Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit
AM, die das ungeborene Kind schädigen = Teratogene verlässliche Quelle: www.embryotox.de
Präimplatationsphase (1.+2. Woche - „Alles oder nichts Prinzip“
entweder werden Schäden repariert oder die Frucht wird abgestoßen
geringes Risiko für Fehlbildungen
Organogenese (Tag 15 – 56) - Anlage der Organe
- hohe Risiko für Fehlbildungen
Fetalperiode (ab Tag 56) - Empfindlichkeit nimmt ab
- trotzdem können auch in dieser Zeit schwerwiegende Funktionsstörungen entstehen - z.B. Intelligenzdefekte durch Alkohol, Niereninsuffizienz durch ACE-Hemmer
allgemeine Hinweise zur Arzneimitteleinnahme in der Schwangerschaft - nur bei zwingender Indikation
- möglichst kurze Anwendung
- möglichst Monopräparte anwenden - neue Präparate vermeiden
- Alkohol-Abstinenz - nicht Rauchen
- Homöopathika sind in der Regel gut geeignet um Beschwerden sanft zu lindern
Nahrungsergänzungsmittel
- in Deutschland gibt es nur eine Empfehlung für Folsäure (ab 4 Wochen vor bis 12 Wochen nach der Konzeption
Folsäure
- Mangelsymptome: Blutarmut, Neuralrohrdefekt bei Ungeborenen - Empfehlung:
4 Wochen vor der Konzeption bis zum Ende des 1. Trimenons 400µg Folsäure supplementieren (zusätzlich zur Nahrung)
- Folsäurereiche LM: grüne Gemüse, Hülsenfrüchte, Eigelb
Iod
- Bedarf: tägl. 230 µg in der Schwangerschaft, 260µg für Stillende - allgemein schlechte Versorgung in der Bevölkerung
- Mangel führt zu fetaler Unterversorgung (Kropf, Entwicklungsstörungen) - 100 – 150µg Jod/Tag empfehlenswert
- überschüssiges Iod wird ausgeschieden
Eisen
- normaler Bedarf: 15 mg/d; Schwangerschaft 30mg/d
- Mangel führt zu niedrigem Geburtsgewicht und Frühgeburtlichkeit
-nach Diagnose: Eisen ersetzen (Tablette vor dem Essen mit Orangensaft einnehmen)
Zink und Magnesium
- werden ausreichend konsumiert
Calcium
- Bedarf in Schwangerschaft nicht erhöht
Vitamin D
- Vitamin D- Bedarf ist nicht erhöht
- auf ausreichende Sonnenexpostion achten (mind. 10 Min. pro Tag auf Gesicht und Hände)
Vitamin A
- Mangel und Überdosierung können dem Ungeborenen schaden - Lebensmittel mit Vitamin A: Ei, Milch, Käse, gelbe und grüne Gemüse
B-Vitamine
- B12 Mangel nur bei Veganern
- B6 Mangel wurde in Österreich bei 33% der Schwangeren festgestellt
Allg. Ernährungstipps
- 5 Portionen Obst und Gemüse pro Tag - Vollkornprodukte
- 2-3x Milchprodukte
- 2-3x/Woche fettarmes Fleisch
- 1-2x Fischer (Forelle, Rotbarsch, Thunfisch); andere Sorten sind oft schadstoffbelastet - 1,5-2l trinken
- Zucker reduzieren; auch Süßgetränke
- Alkohol und Nikotin meiden; max. 2-3 Tassen Kaffee pro Tag
- keine tierischen Rohprodukte wie Milch, Fleisch, Eier (Toxoplasmen, Listerien) - regelmäßige Bewegung: mind. ½ Stunde pro Tag Schwimmen, Spazieren…..
Magen-Darm-Erkrankungen Übelkeit, Erbrechen
- Schwangerschaftserbrechen meist im 1. Trimenon empfindlichste Zeit für den Fötus!
