5/2000
ZEITSCHRIFT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN
Editorial
211 In erster Linie jung sollten werdende Mütter und Väter sein!
Erkrankungen in der Schwangerschaft
222 Hypertonus und Diabetes mellitus in der Schwangerschaft Karolin Fahlke und Peter Ledwon
227 Thrombose und postthrombotisches Syndrom: Diagnose, Prophylaxe und Therapie in der Schwangerschaft
Jürgen Marsch
231 Schilddrüsenerkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit Reinhard Finke
Antibiotika
236 Antibiotikabehandlung im HNO-Bereich Christian L Schmidt
240 Aktueller Stand der Antibiotikatherapie in der Gastroenterologie Bernd Wigginghaus, Arno Dormann, Christoph Roggel
244 Orale Antibiotikatherapie bei häufigen akuten Infektionen des unteren Atemwegstraktes bei Erwachsenen
Eberhard Striehn
250 Antimikrobielle Therapie bei Lokalinfektionen
Christoph Skudlik, Anne-K. Sonntag, Hans Joachim Schwanitz
Diabetes mellitus
255 Erste klinische Erfahrungen mit einem praxistauglichen Glukosensor Reinhard Zick, Joachim Schiwietz, Mario Richter, Andreas Pfützner
Mitteilungen der DEGAM
258 Einladung zum Hausärztetag in Ulm 21. 9. -24. 9.00
Thema: »jung und Alt in der Allgemein- und Familienmedizin«
Harald Abholz
660/XA 95600
b Balint-Journal
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In erster Linie Jung sollten werdende Mütter und Väter sein!
»Mutter und Kind sind gesund« - damit die
ser ersehnte Satz auch bei problemati
schen Schwangerschaften Wirklichkeit wird, bleibt für die betreuenden Ärzte vor
her Vieles zu tun.
Die physiologischen Verän
derungen des graviden Or
ganismus müssen bekannt sein, um der schwangeren Patientin eine adäquate, das Kind nicht schädigende Diagnostik und Therapie zu garantieren. Eine Vielzahl laborchemischer Parame
ter sind schwangerschafts
spezifisch abgewandelt.
Als Beispiel: Ohne daß es zu einer Blutdruckerhöhung käme, findet sich eine Erhö
hung der Erythrozytenzahl und eine Zunahme des intravasalen Blutvolumens.
Dies und der gesteigerte re
nale Plasmafluss vergrö
ßern das Verteilungsvolumen für evtl, not
wendig zu verabreichende Medikamente.
Die Dosierung muss entsprechend ange
passt werden.
Dieser Mosaikstein mag zeigen, welch ho
hes Maß an Aufmerksamkeit für die in physiologischer Weise veränderten Zu
stände, die alle Organsysteme betreffen, erforderlich ist, um krankhaftes Geschehen mit schwerwiegenden Folgen nicht zu übersehen. Eine vorbestehende Krankheit der Schwangeren kann durch die Gravidität aufgedeckt oder verschlimmert werden.
Selten werden abdominelle chirurgische Eingriffe notwendig: auf 100.000 Schwan
gerschaften kommen etwa sechs Chole
zystektomien und nur wenig mehr Appen
dektomien.
Priv.-Doz. Dr. med.
Ursula Marsch-Ziegler St.-Gertrauden-Krankenhaus
Innere Abteilung Schwerpunkt Gastroenterologie Paretzer Straße 11
10713 Berlin
Für klinisch und auskultatorisch feststellba
re Pneumonien können Penizilline oder Ce
phalosporine eingesetzt werden.
Die Autoren dieses Heftes haben Ihnen die häufigsten internistischen Erkrankungen, die in der Schwangerschaft auftreten können, mit allen Komplika
tionen und Spätfolgen sowie Therapiemöglichkeiten in komprimierter Form darge
legt.
Es würde den Rahmen einer Zeitschrift sprengen, sollten Infektions-, Leber- und im
munologische Erkrankungen ebenfalls abgehandelt wer
den.
Heutzutage werden auch or
gantransplantierte und tu
morkranke Patientinnen er
folgreich während der Gravi
dität betreut, was hohe An
forderungen an Erfahrungen und spezielle Kenntnisse stellt bzw. voraus
setzt. Sie wurden erworben, da sich mehr Frauen in höherem Alter zu einer Schwan
gerschaft entscheiden.
Es wäre sinnvoll, junge Mütter und Väter beruflich und finanziell zu unterstützen, um ihnen bessere Chancen zu ermög
lichen. Die derzeitige Familienpolitik scheint zumindest gedankliche Fortschrit
te in diese Richtung zu machen.
P-
Z. Allg. Med. 2000; 76: 211. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 2000
Aktuell
...213Arzneitherapie...
2i8Erkrankungen in der Schwangerschaft
Hypertonus und Diabetes mellitus in der Schwangerschaft
Karolin Fahlke und Peter Ledwon...222 Thrombose und postthrombotisches Syndrom: Diagnose, Prophylaxe und
Therapie in der Schwangerschaft
Jürgen Marsch... 227 Schilddrüsenerkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit
Reinhard Finke...231
Antibiotika
Antibiotikabehandlung im HNO-Bereich
Christian L Schmidt...236 Aktueller Stand der Antibiotikatherapie in der Gastroenterologie
Bernd Wigginghaus, Arno Dormann, Christoph Roggel...240 Orale Antibiotikatherapie bei häufigen akuten Infektionen des unteren
Atemwegstraktes bei Erwachsenen
Eberhard Striehn...244 Antimikrobielle Therapie bei Lokalinfektionen
Christoph Skudlik, Anne-K. Sonntag, Hans Joachim Schwanitz...250
Diabetes mellitus
Erste klinische Erfahrungen mit einem praxistauglichen Glukosensor
Reinhard Zick. Joachim Schiwietz, Mario Richter. Andreas Pfützner... 255
Mitteilungen derDECAM
Einladung zum Hausärztetag in Ulm 21. 9. -24. 9.00
Thema: »Jung und Alt in der Allgemein- und Familienmedizin«
Heinz-Harald Abholz... 258
Impressum...239
212
Aktuell
Subklinische Hypothyreose - Risiko faktor für Arterio
sklerose und Herzinfarkt
Das gilt für Frauen nach der Me
nopause, wie die »Rotterdam-Stu
die« mit 1149 Probandinnen (Alter 69 ±7,5 Jahre) zeigte. Bei 10,8% der untersuchten Frauen konnte eine subklinische Hypothyreose diagno
stiziert werden (Definition: TSH
>4,0mU/l sowie freies Thyroxin nor
mal mit 9-19ng/l).
Im Vergleich mit einer euthyreoten Kontrollgruppe war die subklini
sche Hypothyreose assoziiert mit einer (bei Berücksichtigung des Al
ters) größeren Prävalenz von Aor
tensklerose (Wahrscheinlichkeits
verhältnis 1,7; 95% Konfidenzinter
vall CI 1,1-2,6) und Herzinfarkt (WahrscheinlichkeitsVerhältnis 2,3;
CI l,3-4,0).
