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Archiv "Allergien Umwelteinflüsse umstritten" (30.10.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Eine Reise nach Breslau KURZBERICHTE

treute Intensivstation nicht nur chirurgische, sondern auch inter- nistische Patienten, weil ihr Vor- stand, Professor Aronski, sich frühzeitig mit der Herzschrittma- chertherapie beschäftigte. Er hebt mit Stolz hervor, daß in Wroclaw schon 1964 und damit früher als in der Bundesrepublik Patienten maschinell beatmet wurden.

Auf die Intensivstation kommen nur Fälle, die eine Intensivthera- pie benötigen. Dabei ist der elek- tronische Überwachungsaufwand geringer als in der Bundesrepu- blik, die medikamentöse Betreu- ung aber durchaus vergleichbar.

Leichtere Fälle, bei denen eine Intensivüberwachung ausreicht, werden in der Chirurgie versorgt.

Schwierigkeiten bereitet die Ver- sorgung polytraumatisierter Pa- tienten. Die Universität verfügt bisher über keinen Computerto- mographen, und die Neurochirur- gie ist in einem weit entfernten Krankenhaus untergebracht.

Die ärztliche Betreuung der Pa- tienten ist hervorragend, denn es steht eine große Zahl fachlich hochqualifizierter Ärzte zur Verfü- gung. Da es im polnischen Ge- sundheitswesen keine Möglich- keit zur Privatliquidation gibt, ver- bleiben wissenschaftlich interes- sierte Assistenten über Jahrzehn- te an den Universitätskliniken.

Geplant: Ein Neubau mit 1700 Betten

Ärztlich-medizinisch gut betreut sind auch die Patienten in dem 85- Betten-Institut für Herzchirurgie.

Die mit durchschnittlich 16 Tagen relativ hohe Verweildauer erklärt sich daraus, daß in dem Institut auch die präoperative Diagnostik, wie zum Beispiel die Koronaran- giographie durchgeführt wird. Die Operationskapazität beträgt rund 400 Herz-Lungen-Maschinen pro Jahr. Schwerpunkte liegen beim Klappenersatz und bei der Kor- rektur angeborener Herzfehler.

Die Wartezeit betrug zur Zeit des Besuchs zwei Monate.

Der Pflegebereich im Herzinstitut, das in der alten Chirurgischen Kli- nik von Mikulicz-Radecki aufge- baut wurde, ist überaltert: Säle mit bis zu 30 Patienten, mangel- hafte Sanitäreinrichtungen und ein archaischer Essenstransport senken den Pflegekomfort weit unter den bundesrepublikani- schen Standard.

Diese Mängel und die zusätz- lichen in Funktionsbereichen sol- len mit einem Neubau des Klini- kums abgestellt werden. Vorgese- hen ist, auf 95 000 Quadratmetern 1700 Betten unterzubringen, die von 5400 Bediensteten betreut werden sollen, davon ein Drittel Hilfspersonal. Beeindruckend hoch ist die vorgesehene Kapazi- tät für die poliklinische Behand- lung: 1800 Patienten pro Tag. Die Lehrkapazität wird mit 320 Stu- denten pro Jahr in der jetzigen Größenordnung bleiben. 95 000 Quadratmeter erscheinen auf An- hieb sehr viel. Im einzelnen ergibt sich aber, daß darin auch Flächen für Versorgungs-, Sozial- und zen- trale Sterilisationseinrichtungen enthalten sind, ja teilweise sogar Wohnungen, so daß auf die ein- zelnen Spezialgebiete schließlich nur bescheidene Flächen entfal- len.

