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Auszüge aus Briefen an Prof. Fleiseher, 549

begängnissen bocbgeslelller Persünlichkeileo oder an Festtagen aufgerollt uod dem Publicum gezeigt wurden. In den östlicben Türkenstaaten der älte¬

ren Zeil , bei den Tataren und Cbinesen , gab es überdiess nocb eine Art sehr grosser Fahnen , die man über dem Haupte des Monarchen wehen liess.

Sie biessen Issabc (fcjl.»ac) und Schaffe (fciLi) und waren ausschliesslich für die Person des Staatsoberhauptes bestimmt. Im osmanischen Reiche wur¬

den sie durcb Fahnen ersetzt, die an Grösse zwischen jenen beiden die Mille hielten. Wefire und Slatthalter hallen das Hecht sich derselben zu bedienen.

In den genannten östlichen Reichen herrschte ausserdem von Alters her der Gebrauch , an einer sehr hohen Stange ein Abzeichen zu befestigen , ver¬

fertigt aus gerärblem Schweifhaare der Pferde, das mit aufgelösten Locken Aehnlichkeit balle und dem Heere vorausgelragen wurde. Man nannte es

Dschalisch (o*^"^)- Armeen Tschingif Chans und Hulagu's

war diese Sitle eingerührt. Ebenso, Pompes halber, an den Höfen der kur¬

dischen Ejubiden, der ägyptischen Abbasiden und der seldschukischen Sultane.

Damals erhielten diese Abzeichen noch eine Zugabe von Schmuck , indem man die Spitzen der Stangen, woran sie flatterten, mit vergoldeten Aufsätzen

zierte und das Pferdehaar garbenweise in Zöpfchen »J^y«) zusammen¬

drehte. Der in der Türkei gebräuchliche Rossschweif (Tugh war von

dieser letzleren Arl. Der Emirulumera durfte- einen, der Beilerbcy zwei, der Wefir drei rühren. Dem Svltan aber gebührten neun Rossschweife.

So weit die Aufklärungen Wassif's , die am schicklichsten mit der, in demselben Aufsalze enlhallenen und zugleich als Moral des Gesagleo dienen¬

den Bemerkung beschlossen werden dürften : dass nämlich alle irdische Glorie diesen Insignien ähnelt, welche, Symbole des Ruhmes und der Grösse unler einer Herrschaft, mit dem Auftauchen einer späteren als werlhlose Ueber¬

bleibsel verblichenen Glanzes unwürdiger Vergessenheit preisgegeben werden.

Auszüge aus Briefen ao Prof. Fleischer.

Von Dr. Matthes.

(S. Zischr. Bd. X, S. 283 — 285.)

Makassar d. 30. Jafinar 1857.

— Es wird Sie gewiss interessiren , zu erfahren , dass die holländische Bibelgesellschan seit einiger Zeit ernstlich darauf bedacht isl, meine makas¬

sarische Grammalik, so wie auch das Wörlerbuch und die Chresto-

Ihie zum Druck zu bringen. Ich erwarte sogar mit jedem Packetboote einen Abdruck der makassarischen Grammatik.

Herr Prof. Millies wird Ihnen ein Exemplar seines Specimen des carac- tires de la langue de Macassar et de la langue Bouguie, gravis et fondus par Ti. Tetterode, sous la direction de Mr. B. C. Millies zugeschickt

1) Ueber »Uas, tJJaA und s. Quatremere, Hisl. d. Sull.

Maml. 1, 1, 225 If. FL

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550 Auszüge aus Briefen an Prof. Fleischer.

haben. Obgleich einige dieser Typen, besonders diejenigen, worin man zu weit von meinen Vorzeicbnungen abgewichen ist, noch besser seyn könnten, so darr ich doch unbedenklich behaupten, dass. Dank sey es den Herren Tetterode und Millies, die hier gelicFerten makassarischen und buginesisehen Lettern die früheren an Eleganz und, was die Hauptsache ist, an Natürlich¬

keit und Deutlichkeit weit überlrelTen. Eine Haupthemerkung der Eingebor¬

nen, dass nämlich die Haarstriche der Buchstahen ein wenig allzu fein sind und daher das Lesen einigermassen erschweren , fällt glücklicher VVeise ganz nnd gar hinweg, wenn man sich nur des gewöhnlichen Druckpapiers bedient.

Diess werden Sie vielleicht schon in dem Abdruck eines, wenn auch nur sehr kleinen Theiles der makassarischen L'ebersetzung des Korans wahrge¬

nommen haben. In einem meiner frühern Briefe [Ztsebr. Bd. VI, S. 403]

erzählte ich Ihnen, dass ich im Hause des Oberpriesters oder Kali (^^^ÄiLäJlj

zu Güra eine makassarische L'ebersetzung des Korans gefunden

batte. Dieses aus fünf grossen Theilen bestehende Werk wurde mir nachher

von meinem mohammedanischen Collegen für geraume Zeit zum Copiren

überlassen. Eine kleine Probe davon schickte ich nach Holland mit Hinzu¬

fügung einiger Bemerkungen , besonders aber einer wörtlichen holländischen L'ebersetzung, damit man daraus einigermassen die Art, wie der Koran aus dem Arabischen in das Makassarische übertragen ist, beurtheilen könne.

Dieses Stückchen nun hat Herr Prof. Millies in den Bijdragen tot de taal-, land- en volkenhtnde van Kederlandsch Indie, Neue Folge, Theil 1, S. 89, dem Publicum mitgetheilt.

Ich habe im vorigen Jahre, sechs sehr unangenehme, jedoch Für meine bugiocsischen Studien höchst nützliche Mooate in der .Mitte der noch sebr rohen und ungebildeten buginesisehen Völker verlebt. Die Reiche, worin icli mich am längsten aufhielt, waren Sidenreng und VVädjo, hesonders aher Pam una. Gern hätte ich aucji Böne, den Hauptsitz der ächten buginesi¬

sehen Sprache, besuchl, wurde aber durch besondere Umstände daran ver¬

hindert. Ich hoCfe indess noch dieses Jahr dazu Gelegenheit zu linden.

