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Archiv "Fachberufe im Gesundheitswesen: Verständigung über Gemeinsames und Trennendes" (27.03.2009)

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A590 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 13⏐⏐27. März 2009

P O L I T I K

E

ine Hochschule der Gesund- heitsberufe forderte unlängst Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäfts- führer des Unfallkrankenhauses Ber- lin, bei der Auftaktversammlung zum Gesundheitskongress des Wes- tens in Essen. Auch die medizini- schen Fakultäten sollten sich öff- nen, um eine Ausbildung parallel auf Augenhöhe zu ermöglichen; die Ärzte müssten sich darauf besinnen, was die ureigensten ärztlichen Auf- gaben seien. Und auch bei der Bun- desärztekammer – so mutmaßte Ek- kernkamp – tue sich in dieser Hin- sicht etwas. Franz Knieps, Abtei- lungsleiter im Bundesministerium für Gesundheit, schloss sich dieser Forderung an. „Es muss eine Zu- sammenführung der Ausbildung er- folgen“, betonte er. Bereits in der Ausbildung sollte man gemeinsam an die Probleme der gesundheitli- chen Versorgung herangehen.

Gar so weit will die Bundesärzte- kammer (BÄK) bei den Gemeinsam- keiten mit den Fachberufen im Ge- sundheitswesen nicht gehen, aber sehr deutlich ist das Bestreben, in der Berufsausübung eine bessere Zu- sammenarbeit herbeizuführen. Dies zeigte sich bei der diesjährigen Kon- ferenz der Fachberufe im Gesund- heitswesen, die am 18. März auf Ein- ladung der BÄK in Berlin stattfand.

Auf ihrer 21. Sitzung diskutierten die Vertreter der 40 Berufsverbände über Probleme, Schnittstellen und Verbes- serungsmöglichkeiten in der Zusam- menarbeit.

Sorgen um Nachwuchs Die Fachberufekonferenz bot den nicht ärztlichen Teilnehmern auch ein Forum, um ihre in den Ho- norarstreitigkeiten zwischen Ver- tragsärzten und Krankenkassen be- gründeten Sorgen zu artikulieren.

So befürchten die Physiotherapeu-

ten den Ausfall von Verordnungen, sollten die Auseinandersetzungen eskalieren. Ihre Praxen seien nach den Honorareinbußen des vergange- nen Jahres ohnehin am Limit. Die Orthoptisten sorgen sich um ihr Ein- kommen, sollten die Honorare der Augenärzte tatsächlich zurückge- hen. Mit der Gesundheitsreform und der Einführung des morbiditätsori- entierten Risikostrukturausgleichs sehen die Diabetes-Assistenten den Fortbestand der Disease-Manage- ment-Programme gefährdet.

BÄK-Vizepräsidentin Dr. med.

Cornelia Goesmann suchte die Teil- nehmer der Fachberufekonferenz hinsichtlich der Folgen des Ho- norarstreits auf das Verordnungs- verhalten zu beruhigen. Gegenwär- tig brodele es zwar sehr innerhalb der Ärzteschaft, doch seien nicht al- le Regionen in Deutschland glei- chermaßen betroffen, und selbst dort, wo es aus Protest zu Praxis- schließungen komme, werde sich dies nicht dramatisch auf die Ver- ordnungen auswirken. Der Haupt- geschäftsführer der Bundesärzte- kammer, Prof. Dr. med. Christoph Fuchs, wies auf die gemeinsamen Bemühungen aller Anwesenden hin,

„dass die Patienten das bekommen, was sie brauchen. Das gilt für uns und genauso für Sie“. Die Unruhe in Teilen der Ärzteschaft über das Ho- norar sei aktuell zwar groß, doch er empfehle, zunächst einmal abzu- warten, was abschließend über die Regelleistungsvolumina hinaus tat- sächlich gezahlt werde.

Sehr besorgt zeigten sich die Konferenzteilnehmer über den teil- weise dramatischen Nachwuchs- mangel in den Gesundheitsberufen.

FACHBERUFE IM GESUNDHEITSWESEN

Verständigung über Gemeinsames und Trennendes

Probleme im Miteinander von Ärzten und anderen Gesundheitsberufen sind nicht aus der Welt. Aber die Fachberufekonferenz bei der

Bundesärztekammer hat dazu beigetragen, Gemeinsamkeiten zu finden und konstruktiv mit strittigen Fragen umzugehen.

Vertreterinnen und Vertreter der 40 Berufsver- bände kamen in Berlin bei der Bundesärztekam- mer zu Gesprächen zusammen.

Fotos:Georg J.Lopata

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A592 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 13⏐⏐27. März 2009

P O L I T I K

Die großen physischen und psychi- schen Belastungen im Berufsalltag, der niedrige Personalschlüssel in allen Einrichtungen und die ver- gleichsweise schlechte Bezahlung schreckten Schulabgänger davon ab, sich für eine Ausbildung in die- sem Bereich zu entscheiden. Des- halb müssten die Gesundheitsberufe durch bessere Arbeits- und Vergü- tungsbedingungen deutlich attrakti- ver gemacht werden. Nur so bestehe die Chance, auch künftig noch genügend qualifizierte Fachkräfte für eine gute Versorgung der altern- den Bevölkerung zu gewinnen, be- tonten die Konferenzteilnehmer.

