Sabäisches und Äthiopisches.
Von Franz Praetorius.
1 {JJ^i^t-, (R{JMf^^, Gerede,
Geschwätz, Faselei möchte ich vermutungsweise aus ursprüng¬
lichem hei'mat u. s. f. erklären. Ich glaube das ursprüngliche
JDV zu erkennen in der sabäischen Inschrift Osiander 17, 10 =
CIHimj. I, S. 139. Soviel sich erkennen lässt, handelt es sich an
dieser Stelle um Bewahrung vor Verunglimpfung nnd Kränkung
durch Worteda passt dann für J| ) 'i' vortrefflich eine Bedeutung,
wie sie durch u. s. w. an die Hand gegeben wird.
Aus dem Arabischen oder anderswoher wüsste ich sabäisch iDV
nicht glaubhaft zu erläutern; es scheint lediglich ein ganz süd-
t ■ 3
semitischer Ausdmck zu sein, von \^ weitergebildet, = g!^.
Ob 't'U,^^^ schlaftrunken sein, U^'ö^"^ Schlaf¬
trunkenheit, Schlaf mit den erörterten Nominibus zusammen -
hänst,O I lasse ich unentschieden.
2. fhH"!! Volk, Geschlecht, Menge ist als specielle
Bezeichnung des äthiopischen Volkes oder der äthiopischen Truppen
in die südarabischen Inschriften gedrungen: Glaser 424, 14 ainN
mäan; vgl. Glaser, Die Abessinier in Arabien und Afrika S. 117 ff. ;
H. Winckler in MVAG. II , S. 356. Das Auftreten dieses Wortes
in den südarabischen Inschriften vermittelt uns die Erkenntnis, dass
o o «
das schon im Koran nicht seltene vj^, pl. Schar, Ab¬
teilung, Partei im Arabischen Lehnwort ist; davon dann u->i5>
1) Die Inschrift enthält mehrere ab Fehler verdächtige Wörter. Ist vielleicht auch das auf H)']' folgende ^Q|l|, das man immer mit UJÄ^j
JJJ^/^ zusammengestellt hat, Versehen fiir = ^.^Um Spott?
272 Praetorius, Sabäisches und Äthiopisches.
i^jLs», V'j^ denominiert. Dazu dann auch u. a. ; vgl.
Goldziher SWAW. Bd. LXVII S. 227.
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass fll'H'fl aus
hervorgegangen ist, gleichviel ob letzteres in einer Bedeutung wie
Adel zu fassen ist (Goldziher , Muh. Stud. 1 , 41), oder wie A n -
gehörige, Familie (oft z. B. UjL**^»-! &.LsLs?). Es werden
suffixbekleidete Formen vermitteln: hasabeka wurde zu hasbeka,
hazbeka, hezbeka.
3. Z,iii brennen, besondei'S glühen scheint identisch zu sein
mit dem von Landberg, Arabica V, 217 angeführten allumer ;
s. auch Les dialectes de l'Arabie merid. I 589 f. Ob letzteres echt
arabisch ist, wie Landberg an ersterer Stelle meint, bleibe dahin¬
gestellt. Da i^fl? mehr glühen bedeutet als brennen (es wird
bei Dillmann Sp. 279 erklärt durch amh. PA, d. i. essere rovente,
essere rosso per riscaldamento (metallo) ; rilucei-e), so liegt die von
Landberg früber, Arabica III, 91, vorgeschlagene Ableitung aus dem
pers. ^^ij gar nicht so fern. — Ist eigentlich also { anzusetzen ? ?
4. Die Präposition "ifl ist von Dillmann aus -|- er¬
klärt worden, s. seine Grammatik § 165, 4); meine Amhar. Sprache
§ 218a. Hommel setzt es, Physiologus XLV, einem arab.
,Lauf, Richtung' gleich, während Nöldeke auf Lp» nah sein hin¬
weist (ich weiss nicht, ob gedruckt, oder ob nur private Mitteilung).
Ich glaube in dem sabäischen ^ fl ** fl die ältere Gestalt von
[Yi[\ gefunden zu haben, so dass also das einfache "Jfl = ^ [1 *
sein würde.
