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Chronische Bronchitis

Im Dokument Erkrankungen in der Schwangerschaft (Seite 37-40)

Definition: Entzündliche Erkrankung des Bronchialsys­

tems, die wenigstens über 2 Jahre und in jedem Jahr min­

destens 3 Monate hindurch an den meisten Tagen der Woche mit Husten und Auswurf einhergeht. Außerdem tritt sehr häufig Atemnot auf das Allgemeinbefinden kann beeinträchtigt sein.

Die Ursachen sind vielfältig, Rauchen ist ein sehr wich­

tiger kausalpathogenetischer Faktor, rezidivierende In­

fekte können für eine Chronifizierung verantwortlich sein. Im Keimspektrum bei akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis werden hauptsächlich Haemo­

philus influenzae, Streptococcus pneumoniae, Moraxel­

la catarrhalis sowie auch Proteus mirabilis, Klebsiella pneumoniae und Staphylococcus aureus angezüchtet und beurteilt.

Trotz wachsender Besorgnis über eine zunehmende An­

tibiotikaresistenz sind in Deutschland diese Atemwegs­

infektionen mit den verfügbaren Antibiotika noch zu­

friedenstellend therapierbar.

Eine antibiotische Therapie einer akut exazerbierten chronischen Bronchitis ist indiziert, wenn purulentes Sputum vorhanden ist. Das Keimspektrum unterschei­

det sich nicht wesentlich von der akuten Form. Es kom­

men prinzipiell auch die gleichen oralen Antibiotika zum Ersteinsatz (Tab. 1).

Z. Allg. Med. 2000; 76: 244-249. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 2000 245

Tabelle 1: Orale Antibiotika gegen akute Infektionen der unteren Atemwege bei Erwachsenen

Gruppe Freiname Handelsname mittlere Tagesdosis

(Beispiel) (in mg) Tetracycline Doxycyclin Supracyclin 1-2 x 100 Makrolide Azithromycin Zithromax 500 für 3 Tage

Clarithromycin Klacid 2x250 Erythromycin Erythrocin 3x500,2x1000 Roxithromycin Rulid 2x300 Breitbandpenizilline Amoxicillin Amoxypen 3x750 und mit Beta- Amoxicillin

laktamasehemmer u. Clavulansäure Augmentan 2x875

Cephalosporine Cefaclor Panoral 3 X 500 (unretardiert)

ohne erhöhte 2 X 375 (retardiert)

ß-Laktamase- Cefadroxil Bidocef 2x1000 Stabilität Cefalexin Oracef 2x1000-2000

Loracarbef Lorafem 2 X 200-400 Cephalosporine Cefixim Cephoral 1 x400 mit erhöhter Cefuroxim Elobact 2x250

ß-Laktamase- Zinnat

Stabilität Cefetamet Globocef 2x500

Ceftibuten Keimax 1 x400 Cefpodoxim Orelox 2x200

Podomecef

Fluorchinolone Ciprofloxacin Ciprobay 2x250-500 Grepafloxacin Vaxar 1 X400-600 Levofloxacin Tavanic 1-2x250-500 Moxifloxacin Avalox 1 x400

Sparfloxacin Zagam 1. T. 400, ab 2. T. 200

Clindamycin Sobelin 4x150-450

Metronidazol Clont 2-3 X 200-400

Bei Patienten mit entsprechender Begleitmorbidität keit, Myalg bzw. Risikoprofil sind die neueren Fluorchinolone Gre-

pafloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin bzw. Sparfloxa­

cin (Tab. 1 und 2) sinnvoll und indiziert, da diese beson­

ders wirksam gegen Pneumokokken sind.

Patienten mit einer zusätzlichen obstruktiven Ventila­

tionsstörung bedürfen häufig einer intensivierten anti­

obstruktiven Therapie. In diesen Fällen sind auch immer gezielte Begleitmaßnahmen ratsam und für den Patien­

ten günstig, wenngleich für diese supportiven Behand­

lungsmaßnahmen ein überzeugender

Wirksamkeits-Chronische Bronchitis: Wann welche Medikamente?

Antibiotika bei akuter Exazerbation mit purulentem Sputum

Prinzipiell die gleichen oralen Antibiotika wie bei akuter Bronchitis (Tob. 1)

Bei Risikopatienten/Begleitmorbidität Grepafloxacin, Levofloxacin, Moxifloxaxin bzw. Sparfloxacin (Tab. 1 u. 2):

bessere Pneumokokkenwirsamkeit!

Bei zusätzlicher obstruktiver Ventilationsstörung inten­

sivierte antiobstruktive Therapie mit gezielten Begleit­

maßnahmen!

Glukokortikoide in Einzelfällen, rasche Besserung der bronchopulmonale Beschwerden: initiale Dosis 30-50mg/Tag

nachweis aussteht. Im Einzelfall sind sie unverzichtbar.

Der Einsatz von Glukokortikoiden ist in bestimmten Einzelfällen ebenfalls un­

umgänglich und bessert die broncho­

pulmonale Beschwerdesymptomatik rasch. Die initiale Dosis (30-50mg/d) kann in der Regel rasch reduziert und fast immer beendet werden.

