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Archiv "Fachberufe im Gesundheitswesen: Hochschulausbildung ist für viele ein wichtiges Ziel" (04.04.2003)

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er Trend ist klar: Immer mehr Fachberufe im Gesundheitswesen streben eine Ausbildung auf aka- demischen Niveau an. Die Implikatio- nen für die Ärzteschaft sind weniger deutlich. Der Wunsch nach Zusammen- arbeit mit möglichst qualifizierten Part- nern geht mit der Sorge einher, gewach- sene Strukuren ärztlicher Versorgung – so etwa bei der Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln – könnten so mehr und mehr durchbrochen werden. Das The- ma Akademisierung war Schwerpunkt der 15. Arbeitstagung der „Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer (BÄK)“

am 25./26. März in Köln. Unter Leitung des Präsidenten der BÄK, Prof. Dr.

med. Jörg-Dietrich Hoppe, und in An- wesenheit des Vorsitzenden der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung, Dr.

med. Manfred Richter-Reichhelm, be- fassten sich die Vertreter der Gesund-

heitsfachberufe zudem mit der aktuel- len Entwicklung in der Gesundheits- politik und verschiedenen Aspekten der Qualitätssicherung.

Attraktiver für Nachwuchs

Der Sachstand hinsichtlich der Akade- misierung in den Fachberufen ist derzeit uneinheitlich. Während bei den Pflege- berufen (Management, Pädagogik und Forschung) eine Hochschulanbindung bereits etabliert ist und bei den Thera- pieberufen (Logopädie, Ergo- und Phy- siotherapie) erste Studiengänge – in der Regel berufsbegleitend – seit kurzem eingerichtet sind, befinden sich andere Fachberufe noch auf dem Weg dorthin.

So streben zum Beispiel die Berufsver- bände der Hebammen und der medizi- nisch-technischen Assistent/inn/en eine Fachhochschulausbildung an. Bei ande-

ren Fachberufen im Gesundheitswesen, etwa den Arzthelferinnen oder Masseu- ren, ist gegenwärtig die Akademisierung, zumindest in Form eines grundständigen Hochschulstudiums, kein Thema.

Begründet wurde und wird das Stre- ben nach einer Hochschulausbildung in der Regel mit der Notwendigkeit der Anpassung an das Ausbildungsniveau in den EU-Mitgliedsstaaten. Für Ministe- rialrat Arno Goßmann, Referatsleiter für Gesundheitsberufe, Pflege und Kam- meraufsicht im hessischen Sozialmini- sterium, ist die Gleichwertigkeit mit eu- ropäischen Abschlüssen einer der Vor- teile der angestrebten Akademisierung.

In den Ländern der EU sei für den Zu- gang zur Ausbildung in den Gesund- heitsfachberufen die Hochschulzu- gangsberechtigung erforderlich, ein akademischer Abschluss werde nach sechs bis acht Semestern erworben. Da in Deutschland der mittlere Bildungs- abschluss (Realschule oder Sekundarstu- fe 1) ausreicht, könne dies zu Benachtei- ligungen für hier ausgebildete Angehö- rige der Gesundheitsfachberufe beim Wechsel in ein anderes EU-Land führen.

Einen weiteren Vorteil der Hoch- schulanbindung sieht Goßmann darin, dass die Gesundheitsfachberufe so für den Nachwuchs attraktiver werden.

Derzeit fehlten Möglichkeiten zum be- ruflichen Aufstieg, weil es höher qualifi- zierende Studiengänge bis auf wenige Ausnahmen bisher nicht gibt. Dieser

„Sackgassencharakter“ sei mit dafür verantwortlich, dass ungeachtet der ho- hen Arbeitslosigkeit die Nachfrage nach den Gesundheitsfachberufen nicht gestiegen sei und etwa im Bereich der Krankenpflege vielerorts bereits umfangreiche Werbemaßnahmen zur Behebung des Nachwuchsmangels er- griffen werden müssen.

P O L I T I K

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A882 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 144. April 2003

Fotos:Eberhard Hahne

Fachberufe im Gesundheitswesen

Hochschulausbildung ist für viele ein wichtiges Ziel

Der Sachstand bei der Akademisierung in den Fachberufen ist uneinheitlich. Wenig zielführend erscheint die Unübersichtlichkeit der derzeitigen Studien- und Weiterbildungsangebote.

Ulrike Wolf vom Deutschen Verband für Phy- siotherapie präsentiert die Ergebnisse einer Fragebogen-Aktion zur Berufsfeldentwicklung

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Goßmann verwies auf die in einigen Bundesländern bestehenden unter- schiedlichen Ansätze zu einer Akade- misierung, wohingegen in anderen Bun- desländern solche überhaupt noch nicht verfolgt werden. Ausgangspunkt sei im- mer noch der Beschluss der Gesund- heitsministerkonferenz (GMK) von Ju- ni 1998: Erstausbildungen in den Ge- sundheitsfachberufen sollen nicht in den Hochschulbereich überführt wer- den; vielmehr sollen nur Aufbaustudi- engänge, die auf einer grundständigen Ausbildung basieren, im Hochschulbe- reich durchgeführt werden.