Arzneimittel
Pyridoxin (Vitamin B6), z.B. Nausema®
Iberogast®: enthält Alkohol, GA: Rücksprache mit Arzt
Dimenhydrinat: Vomex®, im 1. u. 2. Timenon, lt. GA nur nach Rücksprache mit dem Arzt, da wehenfördernd (KI im 3. Trimenon und bei möglicher Frühgeburt wehenfördernd)
Ingwer: Zintona® gilt als sicher; lt. GA: keine Anwendung
Tipps:
- häufige, kleine Mahlzeiten (kohlenhydratreich, fettarm) - unangenehme Gerüche vermeiden
- Stück Brot neben das Bett legen und vor dem Aufstehen essen
Homöopathie
- Ipecacuanha D12 (Übelkeit auch nach dem Erbrechen) - Sepia D12 (Morgenübelkeit, bei Essensanblick)
Rp
- Metoclopramid (MCP)
- Ondansetron: Zofran® (bei schwerem Erbrehen)
Sodbrennen Arzneimittel
- Alginat: Gaviscon Advance® nach dem Essen/vor dem Schlafengehen Beutel einnehmen
bildet Schutzschicht gegen den Rückfluss des Mageninhalts
in gesamter Schwangerschaft und Stillzeit anwendbar - Antacida: Rennie®
Talcid® und Riopan® Aluminiumhaltig nur kurzfristige Anwendung wenn keine Besserung, dann
- H2-Rezeptor Antagonist: Ranitidin (GA: Rücksprache mit dem Arzt) wenn nichts hilft dann:
- Protonenpumpenhemmer: Antra®
Tipps
- nicht Rauchen
- Säure-lockende Speisen meiden: stark Gewürztes, Kaffee
Verstopfung/Obstipation Ursache:
- verlängerte Verweilzeit des Nahrungsbreit Verfestigung des Stuhl - veränderte Nahrungsgewohnheiten
- verminderte Aktivität
Nichtmedikamentös
- ballaststoffreiche Ernährung: Vollkornprodukte, Gemüse, Trockenfrüchte) - viel trinken (2-3 l)
- regelmäßige Bewegung - Milchzucker
Arzneimittel
- Quellmittel: Leinsamen, indische Flohsamen (Mucofalk®) Hinweis: viel Trinken
bei Unwirksamkeit
- Lactulose: Lactulose® ratiopharm - Macrogol: Dulcolax® Blance
bei Therapieversagen:
Bisacodyl: Dulcolax® (GA: Rücksprache mit Arzt)
Stillzeit:
- Quellmittel, Lactulose, Macrogol, Bisacodyl
Durchfall Ursachen:
- Stress
- veränderte Essgewohnheiten - Infekt, Salmonellenvergiftung
- Verweis auf Arzt: Fieber>39°, blutiger Stuhl, großer Wasserverlust
AM:
- Elektrolytersatz: Oralpädon®, Elotrans® Verweis auf Arzt - Kohle- Compretten
Tipps
- keine schwerverdauliche od. fettige Nahrung - Bananenbrei, geriebener Apfel, viel trinken
Blähungen Ursachen:
- blähende Speisen (Kohl, Hülsenfrüchte, Zwiebel, Vollkornprodukte)
AM
- Dimeticon: SabSimplex®, Lefax®
Tipps:
- Fenchel-Kümmel Tee / Stilltee - Wärme
Hämorrhoiden
Symptome: Juckreiz, Brennen, Nässen, Schmerzen beim Stuhlgang Ursache: vermehrte Durchblutung des Beckens
AM:
- Hautschutzkomplex vor und nach dem Stuhlgang auftragen: Posterisan® protect - Hamamelis (Salben/Zäpfchen) für max. 2 Wochen: Hametum® (Arztrücksprache) - Tannolact® Badezusatz (keine Resoption)
- Kamillosan® Badezusatz
Stillzeit: s.o., evtl. auch Lidocainhaltige FAM (Posterisan akut®)
Tipp:
- weiches Toilettenpapier verwenden
- Stuhl durch Ballaststoffe und Lactulose erweichen - 2-3l/Tag trinken
Zahnfleischentzündung
Symptome: Rötung, Schwellung, Blutung des Zahnfleisches
- Kamillosan Konzentrat® zum aufpinseln (CAVE: Alkoholgehalt)
Tipps:
- gründliche Zahnreinigung (ggf. Zahnseide)
- Silicea D6 in ½ Glas warmen Wasser auflösen und spülen
Erkältung
Halsschmerzen, Heiserkeit - Emser Pastillen ohne Menthol - Isla Moos
- Kamillosan Konzentrat® zum Gurgeln
Schnupfen
- Kochsalznasenspray (Olynth® Salin)
abschwellende Nasensprays (Olynth® etc.) lt. GA nicht empfohlen, lt. embryotox gibt es aber keinen Hinweis auf eine schädigende Wirkung (in Schwangerschaft und Stillzeit)
Sinupret® nach Rücksprache mit dem Arzt
Homöopathie: Euphrobium® comp Nasenspray (auch Sinusitis)
Husten mit Schleimbildung
- auf äther. Öle verzichten (Inhalation und Einreibung) möglich ist: Kamillosan® od. Kamillenblüten zum Inhalieren
Ambroxol, ACC: nach Nutzen-Risiko-Abwägung möglich (Arzt)
Thymian: geringe Erfahrungen, als Tee akzeptabel
Tipps:
- viel trinken
- Husten- und Bronchialtee
- Monapax® Hustensaft (homöopathisch)
Reizhusten
Isla Moos® Pastillen
Dextrometorphan (Silomat DMP Pastillen): kurzfristige Einnahme möglich; Rücksprache mit Arzt
Tipps:
