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Archiv "Zum Wohle des Patienten?" (02.05.1974)

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Zum Wohle des Patienten?

Die kirchlichen Akademien haben die in das Blickfeld

geratene öffentliche Auseinan- dersetzung um die Gesund- heitspolitik als willkommenen Stoff für ihre Klausurtagungen entdeckt. Nicht verwundern konnte es daher, daß eine gut besetzte Expertentagung der Evangelischen Akademie Loc- cum erhebliches Interesse auch bei Presse und Rundfunk fand. Wer aber eine objektive und faire Berichterstattung darüber zum Beispiel im Deutschlandfunk erwartet hat- te, der sah sich leider ent- täuscht:

Für die halbstündige Sendung

„Zum Wohle des Patienten"

hatte die Regie auf Kosten der Körperschaft öffentlichen Rechts ausgerechnet den Dau- er-Kritiker unseres freiheitli- chen Gesundheitswesens, Jo- seph Scholmer, als Beobach- ter nach Loccum geschickt, und was dieser dann seinen Hörern vorsetzte, war statt ei- ner informierenden Sendung eine Mixtur aus dürrer Infor- mation und weitschweifigen Kommentierungen; in einer Weise, wie es Scholmer be-

reits zuvor über andere Sen- der (z. B. NDR und SFB) vor- exerziert hatte.

Ebenfalls kaum erstaunen konnte es dann da noch, daß der Autor die Thesen Friedel Läpples, des Vorsitzenden der Gesundheitspolitischen Kom- mission beim SPD-Parteivor- stand, uneingeschränkt lobte, während er dessen Widerpart in Loccum, Staatssekretär Prof. Dr. med. Fritz Beske

(Kiel), und dessen Ausführun- gen zur christdemokratischen Gesundheitspolitik durchweg als „ideologisch" und „konser- vativ" abqualifizierte Prof.

Beske forderte eine sachbezo- gene und begründete Reform, die aber auch den Mut haben sollte, Bewährtes und Erprob- tes zu erhalten und zu be- wahren.

Daraus las Linksaußen-Inter- pret Scholmer, ohne es näher zu begründen, daß sich der Staatssekretär ausdrücklich

„gegen die gesellschaftsbezo- gene Kritik am Gesundheits- wesen in der Bundesrepublik"

stelle. Sozialdemokrat Läpple sowie die einschlägigen ge- sundheitspolitischen Äußerun- gen auf SPD-Parteitagen und sozialdemokratischen Kon- gressen wurden hingegen in der Sendung als „fortschritt- lich" und wegbereitend für eine „klassenlose" Medizin ge- lobt. Im übrigen belastete sich Scholmer — wie bereits ge- sagt — nicht mit einer ausge- wogenen Berichterstattung, sondern schwang sich selbst zum Lehrmeister der Nation auf, indem er im Stile der Ju- sos postulierte: „Nur mit politi- schen Methoden, nur auf der politischen Ebene kann die Reform des Gesundheitswe- sens vorangetrieben und durchgesetzt werden. Politi- sche Ruhe um die Medizin da- gegen bedeutet das Stagnie- ren der Reform."

Bleibt die Frage an den Deutschlandfunk und auch an einige andere Rundfunk/Fern- sehanstalten: Wie lange will man es Hörern und Zuschau- ern eigentlich noch zumuten

„Zum Wohle des Patienten"

Sendungen wie diese über sich ergehen zu lassen, die so- viel Unsachlichkeiten und ein- seitige unnötige Polemik ent- halten? DÄ Die Information:

