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Archiv "DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT INFORMIERT: Nitroimidazole bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen" (17.04.1985)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER

D

urch Zulassungsänderung nitroimidazolhaltiger Fer- tigarzneimittel durch das Bundesgesundheitsamt ist ab 1.

April 1985 ein Warnhinweis auf- genommen worden, daß die Be- handlungsdauer „in der Regel 10 Tage nicht überschreiten"

darf und Ausnahmen „nur in Ein- zelfällen bei besonders strenger Indikationsstellung" angezeigt seien. Die Behandlung sollte möglichst selten wiederholt wer- den. Die Begrenzung der An- wendungsdauer sei erforderlich, weil mit der Möglichkeit krebs- auslösender und erbgutschädi- gender Wirkungen zu rechnen sei. Da die Verordnung von Metronidazol bei chronisch ent- zündlichen Darmerkrankungen eine solche Ausnahme darstel- len kann, hat die Arzneimittel- kommission ihr Fachmitglied, Professor Dölle, und dessen Mit- arbeiter, Dr. Daiss, Tübingen, um eine Information über die Not- wendigkeit von mehr als einer 10tägigen Gabe von Metroni- dazol bei solchen Erkrankungen gebeten:

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kommt es bei längerer Krankheitsdauer gelegentlich zu Stenosen und Fi- steln, nicht nur im Kolon, son- dern häufig auch im Dünndarm.

Es siedeln sich vorwiegend anaerobe Bakterien proximal dieser Stenosen sowie im Lu- men der Fisteln an. Gegen Tri- chomonaden, Amoeben und Anaerobier wirksame Stoffe, wie z. B. Metronidazol, haben durch Reduktion der Keimzahl eine günstige Wirkung auf die Ent- zündungsaktivität der chronisch entzündlichen Darmerkrankun-

gen. Bei Metronidazol kommt noch eine geringe immunsup- pressive Wirkung hinzu.

Schon 1975 erschien eine erste Therapiestudie mit Metronidazol bei M. Crohn, diese war jedoch unkontrolliert und die Ergebnis- se widersprüchlich. 1976 bis 1979 wurde in Schweden eine kontrollierte multizentrische Studie über die Behandlung von M.-Crohn-Patienten mit "Metro- nidazol und Salazosulfapyridin durchgeführt. 78 Patienten wur- den zunächst vier Monate mit Metronidazol (2 x 400 Milli- gramm täglich) und dann vier Monate mit Salazosulfapyridin (2 x 1,5 Gramm täglich) behandelt.

Zur Beurteilung des Therapieer- folges wurden der Aktivitätsin- dex (CDAI) von Best und die Plasmaspiegel von Orosomuco- id herangezogen. Beide Sub- stanzen erwiesen sich nach der ersten viermonatigen Periode als gleich wirksam (CDAI als Er- folgsparameter). Jedoch zeigte sich, daß bei Versagen der Sala- zosulfapyridin-Therapie der Ein- satz von Metronidazol erfolg- versprechend war, nicht aber umgekehrt. Eine weitere Studie von Brandt zeigte, daß nur eine Therapie mit Metronidazol über einen längeren Zeitraum mit langsamer Dosisreduktion bei Patienten mit perianalen M.- Crohn-Läsionen erfolgreich war.

In sehr vielen Fällen erzwangen jedoch nicht progressive Paräs- thesien ein Absetzen von Metro- nidazol. Weitere Kasuistiken über eine Besserung perianaler Läsionen, vor allem über das Abheilen von Fisteln, bedürfen einer qualifizierten Bestätigung.

Nach diesen Ergebnissen ist

heute die Therapie mit Metroni- dazol unter die gesicherten The- rapieformen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darm- erkrankungen einzuordnen. Da- bei ist zu beachten, daß das Mit- tel der Wahl zur Behandlung von multiplen Läsionen in den ver- schiedenen Abschnitten des Verdauungstrakts bei M. Crohn Prednisolon ist. Bei ausgepräg- ter entzündlicher Beteiligung im Kolon sollte bei Versagen der Prednisolon- und Salazosulfapy- ridin-Behandlung ein Austausch der letzteren gegen Metroni- dazol in Betracht gezogen wer- den, insbesondere dann, wenn Fisteln oder Stenosen im Kolon vorliegen, die nicht primär ope- rativ saniert werden können. Da- bei ist zu beachten, daß nur eine längerdauernde Anwendung (1 Monat) nach den vorliegenden Studien einen Erfolg verspricht.

In jedem Falle ist die Indikation sehr streng zu stellen, da wegen der in Tierexperimenten nach- gewiesenen Karzinogenität mit einer solchen bis zum Beweis des Gegenteils auch beim Pa- tienten gerechnet werden muß.

Wegen möglicher Teratogenität sollte Metronidazol während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verordnet werden. Ein Ein- satz von Metronidazol bei aus- schließlichem Befall des Dünn- darms ist nicht indiziert. In den seltenen Fällen, in denen Metro- nidazol bei chronisch entzünd- lichen Darmerkrankungen un- zweifelhaft indiziert ist, ist der Patient über die möglichen Risi- ken von Metronidazol aufzuklä- ren und das in einer Notiz festzu- halten.

Literatur auf Anforderung von der Geschäftsstelle der Arz- neimittelkommission, Haeden- kampstraße 5, 5000 Köln 41.

Präparate:

Arilin Tbl. (Wolff), Clont Tbl. (Bayer), Flagyl Tbl. (Rhone Poulenc), Fossyol Kps. (Merckle), Kreucosan Kps.

(Kreussler), Rathimed N Tbl. (Pfleger), Tricho Cordes Tbl. (Ichthyol), Tricho- Gynaedrom oral Tbl. (Artesan)

DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION

DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT INFORMIERT:

Nitroimidazole bei chronisch

entzündlichen Darmerkrankungen

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 16 vom 17. April 1985 (49) 1163

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