Diese Ergebnisse waren unabhängig von Body-Mass-lndex, Gesamtchole
sterin und HDL, Blutdruck und Rauchverhalten. Sie bestanden wei
ter nach Ausschluss von Patientin
nen, die Beta-Blocker (TSH-Beein- flussung!) einnahmen.
Wurden bei subklinischer Hypothy
reose zusätzlich Antikörper gegen die Schilddrüsenperoxidase festge
stellt, ergab sich eine leicht stärke
re Verknüpfung mit Aortensklerose (Wahrscheinlichkeitsverhältnis 1,9;
CI 1,1-3,6) sowie mit Herzinfarkt (Wahrscheinlichkeitsverhältnis 3,1;
CI l,5-6,3).
Eine Assoziation von Autoimmun
thyreoiditis und kardiovaskulärer Erkrankung ließ sich nicht nach- weisen.
Wenn eine subklinische Hypothy
reose als eine Ursache für Herzin
farkt in Betracht kommt, dann wei
sen die vorliegenden Ergebnisse dar
auf hin, dass sie bei Frauen in 60%
der Fälle von Herzinfarkt einen Bei
trag zu dieser Erkrankung leistet. In der Studienpopulation spielte sie bei 14% aller Infarktgeschehen eine Rol
le. Damit besteht durch die subklini
sche Hypoth5a'eose menopausaler Frauen für kardiovaskuläre Erkran
kung und zusätzlich Herzinfarkt ein ähnlich hohes Risiko wie durch die
»klassischen« Risikofaktoren Hyper- cholesterinämie, Hypertonie, Rau
chen und Diabetes mellitus. (Feh) Hak A et al: Subclinical hypothyroidism is an independent risk factor for athero
sclerosis and myocardial infarction in el
derly women: The Rotterdam Study. Ann Intern Med. 2000; 132:270-278.
Auch alte Menschen sind in der Lage, Nebenwirkungen korrekt zu erkennen!
Bei 106 stationär aufgenommenen Patienten, darunter 60 Frauen, im Alter von durchschnittlich 78 (70-91) Jahren wurde untersucht, ob ältere Menschen genauso gut wie jüngere in der Lage sind, uner
wünschte Arzneiwirkungen zu er
kennen.
93 von 102 älteren Patienten konnten an
geben. ob sie Nebenwirkungen bemerkten.
102 Patienten nahmen Medikamen
te ein, im Durchschnitt 5,9 (3-8) verschiedene Mittel. 93 dieser Pati
enten waren in der Lage anzuge
ben, ob sie Nebenwirkungen ihrer Medikamente bemerkten. 36 Pati
enten (39%) nannten 60 Beschwer
den. Je mehr Diagnosen ein Patient hatte, umso eher bemerkte er Ne
benwirkungen. 33% der Patienten mit unerwünschten Wirkungen hatten eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, dagegen nur 14% der übrigen Patienten. Eine richtige Meinung über die objektive An- bzw. Abwesenheit unerwünsch
ter Arzneiwirkungen bei sich hat
ten 73 der 93 Patienten (79%). 28 dieser 73 Patienten erkannten die objektive Anwesenheit von Neben
wirkungen richtig, 45 bestätigten das Fehlen einer solchen Reaktion korrekt (Sensitivität 0,70, Spezifität 0,85).
Eine schon 1973 in Neuseeland durchgeführte Studie bei Patienten aller Altersgruppen kam zu einem ähnlichen Ergebnis.
Es ist also durchaus sinnvoll, ältere Patienten nach Nebenwirkungen zu befragen.
Schwere unerwünschte Wirkungen waren bei 21 Patienten vorhanden, sie wurden allerdings nur von sie
ben Patienten (33%) erkannt. Gera
de schwerere Reaktionen scheinen von älteren Patienten also eher nicht erkannt zu werden. (ChR) Mannesse C et al: Do older hospital pati
ents recognize adverse drug reactions?
Age Ageing 2000; 29: 79-81.
Hybridzellvakzination für Patienten mit metastasieren
dem Nierenzellkarzinom
Einen neuartigen und vielverspre
chenden Ansatz zur Krebsbehand
lung stellt die Vakzination mit Zell
hybriden dar, entstanden durch die Verschmelzung von dendritischen Zellen mit Karzinomzellen. Die den
dritischen Zellen als antigenpräsen
tierende Zellen werden durch diese Hybridisierung befähigt, eine T- Lymphozyten-Antwort gegen Tu
morzell-Antigene zu induzieren.
Man hat sich gegen den Weg ent
schieden, einzelne Tumorantigene in die dendritischen Zellen einzu
schleusen. Die mit der Tumorpro
213
gression einhergehende Genom
instabilität bedeutet, dass es zahl
reiche Epitope gibt, die eine tumor
spezifische Immunantwort auslösen können. Um bekannte wie unbe
kannte Epitope einzubeziehen, wer
den durch die Verschmelzung den
dritischer Zellen mit Karzinomzel
len Heterokaryone erzeugt, die ein größeres Tumorantigenrepertoir präsentieren können. Entsprechen
de Versuche sind wiederholt an Tie
ren durchgefiihrt worden.
Nun ist es einer deutschen Arbeits
gruppe (Kugler et al.) gelungen, eine Vakzinationstherapie für Patienten mit metastasierendem Nierenzell
karzinom durch Elektrofusion von allogenen dendritischen Zellen und autologen Tumorzellen zu entwi
ckeln. 17 Patienten wurden mit der
artigen Zellhybridvakzinen behan
delt. Die Impfung erfolgte subkutan nahe inguinaler Lymphknoten un
mittelbar nach der Elektrofusion.
Sechs Wochen später, anschließend in dreimonatigen Abständen, erfolg
ten Booster-Impfungen mit identi
schen, frisch hergestellten Vakzi
nen. Bei sieben von 17 Patienten sprach die Tumorerkrankung auf die Vakzinationstherapie an. Vier Patienten erfuhren eine komplette Remission und sind seit 13 (3-21) Monaten tumorfrei. Metastasen in Lungen, Knochen, Lymphknoten usw. wurden vollständig abgebaut.
Bei drei Patienten kam es zu partiel
len Remissionen.
Abgesehen von vorübergehendem leichten Fieber und Schmerzen in den Metastasenstellen wurden kei
ne unerwünschten Wirkungen regi
striert. Hinweise auf die Entwick
lung einer Autoimmunkrankheit wurden nicht gefunden.
Die Autoren sehen die Hybridzell
vakzination als sichere und effekti
ve Therapie des Nierenzellkarzi
noms. Viele Fragen sind allerdings noch ungeklärt, z.B.:
■ Könnte die Verschmelzung der Karzinomzellen mit autologen
dendritischen Zellen effektiver sein?
■ Wäre es sinnvoll, Zellen aus ver
schiedenen Tumormetastasen zu verwenden?
■ Welche Tumorantigene stimulie
ren am besten eine optimale Im
munantwort?
