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Archiv "Fachberufe im Gesundheitswesen: Stomatherapie: Hilfestellung für Patienten und Angehörige" (19.03.1993)

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Fachberufe im Gesundheitswesen

Stomatherapie: Hilfestellung für Patienten und Angehörige

Kooperation — dieses Thema wurde auf einer der zurückliegenden Konferenzen der Fachberufe im Gesundheitswesen ausführlich disku- tiert (Heft 10/1991). Wer kooperieren will, muß allerdings wissen, was der andere kann und tut. Doch nicht jede Berufsgruppe ist detailliert über die Arbeit der anderen informiert. Das gilt auch für Ärzte. Deshalb bot die Bundesärztekammer den Konferenzteilnehmern seinerzeit an, die therapeutischen Möglichkeiten ihres Berufsfeldes einmal in Um- rissen im Deutschen Ärzteblatt zu beschreiben. Als erstes machte die Bundesarbeitsgemeinschaft der Heilpädagoginnen und -pädagogen in freier Praxis von diesem Angebot Gebrauch (Heft 16/1991). Im fol- genden schildert nun eine Stomatherapeutin ihre Arbeit.

Bedarfsplanung, die das Nicht-Not- wendige nicht ausschließt, verdiene diese Bezeichnung nicht. Weil das so ist, solle die Krankenversicherung die nächsten drei, vier, wenn es sein muß auch fünf Jahrgänge frisch ap- probierter Ärzte „mit einem ver- nünftigen Gehalt" sofort überneh- men, sie aber nicht zur ärztlichen Behandlung zulassen: „Wir brau- chen dann nur 20 Prozent der Ko- sten zu übernehmen, die uns heute ein niedergelassener Arzt verur- sacht. Denn der Nicht-Tätige kann keine Leistungen veranlassen."

Gegen die Funktionäre von Ärz- ten und Zahnärzten erhoben die AOK-Sprecher vornehmlich zwei massive Vorwürfe: sie hätten die Welle der Zulassungsanträge sinnlos hochgeschaukelt, und die Verschrei- bung auch dringend benötigter, auf Dauer gebrauchter Arzneimittel hät- ten sie zum Schaden der Patienten gedrosselt. In Verweigerungshaltun- gen der Ärzte-Funktionäre sahen die AOK-Sprecher dann auch die Hauptursache dafür, daß ein Teil der Ärzte bei seinen Patienten, aber auch bei den Partnern im Gesund- heitswesen an Glaubwürdigkeit ver- loren habe.

Ab 1994

ohne Arzneimittelbudget

Für die drastischen Umschich- tungen bei der Versorgung mit Arz- neimitteln, die seit Beginn dieses Jahres laufen, fand Sitzmann nur die Vokabel „Katastrophe". In dieser Einschätzung bestärke ihn eine Mit- teilung aus der Pharmazeutischen Industrie, wonach bewährte Arznei- mittel schon jetzt um bis zu 40 Pro- zent Einbußen erlitten haben, wäh- rend Hersteller von Generica, die zuvor kaum jemand gekannt habe, einer wachsenden Auftragsflut ge- genüberstehen.

Allerdings bot Sitzmann auch auf diesem heiklen Gebiet einen Lichtblick an: In Bayern sollen eine neue Richtgrößen-Vereinbarung und eine neue Prüfvereinbarung dafür sorgen, daß man ab 1994 ohne Arznei- mittelbudget auskommen kann. Seine Zusicherung, Ausgrenzungen not- wendiger Medikamente dürften allein aus Rücksicht auf alte, multimorbide

und auf Dauer behandlungsbedürfti- ge Patienten nicht in Betracht kom- men, verband er mit der unmißver- ständlichen Frage: „Kann ein Arzt, der anders denkt und handelt, über- haupt noch Vertragsarzt sein?"

Uber den vorwärtsweisenden Charakter des GSG waren sich alle referierenden und antwortgebenden Repräsentanten der bayerischen AOK in Hersbruck einig. Dr. Rainer Will, stellvertretender Hauptge- schäftsführer der Vereinigung der bayerischen Arbeitgeberverbände und arbeitgeberseits AOK-Vor- standsvorsitzender, würdigte als größ-