Nicht gering waren die Schwierigkeiten , mit denen ich fortwäbrend zu kämpfen hatle, besonders um buginesische Handscbriflen oder Unterricht io der buginesisehen Sprache zu erhallen. Man hal im gebildeten Europa kaum eine Vorstellung davon, wie wenig die Buginesen sich um ihre eigne Sprache und Literatur bekümmern. Hahnengefechle und Glücksspiele, Opiuinrauchen nnd Liebesbändel, Diebstahl und Mord, diess sind die Elemente, aus denen das Lehen eines Buginesen besteht. DaHir allein hat er Augen und Ohren dazu allein Lust und Neigung. Daher suchl man denn aucb überall ver¬

gebens eine Sammlung der schönsten literarischen Erzeognisse des Volkes.

L'nd diejenigen, welche sich Goeroe [spr. Güru] oder Meisler nennen, können nur ihre arabischen Gebete und Formulare mechanisch und ohne elwas davon zu versteben — auf eine ganz eigenthümliche Weise hersagen oder absingen, und achten es nicbt der Mühe werth, sich mit ihrer eignen Sprache und Literatur zu hcscbüfligen. Kein Wunder also, dass diese bocb- gelehrlen Goeroe's die alle buginesische Sprache und die darin geschriebe¬

nen epischen Gedichte wenig, ja meistentheils gar nichl verstehen. Die Personen, welche mir in dieser Hinsicht noch am meisten Hülfe leisteten.

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Auszüge aus Briefen an Prof. Fleischer. 551 waren Fürstinnen und alle Frauen, welclie lange am Hofe eines Fürsteu gelebt halten , weil man dorl bei grossen Feslen einige Stücke aus diesen Gedichten vorlesen lässt.

Die epischen Gedichte der Buginesen sind von zwei^'lei Art: die La- Galigo's und die Menrüräna's.

1) Die L a - G a 1 i g 0 - Gedichte , deren auch Dr. Leyden in seiner Ab¬

handlung über ihe languages and lilerniure of ihe Indo-Chinese nniions (Asiatic Researches Vol. X. London 1811. S. 192 11.) Erwähnung thut, haben ibren Namen von La-Galigo, dem Sohne des Saweri Güding, welcher, ebenso wie sein Vater, eine Hauptrolle in der mythischen Geschichle dieses Epos spielt. Ausserdem findel man die Schöpfung der VVelt und den himmlischen l'rsprung der jetzigen buginesisehen Fürsten in den La-Galigo's besungen.

Die Millheilung des Dr. Leyden , worin er 5,3 verschiedene buginesische Handscbriflen aufzählt, beruht auf einer ganz irrigen Auffassung. Die er¬

wähnten, nicht wenig entstellten Titel sind bloss die Namen der berühmte¬

sten in diesen Gedichten vorkommenden Personen. Obgleich die Sprache , in der sie geschriehen sind , gegenwärlig nichl mehr gebraucht wird , isl mir ihre Entzifferung docb mil Hülfe meiner weiblicben Pasoerä's oder Schrift¬

gelehrten insoweit gelungen, dass ich die meisten ohne grosse Mühe zu lesen im Slande bin. Schade nur , dass ich nirgend ein vollständiges Exemplar dieser schönen und in mancher Hinsicht höchst wichtigen Literaturerzeug- nisse hahe ausfindig machen können. Ich hoffe aher noch iminer, dass es mir gelingen wird , die verschiedenen Bruchstücke zusammenzubringen und daraus ein Ganzes berzuslellen , welches ich dann späler mil einer hollän¬

dischen Uebersetzung dem europäischen und auch dem buginesisehen Pu¬

blicum vorzulegen gedenke, damit die alle Sprache und Literatur der Bugi¬

nesen nicht einmal sogar unler ihrem eignen Volke fiir immer verloren gehe.

2) Die M e n r ii rä n a - Gedichle heissen so, weil darin hloss die rubm- vollen Tbalen der fiirstlichen Helden (Menrifräna isl im All-Bugiuesi- scben Titel eines Fürsten) besungen werden; wohl zu nnlerscheiden von den M a ng k a wä n i - Gedichlen , wo die Fürslinnen in den Vordergrund treten (Mangkawäni isl im All-Buginesischen Titel einer Fürstin). — Die älte¬

ste und berühmteste MenrQräna isl die des P ä 1 1a - M ä 1ä m p e e - gä - mana, d. b. die des langhaarigen Fürsten, wie die Buginesen gewöhnlich den König von Böne nennen, über welchen der bekannle Valentijn in seinein Oud en yieuw Oost-Indie, Theil III, Mahassanrsche zalcen, S. 152 ff. unler

dem Namen Arö-Paläkka sehr ausfiihrlich spricht. VVie man aus Va¬

lenlijn ersehen kann, hal Aru-Paläkka durch die Hülfe, welche er dem wackern Speclmnn leistete, nichl wenig dazu beigelragen, den stolzen ma¬

kassarischen König zu demüthigen und durch den im Jahre 1667 zwischen

BQngäya und Barrombong geschlossenen Friedensverlrag die holländi¬

sche Herrschaft anf Celebes fiir iminer zu begründen. Obgleicb die Sprache dieser Menruräna nichl so all isl als die der La-Galigu-Gedicble , so stössl man doch anch hier auf grosse, ja vielleichl noch grössere Schwierigkeiten.

In Böne selbsl soll dieses grosse Gedichl , von dem Ich zu La gus i in Pamäna eine Abschrift bekommen habe, besser als irgend anderswo verstanden werden. Ich bedaure es daher doppelt, dass die l'mslände mich bis jetzt

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552 Autzüge aus Briefen an I^of. Fleischer.

darOD gehindert baben, aucb in diesem Reiche einige Mooate zu verweilen. — Was das Lesen det Menrifrina des Pätta-Mallimpee-gäaiäna besonders er¬

schwert, ist die häufig darin vorkommende nnd nur von WjsBigen verstandene ba sa-1 0 - Bikkü, oder die von to-Bäkkä herrührende Sprache. Unter to-Bäkkä oder dem Manne von Bäkkä versteht man einen gewissen Dätoe oder Prinzen von Bäkkä im S6ppen|'schen Reiche, der sich in alter Zeit dnrch seinen ausgezeichneten Verstand und besonders durch seinen Unge¬

heuern ScbarFsinB allgemeinen Ruhm erwarb. Von diesem Fürsten rührt denn aucb eine gewisse Bildersprache oder vielleicht besser eine gewisse Wort¬

spielerei her, die bisweilen so weit getrieben wird, dass es fast nnmöglich ist, sie zu entziffern. Solche bäsa - to - Bäkkä findet sicb auch nicht selten in den buginesisehen e long's (identisch mit dem makassarischen kelong und zu vergleichen mit dem malaiischen pän ton), von deneo ich gleich¬

falls während meines Aufenthaltes in dem Innern des Landes eine ziemlich grosse Anzahl gesammelt habe. Um Ibnen eineu schwachen Begriff von dieser bäsa-lo-Bäkkä zu geben , lasse icb bier einen kleinen buginesisehen elong mit seiner wörtlichen Uebersetzung und Erklärung folgen.

