungen, zum Beispiel im Rahmen von Qualitätszirkeln;

1> eine verbesserte Kooperation in den verschiedenen Versorgungsbe- reichen sowie

I>: eine verbesserte Kooperation zwischen den verschiedenen Verbän- den und Organisationen im Gesund- heitswesen.

Noch jedoch kommt es bei der Zusammenarbeit von Ärzten und Fachberufen im Gesundheitswesen oftmals zu Spannungen und Wider- sprüchen. Einerseits orientiert sich zum Beispiel die medizinische Ver- sorgung an übergeordneten Zielen wie der Wiederherstellung der selb- ständigen Lebensführung. Anderer- seits müssen dabei die individuellen Möglichkeiten und Grenzen des Pati- enten und seiner Angehörigen sowie die der in Gesundheitsberufen Täti- gen berücksichtigt werden.

Kooperation nicht gleich Teamarbeit

Häufig werden dem Patienten auch konkurrierende therapeutische Lösungsansätze angeboten. Oder aber Führungs-, Kommunikations- und Handlungsstrukturen berück- sichtigen oft nicht die besonderen Ar- beitsbedingungen und -abläufe im

Gesundheitswesen und bewirken unklare Verant-

Konferenz c er Fachberufe im Gesundheitswesen

Spannungsreiche Kooperation

Die Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer, der 33 Verbände als Mitglieder angehören, hat ihr nunmehr drittes Positionspapier zur „Koopera- tion der Berufe im Gesundheitswesen" formuliert. Sie wurde vor sechs Jahren ins Leben ge- rufen, um die Kommunikation und Kooperation zwischen den Berufen zu fördern. Einigkeit herrscht darüber, daß gerade unter den Bedingungen des Gesundheitsstrukturgesetzes ei- ne gezielte Zusammenarbeit zwischen den am Gesundheitswesen Beteiligten notwendig ist, um eine qualitativ hochwertige und ganzheitliche Patientenversorgung zu gewährleisten.

Das Positionspapier verdeutlicht aber auch, wo noch Schwachpunkte in der Kooperation be- stehen und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu beseitigen. Im folgenden sind die wich- tigsten Ergebnisse zusammengefaßt. Der Wortlaut des Papiers kann bei der Bundesärzte- kammer, Rosemarie Bristrup, Herbert-Lewin-Straße 1, 50931 Köln, angefordert werden.

wickelt zu haben oder be- reits vorhandene Kapa- zitäten ausreichend zu berücksichtigen, wird da- bei der Ausbau der „am- bulanten" Versorgungs- struktur bisheriger Prä- gung favorisiert. Notwen- dig wäre aber eine einge- hende Analyse der durch das Gesundheitsstruktur- gesetz eingeleiteten Ver- änderungen, insbesondere mit der Möglichkeit prä- stationärer Diagnostik, poststationärer Therapie und des ambulanten Ope-

wortungsbereiche. Zudem steht der Anspruch der Leistungserbringer nach eigenverantwortlichem Handeln ihrer Abhängig- keit von der ärztlichen Ver- und Anordnung ge- genüber.

Eine gut funktionierende Kooperation ist aber nicht mit Teamarbeit gleichzu- setzen, sondern es muß nach verschiedenen, je- weils zweckmäßigen For- men der Zusammenarbeit unterschieden werden.

Dies könnte eine „zuar- A-740 (22) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 11. 17. März 1995

(2)

beitende" Kooperation sein oder aber eine "konsultative" Zusammenarbeit.

Denkbar ist aber auch eine "partizi- pierende" Form der Kooperation, um nur einige Beipiele zu nennen. Dabei kann es zu unterschiedlichen Gewich- tungen der beteiligten Berufsdiszipli-

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AKTUELL

nen kommen. Zur Sicherung der Ver- sorgungsqualität sind auch die not- wendigen begleitenden interprofes- sionellen Interaktionen (Abteilungs- gespräche, Qualitätsszirkel, Fall- und Teamsupervision) festzulegen und

durchzuführen. BÄK

Forschungsprojekt zur Kindesmißhandlung

Arbeitshilfe für ••

Arzte und Jugendämter

Ärzte und Mitarbeiter des Ju- gendamtes müssen zusammenarbei- ten, wenn sie der Kindesmißhandlung wirksam begegnen wollen. Zu diesem Schluß kommen Dr. Reiner Frank und Dr. Klaus Räder, die Initiatoren des Projektes "Früherkennung und Intervention bei Kindesmißhand- lung" am Institut für Kinder- und Ju- gendpsychiatrie der Münchner Uni- versität. Sie fordern deshalb "Fall- konferenzen", an denen Ärzte, Ver- treter der Jugendhilfe, eventuell auch Lehrer oder Erzieher der mißhandel- ten Kinder teilnehmen.