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ine Enterostomatherapeutin ist eine examinierte Kran- kenschwester mit einer Zu- satzausbildung für Enterostomathe- rapie. Ich selbst wurde vor etwa vier Jahren durch einen Aufsatz in einer Krankenpflegezeitschrift auf das Be- rufsbild und die Ausbildung auf- merksam. Damals arbeitete ich in ei- nem Krankenhaus und fühlte mich bei Stomaträgern fachlich und zeit- lich häufig überfordert. Traten Kom- plikationen auf, zum Beispiel para- stomale Hautreaktionen, reagierten wir im Grunde unfachgemäß: Der Patient wurde mit diversen Salben therapiert, das Versorgungsmaterial wurde so ständig undicht, die Liege- zeiten verlängerten sich. Mit besse- ren Materialkenntnissen über Sto- maversorgungsartikel wären diese

te Leistung des Bundesgesundheits- ministers, das Gesetz zwischen Re- gierung und Opposition konsensfä- hig gemacht zu haben. Willi Heitzer schrieb dem GSG nachdrücklich das zukunftsorientierte Kapitel „Risiko- strukturausgleich" gut.

Herbert Schmaus, Stellvertreter und in Kürze Sitzmanns Nachfol- ger als Geschäftsführer, erwartete von den GSG-Rahmenbedingungen kräftige Impulse für Fortführung und Ausbau der AOK-eigenen Maß- nahmen zur Gesundheitsförderung und (nicht-medizinischen) Präven- tion. Kurt Gelsner

Komplikationen rascher zu beheben gewesen. Auch fehlte mir die Sensi- bilität für die vielen Ängste und Fra- gen der Stomaträger, und das fehlen- de Fachwissen verunsicherte mich.

Folge: Stomaträger wurden mit un- nötigen Ängsten und Zweifeln ent- lassen — „gesellschaftsfähig" fühlten sie sich oftmals noch lange nicht.

Ich entschied mich damals also für die Zusatzausbildung. Nach der Teilnahme an einem Lehrgang er- warb ich das entsprechende Diplom.

Da jedoch keine Planstelle in einem Krankenhaus meiner Umgebung ein- gerichtet wurde, beschloß ich, mich selbständig zu machen. Das heißt:

Ich baute mir einen Stomafachhan- del auf; meine Kenntnisse als Stoma- therapeutin fließen in den Service für meine Kunden ein. Abgerechnet A1-774 (22) Dt. Ärztebl. 90, Heft 11, 19. März 1993

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wird über die gelieferten Versor- gungsartikel mit den jeweiligen Krankenkassen. Folgende Leistun- gen kann eine ambulant tätige Sto- matherapeutin anbieten:

~ präoperative Betreuung;

~ postoperative Betreuung;

~ Anleitung in der Stoma- und Fistelversorgung auch der Angehöri- gen und der Pflegekräfte in Sozial- stationen;

~ Beratung und Behandlung bei Stomakomplikationen;

~ Beratung und Hilfestellung zu Hause;

~ Lieferung der Stomaversor- gung frei Haus;

~ Unterrichtung und Fortbil- dung von medizinischem Fachperso- nal und Krankenpflegeschülern.

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Präoperative Betreuung Zwei Krankenhäuser in der Um- gebung haben dieses Angebot inte- griert. Die Ärzte dort sowie das Krankenpflegepersonal haben die Erfahrung gemacht, daß Patienten nach einer entsprechenden Beratung vor einer Operation weniger stark

~!;Titer psychischer Spannung stehen.

Angste können im Gespräch mit ei- ner erfahrenen Stomatherapeutin abgebaut werden. Die Notwendig- keit einer Operation, aber auch des Stomas wird eher akzeptiert, wenn der Patient erfährt, daß sich sein Le- ben - bis aufwenige Ausnahmen - kaum verändern muß. Wichtig ist auch der Hinweis, daß der lange Post-OP-Beutelnicht ein Leben lang weitergetragen werden muß, son- dern eine gut sitzende Versorgung individuell angepaßt wird.

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Postoperative Betreuung Sobald ein Patient nach der Operation wieder mobil ist, kann man ihn in die Stomaversorgung ein- führen. Eine ablehnende Reaktion habe ich bisher noch nicht erlebt, im Gegenteil: Die Patienten sind erwar- tungsvoll und wißbegierig.

Nach dem dritten "Lerntag"

kann ein Patient in der Regel sein Stoma selbst versorgen. Durch einen intensiven, zeitaufwendigen "Kur- sus" kann etlichen Patienten die

ständige Versorgung durch Fremde und damit eine lebenslange Unselb- ständigkeit erspart werden. Auch Hemmungen vor dem Partner und Spannungen können ·SO abgebaut werden. Fazit: Nach einer erfolgrei- chen intensiven Betreuung hat der Stomaträger zum größten Teil sein Stoma akzeptiert, wenn er die Klinik verläßt. Das bestätigen auch die Be- richte der Schwestern und Pfleger.