Njilikä bfiwädja bälii, patompang ädj e-t ed o n f. Koesäla

ri-Mädje, d. b. „Ich sehe ein Krokodill des Gebirges, ein von der Büffel Füssen Getretenes ; nnd beinahe wäre ich zum Todtenreiche hinüber gegangen."

Beim „Krokodill des Gebirges" denkt man an den Tiger, den die Buginesen gewöhnlich mit einem aus dem Javanischen entlebnten Worte mätjang nennen. Dieses mäljang aber bildet ein Wortspiel mit täoe- mätja, das im Allgemeinen einen tüchtigen, ausgezeichneten Menscben und aucb ein wunderschönes Mädchen bedeutet. Unter den Worten: „ein von der Büffel FüssenA Getretenes" ist der Sand zu versteben. Dieser heisst im Buginesisehen kässi, und diess giebt wieder ein Wortspiel mit täoe-

mäkasslog, gleichfalls ein schönes Mädchen. Der Sinn des Ganzen

kommt also einfach darauf hinaus: „Ich sebe ein wunderschönes Mädchen, und icb sterbe fast vor Leidenschaft." — So bedient man sich auch z. B, der Worte mänre-münoe, d. b. Hühnerfutter essen, um anzudeuten, dass man irgendwo übernachtet bat. Ein gewöhnliches Hühnerfulter ist nämlich der bänni oder fein gestossene Reis; bänni aber bedeutet auch Nacht, und an diesen Doppelsinn wird man durch jenes mänre-mänoe erinnert.

In der bäsa-to-Bäkkä spricht man bisweilen auch bloss durch Geberden.

So legt z. B. jemand den Arm auf die Brust; Brust aber bei.sst auf bugine- sisch äro; und so denkt man dabei, mit einer kleinen Veränderung des Wortes, an äga-ro? d. h. was ist das?

Schon nach diesen wenigen Beispielen können Sie sicb vorstellen , wie viel Mübe die Entzifferung der buginesisehen ^long's kostet. Glücklicher Weise giebt es viele elong's , die nicht allein leichter zu verstehen , sondern auch weit schöner und geistvoller sind. Im Allgemeinen aber möchte ich die makassarischen kelong's den buginesisehen elong's vorziehen.

Ausser den Heldengedichten und elong's habe ich auf meiner Reise noch andere sehr wichtige Literatur-Ueberreste aufgefunden , unter anderen die alten , iu sebr schöner Bildersprache geschriebenen Staatsverträge des Pa-

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Auszüge aus Briefen an Prof. Fleiteher. 553 maoa'schen Reicbes, desgleicben eine Handschrift über die Sitten und Ge¬

bräucbe im Böne'scben Reiche. Verscbiedene andere , und vielleicht die wiebtigsten Stücke , siod noch nicht ganz abgesehriebeo nnd werden mir später zugeschickt werden. Diess hat man mir wenigstens versprocheo. Ich rürchte aber, dass ich sie nicbt bekomme, wenn ich nicbt selbst hineehc um sie zu holen.

Von Prof. Chwolsohn.

St. Petersburg d. 11. Juli 1856-

— Durch Prof. JuynboH's ausserordentliche Güte und Gerälligkeit habe ich unlängst die Leydener Handschriften von der Agricultura Naba- thaeorum, '£.j3uii\ iCs»^ftJt vLäJ', Codd. 303 a—d, erhalten. Ich ver¬

sprach mir viel von diesem Bucbe, aber wie weit bat es meine Erwartungen übertroffen I QvMtremere''s Vermuthung, dass die Urschrift der A.N. etwa im 5.

oder 6. Jahrh. vor Chr. abgefasst wurde, ist nichts weniger als übertrieben;

ja sie ist oach einem daseihst vorkommenden Datum aller Wahrscheinlichkeit nach nocb viel älter. Ungefähr ein Drittel besteht aus längern und kürzeru Bruchstücken alter, sehr alter Schriftsteller. Ich übertreibe durchaus nicht, wenn ich behaupte, dass in diesem Buche eine ganze noch unbekannte Welt verborgen liegt, durch deren Hervortretet unsere Auffassung des vor¬

derasiatischen AUerthums in allen ihren Beziehungen , sowie anch zum Theil die des Westens, eine Umwälzung erleiden muss, und dass die Wissenschaft wenigstens eben so grossen Nutzen daraus ziehen wird , wie aus den Ent¬

deckungen Botta's und Layard's. Altbabyloniscbe Könige mit chronologischen Daten und geschichtlichem Zubehör, babylonische, assyrische, syrische und kaaaanäische Schriftsteller und Schriften aus den verschiedensten Zeiten, reli¬

giöse und philosophische Schulen der Chaldäer, überhaupt die religiöse und wissenschaftliche Entwicklung derselben von Urbeginn an , Notizen über Ge¬

schichte, Religionen, Cultur, Sitte und Lebensweise vieler mit den Chaldäern in näherer oder fernerer Verbindung stehenden Völker, — alles diess tritt uns hier in gedrängter Fülle entgegen. Namentlich rür vorderasiatische Re¬

ligionen, Tür Geschichte der Astronomie und Botanik ist das Buch ein wahres Californien. Der Verfasser ist ein philosophisch gebildeter, aufge¬

klärter nnd freisinniger Heide von grosser Gelehrsamkeit und ausgebreiteten vielseitigen Kenntnissen. Die ganze Tragweite des Werks übersehe auch ich noch nicht; jedenfalls aber glauben Sie mir, dass ich seinen Werth eher unter- als überschätze. Gott schenke mir Leben und Gesundheit ; es ist eine Riesenarbeit, die ich mit der Bearbeitung dieses Bucbes übernehme, und noch weiss ich nicht , wie ich sie bewältigen soll. Die beiden Hauptcodices, zwei kleine Foliohände, 303 a u, b , von einer Hand in hübschem, sehr deutlichem Neschi im J. 872 (1467) geschrieben , enthalten 554 und 635 Seiten, die Seite durchschnittlich zu 23 Zeilen. Der erste Band umfasst

den 1. und 2. Theil , wie es scheint ohne Lücken bis auf den feh¬

lenden Schluss des 2. und Anfang des 3. Tbeiles , wo sich eijie Lücke von

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554 Auszüge aus Briefen an Prof. Fleischer.

