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Schwangerschaft und Stillzeit: Antibiotika, Spülungen und Pasten

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Academic year: 2022

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MATERIALIEN UND MEDIKAMENTE

490

SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 126 5 P 2016

Sandra Fatori Popovic

1

Heinz-Theo Lübbers

2

Ursula von Mandach

3

1 Privatpraxis Zahnärzte Wiedi- kon – Dr. Fatori & Partner, Zahnärztin & Ärztin, Zentral- strasse 2, 8003 Zürich

2 Privatpraxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Archstrasse 12, 8400 Winter- thur

3 Forschung Klinik für Geburts- hilfe, Perinatale Pharma- kologie, Universitätsspital Zürich

KORRESPONDENZ Dr. med. dent. et MMed Sandra Fatori Popovic Zentralstrasse 2 8003 Zürich E-Mail:

info@zahnaerzte-wiedikon.ch

REDAKTION

PD Dr. Dr. med. Heinz-Theo Lübbers

Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Archstrasse 12 CH-8400 Winterthur Tel. +41 52 203 52 20 E-Mail: info@luebbers.ch

Ausgehend von Teil I (erschienen im SDJ 3.2016) behandelt Teil II des Artikels neben Spüllösungen und Pasten die gängigsten medi- kamentösen Therapien mit Antibiotika.

Antibiotika

Bakterielle Infektionen in der Schwanger- schaft und Stillzeit werden im Wesentlichen mit β-Lactam- Antibiotika behandelt. Peni- cillin, Ampicillin und Cephalosporine auch in Kombination mit einem β-Lactamase- Hemm stoff (z. B. Clavulansäure kombiniert mit Ampicillin) sind für die Schwangerschaft am besten untersucht. Die Dosierung sollte möglichst hoch gewählt werden, da diese An- tibiotika zu den unverändert über die Nieren ausgeschiedenen Medikamenten zählen, die in der Schwangerschaft häufig eine Clearance- zunahme zeigen.

Mittel der zweiten Wahl (z. B. bei einer Peni- cillinallergie) sind Makrolide (z. B. Erythromy- cin).

Aufgrund von irreversiblen Zahnschmelz- verfärbungen sowie Knochenwachstumsver- zögerungen sind Tetrazykline bei Kindern un- ter neun Jahren und in der Schwangerschaft kontraindiziert.

Wundspülungen

Die Spülung von intraoralen Wunden mit Chlorhexidin bei der Schwangeren gilt als vorbehaltslos unproblematisch.

Jodlösungen, zum Beispiel in Form des PVP Iod (Betadine®), stellen eine sehr gute und oft wirksamere Alternative zu Chlorhexidin dar,

da Iod nicht nur bakterizid, sondern unter an- derem auch viruzid und fungizid wirkt. Ein- malapplikationen in der Schwangerschaft/

Stillzeit sind unproblematisch. Es gibt jedoch bei langzeitigen Iod-Anwendungen (> 1 Wo- che) eindeutige Hinweise für ein erhöhtes Risiko einer Schilddrüsenintoxikation des menschlichen Feten/Säuglings. Daher wird, falls eine längere Iod-Anwendung streng indi- ziert ist, die Kontrolle der Schilddrüsenfunk- tion beim Neugeborenen bzw. Säugling emp- fohlen.

Neomycin, ein Aminoglykosid-Antibioti- kum, sollte in Wundspülungen zurückhaltend verwendet werden. Für die kolportierte Mei- nung, Neomycin führe zu fetalen Gehörschä- den, ist eine Evidenz allerdings nicht vorhan- den.

Mundspülungen

Meridol-Mundspülung enthält die Wirkstoff- kombination Aminfluorid/Zinnfluorid und ist eine Mundspülung ohne Alkohol. Sie ist für Kinder ab dem vollendeten sechsten Lebens- jahr, Jugendliche und Erwachsene geeignet.

Die regelmässige Anwendung von Meridol- Mundspülung in der Schwangerschaft ist un- bedenklich.

Chlorhexidin wird aufgrund seiner antibak- teriellen Wirkung in höheren Konzentrationen (0,2%) als Goldstandard der kurzzeitigen che- mischen Plaquekontrolle angesehen. Die mo- natelange Verwendung von Chlorhexidin bei der Schwangeren gilt als vorbehaltslos unpro- blematisch.

Oft herrscht Unsicherheit bei der Auswahl von Antibiotika, Spülungen und Pasten für schwangere oder stillende Patientinnen. Der Artikel bringt Licht in diesen Bereich.

Schwangerschaft und Stillzeit:

Antibiotika, Spülungen und Pasten

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MATERIALIEN UND MEDIKAMENTE

SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 126 5 P 2016

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Literatur

Arzneimittelinformation der Swiss- medic: www.swissmedicinfo.ch Balligan F J, Hale T M: Analgesic

and antibiotic administration during pregnancy. Gen Dent 41:

220–225; quiz 233–224 (1993) Brambilla E, Felloni A, Gagliani M,

Malerba A, Garcia-Godoy F, Strohmenger L: Caries prevention during pregnancy: results of a 30-month study. J Am Dent Assoc 129: 871–877 (1998) Cunningham F G, MacDonald P C,

Leveno K J, Gant N F, Gilstrap L C:

Drugs and medications during pregnancy. In Williams Obstetrics 19th Ed. Appleton & Lange, pp 959–980 (1993)

Jones C G: Chlorhexidine: is it still the gold standard? Periodontol 2000 15: 55–62 (1997)

Mengel R, Wissing E, Schmitz-Hab- ben A, Florès-de-Jacoby L: Com- parative study of plaque and gin- givitis prevention by AmF/SnF2

and NaF. A clinical and microbio- logical 9-month study. J Clin Periodontol 23: 372–378 (1996)

Salben und Pasten

Das in der Endodontie häufig verwendete Leder mix® sollte bei Schwangeren wegen des darin enthaltenen Tetracylins Demeclocylin nicht angewendet werden.

Solcoseryl®, eine Wundadhäsivpaste mit dem Wirkstoff Kälberblutdialysat, darf zurück- haltend appliziert werden, da Reproduktions- studien bei Tieren keine Risiken für den Feten gezeigt haben.

Abstract

Fatori Popovic S, Lübbers H-T, von Mandach U:

Pregnancy and lactation period: Which antibiotic and rinsing solutions? (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 126: 490–491 (2016)

The aim of this paper is to show aspects of dental treatment in pregnancy. The reader should gain security in the election of the proper drugs for antibiotic therapy and rinsing solutions.

Antibiotics as penicillins are the first choice in case of dental infections in pregnancy. In allergic patients, macrolides may be an alter- native.

Wound and mouth rinsing solutions con- taining chlorhexidine should be preferred in pregnancy. Ledermix® in endodontic treat- ment should be avoided in the pregnant wom- an. Solcoseryl® can be used for wound healing.

Elective dental procedures should be post- poned after delivery and after lactation period.

Kurzinformationen

– Antibiose: Penicillin, Ampicillin und Cephalosporine auch in Kombination mit einem Beta-Lactamase-Hemmstoff; bei Allergien: Makrolide

– Wund- und Mundspülungen: z. B. Chlorhexidin

– Salben und Pasten: Dialysatum deproteinatum sanguinis vituli siccum (Solcoseryl®) Abb. 1 Das Neugeborene muss vor schädlichen Einflüssen geschützt werden. Es gilt eine strenge Medikamenten-

indikation auch bei zahnärztlichen Behandlungen.

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Referenzen

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