Die Planung ist so gut wie abge- schlossen, das Bauvorhaben könnte also theoretisch in Angriff genommen werden — aber: Es fehlt das Geld. So ist im Augen- blick noch offen, wann das Klini- kum gebaut wird und auch, ob entsprechend den vorliegenden Plänen. Aber neben Liebenswür- digkeit und Gastfreundschaft zeichnen sich die polnischen Kol- legen durch einen großen Opti- mismus aus: Ohne ihn wäre das Leben dort noch schwerer, als es ohnehin schon ist.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. Michael Arnold Österbergstraße 3

7400 Tübingen 1

Allergien

Umwelteinflüsse umstritten

Die rund 500 Pädiater aus dem ge- samten Bundesgebiet und West- Berlin, die sich zur Jahrestagung des Berufsverbandes der Kinder- ärzte in Bremen versammelt hat- ten, hielten sich mit eindeutigen Aussagen über die gesundheits- schädigenden Auswirkungen der Luftverschmutzung zurück; sie verlangten vielmehr finanzielle Mittel, um die Ursachenforschung allergischer Erkrankungen voran- zutreiben.

So gab es auch bei dieser Konfe- renz Mitte Juni keine Klärung über den Zusammenhang zwi- schen Pseudo-Krupp und Luftver- schmutzung. „Die Politiker for- dern Ergebnisse, sind aber nicht bereit, eine Mark dafür auszuge- ben", hatte Professor Dr. Dieter Palitzsch aus Gelnhausen beklagt.

Falls nicht bald Gelder für weitere Studien bereitgestellt würden, werde es auch in den nächsten Jahren keine anerkannten Ergeb- nisse geben.

Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Allergien, Krupp-Syn- drom und Luftverschmutzung", die anläßlich der Jahrestagung der Kinderärzte veranstaltet wur- de, hatten zahlreiche Ärzte Zwei- fel an dem direkten Zusammen- hang zwischen Luftverschmut- zung und Atemwegserkrankun- gen geäußert. „Wir beschränken uns vielleicht zu sehr auf Schad- stoffe der Umwelt", sagte der Bo- chumer Privatdozent Dr. Ulrich Wahn und machte vor allem auf die Belastung vieler Kinder durch ihre rauchenden Eltern aufmerk- sam. Dazu wurde eine Münchner Untersuchung zitiert, wonach im Urin von solchen Säuglingen, die zum „Mitrauchen" gezwungen wurden, bereits nach Ablauf von 20 Minuten Nikotinabbaustoffe in einer stärkeren Konzentration als bei den Rauchern selbst gefun- den wurden.

3246 (30) Heft 44 vom 30. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Professor Dr, Dieter Hofmann vom Klinikum der Frankfurter Goethe- Universität äußerte große Zweifel, ob Schwefeldioxid bei der Erkran- kung der tieferen Atemwege eine entscheidende Rolle spielt. Die- ses Umweltgift verbinde sich mit Wasser und könne so gut über die Nase gefiltert werden. Der Frank- furter Mediziner geht davon aus, daß die Veranlagung zu einer Al- lergie bei den Kindern bereits erb- lich festgelegt ist. Hofmann: „Min- destens 50 Prozent der Kinder, deren beide Elternteile allergisch sind, haben eine Chance, wieder eine Allergie entwickeln zu kön- nen." Mehr Tiere im Haushalt und der zunehmende Besuch von Kin- dern unter drei Jahren in Kinder- gärten bedeuteten außerdem, so Hofmann weiter, viel mehr Reize für die Betroffenen, auf die sie al- lergisch reagieren können.

Privatdozent Dr. Stephan Strobel vom „Institut of Child" in London hatte während der Tagung dazu aufgefordert, daß Mütter wieder mehr stillen sollen, statt sie mit Kuhmilchprodukten zu ernähren.

Die lediglich mit der Muttermilch ernährten Neugeborenen wiesen wesentlich weniger allergische Reaktionen auf.

Ob die allergischen Erkrankungen bei Kindern tatsächlich insgesamt zunehmen, blieb bei dieser Ta- gung letztlich zwar ungeklärt, doch zitierte der Bonner Pädiater Professor Dr. Dietrich Berdel im- merhin eine Untersuchung aus der Schweiz, wonach sich die Asthma- und Heuschnupfenfälle verdoppelt hätten. „Pro Jahr kom- men 200 chemische Substanzen zusätzlich auf uns zu", berichtete der Gießener Privatdozent Dr.