80 Seiten findet, die erst in Leyden abhanden gelcominen sind und daher uoch aufgefunden werden Icönnten ; der zweite Band enthält die letzte Hälfte des ,3., den 4. und 5. (letzten) Theil. Cod. 303 d ist überschrieben liLili cjii.

und entspricht dem Cod. 303 a, S. 313 — 478; Cod. 303c isl überschrieben

>i*jLiJ' und enlspricht dem Cod. .303b, S. t —311, enthält aucb noch ein paar Blätter von der Lücke am Ende von Cod. .303 u. So habe ich also für die zweile Hälfle des ersten und für die ersle Hälfle des zweiten Bandes zwei Exx. zur Vergleichung. Oh es mir gelingen wird, die Collalioo der Pariser (2. und 3. Theil) uud der Oxforder Handscbrift (3., 4. u. 5. Tbeil) zu erhallen, muss der Zukunft überlassen bleiben.

d. 12 Ocl. 1856.

— Die Nacblräge hinler dem Index zu meinen „Ssabiern", II, S. 907

— 920, enihalten auch einige sehr wichtige Millheilungen aus der Agricultura Nabathaeorum als Proben der Wichtigkeit dieses VVerkes, z. B. S. 914 üher die Äscheren (nTittJN) aad deren Propheten, S. 915 f. und Ö17X über T a m m ü z,

d. 31. Dec. 1856.

— Mit meiner Agric, Nabath. gehl es, Golllob, vorwärts; die Abschrift, welche auf meine Kosten von einem Christen aus Aleppo gefertigt winl, dürfle in 2 bis 3 Monaten beendigt seyn ; drei Vierlei des Ganzen liegen schon sauber und deutlich «opirl in meinem Pulle. Ich lege mir zu diesem Buche ausführliche Indices an, uud zwar unter folgenden drei Rubriken:

I) Personen, — Könige, Gesetzgeber, Weise und Schriftsteller. 2) Länder und Völker. 3) Miscellaneen über Ackerbau , Aslronomie , Kalcnderwesen, Religion und religiöse Gebräuche , Geschichle u. s. w. Jede Person und Sache hat ihr besonderes Blatt, auf das alles sie Betreffende dem wesent¬

lichen Inhalte nach, beziehendlich mil den Worten des Originals, eingetragen wird. So gewinne ich zunächst für mich selbst eine leichte und schnelle L'ebersichl von allen in der Agric. Nabalh. behandelten Gegenständen. — Es überrällt mich manchmal eine ordenlliche Angst, wenn ich das sich immer weiter vor mir ausdehnende Feld übersehe ; der Stoff isl zu mannigfaltig und greift zu sehr in die verschiedensten Fächer ein, als dass cr von einem Einzigen selbst durch jahrelange angestrengte Sludien bewältigt werdeu könnte. Ich versichere Ihnen, dass noch ein paar Generationen an der voll¬

ständigen Ausbeutung dieses Buches werden zu arbeilen haben. Doch die Freude an den grossarligen , mannigfachen Enldeckungen giebl mir immer wieder frischen Muth und erleichtert mir alle Mühen und Beschwerden.

d. 22. Jan. 1857.

— Die Agric. Nabalh. erforderl vier verschiedene Arbeilen: 1) Eine inöglichsl vollständige und correcte Her.ausgabe des Textes. Wenn es sicb um irgend ein Tärich handeil , dessen Vf. ein Dutzend V orgänger ge¬

plündert hat und von einem Dutzend Nachfolger geplündert worden ist, so kann selbsl ein minder guter Text keinen su grossen Schaden anrich¬

ten ; CS sind viele Miltel zu seiner Berichtigung vorhanden. Etwas An¬

deres ist CS hier. Eine falsche Lesart , eine missverstandene Stelle u. dgl.

kanu die schwersten Irrtbümer erzeugen, ohne das.s andi i i-VV erke V ervvahrungs-

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Aussüge aus Briefen an Prof. Fleiseher. 555 mittel dagegen darböten. Alle Handscbriften müssen verglichen , besanders die Eigennamen von Personen , Völkern , Ländern und Städten durch Ver¬

gleichung aller Parallelstellcn gesichert werden ; denn Sie wissen , welche Folgerungen sich aus solchen Namen ziehen lassen. Natürlich sind auch alle die zahlreichen Bruchstücke der Agric. Nabath. bei Ibn^Awwäm, Ibn Baitar, Kazwini u. A. aufzusuchen und zu vergleichen. 2) Eine treue Uebersetzung in eine lebende Sprache. ,3) Eine kritische Untersuchung über Zeitalter, Quellen, Bestandtheile, Abfassung, Erhaltung, Uebersetzung und Gebrauch des Buches. 4) Möglichst vollständige Ausbeutung seines geschichtlichen, archäologischen und anderweitigen Inhaltes. — Ohne sicheres kritisches Ge¬

leit, ohne eine solide Grundlage richtigen Verständnisses und besonnener Benutzung möchte ich das Buch durchaus nicht in die Welt schicken, um es nicht schutzlos unsern Hypolbesenfabrikanten in die Hände fallen zu lassen.

Dazu aber sind die umfassendsten, sorgfältigsten und vorurtheilsfreisten

Untersuchungen nöthig, weil unser gewöhnlicher kritischer Maassstab hier nicht mehr anwendbar ist. Einen Beleg dazu lieferte mir noch neulich die Abhand¬

lung in E. Meyer's Geschichte der Botanik, Bd. III, S. 43 IT. , über die Frag¬

mente der Agric. Nabath. hei Ibn 'Awwam. Der trelfliche Mann legte eben den gewöhnlichen Maassstab an, und — verfehlte die Wahrheit ganz und gar.

Zum Scblusse will ich hier noch bemerken, dass ich nnch näherer Be¬

kanntschaft mit diesem Buche meine über dasselbe in den Ssabiern ausgespro¬

chene Ansicht modificiren muss. So verleitete mich die daselbst I. S. 705 f.