Gefördert wurde das Projekt vom bayerischen Sozialministerium.

Der Abschlußbericht liegt nun vor. Er soll Ärzten Hilfen bei der Erkennung von Mißhandlungssymptomen an die Hand geben, vor allem aber zur besse- ren Zusammenarbeit von niederge- lassenen Ärzten, Krankenhausärzten und Jugendämtern beitragen.

Entstanden ist das Projekt

"Früherkennung und Intervention bei Kindesmißhandlung", um Daten zur Häufigkeit von Mißhandlung, zu Handlungskonzepten, zu Langzeit- verläufen und der Entwicklung von Interventionen zusammenzutragen.

Schon seit mehreren Jahren befaßt sich am Institut für Kinder- und Ju- gendpsychiatrie eine Arbeitsgruppe mit dem Thema, die sich mit Vertre- tern des Jugendamtes zu Fallkonfe- renzen trifft. Wissenschaftlich ver- wertbare Daten lieferte erstmals 1988 eine gemeinsame Studie von Ärzten des Instituts und Ärzten des von Hau- nerschen Kinderspitals der Univer- sität. Deren Ergebnisse wurden nun

SIGNALE SEHEN- HILFERUFE HÖREN

Bundesministerium für Frauen tmd Jugend

$

Auch das Bundesjugendministerium wandte sich 1992 in seiner Kampagne "Keine Gewalt gegen Kinder. Signale sehen- Hilferufe hören!" an Arzte, Jugendhilfe, Ellern und Erzieher. Foto: Globus-Press im Abschlußbericht des Projektes ausgewertet. In diesem Bericht defi- nieren die Autoren zunächst den Be- griff der Kindesmißhandlung und schildern dann Methodik und Proble- me der Diagnostik. Sie grenzen kör- perliche und seelische Mißhandlung sowie Vernachlässigung und sexuel- len Mißbrauch voneinander ab und schildern die jeweiligen Symptome.

Außerdem erläutern sie die Ergebnis- se der klinischen Studie:

~ Häufigkeit von Mißhandlung ,

~ Gründe, die zur Mißhand- lungsdiagnose führten,

~ Vergleich der offenbar miß- handelten Kinder mit einer Gruppe von "unauffälligen", also nicht mißhandelten Kindern (als Moment- aufnahme und langfristig).

Fallbeispiele ergänzen die einzel- nen Kapitel des Abschlußberichtes.

Die Doctores Frank und Räder geben darüber hinaus konkrete Hinweise zur Intervention im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen so- wie zur klinischen Versorgung mißhandelter Kinder. Sie beklagen, daß Ärzte und Schwestern bei der Diagnose von Mißhandlungen sich zu sehr am Erscheinungsbild der Eltern orientieren: "Selbst Verletzungen ei- nes Kindes werden auf Grund eines positiven Eindrucks von den Eltern dann nicht mehr berücksichtigt."

Frank und Räder wollen Lesern ihres Berichtes Hilfen für die Zusam- menarbeit mit der Jugendhilfe geben.

Deshalb schildern sie - ausgehend von den Zielsetzungen und der prak- tischen Arbeit der Jugendämter und freien Einrichtungen - auch die Pro- bleme, die sich bei einer solchen Zu- sammenarbeit ergeben können. Ihr Wunsch für die Zukunft: "Hier gilt es, die Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, Kinderklinik und Kinder- psychiatrie systematisch einzuüben."

Als Mittel dazu stellen sie die gemein- same Fortbildung vor.

Wichtigster Grundsatz bei allen Maßnahmen sollte sein: "Hilfe statt Strafe". Der Familie zu helfen ist wich- tiger, als die Eltern für die Mißhand- lung zu strafen. Die Helfenden müssen nach Auffassung der beiden Ärzte den Ablauf der Mißhandlungen nicht de- tailliert kennen, denn sie sollen nicht die Schuldfrage klären, sondern Kon- zepte zur Hilfe entwickeln - solange möglich, in Zusammenarbeit und mit Zustimmung der Eltern. Erst wenn El- tern sich unbedingt gegen alle Hilfe wehren, kann nach Frank und Räder beispielsweise ihr Aufenthaltsbestim- mungsrecht für ihre Kinder vorläufig eingeschränkt werden: Der Schutz der Kinder gehe dann vor.

Der Bericht "Früherkennung und Intervention bei Kindesmißhan- lung" ist kostenlos erhältlich beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit, 80792 Mün-

chen. Alexandra Endres

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 11, 17. März 1995 (23) A-741

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