Unklar sind überhaupt noch Dosis und Zahl optimaler Vakzinationen, ebenso fehlen Langzeituntersu
chungen.
Falls die Ergebnisse von Kugler et al. bestätigt werden können, so wären sie ein wesentlicher Fort
schritt zu einer selektiven, nicht to
xischen Immuntherapie dissemi- nierter Karzinomerkrankungen.
Ferner können sie eine gleichartige Behandlung anderer Tumoren anre
gen. (ChR)
Kufe D: Smallpox, polio and now a can
cer vacdne? Nature Med. 2000; 6:
252-53. Kugler A et al: Regression of hu
man metastatic renal cell carcinoma af
ter vaccination with tumor cell-dendritic cell hybrids. Ebd: 332-336.
Hüftschützer verleihen sturzgefährdeten Menschen mehr Selbstsicherheit
Die Lebensqualität im Alter kann stark gemindert sein allein durch die Angst vor einem Sturz. Das Tra
gen von Hüftschützem verringert die Angst und gibt im Alltag mehr Selbstsicherheit, aus eigener Kraft Stürze zu vermeiden. Häusliche Ab
läufe und Aktivitäten außerhalb können sicherer und selbständiger bewältigt werden.
Das ließ sich an den zwei entspre
chenden Untersuchungsskalen ei
ner randomisierten Kontrollstudie nach vier Monaten signifikant nach- weisen. Von 131 selbständig leben
den Frauen ab 75 Jahren, die schon zwei- oder mehrmals gestürzt wa
ren oder nach einem Sturz im Kran
kenhaus behandelt werden mus
sten, trugen 61 Hüftschützer, 70
Schon die Angst vor dem Sturz mindert die Lebensqualität.
Frauen als Kontrollgruppe trugen sie nicht. Die Frauen der Interventi
onsgruppe waren von Kranken
schwestern bei der Anwendung der Hüftschützer unterstützt und im Verlauf der Studie auch immer wie
der beraten worden.
Zu Studienbeginn bestand bei 57%
aller Frauen Angst vor weiteren Stürzen, nach vier Monaten war sie in der Interventionsgruppe auf 43%
verringert. Diese absolute Risikover
ringerung von 14% bedeutet, dass sieben Personen behandelt werden müssen, damit eine Person weniger Angst vor Stürzen hat. (Feh) Cameron I et al: Hip protectors improve falls self-efficacy. Age Ageing 2000; 29:
57-62.
Ärztliche Hausbesuche - eine nachweisgestützte
Präventivmaßnahme?
Präventivmaßnahmen zur Gesund
erhaltung im Alter haben in den beiden vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Inzwischen zählen auch präventiv gemachte ärztliche Hausbesuche dazu, und es gibt zahlreiche Veröffentlichungen zu diesem Thema. Es fehlt aber der
214
Terminankündigungen
5. Suchttherapietage 13.-16. Juni 2000 in Hamburg Schwerpunktthema: Medikamente in der Suchttherapie - Stel
lenwert und Perspektiven
Geboten werden neben Vorträgen auch eine große Anzahl Semi
nare, z.B. zu den Themen »Sucht und Alter«, »Benzodiazepine in der Suchtmedizin« oder »Möglichkeiten und Grenzen der Be
handlung in Tageskliniken«.
Info: Prof. Michael Krausz, Klinik für Psychiatrie und Psychothera
pie der Universität Hamburg.
Tel.: 040/46 07 03 74, Fax: 040/4 28 03 51 21 Medica 2000 in Baden-Baden und in Düsseldorf
Der MEDICongress Baden-Baden findet in diesem Jahr vom 8.-16.
Juli statt, die MEDICA Düsseldorf vom 22.-25 November.
Auskünfte zu beiden Veranstaltungen:
MEDICA Deutsche Gesellschaft zur Förderung der medizinischen Diagnostik e.V.
Postfach 70 01 49 70571 Stuttgart
Tel.: 0711 /7 65 14 54, Fax: 0711 /76 69 92 E-Mail: medica@medicacongress.de
3. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Palliativ
medizin 28.-30. September 2000 in Güttingen
Schwerpunktthema: Palliativmedizin - Ausdruck gesellschaftli
cher Verantwortung X Palliativmedizin in Europa
X Deutschlands Defizit im Bereich der Palliativmedizin X Paradigmenwechsel in der Medizin
X Schmerztherapie und Symptomkontrolle X Psychosoziale Aspekte der Palliativmedizin X Kooperation in der Palliativmedizin
X Hospizarbeit und Palliativmedizin: Quo vadis Deutschland?
Auskunft:
Frau G. Ahlbrecht, Kongresssekretariat Tel.: 0551 /3 98-826, Fax: 0551 /3 98-676 E-Mail: gahlbre@gwdg.de
»Sport und Gesundheit« - 44. Sportärzte-Fortbildungs- lehrgang auf Langeoog 11.-23. Juni 2000
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7
Nachweis einer präventiven Wir
kung.
Nach einer umfassenden Recherche in medizinischen Datenbanken wurden 15 zufallskontrollierte Stu
dien trotz erheblicher Unterschiede ihrer methodologischen Qualität als sich entsprechend eingestuft. Somit konnte für fünf gemeinsame Ziel
kriterien - physische und psychoso
ziale Funktion, Stürze. Einweisung in Einrichtungen und Mortalität - untersucht werden, ob sich durch Hausbesuche nachweisbare Verbes
serungen einstellten.
Präventive Hausbesuche wurden de
finiert als Besuche bei selbständig lebenden älteren Menschen, die auf mehrdimensionale medizinische, funktionale, psychosoziale und um
weltbedingte Klärung ihrer Proble
me und Hilfsmöglichkeiten abziel
ten.
Es konnte kein eindeutiger Nach
weis für Verbesserungen der Zielkri
terien (bei insgesamt 94 Unterkrite
rien) erbracht werden. Negative Auswirkungen wurden nicht darge
stellt. Die berichteten Erfolge wur
den als nur mäßig oder wider
sprüchlich eingestuft, vor allem auch im Hinblick auf Kosten und Zeitaufwand. Günstige Auswirkun
gen auf Mortalität und Anzahl von Krankenhauseinweisungen ließen sich nicht bestätigen.
Nur eine gezielt für eine besondere Personengruppe mit Risikofaktoren für Stürze durchgeführte Kurzzeit
studie zeigte einige vielverspre
chende Ergebnisse mit Verringe
rung der Risikofaktoren und der Anzahl der Stürze.
Wichtig erscheint also für zukünf
tig geplante Untersuchungen, dass gezielt Problemgruppen ausgewählt werden. Sollten sich schließlich we
sentliche Verbesserungen doch nicht nachweisen lassen, muss in Erwägung gezogen werden, präven
tive Hausbesuche aufzugeben. (Feh) von Haastregt J et al: Effects of preventi
ve home visits to elderly people living in
the community: systematic review. BMJ 2000; 320: 754-758.
Hochspannungsleitungen:
kein erhöhtes Leukämie
risiko für Kinder!