Bericht und Meinung

rung je Versicherten um annähernd 30 Prozent zu rechnen. Jedenfalls belief sich im Februar nach den Feststellungen eines großen priva- ten Krankenversicherungsunterneh- mens der gewogene Durchschnitt des allgemeinen Pflegesatzes in 101 Krankenhäusern mit 72 000 Betten auf 120,95 DM gegenüber 91,97 DM im Jahr 1973. Das bedeu- tet, daß der pauschalierte Pflege- satz, wie er mit Inkrafttreten der neuen Bundespflegesatzverord-

dpd

nung (aber noch vor der jüngsten Lohnsteigerung!) errechnet wird, durchschnittlich um etwa 32 Pro- zent über dem bisherigen Pflege- satz liegt. Auch wenn vorerst davon der größte Teil von den Länder- haushalten getragen werden muß, wird den Krankenkassen auf die Dauer nichts anderes übrigblei- ben, als diese Teuerung in erhöh- ten Beiträgen zu verkraften.

Bleiben bestimmte politische Kräf- te dieses Staates dabei, die Kran- kenhausmedizin auch insofern zu sozialisieren, als den Chefärzten das private Liquidationsrecht ge- nommen wird, dann müßten auch entsprechende Gehaltszahlungen an Chefärzte zusätzlich über die Pflegesätze erwirtschaftet werden.

Beispielrechnungen auf Grund von Angeboten, die in Hessen den Chefärzten gemacht worden sind, kommen zu dem Ergebnis, daß mehr als 1 Milliarde DM aufzuwen- den wäre, um den Wegfall privater Liquidation aufzufangen. Auf die- sem Weg umzukehren, ist es noch nicht zu spät. Denn noch haben die meisten Chefärzte ihre Verträge gegenüber dem Druck von Kran- kenhausverwaltungen und Länder- regierungen verteidigen können, so daß im allgemeinen der Privatpa- tient nach wie vor jene privatärztli- che Behandlung erhält, die er sich mit seinem Versicherungsschutz eingekauft hat.

Horst Menzel

HÖRFUNK UND FERNSEHEN ZEITUNGEN

1296 Heft 18 vom 2. Mai 1974 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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Gonokokken-Blues — eine ungewöhnliche Fernsehsendung in den dritten Pro- grammen von NDR, Radio Bremen und SFB: Die Dick-Cavett-Show zum Thema Geschlechtskrankheiten (Sonntag, 5. Mai, 20.30 Uhr). Unser Bild: Durch die Show führt der amerikanische Talk-Show-Spezialist Dick Cavett Foto: NDR

Die Information:

Bericht und Meinung

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Sonntag, 5. Mai

11.00 Legasthenie — Ursache und Behandlung

Süddeutscher Rundfunk, 3. Programm

In der heutigen Folge werden folgende Themen behandelt: 1. Muß heute von einer Epidemie der Legasthenie ge- sprochen werden? (Professor Michael J. W. Angermaier); 2. Rechtschreiblei- stung und Rechtschreibfehler (Dr. Re- nate Valtin)

11.30 Psychologie für Nichtpsycho- logen

Thema: Tod

Süddeutscher Rundfunk, 2. Programm

Dr. Elisabeth Kübler-Ross

12.30 Die Kindesmißhandlung

—ein familienpathologisches Syndrom

Hessischer Rundfunk, 2. Programm

Walter Becker

18.45 Trübe Wasser — Grenzen der Umweltbelastung

Bayerisches Fernsehen / Werkstatt der Wissenschaft

19.15 Am Alter stirbt man nicht

—Aus der Reihe: Das dritte Le- ben — Gerontologie, die Wissenschaft vom Alter Norddeutsches Fernsehen Vilma Rolfes-Blagona

20.30 Gonokokken-Blues — Die Dick-Cavett-Show zum The- ma Geschlechtskrankheiten Norddeutsches Fernsehen Mit Arlo Guthrie, Dr. Hook and The Medicine Show Schnoddrig und bewußt lässig infor- mieren die Autoren über Verhütung, Er- kennung und Bekämpfung von Ge- schlechtskrankheiten. Der in Amerika gedrehte Film ist inzwischen von 82 Prozent aller dortigen Fernsehanstalten übernommen worden. Die Publikumsre- aktion war außergewöhnlich. Das Motiv, das zur Produktion dieser Fernsehshow führte, war die in den USA epidemisch ansteigende Zahl von Erkrankten an Syphilis und Tripper. Weil besonders junge Leute gefährdet sind, wurde die Sendung auch speziell für sie konzi-

piert, und was dabei herauskam, war eine Mischung von Show-Elementen und einer lässig nüchternen, kein Blatt vor den Mund nehmenden Aufklärung.