Eine gute Einweisung ist wichtig, denn wenn die Versorgung nicht opti- mal gehandhabt wird, kann es bei- spielsweise zu Durchlässigkeit für fe- ste und gasförmige Ausscheidungen kommen. Dadurch wird die Haut ge- reizt, der Versorgungswechsel wird schmerzhaft. Zuweilen treten auch Materialunverträglichkeiten auf, die berücksichtigt werden müssen. In manchen Fällen drückt ein Hosen- oder Rockbund auf die Stomaanlage.

Dann muß dafür gesorgt werden, daß die Garderobe geändert wird.

Wichtig ist, daß auch über Wut und Trauer gesprochen wird.

Schließlich führt eine Diagnose wie

"Krebs" zu Ängsten und eventuell Depressionen. Ein Patient bezie- hungsweise eine Patientin muß wis- sen, daß man auch traurig sein darf über einen körperlichen Verlust. So höre ich immer wieder: "Mit dem Stoma läßt es sich gut leben, aber daran gewöhnen kann ich mich nicht, es fehlt das Stück Natur."

Eine Zusammenarbeit zwischen

Stomathe~apeutin und Pflegeperso- nal bzw. Arzten ist absolut erforder- lich. Im Lauf der Zeit hinterläßt diese Kooperation ihre Spuren: Das Pflege- personal geht eher aufPflegewünsche und psychische Bedürfnisse von Sto- mapatienten ein. Einzelne Ärzte rea- lisieren noch stärker, wie wichtig die optimale chirurgische Stomaanlage ist: So weise ich ab und zu darauf hin, wie schlecht sich später ein Stoma ver- sorgen läßt, das oval oder unter Haut- niveau angelegt worden ist.

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Betreuung zu Hause Hausärzte, das Fachpersonal in Sanitätshäusern und Apotheker füh- len sich durch die Probleme von Sto- maträgern zuweilen überfordert.

Teilweise beginnt dann ein Kreislauf

der Überversorgung. Im schlimmsten Fall wird der Stomaträger wieder in einer Klinik aufgenommen. Es gibt auch Stoma träger, die mich ganz ver- zweifelt anrufen. Besuche ich sie zu Hause, sitzen sie vor ihren Pflegetü- chern, Hautschutzfilmen, diversen Beutelarten und unzähligen Bro- schüren. Nach einer intensiven Bera- tung erlebe ich es immer wieder, daß sie und ihre Angehörigen sich dar- über wundern, wie einfach die Sto- maversorgung und -pflege zu hand- haben sein kann.

Häufig rufen mich auch Haus- ärzte an. Dann ist zu klären, ob der Stomaträger allergisch auf bestimm- te Materialien reagiert, ob falsche Lochgrößen das Problem bei der Versorgung sind oder ob eine Reak- tion auf eine Strahlentherapie die Ursache ist. Liegt eine medizinische Komplikation vor, so ist eine Zusam- menarbeit mit einem Fachmann aus dem Sanitätshaus (Mieder, Prolaps- kappe) oder mit einem Chirurgen er- forderlich (Stomaneuanlage oder Korrektur).

Im vergangenen Jahr wurde ich von Krankenhausärzten gebeten, pa- rastomale Abszesse mit zu therapie- ren, damit der Patient oder ein An- gehöriger die Behandlung und Ver- sorgung zu Hause vornehmen könne.

Die Aufenthaltsdauer im Kranken- haus verringerte sich durch diese Ko- operation erheblich: Zweimal bis dreimal wöchentlich inspizierte ich ambulant den Heilungsprozeß, der nach vier bis sechs Wochen in der Regel abgeschlossen war.

Einen Teil meiner Arbeitszeit verbringe ich in Krankenpflegeschu- len und der Erwachsenenbildung in der Krankenpflege. Auf Anfrage ge- be ich Schul- und Fortbildungsunter- richt Es macht mir Spaß, weil ich merke, daß Interesse und Sensibili- tät für eine Stomatherapie vorhan- den sind. In der Sterbebegleitung, die auch einen Teil meiner Arbeit ausmacht, fühle ich mich in einigen Situationen überfordert. Hier fehlt mir der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen.

Anschrift der Verfasserin:

Petra Jendralski Postfach 11 03 18 W-3014 Laatzen 1

Dt. Ärztebl. 90, Heft 11, 19. März 1993 (23) A1-775

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