Die Frage, ob das Wohnen an Hoch
spannungsleitungen das Risiko für Kinder, an akuter lymphatischer Leu
kämie zu erkranken, erhöht, wird seit Jahren kontrovers diskutiert.
Eine 1997 veröffentlichte Fall-Kon- troll-Studie des US-National Cancer Institute konnte den postulierten Zu
sammenhang nicht bestätigen.
Da verschiedentlich die angewandte Berechnungsweise der Belastung durch die Freileitungen in Zweifel gezogen wurde, ist jetzt an dem In
stitut eine neue Fall-Kontroll-Studie mit 408 Kindern im Alter unter 15 Jahren mit akuter lymphatischer Leukämie und ebenso vielen Kon- trollkindem durchgeführt worden.
Die Kinder hatten während der fünf Jahre vor Diagnosestellung zu min
destens 70% in derselben Wohnung gelebt. 181 Kin
der lebten näher als 40m an einer Freileitung, davon 30 nahe einer Höchst- oder Hochspannungslei
tung. Mit zunehmender
Nähe zur Freileitung nahm das im Haus messbare elektromagnetische Feld an Stärke zu. Für jedes Kind wurde ein Expositionsindex, in den die Entfernung und die Art der Stromleitung eingingen, aufgestellt.
Erneut zeigte sich keinerlei Zusam
menhang zwischen dem Wohnen nahe Freileitungen und dem Risiko einer akuten lymphatischen Leukä
mie, unabhängig von der Art der
Freileitung. (ChR)
Kleinerman R et al: Are children living near high-voltage power lines at increa
sed risk of acute lymphoblastic leukemia?
Am J Epidemiol 2000; 151:512-15.
Patienten mit Stauungsherz
insuffizienz: Behandlung durch den Kardiologen?
Es gibt eine Reihe von Veröffentli
chungen, nach denen sich fachärztli
che Behandlung als kostengünstiger und erfolgreicher im Vergleich zu allgemeinärztlicher Behandlung er
wiesen hat. Angeführt werden Ver
gleiche bei Myokardinfarkt, instabi
ler Angina pectoris, rheumatoider Arthritis und Intensivmedizin. Gilt das aber auch für die Stauungsherz
insuffizienz?
Nach den Ergebnissen einer pro
spektiven Kohortenstudie mit 1298 Patienten aus fünf amerikanischen Kliniken kann diese Frage noch nicht eindeutig beantwortet werden.
Es wurden die Patienten, die wegen akuter Exazerbation einer Stauungs
herzinsuffizienz (NYFIA 111 oder IV) ins Krankenhaus eingewiesen wor
den waren, entweder von Kardiolo
gen oder von allgemeinärztlichen In
ternisten (Generalisten) behandelt.
Verglichen wurden Kosten, diagno
stische und therapeutische Vorge
hensweisen und Überlebenszeit der beiden Gruppen.
Im Vergleich (Unterschiede jeweils signifikant) zu den Patienten der Ge
neralisten waren die Patienten der Kardiologen jünger (63,3 vs. 71,4 Jahre) und häufiger Privatpatienten.
Sie hatten günstigere physiologische Ausgangswerte, in der Anamnese waren ventrikuläre Arrhythmien häufiger. Nach Berücksichtigung so- ziodemographischer Faktoren und des Schweregrades der Erkrankung stellten sich die Kosten nach Kardio
logenregime als um 42,9% (95% Kon
fidenzintervall CI 27,8%-59,8%) höher heraus. Die Intensität der Pati
entenversorgung in den ersten 25 Krankenhaustagen, bewertet nach einem Punktsystem (Therapeutic In
tervention Score System), lag um 2,9 Punkte (CI 2,0-3,7) höher. Die Pati
enten der Kardiologen wurden häu-
216
figer auf die Intensivstation verlegt, häufiger elektrokardiographisch überwacht, und Herzkatheterunter
suchungen und Rechtsherzkathete
rismus erfolgten ebenfalls häufiger.
Nach sechs Monaten waren in bei
den Gruppen jeweils 27% der Patien
ten gestorben.
Unter Berücksichtigung verschiede
ner Einflussvariablen bestand zwi
schen beiden Behandlungsgruppen für die Überlebenszeit nach 30 Tagen kein signifikanter Unterschied. Aller
dings zeigte sich ein Trend zu verlän
gerter Lebenszeit für Patienten von Kardiologen nach einem Jahr sowie nach der maximalen Beobachtungs
zeit (im Mittel 4,6 Jahre).
Die Autoren selbst wie auch die Kommentatoren (Editorial) sehen eine wesentliche Einschränkung der Aussagekraft der Studie in der feh
lenden Bewertung der Angemessen
heit des diagnostischen und thera
peutischen Vorgehens von Kardiolo
gen bzw. Generalisten. Ohne diese Information kann die Ursache für Kostenunterschiede oder Behand- lungsregims weder einer Überan
wendung der Mittel durch die Kar
diologen noch einer Unteranwen
dung durch die Generalisten zuge
ordnet werden.
Zukünftigen vergleichenden Unter
suchungen sollten die nachweisge
stützten Richtlinien der Kardiologie
gesellschaften als Bewertungskriteri
en zugrunde gelegt werden. Schwer
punkt sollten Longitudinalstudien und vor allem die nicht-stationäre Versorgung bei Stauungsherzinsuffi
zienz sein, da die Behandlung dieser chronisch verlaufenden Erkrankung hauptsächlich außerhalb der Kran
kenhäuser erfolgt. (Feh) Auerbach A et al: Resource use and survi
val of patients hospitalized with congesti
ve heart failure: Differences in care by spe
cialty of the attending physician. Ann In
tern Med. 2000; 132:191-200.
Morris L et al: Editorials: Congestive heart failure: Who should provide care?
238-239.
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NSAR-Einnahme und akutes Nierenversagen im Alten selten, doch vermeidbar!
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) haben zahlreiche uner
wünschte Wirkungen auf die Nieren.
Die meisten dieser Effekte sind auf Hemmung der renalen Prostaglan
dinsynthese zurückzuführen. Wie häufig es unter NSAR zu einer aku
ten Nierenfunktionseinschränkung bei älteren Menschen (Alter 65 Jahre) kommen kann, wurde jetzt in einer Fall-Kontroll-Studie anhand von Krankenkassendaten (Tennessee Me
dicaid) untersucht.
Patienten mit interstitieller Nephritis und anderen spezifischen Ursachen für Nierenversagen wurden von der Studie ausgeschlossen. Von 1799 Pati
enten, die mit akutem Nierenversa
gen hospitalisiert wurden, nahmen 18,1% derzeit verschreibungspflichti
ge NSAR ein, dagegen nur 11,3% von 9899 zufällig ausgewählten Vergleich
spersonen. Unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Komorbidität und Einnahme anderer Medikamente erhöhte die NSAR-Einnahme das Risi
ko akuten Nierenversagens um 58%.
Personen, die eine NSAR-Behandlung während der vergangenen 30 Tage be
endet hatten, zeigten dagegen kein erhöhtes Risiko.