Hermann Lindemann. Jede dieser Substanzen könne sich als Aller- gen an die Eiweiße im mensch- lichen Körper anlagern und damit neue allergische Erkrankungen schaffen. Sein Londoner Kollege Dr. Strobel hatte eine Deklarie- rungspflicht für die mehr als 2700 in der Bundesrepublik zugelasse- nen Nahrungsmittelzusätze ver- langt. Andreas Kindel (ptv)

Einzigartige Hilfe für Folteropfer

„Caritas - Psycho-soziales Zen- trum für ausländische Flüchtlin- ge": ein kleines Schild am Haus Nr. 27 der Norbertstraße in Kölns Innenstadt weist den Weg zu einer Einrichtung, die in der Bundesre- publik wohl einmalig ist. Seit April dieses Jahres versuchen hier vier Frauen im Auftrag der Caritas und des UN-Flüchtlingskommissariats, Asylanten und Folteropfern sozia- le und psychologische Hilfe zu ge- ben. Die Diplom-Psychologin Bri- gitte Brand leitet die Beratungs- stelle, unterstützt von einer Bewe- gungstherapeutin, einer Sozialar- beiterin, einer Sachbearbeiterin.

Die Räume im Erdgeschoß dieses Hauses sind hell und freundlich, Plakate zur Flüchtlingsproblema- tik und fremdländisches Kunst- handwerk ziehen Blicke auf sich.

Im Büro von Britte Brand, das gleichzeitig Behandlungsraum ist, steht die Tür zum dicht bewachse- nen Garten weit offen. Hierher kommen mittlerweile 30 Patienten zur Gesprächstherapie; von ihnen sind zwei Drittel Folteropfer oder deren Familienangehörige. Die Sozialberatung, die die Caritas bereits seit einem Jahr anbietet, haben in dieser Zeit sogar schon 500 Menschen aus 40 Ländern in Anspruch genommen.

Merk- und Schlafstörungen, Alp- träume, Depressionen, Migräne, Magenschmerzen und Schmer- zen an den äußerlich unversehr- ten Gliedmaßen und andere psy- chosomatische Krankheiten - da- mit sieht sich Brigitte Brand täg- lich konfrontiert. Diesen Patienten wirklich helfen zu können, dazu bedarf es einer vertrauensvollen Kooperation zwischen Arzt und Therapeut, beurteilt die Psycholo- gin die Situation. „Die Ärzte sind eine Berufsgruppe, auf die wir wirklich angewiesen sind." Das hat zwei Gründe.

Wenn die gefolterten Menschen nach Deutschland kommen, brau-

chen die meisten von ihnen medi- zinische Behandlung. „Dabei muß der Arzt sehr geduldig sein", meint Brigitte Brand. In der Hei- mat der Asylanten sind Ärzte und Psychologen häufig am Folte- rungsprozeß beteiligt. Darum könnten der Arzt und die medizi- nische Gerätschaft leicht qualvol- le Assoziationen hervorrufen. In solchen Streßsituationen tauch- ten dann auch die Folgesympto- me der Folter schnell wieder auf.

Darum wünscht sich Brigitte Brand Ärzte, die „langsam und

Brigitte Brand (Foto) vom Caritas — Psy- cho-sozialen Zentrum für ausländische Flüchtlinge: „Bei vielen Opfern werden Foltersituationen in der Therapie wie- der lebendig." Foto: Holubovsky behutsam zu Werke gehen". Die Instrumente, die Untersuchungs- methoden, die Medikamente ge- nau zu erklären, sei wichtig, um den Patienten die Angst zu neh- men.

Brigitte Brand sieht auch die Ge- fahr, daß Ärzte ihr Mitleid und ihr Mitgefühl für das Folteropfer mit besonders burschikosem Verhal- ten zu verdecken suchten. Sich Berührungsängste einzugestehen und offen auf den Menschen zu- zugehen, hält die Therapeutin in solchen Fällen für die Lösung.

Besonders problematisch wird der Umgang mit dem gefolterten Menschen für den behandelnden Arzt dann, wenn er auf ein völlig Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 44 vom 30. Oktober 1985 (33) 3247

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