Vorbehalte in der Praxis

Am weitesten vorangeschritten ist der Prozess der Akademisierung bei der Pflege. Hier gibt es eine Vielzahl grund- ständiger als auch weiterqualifizieren- der Studiengänge mit verschiedenen Schwerpunkten. Mit der Möglichkeit, wissenschaftlich in Forschung und Leh- re tätig zu sein, sind die Voraussetzun- gen geschaffen, über die auf Dauer eine Gleichwertigkeit mit anderen akademi- schen Berufen erreicht werden kann.

Allerdings zeigten die Erfahrungen in Hessen, dass es durchaus Vorbehalte in der Praxis gegenüber Absolventen oh- ne Grundausbildung, die nicht automa- tisch die Berufserlaubnis nach dem Krankenpflegegesetz erhalten, gibt.

Hier stellt sich die Frage, ob eine Aka- demisierung – etwa in der Pflege – nicht auch die Aufsplitterung eines bestehen- den Berufsbilds bewirken kann, mithin die Tendenz zur Deprofessionalisierung beinhaltet. Inwieweit verträgt sich das Streben nach höherer Qualifikation mit den Erfordernissen der routinemäßig anfallenden Arbeit am Patienten?

Prof. Dr. med. Jürgen von Troschke, Medizinsoziologe an der Universität Freiburg, brachte die möglichen positiven wie negativen Folgen der Hochschulan- bindung auf den Punkt. Diese führe zu einer Verbesserung der beruflichen Kom- petenz, könne allerdings auch Theorie- lastigkeit und Praxisverluste nach sich ziehen. Der mit der Akademisierung verbundene Statusgewinn, die angestreb- te Teamkooperation auf gleicher Augen- höhe etwa mit den Ärzten, gehe mögli- cherweise einher mit Konkurrenzkonflik-

ten. Die infolge der Akademisierung zu erwartenden Forderungen nach Einkom- menssteigerung würden bei den Arbeit- gebern auf wenig Gegenliebe stoßen.

Eine einheitliche Positionierung der ärztlichen Körperschaften zu den For-

derungen vieler Gesundheitsfachbe- rufe nach Hochschulausbildung steht derzeit noch aus. Angesichts der Schnittstellenproblematik in vielen Be- reichen scheint diese dringend erfor-

derlich. Thomas Gerst

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 144. April 2003 AA883

S

ogar im Internet kann man jetzt seine Zukunft deuten, die verehrten Kol- legen der Universitätsklinik Münster haben die PROCAM-Studie ins Netz gestellt. Dort kann ich meine Sünden addieren und mir die höchstwahr- scheinliche Rache meiner Innereien, sprich mein Herzinfarktrisiko, vergegen- wärtigen. Nun, mein eigenes Wohlergehen ist unwichtig. Ich versuche, das Schicksal meiner mir anvertrauten Patienten vorherzusagen, so erkläre ich ge- rade Herrn Zweifel seine koronare Karriere. „Wie, 15,3 Prozent? Heißt das, ich kriege in den nächsten zehn Jahren einen Sechstel-Herzinfarkt?“

Geduldig fange ich noch mal von vorne an. Keine Chance. „Was sollen die- se Prozente? Ich habe noch nie etwas von einem 50-prozentigen Herzinfarkt gehört!“

Ich hole tief Luft, kraft meiner wissenschaftlichen Überzeugung mache ich weiter.

„Heißt das, wenn ich aufhöre zu rauchen, kriege ich dann nur einen fünf- prozentigen Infarkt? Oder einen zehnprozentigen?“

Ich gebe auf. Diese renitente Weigerung gegenüber evidenter wissenschaft- licher Erkenntnis macht mich fertig. Mein Gegenüber setzt nach: „Ihre Zah-

lenspielereien klingen wie die getürkten Bilanzen der pleite gegangenen US- Firmen! Alles, was mich interessiert, ist: Bin ich nun krank oder nicht?!“

Wir machen ein Belastungs-EKG, das pathologisch ausfällt. Geschärft durch die PROCAM-Arithmetik nimmt Herr Zweifel eine falschpositive Aussage für sich in Anspruch und verzichtet auf einen Herzkatheter.

Eine Woche später steht er wieder vor mir: „Damit Sie es wissen, ich bin nicht krank! Das hat mein Wunderheiler durch Irisdiagnostik festgestellt!“

Und im Hinausgehen wirft er mir um die Ohren: „Sie mit Ihrem prozentualen Geschwafel!“

Zwei Monate später erhalte ich Kenntnis vom komplizierten Verlauf eines hundertprozentigen Herzinfarkts, der Herrn Zweifel ereilt hat. Nur kurz wie- ge ich mich in dem trügerischen Gefühl, meine Prozente seien hiermit rehabi- litiert. Leider nein. „Mein Wunderheiler hat mir gesagt, dass Sie mit Ihrem prozentualen Unfug meine Irisdiagnostik völlig durcheinander gebracht hät- ten. Um die wieder ins Gleichgewicht zu bringen, muss ich jetzt 20 Sitzungen machen. Die 1 000 Euro dafür, die müssten Sie eigentlich bezahlen!“

Mein Grundglaube in die Naturwissenschaft ist er- schüttert. In meiner Hilflosigkeit rufe ich einen Bio- mathematiker an. „WAS wollen Sie? Von einer Wahr- scheinlichkeit auf ein konkretes Ereignis schließen?

Vertändeln Sie nicht meine Zeit, gehen Sie doch zum Wunderheiler!“ Dr. med. Thomas Böhmeke

Blick in die Zukunft

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