Pneumonien

Die ambulant erworbene Pneumonie tritt im sozialen Umfeld des Menschen oder innerhalb 48 Stunden nach sta­

tionärer Kliniksaufnahme auf Die »typi­

sche« Pneumonie zeichnet sich durch plötzlichen Fieberbeginn und pulmona­

le Symptome - Husten, putrides Spu­

tum, evtl, pleuritischer Brustschmerz - aus. Die häufigsten Erreger sind Strep­

tococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae. Die »atypische« Pneumonie ist charakterisiert durch plötzlichen Be­

ginn, trockenen Husten und extrapul­

monale Symptome wie Kopfschmerz, gastrointestinale Beschwerden, Müdig-pneumoniae.

Prinzipiell wird man auch in diesen Fällen nach Fest­

stellung einer Pneumonie wie bei der Bronchitis initial eine »kalkulierte Antibiotikatherapie« einleiten (relativ breite Erregerwirksamkeit unter Beachtung des regiona­

len Keimspektrums und der Sensibilitätsverhältnisse).

Üblicherweise ist hier vor Therapieeinleitung auch kei­

ne mikrobiologische Beurteilung erforderlich.

Tabelle 2: Einteilung der Fluorchinolone

Gruppe 1 Fast nur bei Hamwegsinfektionen eingesetzt Norfloxacin / Pefloxacin

Gruppe 2 Gramnegatives Keimspektrum mit abnehmender antibakterieller Aktivität

Ciprofloxacin Ciprobay Ofoxacin Tarivid Fleroxacin Quinodis Enoxacin Enoxor

Gruppe 3 Verbesserte Wirksamkeit gegen grampositive und

»atypischen Erreger Grepafloxacin Vaxar Levofloxacin Tavanic

Sparfloxacin Zagam (letzteres in D nur bei Infektionen durch penizillinresist. Pneumokokken!) Gruppe 4 Verbesserte Wirksamkeit gegen grampositive,

»atypische* Keime und Anaerobier Moxifloxacin Avalox

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Antibiotika

Pneumonie: Wann überwiegen welche Erreger? Pneumonie: Wann bronchoskopische Diagnostik?

Alle ambulant erworbenen Pneumonien:S. pneumon. > H.

influenzae > atypische Erreger’

Patienten <40Jahre:S. pneumon. > atypische Erreger^ > H.

influenzae

Patienten >65Jahre:S. pneumn. > H. influenzae > gramne­

gative Bakterien^ > S. aureus

Patienten mitCOPD:H. influenzae > S. pneumn. > gramne­

gative Bakterien^

HlV-lnfizierte:S. pneumon. > H. influenzae > opportunisti­

sche Infektionen^

Patienten mit Aspirationsneigung:S. aureus + Anaerobier >

gramnegative K. > S. pneum.

Patienten mit i.v.-Drogenabusus:S. aureus > Streptokokken

> Enterobacteriaceae

Patienten nach Organtransplantationen:gramnegative K. >

Zytomegalievirus > opportunistische Infektionen^

Neutropenische Patienten:gramnegative K. > grampositive K. > Pilze (Candida und Aspergillus)

’Mycoplasma pneumoniae, Chlamydia pneumoniae. Legionella spezies

^Enterobacteriaceae, Pseudomonas spezies

^Pneumocystis carini, Pilze, Mykobakterien

(nach Schaberg et al. 1997)

Bei unter 65-Jährigen ohne wesentliche Begleiterkran­

kungen werden häufig Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Mykoplasmen, Chlamydien, und selten Le­

gionellen nachgewiesen, ln diesen Fällen werden Ma­

krolide empfohlen. Infektionen durch Mykoplasmen und Chlamydien werden kostengünstig und effektiv mit Doxycyclin behandelt. Symptomatische Begleitmaßnah­

men müssen wie bei allen akuten Infektionen des Atem­

wegstraktes auch hier im Einzelfall festgelegt werden.

Bei über 65-Jährigen mit einer relevanten Grund- bzw.

Begleiterkrankung (z.B. Alkoholismus, COPD, Diabetes mellitus, Organinsuffizienzen) werden zusätzlich Keime wie Moraxella catarrhalis, Enterobakterien und Staphy­

lococcus aureus bestimmt. Wegen der Schwere der Er­

krankung wird in diesen Fällen eine antibiotische

The-Definierte Immunsuppression

Schwere Pneumonie oder komplizierter Verlauf Therapieversagen der kalkulierten Antibiotikatherapie (in Abhängigkeit von den Risikofaktoren und der Schwere der Pneumonie nach dem ersten bzw. zweiten erfolg­

losen Behandlungsversuch)

Verdacht auf poststenotische Pneumonie (Lungenaus­

kultation)

Tuberkuloseverdacht (z.B. Mendel-Mantoux-Test) (nach Schaberg et al. 1997)

rapie mit Breitbandpenizillinen (ohne/mit Betalaktama- sehemmer) oder Cephalosporinen eingesetzt. Nach 3-4 Tagen sollte es dem Patienten besser gehen, dann reicht meist eine Gesamttherapiedauer von 7-10 Tagen.