Montag, 6. Mai

18.15 Ein Schlag ins Gesicht — Kosmetik zwischen Wissen- schaft und Kurpfuscherei Sender Freies Berlin, 1. Programm

Dieter Dietrich

Kosmetik — richtig betrieben — ist längst zur Naturwissenschaft geworden, zur Wissenschaft von dem, was die Haut braucht und was sie verträgt.

Doch die Bezeichnung Kosmetikerin ist kein geschützter Beruf: Jeder kann ohne Fachkenntnisse jedem im Gesicht herumfingern. Der Gesetzgeber läßt es zu, daß damit Unkundige mit sehr wirk- samen Substanzen die Haut ihrer Zeit- genossen verunstalten oder gesund- heitlich schädigen. Die Parlamente — so meint der Autor — sollten sich end- lich zu einer Berufsaufsicht im Bereich der Kosmetik entschließen, etwa in Form eines Schutzes für die Berufsbe- zeichnung „Kosmetikerin".

18.45 Wie viele Menschen trägt die Erde? — Gedanken zum

„Jahr der Weltbevölkerung"

Norddeutscher Rundfunk, 3. Programm

Karl Zawadsky

20.15 Altes Eisen rostet — Aus der Reihe: Das dritte Leben Westdeutsches Fernsehen Wer über fünfzig ist, gehört nach land- läufiger Meinung zum alten Eisen. Er hat in der Leistungsgesellschaft alle Mühe, seinen Platz zu behaupten. Das Vorurteil, wonach nur jüngere Men- schen vollwertige Arbeit leisten, sitzt zu tief. Häufig sind die Alternden an ihrer Isolierung selbst schuld. Ihr Augenmerk war so sehr auf den Beruf gerichtet, daß sie mit dem Mehrangebot an Frei- zeit nichts anfangen können.

20.15 Gesundheitsmagazin Praxis Zweites Fernsehen

Untersuchungen — Diagno- sen — Rezepte

22.05 Internistentagung — Kon- greßbericht aus Wiesbaden Deutschlandfunk

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 18 vom 2. Mai 1974 1297

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Programme Politik

Personen

Fernsehsendungen für Taub- stumme — nach nun einjäh- riger Arbeit hat der Bayeri- sche Rundfunk im Auftrag al- ler ARD-Anstalten ein Modell für Fernsehsendungen für Taubstumme vorgestellt. Dies geht aus einem Schreiben des Senders Freies Berlin an den Berliner Senator für Ar- beit und Soziales hervor, das der Senator dem Berliner Ab- geordnetenhaus bekanntgab.

Nach einem Beschluß der ARD-Fernsehdirektoren soll die neue Sendeform neunmal jährlich in die Dritten Pro- gramme aufgenommen wer- den. Zur Zeit wird geprüft, welche Anstalten sich an der Produktion beteiligen. Der SFB ist bereit, jeweils eine Sendung im Jahr zu finanzie- ren und herzustellen. EB Liebe auf den ersten Blick

—Die Redaktion der DGB-Wo- chenzeitung „Welt der Ar- beit" will in Zukunft regelmä- ßig die nach ihrer Meinung beste Fernsehsendung des Monats auswählen. Die erste Wahl fiel auf „Lohn und Lie- be" (Marianne Lüdcke und Ingo Kratisch). EB Werbung im Hörfunk — Von den rund 1,1 Millionen Sen- deminuten in den drei Hör- funkprogrammen des Bayeri- schen Rundfunks waren 1973 etwa 245 000 von der Rund- funkwerbung finanziert; das sind 18,1 Prozent des gesam- ten Programms. 1W Allein in Berlin gibt es 60 000 Alkoholi- ker — die Dunkelziffer nicht mitgerech- net. 20 Prozent davon sind Frauen. Und darüber hinaus ist in den letzten zehn Jahren der regelmäßige und überreich- liche Alkoholgenuß bei Jugendlichen und sogar Kindern kontinuierlich ge- stiegen.