Das höchste Risiko trugen Personen, die während der vergangenen 30 Tage eine NSAR-Therapie begonnen hatten: eine Einnahmedauer von un
ter oder über 180 Tagen war dagegen unerheblich.
Ibuprofen, Piroxicam, Fenoprofen und Indomethacin erhöhten das Risi
ko akuten Nierenversagens signifi
kant. Mit zunehmender Dosierung stieg das Risiko. Naproxen und Nicht- ASS-Salizylate zeigten keine Risiko
erhöhung, doch wurden diese Mittel zu selten eingenommen, um eine si
chere Aussage treffen zu können.
Der Umfang der Studie erlaubte die Bildung verschiedener Subgruppen von Personen mit wichtigen Risiko
faktoren für Nierenversagen. In allen Subgruppen ging die NSAR-Einnah
me mit einem erhöhten Risiko ein
her. Die Hospitalisationsrate aus an
deren Gründen, insbesondere ande
ren Nierenerkrankungen, wurde durch NSAR nicht erhöht. Die gefun
dene Risikosteigerung um 58% bedeu
tet 25 zusätzliche Hospitalisationen pro 10.000 Jahre NSAR-Einnahme.
D.h. akutes Nierenversagen bei älte ren Menschen infolge NSAR-Einnah
me ist selten, doch vermeidbar. Jedes Nierenversagen kann die Komplika
tionsrate eines Krankenhausaufent
halts erhöhen.
Die Autoren raten, Personen mit er
höhtem Risiko eines Nierenversa
gens nichtsteroidale Antirheumati
ka möglichst nicht bzw. niedrig do
siert zu verschreiben. (ChR) Fazit: Bei älteren Patienten NSAR besonders kritisch einsetzeni
Griffin M et al: Nonsteroidal antiinflam
matory drugs and acute renal failure in elderly persons. Am ] Epidemiol 2000;
151:488^96.
Hormonersatztherapie ver
ringert die Sensitivität eines Mammographie-Screenings Das ergab die Analyse des »Breast- Screen-Registers« (Victoria/Austra
lien) mit Mammographien von 103.770 Frauen: 27% von ihnen setz
ten die Hormonersatztherapie (HET) ein. Einbezogen waren nur Frauen (ab 40 Jahre und älter, Screening alle zwei Jahre), die weder eine Risiko
anamnese noch klinische Risikofak
toren hatten.
Unter Berücksichtigung von Alter.
Symptomatik und Familienanamne
se betrug die Sensitivität des Mam
mographie-Screenings für das Zwei- Jahre-Intervall bei den HET-Anwen- derinnen 64,8% (95% Konfidenz
intervall CI 58-72), bei den Nicht- Anwenderinnen 77,3% (CI 74-81).
Das bedeutet: Wäre die Sensitivität bei den Anwenderinnen gleich hoch
wie bei den Nicht-Anwenderinnen gewesen, hätten 20% mehr Karzino
me entdeckt werden können.
In der Gruppe der 50-69-Jährigen, die am häufigsten die HET einsetz
ten. betrug die Sensitivität 64,3% (CI 57-72) VS. 79,8% (CI 76-84).
Für die HET-Anwenderinnen, bei de
nen in dem Zwei-Jahre-Intervall ein Mammakarzinom diagnostiziert wurde, bestand eine höhere Wahr
scheinlichkeit für ein falsch negati
ves Ergebnis als für die Nicht-Anwen
derinnen (Wahrscheinlichkeitsver
hältnis 1,60 (1,04-2,21). Wurde kein Mammakarzinom festgestellt, war das Wahrscheinlichkeitsverhältnis mit 1,12 (1,05-1,19) für ein falsch po
sitives Ergebnis wiederum höher. Die Spezifität lag bei den HET-Anwende
rinnen um 0,6% niedriger.
Als wahrscheinliche Erklärung für die geringere Sensitivität der Mam
mographie besonders in der Gruppe der 50-69-Jährigen wird die für das Alter größere Gewebedichte im Ver
gleich zu den HET-Nicht-Anwende- rinnen eingeschätzt.
Es entwickeln aber nicht alle Frauen während der Therapie eine Verände
rung. Zu klären ist, ob die Verringe
rung der Sensitivität bei HET-An- wendung tatsächlich der erhöhten mammographischen Dichte zuge
schrieben werden kann und ob die hormonelle Zusammensetzung des Präparates eine Rolle spielt.
Es erscheint nötig, neue Vorgehens
weisen für Frauen unter HET bei ei
nem Mammographie-Screening zu entwickeln. So sollte u.U. vorher die HET abgesetzt werden, da sich gezeigt hat, dass sich HET-induzierte Verände
rungen meist innerhalb von zwei Wo
chen zurückbilden. In jedem Fall soll
ten die Frauen aufgeklärt werden, dass die Mammographie von der HET beeinflusst werden kann. (Feh) Fazit: Hormone vor einer Mammo
graphie evtl, absetzeni
Kavanagh A et al: Hormone replacement therapy and accuracy of mammographic screening. Lancet 2000; 355:270-274.
218
Arzneitherapie
ASS-Prophylaxe verringert die Mortalität nach Schlaganfall Für Acetylsalizylsäure (ASS), prophy
laktisch einige Zeit vor dem schließ
lich akuten Ereignis eines ischämi
schen Himinfarktes oder einer TIA (transitorische ischämische Attacke) regelmäßig eingenommen, lässt sich eine zwar kleine, aber signifikante Verringerung der Mortalität nach- weisen.
Dieses Ergebnis einer prospektiven Kohortenstudie mit 1457 Patienten (Alter 76 ±15 Jahre) ergänzt die Be
obachtung umfangreicher Interven
tionsstudien, nach denen die Gabe von ASS bei akutem Schlaganfall oder TIA ebenfalls die Mortalität sen
ken kann. Die Bedeutung von ASS bei Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung zur Prävention eines Schlaganfalles ist inzwischen unbe
stritten.
In der Kohortenstudie hatten 650 Pa
tienten ASS in einer mittleren Dosie
rung von 75mg (Bereich 75-300mg) prophylaktisch eingenommen. Nach eingetretenem Apoplex war die 4- Wochen-Mortalität der Verum-Grup- pe im Vergleich zur Nicht-ASS-Grup- pe mit 14% vs. 20% signifikant nied
riger (p<0,01).
Der Nutzen der ASS-Prophylaxe zeig
te sich unterschiedlich bei den nach ihrer Ursache definierten Subtypen des Schlaganfalles:
■ Die Mortalität war verringert bei arteriosklerotischem Infarkt großer Gefäße: 15% vs. 21%
(p<0,05):
■ kardioembolischem Insult: 21%
vs. 34% (p<0,05).
■ Sie war auch bei nicht feststellba
rer Ursache des ischämischen In
sultes geringer: 15% vs. 22%
(p<0,01).
■ Keine Verringerung ergab sich bei Verschluss kleiner Gefäße: 10% vs.
ll%(p<0,8).