(vgl. II. S. 908) mitgelheille Stelle aus Ihn Wahschijjah zu der Ansicht, dass j^xiLiyi nicht der selbständige Verfasser der Agricultura Nabathaeorum, sondern nur der Bearbeiter und Herausgeber der Werke seiner beiden Vor¬

gänger liAj^iAO (so, und nicht cio^jbo) und oLä^aÄj sei; eine Ansichl, die mich lange irreführte und grundfalsch ist; denn ^^^Ijyi benutzle nur die Werke dieser beiden Männer und ahmte denselhen in der Anordnung u. s. w.

nach ; die A. N. isl aber sonst sein selbständiges Werk. Ja ich kenne sogar die Stelle , welche wahrscheinlich Ibn Wahschijjah zu jener Ansichl verleilet hat.

ii>u^i/53j der lange vor j^^LS^s lebte, bat in Versen geschriehen, und letz¬

terer beklagt sich öfter über die Dunkelheit seines Styles und seiner Spra¬

che. — Maimonides' Urlheil über die A. N. (s. Ssab. I. S. 709 u. II.

S. 458—59) basirt sich auf einige daselbst citirte Slellen älterer Autoren, die einer andern Zeit und einer andern Culturepoche angehören als ^^icLjyj .

— Die Ansichl, dass die Gestirne nur Vermittler zwischen den Gottheiten und den Menschen seien, ist keine von den Harräniern nach dem Vorgange der Neuplatoniker ausgebildete Idee ; denn sie wird in der A. N. den ältesten Lehrern der Chaldäern zugeschrieben. Ueberhaupt muss ich bemerken, dass einige allerdings nnwesenllicbe Punkie in meinen Ssabiern durch die A. N.

diese und jene Abänderung erleiden werden.

3 r,

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556 Ausüge aus Briefen an Prof. Fleischer.

Von Adjunkt-Bibliothekar Friederich.

Balavia d. 9. Aug. 1856.

— Mein Freund «on Dewall aus Darmsladl , Assislent-Residenl ersler Klasse , hal im Novemher 1855 von der niederländisch-indischen Regierung unler sehr liheralen Bedingungen den Auftrag erhalten, ein malaiisches Wörlerhuch auszuarheiten , da die bisherigen von Roorda van Eysinga, Crawfurd und Marsden in einer oder der andern Hinsichl ungenügend sind.

Von Dewall betreibt seine Arbeil sehr gründlich und systemalisch, mit dei nötbigen Berücksichligung des Javanischen , des Sanskrit und des Arabi sehen'). — Von Bti/c/'s sund ai s c h - e ngl i s ch e m Wörterbuche [s diese Zeilschr. IX, S. 268 f.] sind jelzl drei Bogen gedruckl; ich besorg, die Correclur, während der Vf. in England ist, von wo er aber bald hierher zurückkehren wird. Dieses genaue, ausrührliehe und praktische Werk ent¬

hält aucb Manches über Sitten und Haushaltung der Javanen , was man in einem Wörlerbuch gewöhnlich nichl sucht. — Die Araber hier sind meistens aus Iladramaul und in ihrer Heimalh sehr roh und grausam ; diejenigen , welche von bier mit etwas Geld zurückkehren, werden rein ausgeplündert;

dabei tragen diese Schelme aber grossen Eifer Tür ihre Religion zur Schau.

Lord Hastings bal sie 1819 ganz richtig behandelt : zum Lande binaus mit ihnen.

Von Baron de Slane.

Paris d. 23. Jan. 1857.

— Ich bin auf Befehl des Generalgouverneurs von Algerien, Marschall Randon, während der lelzlen vier Monale hier mit Untersuchungen über die

Ber b e r-S prache und die alte Geographie voo .Mauritanien be¬

schäftigt gewesen. Am Ende des vierlen Bandes meiner Ueberselzung von Ibn-Cbaldün's Gescbichte der Berbern werden Sie einige Bemerkungen über die Berbern , ihre Sprache und Literatur finden. .Mein College im poli¬

tischen Büreau, Hauptmann Hanoteau, arbeitet üher denselben Gegenstand

und hal seine Grammalik des Kabilen-Dialekles mit einer Reihe von

Bemerkungen über die Dialekte und die Schrifl der Tuüreg nach Paris geschickt. Wir beabsichtigen, das Sch a uia der Provinz Constanline, das

1) Wir erhielten im April d. J. von Herrn v. Dewall als Ankündigung und Probe dieses Werkes : Ontwerp van een Maleisch Woordenloeh cn eene Maleische Spraakkunst , door fl. von Dewall, Assistent Resideitt. Balavia, Lange & Co. 1857. 38 S. 8. Hiernach soll das Werk aus vier Theilen bestehen: 1) Malaiisch-bolläodiscbes Wörlerbuch, 2) Holländisch-malaiisches Wörlerbuch , 3) Malaiische Grammalik , 4) Malaiische Dialektlehre.

D. Red.

2) Histoire des Berberes el des dynasties musulmanes de l'Afrique septen¬

trionale par Ibn-Khaldoun, traduite de l'arabe par M. le Baron de Slane, Interprele principal de l'armee d'Afrique. Alger, imprimerie du gouvernement, 1852—1856. 4 Tomes, gr. 8.

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Auszüge aus Briefen an Prof. Fleischer. 557 Mozabitische und die Mundarten dos marolikanischen RiT einer genauen Prüfung zu unterwerfen. Jedoch haben wir schon jetzt die volle l'eberzeu¬

gung gewonnen, dass alle diese Idiome und ehenso das Scheiba sehr nabe verwandt und blosse Zweige eines grossen gemeinschafllichen Sprachstammes sind. Das grammalische System ist in allen durchaus dasselbe und die lexi¬

kalischen Verschiedenheiten sind nichl sehr bedeutend. — Nächsten Monat kehre ich nach Algier zurück , um dorl die drei grossen arabischen Geogra¬

phien von Afrika in Te.tl und l'ebersetzung zum Druck zu bringen. In etwa einem Jahre wird eine sauber gedruckte Ausgabe von BelrVs Memälek ua Mesälek, von Ibn Hnuhtl's und von Idrtst's Afrika zu hahen seyn.

Zur Herausgabe dieser Werke unler dem Palronale unsers einsichtsvollen Generalgouverneurs ermächtigt, werde ich alle meine Zeit und Sorgfalt darauf verwenden. I'm mir die Arbeit zu erleichtern , habe ich einen unserer beslen Arabisten, Herrn Clerc, militärischen Dolmetscher zweiter Classe, zum Mitarbeiter angenommen. Er hat das Arabische in Aegyplen unler sei¬

nem Oheim, Dr. Perron, und dem Scheich Mohammed et-Tünisi studirt.