Es heisst in der Vertragsinschrift (s. zuletzt D. H. Müller.
Südarab. Alterth. im kunsthist. Hofmuseum S. Ilf.) Zl. 10 .und
zum Danke, dass Gesandte und Gescbenke geschickt hat O V ^ II ° Fl
Gdrt, König von HabaSat'. Das fragliche Wort ist von den ver¬
schiedenen Erklärern verschieden erklärt worden: , zu seinem Inter¬
esse , für sich", „an seine Person" u. a. Indem ich ©V^n**n
= O'^fllJ' setze, übersetze ich einfach „zu ihm", wie auch schon
Winckler, Altoi'ient. Forsch. I, 187 und Halevy, Rev. semit. IV, 73
(„vers lui") übersetzt haben. •— Ebenso klar steht ^ [1 H Zl. 17
und 20 dieser Inschrift nach Verbis des Sendens.
)n**n wird aber auch im feindlichen Sinne „contra" ge¬
braucht, welche Bedeutung CViC\ allerdings aufgegeben hat. Auf
Zl. 13 derselben Insebrift steht nämlich in klarem Zusammenhancr O
„gegen jeden der sich erheben wird OUV)!!**!!"; also „gegen
sie". Und ganz ähnlich Zl. 19: 0}lVl^>]ll^l>non «gegen
ihre Herren".
Ob OoV>n<'i Osiand. 26,7 vielleicht als A'ifLlh auf¬
zufassen ist, muss unentschieden bleiben.
Der Stammvokal von fl lässt vermuten , dass auch die
sabäische Präposition als nicht als ^a*j aufzufassen ist. Der
Einfluss des schwindenden r hat ^ in verändert ; aus letzterem
ist dann, wie oft im Äthiopischen, geworden.
5. Ö^'J7A ist im Äthiopischen häufig gebrauchte Präposition
mit der ausgesprochenen Hauptbedeutung nach einer Richtung
hin. Nominale Bildung und Herkunft des Wortes liegen klar zu
tage; und bekanntlich wird <73'?7A häufig auch noch mit vor¬
gesetzten älteren Präpositionen verbunden: fl<7^'?7A5 A<^'i
7 A u. a. m. Ich erkläre das Wort aus dem südarabischen bp3l2
Weg, also <^^7Aj Q^^l7A ursprünglich auf dem Wege
nach . ..
bp:n oder X'l^'lJl ist inschriftlich belegt durch Hisn Guräb
Zl. 7, wo es in seiner Bedeutung längst richtig erkannt worden ist
(vgl. ZDMG. 39, 234). Ausserdem findet es sich mit assimiliertem
n inschriftlich auf Zl. 29 der grösseren Dammbruchinschrift:
Nnia ibp'):, das icb ZDMG. 53, 17 übersetzt habe „und Sie durch¬
zogen die beiden Bergpässe von Saba", das ich jetzt aber lieber
verstehen möchte als (DCDZ.^ <^('?)7 A .' AQX „und Sie
zogen herab in der Richtung nach Saba". Durch Landbergs Arabica Y
S. 108 erfahren wir ferner, dass J>iÄl! „mangal" noch heute in
Südarabien üblich ist als sentier dans la montagne. Aber ich
möchte glauben, dass der Begriff" gerade des Bergweges bei dem
Worte nicht allzustark hervortrat, so dass es für Weg im all¬
gemeinen gebraucht werden konnte.
6. C^'il^ W e g , R e i s e ist mit <^'?7 A identisch. Aber
während sich das ursprüngliche l des Wortes in der Isolierung als
Präposition erhalten hat, ist es in dem Substantiv in d verändert
worden. C^'il^ — südarab. bp:73, J^ila. Und von C^'il^
1) Vgl. ZDMG. 40, 727 ; Winckler, Altorient. Forsch. I, 287, 346.
2 ?
274 Praetorius, Sabäisches und Äthiopisches.
ist dann das schon in den axumitischen Inschriften vorkommende
Verbum 5*7 r"? reisen denominiert. Vielleicht ist der Über¬
gang des l in d zuerst in gewissen Verbalformen entstanden, als
Dissimilation vora n; z.B. ^'ilK, aus JBl^Z/V, JB57^T
aus JBJ"?AT.