Die Information:

Bericht und Meinung

HÖRFUNK UND FERNSEHEN

Dienstag, 7. Mai

10.10 Das Gehirn befiehlt: Stirb!

Spekulationen über unge- klärte Todesursachen Deutschlandfunk Karl-Heinz Spaeth

18.45 Schwangerschaftsabbruch und Ärzte — Ergebnisse ei- ner Umfrage unter 5000 Ärz- ten in Schleswig-Holstein Norddeutscher Rundfunk, 3.

Programm

Prof. Dr. Dr. Reinhard Wille 19.15 Augenkrankheiten beim älte-

ren Menschen — Aus der Reihe: Die Sprechstunde — Ratschläge für die Gesund- heit

Bayerisches Fernsehen Professor Lund, Direktor der Universi- tätsaugenklinik München, setzt im Stu- dio die Entstehung der schwerwiegend- sten Augenleiden auseinander und er- örtert ihre Heilungsmöglichkeiten. Im Mittelpunkt der Sendung steht der graue Star und die Bedeutung der Kontaktlinse als moderne Sehhilfe.

19.30 Umweltproblem: Lärm (II) Bayerischer Rundfunk, 2. Programm

Das Abendstudio

Mittwoch, 8. Mai

18.30 Männer jeden Alters — Aus der Reihe: Betrifft: Gesund- heit

Norddeutsches Fernsehen W. Nagel, H. Wirz und R.

Schweyen

Der Film beschäftigt sich mit Erkran- kungen der Lungen- und Atemwege beim Mann, die durch rechtzeitige Vor- sorge verhindert werden können: chro- nische Bronchitis und Lungenkrebs.

Dabei erläutert der Beitrag einzelne Un- tersuchungsmethoden und Möglichkei- ten der frühzeitigen Heilung.

22.30 Der Lärm im Leben des Men- schen — Akustische Be- haglichkeit in Räumen Hessischer Rundfunk,

2. Programm / Internationale Rundfunk-Universität

Guy Dawance

Donnerstag, 9. Mai

16.30 Zwillinge — Aus der Reihe:

Sprache des Lebens — Ver- erbungsforscher berichten über ihre Arbeit

Zweites Fernsehen

Professor Luigi Gedda vom Gregor- Mendel-Institut, Rom, erläutert, welche Erkenntnisse dort in den zwölf Jahren seit der Gründung dieser Forschungs- stelle an mehr als 14 000 Zwillingspaa- ren gefunden wurden.

Freitag, 10. Mai

15.15 Volksmedizin anno 1800 Süddeutscher Rundfunk, 2.

Programm Joachim Teile 15.45 Aktivität im Alter

Bayerischer Rundfunk, 1. Programm

Gespräch mit Elly Staegmeyr 16.00 Krankheit und Milieu — Auf-

gaben der Sozialmedizin RIAS, 2. Programm Evamaria Miner

17.30 Aufbruch zu einer humanen Medizin — Die Strukturkrise Deutschlandfunk / Radio- Kolleg

Joseph SchQlmer

21.00 Vom Bildungsboom zur Aus- bildungskrise — Aus der Rei- he: Das Politische Studio Norddeutsches Fernsehen Walter Menningen

Samstag, 11. Mai

15.05 Mit dem Alkohol leben . . . Immer mehr Frauen und Kin- der greifen zur Flasche Sender Freies Berlin, 2. Programm

Gerda Harnack

1298 Heft 18 vom 2. Mai 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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