Wir haben in Algier so eben ein literarisches Journal gegründet,

weTches von der dortigen gelehrten Gesellschaft berausgegeben wird. Es erscheint alle 2 Monale und behandelt die Natur und Geschichte von Nord- Afrika , die arabische Lileralur im Allgemeinen , die Alterthümer u. s. w.

Ich werde dafür sorgen, dass die erslen Numern der D. M. G. zugeschickt werden , da wir einen Austausch unserer Zeilschrifl gegen die Ibrige einzu¬

leiten wünschen. Meine Noten und Auszüge aus den Handschriften der con¬

stantinopeler Bibliolheken (d. h. die wenigen Hefle davon, die noch in meinen Händen sind , da die übrigen damals , als icb von den Herrn Republikanern meiner Professur des Türkischen beraubt nach Algier zurückkehrte , verloren gegangen sind) werden in jenem Journal erscheinen , jedoch mit Ausnabme

meiner Auszüge aus KodAma"» Kilab el-bara^, welche ich für das

Journal asiatique beslimml habe. Wir wollen in dem Algierer Journal auch ein vollständiges Verzeichniss der morgenländiscben Handschriften der Biblio¬

lhek in Algier veröffentlichen.

Von Prof. Schlottmann.

Zürich d. 14. Febr. 1857.

— Was das auffällige Komma hinter amma betrifft so vergleichen Sie vollkommen richlig das angehängte lkS in sXjiAjO n. s. w. Das ki, welches eine indirecte Rede einHihrt (nicbl das, welches denn bedeutet), schliesst sich immer ganz eng an das Vorhergehende an und hat hinter sicb eine scbarfmarkirte Pause , die etwa unserem Kolon entspricht , z. B. dedi

ki: iübbesiz gele^ek, er sagte, er werde ohne Zweifel kommen. Das

1) leb halte Herrn Prof. Schlotlmann über den Grund der Setzung des Komma's binter amma (aber) in seiner Abhandlnng Ztschr. XI, S. 17 Z. 20,

S. 19 Z. 9 und S. 24 Z. 3, befragt. Fl.

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55S Auszüge aus Briefen an Prof. Fleischer.

dedi ki wird dabei vollkommen wie ein Wort gesprocben : dediki. Gerade ebenso scbliesst sicb das amma allemal ganz eng an das Vorhergeheode an schnappt (wenn ich so sagen darf) mit einem ganz eigentbiimlicben Accent ah und lässt binter sich eine stark hervortretende Pause , die ich eben durch das Komma habe andeuten wollen. Aus dieser Eigenthümliehkeit erklärt sich dass Ut häulig am Scblusse eines Versgliedes steht , z. B. in Vusyfs zwei¬

tem Gazel : ,

Ltl i.!$.Alc (^xl i,>^_A_i

L^J ».»jyta ^yo »j^t jy-— jt ^-«jä^t L^j selten nm Anfange, Fundgr. d. Orients, 1, S. 219:

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Von Demselben.

Zürich d. 7. Juni 1857.

— Ich habe iu der Vorrede zu dem besondern Abdruck meines Auf¬

satzes über J. von Hammer-PurgstaU einige türkische Verse übersetzt, welche Feizi zur Zeit Suleiman's 1. gegen die damaligen Dilettanten richtete und welche v. Diez (Denkw. v. Asien , II, S. 337) nicht unpassend zur Charakte¬

ristik einer gewissen Uebersetzungsweise anführt:

„Rebe lesen sie Für Wehe, und anstatt Gazel Gazelle,

Setzen Gerste an des Dichlers (1. der Dichtung), Honig an des

Frevel s Stelle ;

Und bei all den tollen Schnilzern fordern solche Grundverkehrte, Ihren Unverstand nichl kennend , noch Respect als Grundgelehrte.

Ja bei Gott! für wundersame Tage sind wir aufgesparel.

Wo als gleichberechtigt mit dem Sinn der Unsinn sich gehahret !"

Da jene Vorrede vornehmlich auch an Niehl-Orientalisten gerichtet ist, habe ich dort nicht gleicb mit einer philologischen Randglosse kommen wol¬

len. Sonst wäre zu bemerken gewesen , dass der bei v. Diez a. a. 0, S. 336 f. abgedruckte Grundtext des Gedichtes voll Fehler isl, welche

namenllich das Versmass mehrfach zerrütten.

Die beiden ersten Zeilen der übersetzten Scblussstrophe lese icb so :

ji^ ».»^y ijc ^t vyu,

Jl"i!5 J^J ;>>5' ^ "j^^ j*^ r^-^

In Z. 1 steht bei v. Diez vor Smi^^S ein ^^^^^y das ohne Zweifel zu 1) Deine Lippe zu saugen, isl die Hoffnung aller Welt, 0 Schelm!

Aber mir ist das oicht möglich ; fordere einen Andern dazu auf, nicbt

mich. Fl.

(11)

Ausiüge aus Briefen an Prof. Fleischer. 559

slreiclien isl, und stall »ja«-^ hat cr das um eine Sylbe zu kurze ^jjiXi . uÄ^jß,?!- , von einem Worte gesagt , ist ganz unser deutsches „herausbrin¬

gen" im Sinne von aussprechen oder herausbuchstabiren. Also wörtlich : „er bringl (das Wort) si'r zu sa'ir heraus" d. h. er bringl es so heraus, dass es zu sa'ir wird. — i^Lj habe ich mit v. Diez als lürkisch mit Honig üher¬

setzt; vielleicht nimml man es besser als arabisch: Herz, oder als persisch:

Flügel. Die Wortfolge ist auf diese Weise einlacher (= er liesl häl als vebäl), und der bei bül' erforderliche prosodische IS'achlaut leichter als bei dem rein türkischen VVorle. Uebrigens isl gerade vebäl , soviel ich mich erinnere, ein in der gewöhnlichen Umgangssprache nichl seltenes Wort. Ich möchte also die zweite Zeile mit Fortführung der Assonanz jetzt lieber elwa so geben :

Setzen Gerste an der Verse, Sünde an des Sinnes Stelle.

Die Berichtigung der übrigen Strophen verspare ich auf eine andere Ge¬

legenheit.