Die Wirkung von prophylaktisch eingenommener ASS auf die Morta
lität zeigte sich unabhängig von Al
ter, Geschlecht, systolischem und diastolischem Blutdruck bei Aufnah
me, Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes mellitus oder Hyperchole- sterinämie in der Anamnese sowie früherer Therapie mit Lipidsenkern, Antidiabetika oder Antihypertensi
va. (Feh)
Fazit: ASS als Schlaganfallprophylaxe empfehlenswert!
Kairo L et al: Does prior use of aspirin af
fect outcome in ischemic stroke? Am J Med. 2000; 108:205-209.
Östrogensubstitution hilft nicht gegen Alzheimer!
Die Alzheimer-Krankheit tritt bei Frauen häufiger als bei Männern auf Das kann nur zum Teil mit der län
geren Lebenserwartung von Frauen erklärt werden. Verschiedene kleine
re Untersuchungen legen die Vermu
tung nahe, der abrupte Abfall der Östrogenproduktion könne hierbei eine Rolle spielen. Deshalb wurde in einer randomisierten Doppelblind
studie mit 120 Frauen der Effekt ei
ner Östrogensubstitution auf das Fortschreiten leichter bis mäßiger Alzheimer-Krankheiten (Mini-Men
tal State Examination 12-28 Punkte) untersucht. Es handelt sich um Frau
en, bei denen der Uterus entfernt worden und deshalb keine Gesta
geneinnahme erforderlich war.
Die mindestens 60 Jahre alten Pati
entinnen erhielten ein Jahr lang Östrogen, 0,625mg/d (n=42) oder l,25mg/d (n=39), oder Placebo (39).
Ernüchterndes Ergebnis der sorgfäl
tig durchgeführten Studie: Die Östrogen-Substitution konnte die Progression der Alzheimer-Krank
heit nicht verzögern.
Weder der allgemeine klinische Ein
druck noch spezielle Hirnfunktio
nen wurden durch die Substitution positiv beeinflusst. Kurzzeitig aufge
tretene Besserungen nach zwei Mo
naten persistierten nicht bis zum Studienende.
Offen bleibt die Frage, ob eine Östro
gensubstitution den Beginn einer Alzheimer-Krankheit zu verzögern
vermag. (ChR)
Fazit: Es gibt zurzeit keine sinnvolle Prophylaxe gegen die Alzheimer- Krankheit!
Mülnard R et al: Estrogen replacemnet therapy for treatment of mild to modera
te Alzheimer disease. JAMA 2000; 283:
1007-15.
Metastasiertes Mamma
karzinom: Hochdosis-Chemo
therapie kein Vorteil!
In mehreren Studien wurde vor gut 10 Jahren über vielversprechende Therapieerfolge hochdosierter Che
motherapien mit anschließender Blutstammzellentransplantation be
richtet.
In der Folge wurde das Mammakar
zinom in Nordamerika die häufigste Indikation für Stammzellentrans
plantationen, obwohl keine Studien zum Vergleich dieses Vorgehens mit einer konventionellen Chemothera
pie Vorlagen.
553 Frauen im Alter von 18-60 Jah
ren mit metastasierendem Mamma
karzinom wurden zunächst mit vier bis sechs Zyklen einer Standard
chemotherapie (Cyclophosphamid + Doxorubicin [oder Methotrexat] + Fluorouracil, evtl. + Prednison) be
handelt. Bei kompletter oder partiel
ler Remission um mindestens 50%
wurden in der anschließenden Ran
domisierung 110 Patientinnen einer hochdosierten Chemotherapie (Car
boplatin + Thiotepa + Cyclophospha
mid) mit anschließender autologer Stammzellentransplantation und 89 Patientinnen einer konventionellen Erhaltungstherapie (bis zu 24 weite
re Zyklen mit Cyclophosphamid + Methotrexat + Fluorouracil) zuge
teilt. Die Gruppen glichen sich be
züglich Faktoren wie Alter, Orte der Metastasierungen, eventueller Vor
behandlungen oder Östrogen-Rezep
219
tor-Status, ebenso bezüglich der Re
missionen. Während einer mittleren Beobachtungszeit von 37 (4-96) Mo
naten überlebten 32% der Frauen in der Transplantationsgruppe und 38%
in der Kontrollgruppe (Unterschied nicht signifikant). Auch die Zeit bis zur Progression der Erkrankung glich sich in beiden Gruppen (9,6 bzw. 9,0 Monate). Die mittlere Über
lebensdauer betrug in der Trans
plantationsgruppe 24 und in der Kontrollgruppe 26 Monate.
Die Autoren sehen in der Behand
lung metastasierender Mammakar
zinome durch eine hochdosierte Chemotherapie mit anschließender Stammzellentransplantation keiner
lei Vorteile gegenüber einer konven
tionellen Chemotherapie, zumal die Inzidenz nichttödlicher, doch schwerwiegender Komplikationen höher war als in der Kontrollgruppe.
(ChR) Fazit: Der Nutzen einer Hochdosis-Che
motherapie plus Stammzellentrans
plantation wird in Frage gestellt.
Stadtmauer E et al: Conventional-dose chemotherapy compared with high-dose chemotherapy plus autologous hemato
poietic stem-cell transplantation for me
tastatic breast cancer. N Engl J Med.
2000; im Druck. Die Vorabergebnisse Sind im Internet nachzulesen unter:
http://WWW. nejm. org/content/stadtmau- er/l.asp
Unter http://www. uni-jena. de/aio/state- ment.htm findet sich ein Statement dazu.
»Wundermittel« Teebaumöl:
magere Studienergebnisse Zu einem der populärsten topischen pflanzlichen Mittel hat sich im letz
ten Jahrzehnt Teebaumöl (Melaleuca altemafolia) entwickelt. Es ist in zahlreichen Cremes, Lotionen, Va
ginalpräparaten, Deodoranzien, Sei
fen, Shampoos usw. enthalten, ln vitro zeigt Teebaumöl ein breites Spektrum antimikrobieller Effekte.
Doch welcher therapeutische Stel
lenwert gebührt Teebaumöl?
Eine Literaturrecherche in sechs elektronischen Datenbanken er
brachte zwar rund 100 Artikel zu Teebaumöl-Präparaten, doch bezo
gen sich die meisten auf In-vitro-Stu- dien (31) sowie auf Berichte über all
ergische u.ä. Reaktionen und eher allgemeine klinische Beobachtun
gen. Erstaunlicherweise wurden le
diglich vier randomisierte klini
sche Studien gefunden.
■ ln einer Einfachblindstudie an 124 Patienten mit leichter bis mäßiger Akne, die drei Monate lang täglich ein teebaumölhalti
ges Gel oder eine Benzoylperoxid- Lotion anwandten, erwiesen sich beide Mittel als gleich wirksam bezüglich der Zahl neu aufgetre
tener Läsionen. Die Rate uner
wünschter Wirkungen war bei Teebaumöl geringer.