Ich denke, die Etymologien, welche an hebr. n;: und aram.
i;: anknüpfen, werden nunmehr erledigt sein.
7 Fessel, Gefängnis ist sicher das Wort, vou
dem die mehrläufige Wurzel <^^^fh ausgegangen; und '^'^»fh
selbst sieht aus wie ein durch vorgesetztes m gebildetes Nomen
einer dreilautigen Wurzel. Aber vergeblich blickt man nach der
Wurzel toqh, zu der <^^^flli gehören könnte (trotz Dillmann,
Graram.2 s_ i2.5 oben).
^T^^fh dürfte aus C^A^itV entstanden sein, indem al in
vielverbreiteter, vielbekannter Weise zu 0 geworden; ich verweise
nur auf amh; I^fl'^ drei, ZDMG. 33 S. 619f., BASSpr. I S. 37.
Freilich haben sowohl A^^lfl wie ^ji} Bedeutungen entwickelt,
die von der in *-P^fh vorausgesetzten weit abseits stehen. Gleich¬
wohl wird anzunehmen sein, dass diese Wurzel einst auch im
semitischen Süden eine Bedeutung gehabt hat, gleich oder ähnlieh
der im hebr. npb vorliegenden, nämlich nehmen, fassen, spec,
festnehmen, fangen. Ich verweise auf die südarabische In¬
schrift Glaser 138,4, mitgeteilt von Glaser, Die Abessinier u.s.w.
S. 103; vgl. Mordtmann, Himj. Inschriften und Alterthümer S. 18;
Halevy in Kevue semit. IV, 78 f, Winckler in MVAGes. II, 338 f.
Es erscheint daselbst in der gewöhnlichen Fluchformel der m. W.
sonst nicht vorkommende Infinitiv ]npbn, den wohl nur Halevy
sinnentsprechend und bewusst durch qu'il . . saisisse übersetzt ; noch richtiger dürfte vielleicht sein „zu fesseln". Danach düi-fen wir
ein ursprüngliches <^£i^t\\ Fessel, Gefängnis voraussetzen.
In dem Maasse wie die Bedeutung fassen, fangen des Verbums
A^lil schwand, wie also das Nomen *Ö^A^fll isoliert wurde,
in demselben Maasse ward es der durch kein etymologisches Be¬
wusstsein mehr beeinflussten Sprache möglich, bei ^^A^'fh
jenen Lautwandel eintreten zu lassen. — Vgl. assyr. lagäu Fessel?
8. ^\}C^<J^ zerstören ist erst durch Guidi's Gadla
.XragäwT S. 23 b Zl. 11 bekannt und seitdem ra. W. in einem zu¬
sammenhängenden Texte auch nicht wiedergefunden worden. In
2 3
den Handschriften erscheint das Wort an der Stelle mit h, h. h
geschrieben. Guidi hat ^^iti'P^^ in den Text gesetzt; ich
halte aus etymologischen Gründen h für das ursprüngliche.
Die Bedeutung des Wortes ist, abgesehen von dem Zusammen¬
hang der angegebenen Stelle, gesichert durch die von Guidi a. a. O.
S. 41 Anm. 3 und Nöldeke GGA. 1896 S. 171 gebrachten äthiopisch-
amharischen Glossare^ also speciell ein Gebäude demolieren.
Ich stelle daher das'Wort ohne Bedenken mit (•'-^ zusammen, also
mittelst Umstellung hervorgegangen aus *\}^C^C^. Die gleiche
Umstellung in heutigen südarabischen Dialekten: Landberg führt
, o ^ y - ^ '.j ^ i
Arabica V S. 38 an xLoA^jx Kj!^ und 'iX^XA eine zerstörte
Ruine. Nur dass die Wurzel hdm im Arabischen durch angehängtes
Z erweitert, im Äthiopischen dagegen hinten redupliciert ist.
