A1606 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 22⏐⏐1. Juni 2007
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as für eine verrückte Welt!Bayer steigt in großem Stil aus der Sportförderung aus, viele Sportler aus der ersten Reihe, aber leider eben aus nicht so attraktiven fernsehtauglichen Disziplinen, wis- sen nicht, wie es nun weitergeht.
Auf der anderen Seite wollen die Telekom-Verantwortlichen jahrelang nichts von Doping-Umtrieben bei ihren Radlern gewusst haben, wie- wohl das System wohl so ausgelegt war, wer nix nahm, rollte hinterher und bekam im Jahr darauf keinen Vertrag mehr. Team Telekom muss-
te unbedingt großflächig im TV zu sehen sein. Ach, hätten die Bonner Konzernoberen doch ihre Hausauf- gaben andernorts gemacht, dort wä- re Wichtigeres zu leisten gewesen zu Nutz und Frommen des drittklas- sigen Aktienkurses
Gnadenlos kurios ist auch die Tatsache, dass sich China am Bör- sengang des weltweit agierenden US-Hedgefonds Blackstone milliar- denschwer beteiligt, frei nach dem Motto: Bekomme ich den Kapitalis- mus nicht plattgemacht, dann will ich wenigstens daran verdienen.
Dafür ist bei Siemens, dem Welt- konzern mit dörflichem Anstrich, alles wieder in Butter, möglicher- weise. In meiner letzten Kolumne hatte ich noch vermutet, dass sich die Suche nach einem neuen Boss noch quälend hinziehen könnte oder aber der Aufsichtsratsvorsitzende Ger- hard Cromme selber in das schwan- kende Boot steigt. In grober Miss- achtung der Redaktionsschlusszeit
präsentierte Cromme mit einem ge- wissen Peter Löscher den Good Boy, auf den offensichtlich alle gewartet haben. Der Aktienkurs jedenfalls legte nach der Vorstellung des Man- nes kräftig zu, fast wie gedopt.
Was den 49-jährigen Österreicher auszeichnet: Er hat bislang mit Sie- mens überhaupt nichts zu tun ge- habt, kein Stallgeruch, keine Kor- ruptionsverstrickungen, gleichwohl ein erfahrener Manager, wenn auch aus dem Bereich der Pharmaindus- trie, und ein bisserl ein Health-Care- Experte aus seiner Zeit bei General Electric – aber man wird sich ja wohl doch noch einarbeiten dürfen.
Das Dilemma: Löschers Vorteil, ein unbelasteter Mann von außen zu sein, ist auch sein gravierendster Nachteil, er hat keine Ahnung vom Innenleben der Siemensianer und schon gar nicht von den anderen Geschäftsbereichen außerhalb der Medizinsparte, wie etwa dem Kraft- werksbau und der Anlagentechnik.
Ruhe in den Konzern zu bringen, geht aber nur mit radikalem Durch- greifen. Ob sich das die alte Füh- rungsriege gefallen lässt? Zweifel über Zweifel bleiben – vor allem nach dem bisher Erlebten. I BÖRSEBIUS
Die Guten und die Bösen
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 2. Juni 2007 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen. Wenn Sie also in Finanzdingen „der Schuh drückt“, wählen Sie bitte 02 21/98 54 80-17.
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