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Antibiotika bei Rhinosinusitisoft nicht nötig

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Academic year: 2022

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M E D I E N

M E D I E N ■■ M O D E N M O D E N ■■ M E D I Z I N M E D I Z I N

Sehr viele Patienten mit einer Rhinosinusitis erhalten ein Antibiotikum verschrieben, ob- wohl sehr häufig eine Virusinfektion vor- liegt. Da sich diese aber nicht ohne Weiteres von einer bakteriellen Infektion unterschei- den lässt, greifen viele Ärzte im Zweifel zum Rezeptblock und verschreiben ein Antibioti- kum. Forscher am Institut für Klinische Epi- demiologie des Universitätsspitals Basel fin- den hierfür in den einschlägigen Studien keine wissenschaftliche Grundlage. Die Gruppe um Professor Heiner Bucher hatte neun randomisierte Studien mit über 2500 Patienten in einer Metaanalyse ausgewertet.

Die Ergebnisse wurden letzte Woche in «Lancet» publiziert (2008; 371: 908–914).

Das Besondere: Es fanden nur Studien Be- rücksichtigung, in denen die Patienten einen Hausarzt aufsuchten, der ohne weiterfüh- rende Diagnostik behandelte. Patienten mit

schweren Infektionen waren damit ausge- schlossen, wie Morten Lindbaek von der Uni- versität Oslo in einem Editorial zu bedenken gibt (Lancet 2008; 371: 874–876). Die Er- gebnisse schliessen deshalb keineswegs aus, dass es Fälle gibt, in denen eine Sanierung der Nebenhöhlen nicht ohne ein Antibiotika gelingt.

Für den Normalfall einer Rhinosinusitis er- rechnete die Basler Arbeitsgruppe eine Number Needed to Treat (NNT) von 15 für die Antibiotikatherapie. Diese Bilanz reiche nicht aus, um einen routinemässigen Anti- biotikaeinsatz zu rechtfertigen, vor allem mit Blick auf mögliche negative ökologische Auswirkungen. Nicht wenige Patienten bre- chen die The rapie nämlich vorzeitig ab, wenn die Beschwerden nachlassen, was die Ent- wicklung von Resistenzen begünstigen kann.

Die für den Praktiker wichtige Frage, welche

Patienten denn wahrscheinlich von einem Antibiotikum profitieren, beantwortet die Metaanalyse nicht. Immerhin liefert sie ein Kriterium, das für einen Antibiotikaeinsatz spricht: eitriger Ausfluss in den Pharynx.

Hingegen, so die Studienautoren, sei die in Leitlinien ausgegebene Empfehlung, Anti- biotika generell bei einer Beschwerdedauer von mehr als sieben bis zehn Tagen einzuset- zen (s. Seite 297), nicht zu rechtfertigen. Die Basler Forscher halten eine abwartende Haltung auch bei längerer Beschwerdedauer für möglich, sofern sich die Symptome nicht rasch verschlechterten. Ob dies auch für Kinder und Menschen mit geschwächter Immunabwehr gilt, muss offen bleiben.

Die Metaanalyse zeigt jedoch, dass ein höheres Alter allein kein Grund für eine Antibiotikatherapie ist. Bei diesen Patienten halten die Symptome zwar oft länger an, Antibiotika können die Erholung aber nicht

beschleunigen.

U.B.

Dass ÄrztInnen persönliche Fehler und Versagen öffentlich zugeben, ist eine seltene Ausnahme. Genau dies haben kürzlich 17 ÄrztInnen, Krankenschwestern und

-pfleger gewagt. In einer von der All - gemeinen Ortskrankenkassse (AOK) fi nan - zierten Broschüre mit dem Titel «Aus Fehlern lernen» schildern sie Situationen, in denen ihnen bei der Arbeit Fehler und Irrtümer unterlaufen sind, die ihren Pa- tienten Schmerzen und Leid zugefügt oder gar deren Tod begünstigt haben.

Unter den Bekennern finden sich auch der Präsident der Ärztekammer Berlin und der Leiter des Ins tituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Ge sund heits wesen, IQWiG. Pro fessor Matthias Schrappe, Vor- sitzender des Aktionsbündnisses Patien- tensicherheit und Herausgeber der Bro- schüre, erklärte, man wolle mit dem «Outing» zu einer Ent tabu isierung beitra-

gen. Über eigene Fehler zu sprechen, bedeute für die Betroffenen auch eine Entlastung. In der Broschüre werden in einem Metho- denteil die Behandlungsfehler einer exem- plarischen Ursachenanalyse unterzogen.

Denn es geht dem Aktionsbündnis nicht nur um Bekenntnisse, sondern um Fehler- vermeidung (www.aktionsbuendnispatien ten sicherheit.de). Nach einer vom Akti- onsbündnis im letzten Jahr publizierten Studie kommen pro Jahr in Deutschland 17 000 Menschen durch medizinische Fehler zu Tode, dreimal so viele wie im Stras sen verkehr. Für Hausärzte gibt es in Deutschland eine Website, auf der sie ihre Fehler berichten und diskutieren können (www.jeder-fehler-zaehlt.de). U.B.

Metaanalyse aus Basel

Antibiotika bei Rhinosinusitis oft nicht nötig

268

ARS MEDICI 7 2008

Aus Fehlern lernen

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