VVenn ich in der erwähnten Vorrede den Dichter als „Haudegen" be¬

zeichne, so folge ich darin der Annahme Diez's (a. a. 0. S. 3.33). Wie verbreilel in jenem Zeitalter auch bei den Männern des Schwertes die Schrift- stellerei war, zeigt sich besonders darin, dass selbst die noch zu machenden Eroberungen in einer topographischen und militärischen Literatur besprochen wurden (v. Diez Denkw. I. S. 33—71). Aber allerdings ist zu untersuchen, ob nicbl ein anderer, ungefähr gleichzeitiger Feizi, der zu den Ulema's ge¬

hörte und über den Hammer-Purgslall (Gescb. d. osm. Dichtk. II , S. 504) Nachricht giebl, der Vf. des in Rede stehenden Gedichtes ist.

Ich beantworte noch Ihre Frage über den Accent solcher türkischer Wörter wie ^j,»wöL*jl, «uj , glaubenslos, gipfellos. Imansyz gehört allerdings zu den von ,iir Ztschr. XI, S. 5, berührten Fällen eines paroxy¬

toniscben Toncharaklers (vgl. dort giderken, qorqärmy). Doch kann man dabei Sylben wie , ^^^a ^ nichl enklitisch nennen, weil sie immer einen gewissen Gegendruck auf sich haben, so dass im3nsyz ira Tonfall naeh unserer Weise wie zwei Wörter klingt (nicht wie gewä Illos, sondern elwa wie: er riss sich mit Gewuli lös. Irafinsyz und lepesiz unter¬

scheiden sich durch die bei der türkischen Accentuation bedeutend mitwir¬

kende Quantität der Sylben: in iman verschwindet das schwache, im Munde des Türken kurze i ganz gegen das schwere man und hal daher gar keinen Gegendruck auf sicb; in tcpe dagegen sind die beiden stumpfen e gleich schwer und der Tondruck des zweiten e ist daher auch nur ein wenig stär¬

ker als der Gegendruck des erslen. Dieses Verhällniss bleibt nun auch in der Zusammensetzung lepesiz, wobei der Gegendruck auf siz sehr slark ist, weil es an Schwere die beiden vorhergehenden Sylben weil überwiegt.

Umgekehrt isl in sübhesiz, zweilfellos, der Gegendruck auf dem schweren sübb so stark, dass es das e und fast auch das siz überwiegt. Auch in diesen beiden Fällen (bei lepesiz und sübhesiz) klingt der paroxytonische Charakter noch durch, aber er wird durch die Quantitätsverhältnisse gleich¬

sam zurückgedrängt. Das Nominal-Suffix dagegen zieht den Ton sehr stark :\ r, .

(12)

560 Auszüge aus Briefen an Prof. Fleischer,

nuf sich: evim, mein Haus (nicht wie giderim, ich gehe), elim, meine Hand (nicht wie gidelim, lasst uns gehen). Auch bei schweren Vorsylben

(wie in babäm, bsbasy, mein Vater, sein Vater, qorqüm, qorqusü,

meine Furcht, seine Furcht) tritt hier der oxytonische Charakter stark hervor.

Noch hemerke ich , dass statt des von Ihnen S. ,313 dieses Jahrganges eingeschalteten (_5jj5 im Original ^Lj, des Gartens, steht, wodurch die ICamLuo zur folgenden Zeile erst vollständig wird.

Von Prof. Dr. v. Kremer.

Alexandrien d. 5. Mai 1857.

— Es freut mich, Ihnen melden zu können, dass in der Regierungs¬

druckerei zu Kairo grosse Thätigkeit herrscht und verschiedene grössere VVerke theils schon erschienen , Iheils im Drucke begriffen sind. Folgende baben die Presse bereits verlassen :

^3JAJI (^j^U!^ .-Ad'i^l y;"5>' '»'Ms V'^^' 1-

lS>-^1 i£> ^! ^\

JwäjUJI J.-.LjC:| w*j;X1 1.*JaJ! »L:i| iiji>35 [J^] iül^.^ 2.

[U. Ch. Nr. 6755] ^=-Llli-t öy*s^ j^jlVJ! ^I^m

t^^W cjj' o''^' LS^^ al>^^ 3.

^Mkl^Ll!! ^xJI Aac qI^jO 4.

Nr. 1 ist ein starker Band von 571 Seiten kl. fol. und enthält einen höchst ausnihrlichen Commentar zu einem Lehrgedichte übei ^jlXaJI fJ^ y welcbes

UM*. w

mir die jCajuAj des j^^lb»! ^^jlXJI zu sein scheint; doch hatte ich das Werk zu kurze Zeit in den Händen , um mich sicher davon zu über¬

zeugen. — Nr. 2 ist ein anthologisches Werk, ausführlich beschrieben in Hammer-Purgstall's Katalog seiner Handscbriftensammlung in den Wiener Jahrbüchern der Literatur. — Nr. 3 ein Diwan des berühmten Mystikers Muhijeddin Ihn-el-Arabi. — Nr. 4 ein Diwan des Mystikers Abd-ol-Gbanij en-Nabolsi , desselben von dessen Reisewerke ich in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie Auszüge gegeben habe.

Folgende Werke sind theils schoo unter der Presse, theils sollen sie nächstens in Angriff genommen werden :

kijrH^' f'J^ ^ U*"^ O-»' t--^^ ^" o"^^ ti>^ *'

[Ztsebr. IX, S. 847, Nr. 5.] vj^OLÄ ^if\ kjU^" 5. J,Lc"55t

^j^iftJI^ >.^^Ji ^'«U«! Q_yilitl ^...äÄi.J' 7 ■'üJujJt (^jjLXftJl 6.

Sobald eins oder das andere dieser Werke erschienen sein wird, gebe ich Ihnen davon Nachricht.

(13)

561

Brief von Dr. H. Barth an Prof. ßroe!(haus.

London, am 25. Juni 1857.

— — Anlass zu diesen Zeilen gibt mir das von de Slane vor einiger Zeit ausgcsprocbene harte und einseitige IVtheil Uber Ahmed liäbä, den Timbukluer und Verfasser der Geschichte des Reiches Sonr'ai , zu einer Zeit , wo ich Grund hahe die Holfnung^u hegen, dass ein vollständige« Exemplar seines Geschichtswerkes auf dem Wege nach Europa ist.