9. fest, stark, sicher sein, schon in der axumi¬
tiscben Inschrift Rüppell II, 46 — Bent IV, 46, erweist sich durch
o .. c .
seine Bedeutung im Äthiopischen als denominiert von 5üLUk Pestung
(WZKM. I, S. 28; Sab. Denkm. S. 56 f; Landberg, Arabica V, S. 31,
51 u a. ; Jahn, Mehri-Sprache S. 227), welches Wort öfters auch
in den südarab. Inschriften belegt ist: ZDMG. 37, 398; Glaser, Die
Abessinier S. 103; CIHiuij. I, S. 2. Den Beginn der Denominierung
zeigt OOoIjÄXi'i Inschrift von Hisn Guräb Zl. 8 „sie befestigten
sich (in der Burg)" und das gleichbedeutende iy:i£n Derenbourg.
Etudes sur l'epigr. du Yemen Nr. 14 Zl. 6; Dammbruchinschrift II
Zl. 77.
üjOa^^ bedeutet eigentlich nur allgemein ein Kunstwerk, eine
Kunstbaute, von Wurzel T^*^, ''^. In Arabien, speciell in Südarabien
wird das Wort dann besonders auf Festungen angewendet, in Syrien
auf Cisternen (Sprenger, A. Geogr. Arab. S. 269; Wetzstein, Reise¬
bericht S. 130; ZDM(;. 11, 512; Müller, Hamdäni II, S. 140).
Die Identität der äthiopischen Wurzel mit jtMS>^
(s. z. B. Barth, Wurzeluntersuchungen, S. 41; WZKM.-Bd. 14, S. 371)
besteht also nur indirekt.
276
Über das Bhavisyapuräna.
Ein literai-ischer Betrug.
Von Theodor Aufrecht.
In der Bombayer Ausgabe des Bbavisyapuräna von 1897
heisst es am Schluss: ,iti Bhavisyamahäpuränam Khänadeälyarä-
veragrämaniväsi — Paraäurämatanayena Govindaäästrinä samyag
anekapustakasähäyyena samsodhya pariskrtam". In der Vorrede
werden von dem Drucker Khemaräja Srikrsnadäsa sechs voll¬
ständige und zwei fragmentarische Handschriften erwäbnt, die zur
Konstituierung des Textes verwendet wurden. Nach dem Obigen
ist Govinda Sästrin für alle Angaben verantwortlich.
Das Bhavisyapuräna wird zuerst im Apastambadharmasütra 2,
24, 6 erwähnt: punah svarge bljärtbä bbavantiti Bhavisyapuräne.
Von dem Bhavisyapuräna gibt es zwei Rezensionen : 1) die
gewöhnliche, welche in den europäischen und indischen Bibliotheken
häufig vertreten ist; 2) eine Rezension, welche wir als Nepalisch
bezeichnen können. Sie ist durch den Druck von Bombay und
Haraprasäd Sastrin's Notices Second Series 2, 151: Brähmaparvan
und Madhyatantra, sowie Lälmitra's Notices Nummer 1742 (Madhya-
tantra bis etwa zum Ende des tritlyabbäga) vertreten.
Die Bombayer Ausgabe enthält vier Teile : 1) Brähmaparvan
215 Adhyäyäh in 209 Blättern. 2) Madhyamaparvan in drei Ab¬
teilungen in 65 Blättern. 3) Pratisargaparvan in vier Khanda von
je 7, 35, 32, 26 Adhyäyäh. 4) Uttaraparvan (i. e. Brahmottara-
puräna) 208 Adhyäyäh in 203 Blättern.
Die erste Pälschung findet sich im Pratisargaparvan Khanda 1
Adhyäya 4:
tasmäd Ädamanämäsau (schon früher in Vers 18) patni Ha-
vyavatl (Eva) smrtä | Pradänanagarasyaiva (i. e. Paradies) pürva-
bhäge mahävanam || 30 p ^) lÄvarena krtam ramyarn catuhkroää-
yatam smrtam | päpavrksatale gatvä patnidarsanatatparah jj 31 j
Kalis taträgatas türnam sarparüpanri hi tat krtam | vaiicitä tena
dhnrtena Visnväjnäbhangatäni gatä |1 32 || khäditvä tatphalam
1) Und Gott der Herr pflanzte einen Garten gegen Morgen.