Die Fiberbronchoskopie (siehe Kasten oben) in Loka­

lanästhesie ist heute rasch und ohne Risiko durch Fach­

kollegen ausführbar. Unverändert werden Patienten trotz rezidivierender bronchopulmonaler Infektionen erst spät einer Diagnostik zugeführt und dann häufig leider mit dem Nachweis eines fortgeschrittenen Bron­

chialkarzinoms.

Vielfältige Ursachen können eine Disposition von älte­

ren immobilen Patienten für die Entwicklung einer - oft mitigierten - Pneumonie erklären (u.a. Verminderung der Fibronektinproduktion im oberen Respirationstrakt, Mikroaspiration, eingeschränkter Hustenreflex, H3^o- ventilation, reduzierte Mukoziliarclearance, verminder­

te elastische Lungenretraktion). Nach Ausschluss weite­

rer Ursachen bei sub- bzw. febrilen Temperaturen (z.B.

Dekubitalulzera, Harnwegsinfektionen) werden in die­

sen Fällen initial Amoxicillin mit einem Betalaktamase- hemmer empfohlen (Vorgehen bei Verdacht auf Aspira­

tionsursache: Tab. 3). Eine Therapiedauer von vier Wo­

chen und mehr ist hier erforderlich. In diesen Fällen sind auch Pneumoniekomplikationen nicht ungewöhnlich.

Erhöhte Vorsicht bei diesen Befunden

Medizinische Befunde, die evtl, die Prognose der akuten In­

fektion der Atemwege verschlechtern bzw. eine stationäre Einweisung erforderlich machen (bei schweren broncho- pneumonischen Entzündungen)

Lebensalter:über 65 Jahre

Klinische Befunde: beginnende Organinsuffizienz, z.B. von Herz, Kreislauf, Nieren, Leber, Gehirn

Tachypnoe > 30/min; Sa02 < 90%

febrile Temperatur rektal > 39,5°C

Grund- oder Begleiterkrankungen:Diabetes mellitus, COPD, chronischer Alkoholismus, chronische Herz-, Niereninsuffizi­

enz, Immunsuppression (z.B. bösartiger Tumor, Organtrans­

plantation, Dauermedikation)

Bronchiektasen

Unterschieden werden fokale und diffuse Formen. Foka­

le Bronchiektasen entwickeln sich nach Aspiration, Lungenabszessen, Tumoren und Tuberkulose. Die

diffti-Tabelle 3: Vorgehen bei Aspirationspneumonie Die Therapie dauert mindestens 4 Wochen!

Clindamycin Penicillin V Metronidazol Aminopenicillin Betalaktamasehemmer

4x300mg/d

4x2 Mill./d 1 -2 Wochen, dann 4 X 1 Mill./d mindestend 4 Wochen und 3 X 500mg mindestens 2-4 Wochen oder 3 X 875mg mindestens 4-6 Wochen

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sen Bronchiektasen werden genetisch bei der zystischen Fibrose und der primären ziliären Dyskrinie oder durch chronische Pneumonieformen verursacht.

Wegweisende Symptome sind rezidivierende Infektio­

nen der Atemwege, produktiver Husten und Thora­

xschmerzen. Die frühere pathognomonische »maulvol­

le« Expektoration wird heutzutage nur noch selten regis­

triert.

Bei dieser Erkrankungsform ist immer eine Sputumdia­

gnostik sinnvoll und indiziert. Zur raschen Beurteilung sind ein Direktpräparat (GRAM-Färbung), mikrobiologi­

sche Kultur und evtl, zytologische Beurteilungen zu ent­

scheiden. Bei schwerer Symptomatik sollte auch eine ambulante Fiberbronchoskopie mit diagnostischem und therapeutischem Ziel bedacht werden.

Neben den atemphysikalischen Behandlungsmaßnah­

men, evtl, auch antiobstruktiver Therapie, muss immer mit einem Pseudomonas-sensiblen Antibiotikum begon­

nen werden. Ein Cephalosporin der 2./3. Generation bzw.

ein Fluorchinolon müssen initial gewählt werden. Ci­

profloxacin hat eine günstige Wirksamkeit bei Pseudo­

monaden. Bei rezidivierenden Infektionen ist eine anti­

biotische Dauertherapie mit Überprüfiing der Sensibi­

litätsverhältnisse notwendig.

Inwieweit initial eine stationäre Therapie mit rascher Möglichkeit einer intravenösen antibiotischen Kombi­

nationstherapie oder von bronchoskopischen Maßnah­

men erforderlich ist, muss im Einzelfall entschieden werden. Dies erscheint aber bei hohen febrilen Tempe­

raturen, erheblicher Tachypnoe und -kardie, Sauerstoff­

sättigung unter 90% sowie deutlich reduziertem Allge­

meinzustand indiziert.

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