Positiv wurden die Ergebnisse ei- ner vorbereitenden Klausurtagung zur Kooperation der Berufe im Gesundheitswesen beurteilt. BÄK- Vizepräsidentin Goesmann verwies auf die „erstaunlich konstruktive“

Zusammenarbeit an diesen zwei Ta- gen. Natürlich hätten dabei nicht alle Konflikte ausgeräumt werden kön- nen. Nach wie vor ungelöst seien die Fragen des Direktzugangs der Heil- berufe zu den Patienten. Vielleicht komme man jenseits des Streits um Delegation oder Substitution ärztli- cher Leistungen in der Zusammen- arbeit weiter, wenn man das Konsul- tationsprinzip, also die Besprechung mit den Fachberufen, was diese je-

weils in eine Therapie einbringen könnten, einführen würde.

„Delegation – ja, Substitution – nein!“, betonte beim Gesundheits- kongress des Westens am 11. März in Essen auch Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekam- mer Westfalen-Lippe. Eine neue Aufgabenverteilung sei zwar un- verzichtbar, Diagnostik und Thera- pie von Krankheiten müssten aber auf jeden Fall in ärztlicher Hand bleiben, erklärte Windhorst weiter.

Klar definierte Berufsperspektiven

von Ärzten und Pflegern seien ebenso wichtig wie das Bemühen beider Berufsgruppen, miteinander zu kooperieren statt gegeneinander zu kämpfen.

Auf den demografischen Wan- del wies Christel Bayer aus dem nordrhein-westfälischen Ministeri- um für Arbeit, Gesundheit und So- ziales beim Gesundheitskongress hin. Die Anzahl der pflegebedürfti- gen Menschen wachse stetig. Ein weiterer Effekt des demografischen Wandels sei, dass immer weniger junge Menschen für die Pflege der Bedürftigen bereitstünden. Gesund- heitsberufler würden dringend ge- braucht, die Gesundheitswirtschaft sei insofern als Jobmotor zu betrach- ten. In Bayers Zuständigkeit fällt die Planung einer staatlichen Fachhoch- schule für Gesundheitsberufe in Nordrhein-Westfalen (NRW). Ange- strebt werde die Akademisierung nicht ärztlicher Heilberufe. In fünf speziellen und einem generalisierten Studiengang sollten in Zukunft Theorie und Praxis nicht ärztlicher Heilberufe miteinander verbunden werden, erklärte Bayer.

Prof. Christel Bienstein, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke, begrüßte diese NRW-Hochschulplä- ne und den damit verbundenen Aus- bau der Pflegeforschung. „Die Me- diziner haben uns 800 Jahre For- schung voraus“, sagte sie in Essen.

Trotzdem seien nur 20 Prozent der ärztlichen Behandlungen evidenz- basiert. „In der Pflege liegt dieser Anteil bei 0,005 Prozent“, führte Bienstein weiter aus. Deshalb seien akademisierte Pflegeberufe drin- gend notwendig. Um eine Auswir- kung in der Praxis zu spüren, müss- ten zehn Prozent der Pflegerinnen und Pfleger studieren. Sie plädierte für die Schaffung neuer Gesund- heitsberufe. In Großbritannien oder den USA würden die Nurse Prac- titioner oder die Advanced Practice Nurse den Ärzten bereits Arbeit ab- nehmen. Bereiche wie Schmerz- und Wundmanagement oder die postoperative Überwachung von Pa- tienten könnten problemlos auf Pflegeberufe übertragen werden, er-

klärte Bienstein. I

Thomas Gerst, Katharina Wurche

20 JAHRE KONFERENZ DER FACHBERUFE

Vor 20 Jahren wurde die Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf Initiative der Bundesärzte- kammer ins Leben geru- fen. Seitdem dient sie als wichtige Plattform für den Informationsaustausch und die Kommunikation der Gesundheitsberufe. An- lässlich einer kleinen Ju- biläumsfeier wies der Eh- renpräsident der Bundes- ärztekammer, Prof. Dr.

med. Karsten Vilmar, auf den Ursprung der gemeinsamen Kon- ferenz hin. Man sei damals bei der BÄK zu der Überzeugung gelangt, dass es besser sei, miteinander zu re-

den, als in der Öffentlichkeit schlecht übereinander zu reden.

Vilmar zitierte aus den 1991 vorge- legten Thesen zur Kooperation der Fachberufe: „Das Ziel einer Koopera- tion aller Fachberufe im Gesundheits- wesen ist die Sicherung und weitere Verbesserung einer patientenorientier- ten gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Kooperation bedeutet, unter einem gemeinsamen Ziel das ei- gene Arbeitsverhalten mit dem Ar- beitsverhalten und dem Arbeitsablauf eines anderen abzustimmen.“ Noch immer seien nicht alle Probleme im Miteinander der Fachberufe gelöst, seit damals habe sich jedoch ein deut- lich besseres Verständnis füreinander entwickelt.

BÄK-Vizepräsi- dentin Cornelia Goesmann plädiert für eine konstruktive Zusammenarbeit, ohne Konflikte zu beschönigen.

Festansprache des ehemaligen BÄK-Präsidenten Karsten Vilmar

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