Uer Artikel Mac Guckin de Slane's befindet sicb in der Revue Africaine 1, p. 290, in einem in mehrfachen Beziehungen böchst interessanten Artikel ,, conquete du Soudan par les Marocains" betitelt, der jedoch an bestimm¬

ten historischen Daten weit binter den böchst geringen und ganz abgerissenen Excerpten zurückbleibt, die ich während ein Paar Tagen, als ich zum ersten Mal das handschriftliche Werk Ahmed Bahä's in die Hand nahm , ohne die geringsten literäriscben Hülfsmittel und unter den unerfreulichsten persön¬

lichen Verhältnissen in Gando im Juni 1853 machen konnte, während ich in Timbuktu eine andere Handschrift nur ein Paar Stunden in der Hand batte und nur eben einige Varianten in den Namen einiger Fürsten der ältern Dynastien aufnotiren koonte.

In diesem Artikel nun fällt de Slane üher Ahmed Bäbä's historisches Werk , so weit es bekannt geworden , das folgende harte und ungerechte Urtheil :

„Quant ü I'hisloire de Tenboctou el du Soudan qui porle le nom d'Ahmed Baba, il faul avouer que c'esl le recil le plus embrouille el Ic moins salis- falsanl qui soil jamais sorti de la plume d'aucun ecrivain. On eonnait en Europe un fragment de ce Iraile bizarre, fragment dont il exisle deux exem¬

plaires el donl Ics copistes peu verses en langue arabe ne comprenaient presque rien. Nous devons avouer eependant, que sur ce dernier point il n'y a pas lieu de leur faire des reproches : le travail d'Ahmed Baba est un recil fait sans le moindre jugement, un miserable falras d'oü il est impossible de lirer un seul renseignemenl digne d'arreter ratlenlion d'un lectenr eu- ropeen. "

Um die schreiende Ungerechtigkeit dieses Passus zu cikennen, vergleiche man nur die chronologischen Tafeln, die ich selbsl während meiner Reise aus eben den unvollständigen, vou mir in höchster Eile gemachten Excerpten ausgezogen habe und in einein Briefe von Libläko aus an den Herrn Riller Bunsen schickte (der Brief mit der Tafel ist abgedruckl in Dr. Petermann's Geographischen Mitlheilungen 1855, S. 97). Dann vergleiche man diese klare chronologische Uebersicbt der Geschichte des Sonr'aireiches mit den wenigen und verworrenen historischen Dalen in dc Slane's Aufsatz. De Slane wussle nichl einmal , dass cr von der Eroberung des Sonr'aireiches sprach , wenn er von seinem Sondan redete ; denn er sagt höchst naiv in einer Note in Be¬

zug auf Kukia, die alte Reicbshauptstadt: „La position de cet endroil n'est pas bien connue, mais on voit dans la suile du recil qu'elle devait se trouver

Bd. XI. 36

(14)

562 Lilerarische. Noliz.

dans le Sonr'ai, region nn Sud-F.st de Tenboctou!'' 291 nole). Aber Alles, was er erzahlt, hezieht sich ja auf das Sonr'aireich , und Timbuktu selbst ist nur eine Provinzialstadt von Sonr'ai.

.Möge man die glaubwürdigen Quellen de Slane's mit dem so verschrienen unwissenden Sudaner vergleicben. Da haben wir ein Heer von 140000 (cent quarante mille) comballanls (!), mit denen der Eroberer durch die Wüste zieht; — was berichtet dagegen der blödsinnige Historiker von Sonr'ai'! 3 600 (dreitausend sechshundert) ist seine böchst bcschgidene und ebenso glaub¬

würdige Zahlangabe, l'nd was sagt uns nun de Slane selbst von Ahmed Babä?

Isl nicht Alles, was er von ihm miltheilt, nur geeignet, uns mit dem höchsten Respekt vor diesem Manne zu erfüllen , desseu Werk er so unverdienter Weise herabsetzt, — sein furchtloses, eines freien Mannes würdiges Auftreten vor dem Eroberer, der ibm nicht nur alle seine Besitzlbümer geraubt und sein ganzes Familienglück zerstört, sondern aucb ihn selbst »eil aus seinem Valer¬

lande fort in die Knechtschaft geschleppt halle, — endlich seine Gelehrsamkeit, die ihm die Achtung Aller erwarb.

Mag de Slane erst einmal warten , bis das ganze Werk in unsere Hände kommt. Die Excerpte, die ich habe machen können, sind so abgerissener Art, dass daraus auf den Charakter des Schriflslellers nichts geschlossen werden kann, und die ganze Schuld der Verwirrung fällt auf micb, die Ver¬

hältnisse unter denen ich die Auszüge machte und meine keineswegs ergrün¬

dende Kenntniss des Arabischen. Aber das abscheulich ungerechte l'rtheil de Slane's über den Verfasser jenes Werkes inuss icb zurückneisen. Der ganze Irrlhum beruht vielleichl indessen dnrauf, dass der so wohlverdient berühmte Herausgeber so vieler bedeutender arabischer Werke das von mir Mitge¬

lheille rür Ein Bruchstück ,,un fragment" hielt, während es über eine grosse Seitenzahl gebende, ganz abgerissene Excerpte des mir im Augenblick vom historischen Standpunkte aus als das Wichtigste Erscheinenden sind, und von dem letztem Thcil, der die Regierung der verschiedenen Marokkanischen Gouverneure begreift, die auf Djodar folgten, babc ich par nichts mitgelheill.

Wie gesagt, ich fühle mich zu der Holfnung berechligt, dass wir bald dieses ganze Werk besitzen werden, und dann wollen wir sehen, wer uns ein treueres Bild von jenem historischen Ereigniss der Eroberung Sonr'ais durch die Mus¬

ketiere des Gharb gibl, Ahmed Bäbä oder el Fischlali. Ich will hier nur hinzurügen, dass, wenn Ahmed Bähä sein Werk wirklich im Jahre 164(1 schrieb, er damals 85 Jahre alt war. Vielleicht hat er es damals nur abge¬

schlossen. —

Literarische Notiz.

Den Herren Williams & Norgate in London wird in einem Briefe aus Caleulta vom 21. März d. J. von den drei Sanskrilgelehrlen Amrilalälamilra, Srinäthagosha und Ananda Krishna angezeigl, dass diese von dem Räjä Rädhäkänta Bahadur das Verlagsrecht seiner grossen Sanskrit-Encyclopädie

^abdakalpadruma zum Geschenk erhalten haben und im Begrilf sieben, mit

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