■ ln einer Doppelblindstudie be
nutzten 120 Patienten mit Tinea pedis (positiver Kultumachweis) zweimal täglich vier Monate lang entweder eine 10%ige Teebaumöl, eine l%ige Tolnaftat- oder eine Placebocreme. Die Rate negativer Kulturen betrug danach 30, 85 bzw. 21% (Unterschied Teebaumöl zu Placebo n.s.), klinische Besse
rung erfuhren 65, 58 bzw. 41%
der Patienten.
■ ln einer weiteren Doppelblindstu
die an 117 Patienten mit subun
gualer Onychomykose erwiesen sich sechsmonatige Behandlun
gen mit Teebaumöl (100%) bzw.
Clotrimazol (1%) als gleichwertig.
Der eigentümlichen Geruch des Teebaumöls erschwert Doppel
blindversuche. Deshalb sehen die Autoren diese drei Studien als methodologisch nicht völlig ein
wandfrei an.
■ Das gilt für die letzte Studie nicht, doch lässt diese keine Aus
sage zur Wirksamkeit von Tee
baumöl zu: Bei 60 Patienten wur
de der Effekt von Butenafin+Tee-
baumöl-Creme mit dem reiner Teebaumöl-Creme (Kontrolle) auf Onychomykosen der Fußnägel verglichen. Die Heilungsrate nach 8-wöchiger Behandlung betrug 9 Monate nach Therapiebeginn 80 bzw. 0%. Eine Behandlung mit Teebaumöl muss länger andau- em, um einen Effekt zu erzielen;
ein entsprechender Nachweis war aber nicht Ziel dieser Studie.
Insgesamt werten die Autoren die Er
gebnisse der Studien als »vielver
sprechend, aber bei weitem nicht überzeugend«. Da Teebaumöl kei
neswegs frei von unerwünschten Wirkungen ist, kann ein unkriti
scher Einsatz nicht hingenommen werden. Weitere wissenschaftlichen Kriterien genügende klinische For
schungen sind deshalb sehr wün
schenswert. (ChR)
Fazit: Die therapeutische Wirksamkeit von Teebaumöl ist unsicher, Allergien kommen vor.
Emst E et al: Tea tree oil: A systematic re
view. Forsch Komplementärmed. 2000; 7:
17-20.
Johanniskraut senkt Plasma
spiegel von Indinavir:
Vorsicht bei HIV-Kranken!
Johanniskraut induziert die Bildung eines Enzyms des Cytochrom-P450- Systems, welches u.a. HfV-l-Protea- se-lnhibitoren metabolisiert. Wie sich die Einnahme von Johannis
kraut auf die Plasmakonzentration des HlV-l-Protease-lnhibitors Indina
vir auswirkt, wurde deshalb in einer Studie an acht erwachsenen, gesun
den Freiwilligen untersucht.
Die Probanden nahmen 4x 800mg Indinavir oral in 8-stündigem Ab
stand ein. Anschließend wurde die Plasmakonzentration des Mittels über 5h bestimmt. Vom nächsten Tag an nahmen die Probanden 14 Tage lang täglich 3x 300mg eines Jo
hanniskrautpräparates (0,3% Hyperi
cin) ein. Am letzten Tag bekamen sie
220
Arzneitherapie
erneut 4x 800mg Indinavir in 8-stün- digem Abstand, anschließend wurde wieder die Indinavir-Plasmakonzen- tration ermittelt.
Die beiden resultierenden durch
schnittlichen Konzentrations-Zeit- Kurven unterscheiden sich hochsig
nifikant: die Fläche unter der Kurve nahm nach Johanniskraut-Einnah
me um 57% ab. Die maximale Plas
makonzentration nahm von 12,3 auf 8,9)jg/ml ab, die Plasmakonzentrati
on acht Stunden nach der letzten In- dinavir-Einnahme sank um 49-99%, im Durchschnitt von 0,493 auf 0,048pg/ml.
Niedrige Indinavir-Plasmaspiegel sind ein Grund für Resistenzen ge
gen antiretrovirale Substanzen und therapeutische Misserfolge. Viele Kliniker halten Johanniskraut für harmlos oder unwirksam: diese Stu
die zeigt aber, dass dieses und ähn
lich beurteilte Mittel in eine Medika- mentenanamnese gehören, denn insbesondere bei HlV-infizierten Pa
tienten können die klinischen Kon
sequenzen suboptimaler Konzentra
tionen antiviraler Medikamente schwerwiegend sein. Da auch andere Protease- und Reverse-Transkriptase- Inhibitoren über Cytochrom-P450 metabolisiert werden, erscheint es sinnvoll, auch diese Mittel nicht mit Johanniskraut zu kombinieren.
(ChR)
Fazit: Keine Johanniskrautpräparate für Patienten unter antiviraler Medikation!
Piscitelli S et al: Indinavir concentrations and St John’s wort. Lancet 2000; 355:
547-48.
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221
Karolin Fahlke und Peter Ledwon
Hypertonus und Diabetes mellitus In der Schwangerschaft
Zusammenfassung
Die schwangerschaftsbedingte Hypertonie, Präeklampsie und das HELLP-Syndrom sind immer ernst zu nehmende Erkrankun
gen, die Mutter und Kind potenziell vital bedrohen, jede Schwan
gere, bei der erhöhte Blutdruckwerte, Kopfschmerzen, Seh
störungen, Übelkeit und Erbrechen sowie Oberbauchbeschwer
den auftreten, sollte sofort in die Ceburtsklinik eingewiesen wer
den.
Der bekannte Diabetes mellitus Typ I und II birgt nach wie vor Ri
siken für Mutter und Kind, die sich durch eine strikte Einstellung der diabetischen Stoffwechsellage und motivierende Führung der Patientinnen deutlich senken lassen.
Ein Gestationsdiabetes (Diabetes mellitus, der während der Schwangerschaft festgestellt wird), tritt bei 2-5% aller Schwan
geren auf.
Summary
Hypertension and diabetes mellitus in pregnancy
Hypertensive disorders in pregnancy, cerebral manifestations of pre-eclampsia and of eclampsia and the Hellp syndrome require close maternal and foetal surveillance.
Hypertension, headaches, vision disorders and nausea are to be diagnosed and treated immediately.
Pre-gestational diabetes (type I and II) still bares a variety of maternal and foetal risks. They could be lowered during the last decades by intensive monitoring and early education of the patients.
Diabetes that first appears or is recognized during pregnancy (gestational diabetes mellitus) is found in 2-5 % of pregnancies.
Key words:
Hypertension, pregnancy, eclampsia, Hellp syndrome, pre- gestational and gestational diabetes mellitus.
Hypertonus, Präeklampsie und Eklampsie, das HELLP-Syndrom
Ein arterieller Hypertonus tritt in 6-8% aller Schwanger
schaften auf, der Anteil der rein gestationsbedingten Hy
pertonien liegt bei 50% (9,18).
