zesses steht ein hyalines Reparationsge- webe, welches jedoch histologisch, bio- chemisch und biomechanisch nicht voll- ständig dem intakten Gelenkknorpel entspricht (90).
Als Indikation für dieses Verfahren gelten nach einer Empfehlung der Ar- beitsgemeinschaft „Autologe Chondro- zytentransplantation ACT und Tissue Engineering“ (3) ähnliche Indikationen wie für die osteochondrale autologe Transplantation (OCT), wobei die sub- chondrale Lamelle allerdings erhalten und eine stabile Gelenkführung ge- währleistet sein muss.
Minas (59) zeigte eine deutliche Ver- besserung der Lebensqualität der Pati- enten bei noch akzeptablen Kosten die- ses Verfahrens. Langzeituntersuchun- gen mit einem Follow-up bis zu 11 Jah-
ren von Peterson et al. (73, 74) konnten insbesondere bei Transplantation im Bereich der Femurkondylen in etwa 90 Prozent gute bis sehr gute klinische Er- gebnisse mit dieser Methode zeigen.
Biomechanische Messungen der Knor- pelsteife bei 8 Patienten zeigten 90 Pro- zent oder mehr der Werte des normalen hyalinen Gelenkknorpels (73). Bei der Osteochondrosis dissecans oder auch bei retropatellaren Schäden sind die Resultate nach ACT mit 74 Prozent be- ziehungsweise 69 Prozent guten bis sehr guten klinischen Ergebnissen etwas schlechter.
Spezifische Probleme und Kompli- kationen dieser Methode sind Trans- plantatablösung, Hypertrophie des Transplantats, Chondromalazie, Adhä- sionen und Arthrofibrosen. Insgesamt treten in den zitierten Studien Kompli- kationen in einer Größenordnung von etwa 10 Prozent auf, wobei eher Kom- plikationen bei Transplantationen im Bereich der Trochlea, der Patella und der Tibia beschrieben sind. Nachteilig sind die notwendige zusätzliche Ope- ration zur Entnahme des Knorpelge- webes und die aufwendige Methode, die Zellen zu isolieren und zu vermeh- ren (99). Lee (50) konnte darüber hin- aus in einer Studie am Kaninchen nachweisen, dass allein die Knorpel- entnahme an der Trochleakante („tro- chlea ridge“) in einem Gelenk bleiben- de Veränderungen der biomechani- schen Eigenschaften am übrigen Ge- lenkknorpel der Trochlea hinterlässt.
Ob diese Veränderungen später zu ar- throtischen Folgeschäden führen, ist noch unklar.
Experimentelle Ansätze zur Knorpelregeneration
In jüngster Zeit konnte von mehreren Arbeitsgruppen gezeigt werden, dass im humanen Knochenmark mesenchymale Progenitorzellen oder Stammzellen exi- stieren, welche unter definierten Bedin- gungen in vitro in Richtung Knorpel dif- ferenzieren (47, 75). Im Tierversuch konnten Wakitani et al. (97) die Bildung eines Ersatzknorpels nach Implantation von mesenchymalen Zellen aus Kno- chenmark und Periost nachweisen. Je- doch zeigte sich im zeitlichen Verlauf ei-
ne zunehmende Ossifizierung des Rege- neratgewebes. In ersten klinischen Ana- lysen der Autoren (98) konnte beim Ver- gleich zwischen einer alleinigen Periost- lappenplastik und einer solchen kombi- niert mit kulturexpandierten mesenchy- malen Knochenmarkstammzellen histo- logisch und makroskopisch eine höhere Qualität des Ersatzknorpels in der zell- transplantierten Gruppe gezeigt werden.
Aus Biomaterialien hergestellte Ma- trices mit unterschiedlichen mechani- schen Eigenschaften, mit und ohne in- korporierte Wachstumsfaktoren, werden derzeit im Tierversuch getestet (2, 44, 64).
Ein die Matrixsynthese stimulierender Effekt durch TGFβ-1-Gentransfer in Ge- lenkknorpelzellen wurde von Möller (60) beschrieben. Für die Nutzung von elektrischer Stimulation (52) oder Laser- behandlung (4, 20, 36, 61) zur Stimulation der Knorpelregeneration bestehen keine ausreichenden Daten, um eine klinische Anwendung zu rechtfertigen.
Manuskript eingereicht: 14. 7. 2002, revidierte Fassung angenommen: 14. 10. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2003; 100: A 546–554 [Heft 9]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit0903 abrufbar ist.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Andreas Werner
Orthopädische Klinik des Universitätsklinikums Moorenstrasse 5, 40225 Düsseldorf E-Mail: Werner@med-uni-duesseldorf.de M E D I Z I N
A
A554 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 928. Februar 2003
a
b
c
Abbildung 4: Autologe Knorpel-Knochen- Transplantation mit dem OATS-System (Firma Arthrex, Karlsfeld). a) Transplantatentnahme.
b) Einbringen des Transplantates. c) Defekt- deckung mit zwei Transplantatzylindern.
Diskussionsbeiträge
Zuschriften zu Beiträgen im medizinisch-wis- senschaftlichen Teil – ausgenommen Editori- als, Kongressberichte und Zeitschriftenrefera- te – können grundsätzlich in der Rubrik „Dis- kussion“ zusammen mit einem dem Autor zu- stehenden Schlusswort veröffentlicht wer- den, wenn sie innerhalb vier Wochen nach Erscheinen der betreffenden Publikation bei der medizinisch-wissenschaftlichen Redakti- on eingehen und bei einem Umfang von höchstens einer Schreibmaschinenseite (30 Zeilen mit je 60 Anschlägen, Literaturver- zeichnis mit bis zu vier Zitaten) wissenschaft- lich begründete Ergänzungen oder Entgeg- nungen enthalten. Für Leserbriefe anderer Ressorts gelten keine besonderen Regelun- gen (siehe regelmäßige Hinweise). DÄ/MWR