- Rachen feucht halten (Emser® Pastillen ohne Menthol, Salbeibonbons)
Schmerzen Kopfschmerzen
Paracetamol = Mittel der 1. Wahl (kurzfristig); wird aber z.Zt. sehr kontrovers diskutiert
Ibuprofen ist im 1. u. 2. Trimenon möglich
bei Bedarf kurzfristiger Einsatz von Opioidanalgetika (Codein, Tramadol) möglich Arzt alle Opioide können zu Entzugssyndrom bei Neugeborenen führen (bei höheren Dosen) in Stillzeit keine Anwendung von Codein
Hinweis zu Migräne: bei 50-80% der Migränepatienten verbessert sich die Migräne in der Schwangerschaft
- plötzlich auftretender Kopfschmerz kann Zeichen für einen Schwangerschaftshochdruck sein
Rückenschmerzen - Thermacare®
Muskel- und Wadenkrämpfe - Magnesium (300mg/Tag)
Allergie, Juckreiz Heuschnupfen
- verschlechtert sich häufig in Schwangerschaft
- Cromoglicinsäure (Allergo-COMOD®), Augentropfen und Nasenspray - Cetirizin und Loratadin sind möglich (Arzt)
Neurodermitis
- Optiderm® (Polidocanol + Harnstoff)
Asthma
- muss behandelt werden, um Sauerstoffversorgung des Fetus sicherzustellen - sonst: Frühgeburtsgefahr, Wachstumsverzögerung
- liegt in der Hand des Arztes
gut untersucht sind Salbutamol
Budesonid Formoterol
Urticaria
Fenisitl® im 2. + 3. Trimenon
nicht an der Brust anwenden in Stillzeit
Halicar® homöopathisch
Herpes
Aciclovir (topisch) max. 10 Tage, beim ersten Kribbeln anwenden (Rücksprache mit Arzt) Virudermin® Zinksulfat
Lomaherpan® Melissenblätter
Tipps: Immunstärkung (vitaminreiche Nahrung, Bewegung, Ruhezeiten…)
Pilzinfektionen, vaginal
Candida-Befall ist in der Schwangerschaft begünstigt
Biofanal®: Nystatin
Clotrimazol im 2. und 3. Trimenon nach Arztrücksprache möglich Achtung: Vaginaltabletten ohne Applikator einführen
Stillzeit: Biofoanl®
Canesten gyn® nach Arztrücksprache möglich
Tipp:
- keine zu starken Reinigungsmittel verwenden
Schwangerschaftsstreifen
- durch Überdehnung des Gewebes v.a. an Bauch, Brust und Oberschenkeln kommt es zu Einrissen in der Unterhaut, die als bläulich-rote Streifen sichtbar sind
Frei Massageöl® 1-2x täglich massieren
Schlafstörungen Nervosität, Unruhe
- Antihistaminika (ca. 1 Std. vor dem Einschlafen und 8 Std. vor dem Aufstehen, sonst Hang- Over); Hoggar® Night Doxylamin
aber: Nutzen-Risiko-Abwägung od. Arztrücksprache
Tipps:
regelmäßige Schlafzeiten Coffein abends meiden
keine üppigen Mahlzeiten am Abend warmes Bad mit Lavendelöl
homöopathisch: Neurexan®, Avena sativa comp.(R) nach Arztrücksprache möglich
Eisenmangel
- muss diagnostiziert sein
Ferrosanol® mit Orangensaft einnehmen (mind. 4-8 Wochen, um Speicher aufzufüllen) Eisenreiche Ernährung: Fleisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Spinat
Schwindel, niedriger Blutdruck
- Gebärmutter kann auf die untere Hohlvene drücken (v.a. in Rückenlage) Blutrückfluss zum Herzen ist gestaut Schwindel, Blutdruckabfall
Tipp: Seitenlage, möglichst auf linker Seite mit Kissen unter dem Bauch als Stütze
- alle chemischen Antihypotonika sind schlecht untersucht oder fetotoxisch
Krampfadern
- nach ärztlicher Abklärung: Kompressionsstrümpfe
Tipp:
- Sport (Schwimmen, Radfahren) - Wechselduschen
- langes Stehen od. Sitzen vermeiden - Beine hoch lagern
- Beinmuskelpumpe betätigen
Blasenentzündung
- durch Hormonumstellung sind die Harnleiter erweitert Bakterien gelangen leichter zur Blase
- wachsende Gebärmutter drückt auf Blase häufiger Harndrang Symptome: häufiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen Tipp zur Prophylaxe: viel trinken
- Blasen- und Nierentee bei akuten Beschwerden (von Heumann® soll aufgrund fehlender Erfahrungen nicht angewandt werden)
Antibiotika
-Penicilline und Cephalosporine sind möglich (1. Wahl) altbekannte Substanzen bevorzugen
Reserve: Makrolide (Erythromycin) mögich
Raucherentwöhnungsmittel
- Nutzen einer überwachten Nicotin-Ersatztherapie in der Schwangerschaft scheint gegenüber den Risiken einer Fortsetzung des Rauchens zu überwiegen (v.a. bei starken Raucherinnen)
Diabetes
- Therapie nur mit Insulin möglich (orale Antidiabetica sind nicht zugelassen)