Eine Übersicht über die Hochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft zeigt der Kasten oben. Bei mehrfach er
höhten Blutdruckwerten von 140/90mm Hg und darüber
Hypertensive Erkrankungen bei Schwangeren Cestationshypertonie: entsteht nach der 20. SSW und hält nicht länger als 6 Wochen post partum an, keine Proteinurie Präeklampsie: wie Cestationshypertonie, aber mit Protein
urie
Schwere Verlaufofoimen der Präeklampsie: Eklampsie mit klonisch-tonischen Krämpfen und HELLP-Syndrom mit Hä
molyse. erhöhten Leberwerten und erniedrigten Thrombo
zyten
Chronischer Hypertonus: Beginn vor der 20. SSW oder über das Wochenbett hinaus anhaltend
Pfropfgestose: Proteinurie bei einer Schwangeren mit chro
nischer Hypertonie
(Arbeitsgruppe Schwangerschaftshypertonus und Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe)
muss der Verdacht auf diese Erkrankung geäußert wer
den, wobei dem diastoUschen Messwert aufgrund des zu
grunde liegenden Entstehungsmechanismus die größere Bedeutung zukommt.
Tfotz wesentlich verbesserter diagnostischer und thera
peutischer Optionen ist der Schwangerschaftshyperto
nus auch heute noch mit einer hohen mütterlichen und kindlichen Morbidität und Mortalität belastet und stellt eine der großen Herausforderungen für den Geburtshel
fer dar. Dem ambulant tätigen Mediziner kommt die wichtige Aufgabe zu, die mit dieser Erkrankung verbun
denen Symptome richtig zu interpretieren und somit eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen. Aus die
sem Grunde haben wir den Schwerpunkt unseres Arti
kels bewusst auf die klinischen Symptome gelegt und auf die detaillierte Erläuterung spezieller Untersu-
St-Josefs-Krankenhaus Potsdam, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Allee nach Sanssouci 7,14471 Potsdam Karolin Fahlke
Krankenhaus im Friedrichshain, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Landsberger Allee 49,10249 Berlin
Dr. med. Peter Ledwon
222 Z. Allg. Med. 2000; 76: 222-226. ® Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 2000
Erkrankungen in der Schwangerschaft
chungsmethoden, die in der Klinik vorgenommen wer
den verzichtet.
Ätiologie und Epidemiologie
Die gestationsbedingte Hypertonie ist durch Störungen der Plazentation bedingt, dabei sind die genauen patho- physiologischen und pathobiochemischen Mechanis
men nach wie vor nicht geklärt (16).
Ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer Schwan
gerschaftshypertonie finden wir bei (7):
■ jungen Erstgebärenden
■ Spätgebärenden über 30 Jahren
■ Patientinnen mit Diabetes mellitus
■ vorbestehender Nephropathie
■ Lupus erythematodes visceralis
■ Rhesusinkompatibilitäten
■ chronischem Hypertonus
■ Adipositas
■ vorausgegangener Gestationshypertonie
■ Polyhydramnion
■ Multipara
Klinische Symptomatik
Die Kontrolle des Blutdrucks und der Eiweißausschei
dung über die Niere ist im Rahmen der Mutterschafts
richtlinien für die Routineuntersuchungen in der Schwangerschaft festgelegt und wird von den betreuen
den G3mäkologen im Mutterpass dokumentiert. Allein durch dieses Screening wird der größte Teil der Gestosen erkannt. Nicht wenige Patientinnen entwickeln die Sym
ptome jedoch akut, eine weitere Problemgruppe sind Frauen, die die Möglichkeit der Schwangerenvorsorge nicht wahmehmen.
Diagnostik
Insofern können auch der Haus- und der Notarzt mit dem Problem speziell der akuten Schwangerschafts
hypertonie konfrontiert werden. Dabei gilt es besonders, die schweren und nicht selten lebensbedrohenden For
men der Gestose, die Präeklampsie/Eklampsie sowie das HELLP-Syndrom zu erkennen. Besonders den geburts
hilflich weniger erfahrenen Kollegen bereitet die diffe
renzialdiagnostische Zuordnung der hier auftretenden S3miptome häufig Schwierigkeiten, so dass sich die not
wendige Therapie verzögern kann.
Die Patientin und auch die Angehörigen sollten nach die
sen Symptomen gezielt gefragt werden. Oft hilft auch der Blick in den Mutterpass (Anamnese sowie dokumen
tierte Blutdruck- und Laborwerte) dabei, die Beschwer
den der Patientin einzuordnen.
ln jedem Fall muss der aktuelle Blutdruck gemessen wer
den.
Cave: Verdacht auf eine Präeklampsie/Eklampsie Bei folgenden klinischen Symptomen besteht der dringende Verdacht auf eine Präeklampsie/Eklampsie:
■ Kopfschmerzen
■ Sehstörungen/Augenflimmern
■ Übelkeit/Erbrechen
■ kurzzeitige Bewusstlosigkeit, Somnolenz, Krampfanfälle
Notfallmaßnahmen
Die wichtigsten Notfallmaßnahmen sind im Kasten unten dargestellt.
Übrigens ist auch nach Krampfanfällen, die auf eine be
kannte Epilepsie zurückzuführen sind, in jedem Fall eine Vorstellung im Kreißsaal obligat, um den Zustand des Kindes zu beurteilen.
Das HELLP-Syndrom, das 1982 von Weinstein (17) erst
mals als eigenständige schwangerschaftsbedingte Er
krankung klassifiziert worden ist, weist auch heute noch die höchste kindliche und mütterliche Mortalität (Mut
ter 3,3%, Kind 22,6%) aller Gestoseformen auf (4). Die un
mittelbare Todesursache ist meist ein Multiorganversa
gen infolge der schweren Gerinnungsstörung. Auch Le
berrupturen nach Bagatelltraumen oder spontan sind im Zusammenhang mit dem HELLP-Syndrom beschrieben worden (6, 12).
Zu etwa 80% ist das HELLP-Syndrom mit einer Prä
eklampsie verbunden (11). Nach wie vor gilt die schnellstmögliche Entbindung als die Behandlung der Wahl, wobei das Leben der Mutter im Vordergrund steht.
Schwangerschaftserhaltende Behandlungsmethoden ha
ben sich bisher nicht durchsetzen können (15).
Oft sind rechtsseitige Oberbauchschmerzen bzw. Be
schwerden im Epigastrium der erste Hinweis auf ein sich
Notfallmaßnahmen bei Präeklampsie/Eklampsie?
Erste Notfallmaßnahmen
■ Diazepam (5-10mgi.v. oder i.m)
■ Magnesium (2-4g langsam i.v.) bei Blutdruckwerten
>180/110mm Hg
■ Antihypertensiva (Nifedipin 5-10mg p.o.), keine Diuretika!
Wie geht es weiter?
m Die Patientin auf dem schnellsten Wege in den Kreißsaal einweisen, möglichst mit ärztlicher Begleitung!
■ Schwangerschaftsalter von weniger als 35 Wochen oder Eklampsie: Behandlung der Frau in einem neonatologi- schen Zentrum (besonders die Neonatologen sind für eine Vorabinformation der Klinik sehr dankbar!)
Z. Allg. Med. 2000; 76: 222-226. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 2000 223