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Archiv "Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen - Persistierende Folgen im Erwachsenenalter: Schlusswort" (05.01.2009)

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10 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 1–2⏐⏐5. Januar 2009

M E D I Z I N

Reifung der Hörbahn

Bei Neugeborenen wird ein Hörscreening durchgeführt, wobei eine angeborene Schwerhörigkeit bei einem Pro- mille der Neugeborenen auftritt, die Fetalen Alkohol- Spektrum-Störungen (FASD) sind häufiger. Die bei den Neugeborenen gemessenen oto-akustischen Emissionen geben nur die Kontraktilität der äußeren Haarzellen in der Schnecke wieder, ein positiver Testausgang macht keine Aussagen über die zentralen Schädigungen. Zusätzlich müssen bei Kindern mit FASD akustisch evozierte Poten- ziale gemessen und die Reifung der Hörbahn kontrolliert werden, dies wurde schon 1981 von der Mayo-Klinik ge- fordert (1). Die zentrale Überleitungszeit vom Potenzial des Hörnervens zum Thalamus dient als Richtgröße.

Normale Babys erreichen im Alter von 18 Monaten eine Zeit von etwa 4 ms und diese Reifungszeit ist bei FASD deutlich verlängert; es gibt Kinder, bei denen die Hörbahn nie richtig ausreift. Es liegt dann eine Defektreifung vor, die Entwicklung kann auf dem Stand eines einjährigen Kindes stehen bleiben. Reift die Hörbahn bis zum Alter von vier Jahren bei FASD nicht aus, ist nicht mit einer Besserung zu rechnen. In einem gravierenden Fall unserer Praxis starb ein vernachlässigter Säugling und wurde von dem Vater an einem Autobahnparkplatz vergraben, die beiden Geschwister sprachen kein Wort und wurden mit Malzbier ernährt. Ist die Hörbahn nicht ausgereift und liegen weitere zentrale Erkrankungen vor, werden die ad- optionswilligen Eltern auf die nachweislich auftretenden Probleme hingewiesen; man kann sich nicht des Ein- druckes erwehren, der Staat und die Jugendämter versu- chen ohne Berücksichtigung der möglichen gravierenden Folgen, das Risiko auf Adoptionsfamilien abzuwälzen.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0010a

LITERATUR

1. Stockard JE, Westmoreland BF: Technical Considerations in the Record- ing and Interpretation of the Brainstem Auditory Evoked Potential for Neonatal Neurologie Diagnosis. Am J EEG Technot 1981; 21: 31–54.

Drs. med. Volker Baschek, med. Wilhelm Steinert, med. Lydia Hildebrant Ebertstraße 20, 45879 Gelsenkirchen

Monokausale Diskussion

In dem Artikel wird auf die Fetale Alkohol-Spektrum- Störung als „die häufigste Ursache von Lernstörungen“

und die sich daraus ergebenden Langzeitfolgen hingewie- sen. Meiner Ansicht nach wird die Problematik aber zu monokausal diskutiert und nicht ausreichend auf die viel- fältigen Differenzialdiagnosen von mental-kognitiven

Entwicklungsstörungen eingegangen. Hierzu gehören zum Beispiel auch primäre Hirnanlagestörungen, Folgen extremer Frühgeburtlichkeit und psychosoziale Einflüsse.

Einseitige Erklärungen können ungerechtfertigte Schuld- zuweisungen und falsche Stigmatisierungen verursachen.

Zur Diagnostik und Betreuung dieser Kinder gibt es in Deutschland seit über 20 Jahren mittlerweile flächen- deckend 130 Sozialpädiatrische Zentren, in denen pro Jahr circa 200 000 Kinder und Jugendliche mit Entwicklungs- auffälligkeiten und Behinderungen aller Art behandelt werden. Hier erfolgen eine interdisziplinäre Mehrbe- reichs-Diagnostik mit Berücksichtigung der Ätiologie, ei- ne Therapieeinleitung und eine Langzeitbetreuung durch Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin zusammen mit Heilmittel-Therapeuten, Psychologen und Sozialberatern.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0010b

LITERATUR

1. Bode H: Sozialpädiatrische Zentren: Bei Entwicklungsstörungen im Kindesalter bewährt. Dtsch Arztebl 2007; 104(19): 1219.

2. Straßburg, HM, Dacheneder VV, Kreß W: Entwicklungsstörungen bei Kindern – Praxisleitfaden für die interdisziplinäre Betreuung. München:

Elsevier-Verlag 2008.

Prof. Dr. med. Hans Christian Straßburg Universitäts-Kinderklinik

Josef Schneiderstraße 2, 97080 Würzburg E-Mail: strassburg@mail.uni-würzburg.de

Schlusswort

Der Leserbrief von Drs. Volker Baschek, Wilhelm Steinert und Lydia Hildebrant ist eine wichtige Ergänzung zu un- serer Übersicht. Ihr Hinweis, zusätzlich zum Neugebore- nen-Screening bei Kindern mit FASD auch akustisch evo- zierte Potenziale zu messen und bei Verdacht die Reifung der Hörbahn mindestens bis zum 18. Lebensmonat zu kontrollieren, ist deshalb so wichtig, weil man bei einer FASD-Verdachtsdiagnose an die Notwendigkeit einer sol- chen HNO-ärztlichen Verlaufsuntersuchung denken muss.

Im Übrigen weisen Church und Kaltenbach (1) auf vier typische mit dem FASD assoziierte Hörstörungen hin: Die hier im Leserbrief erwähnte Entwicklungsverzögerung der auditiven Reifung, Sensorineuraler Hörverlust, Inter- mittierender Hörverlust durch rezidivierende Otitiden und zentraler Hörverlust. DOI: 10.3238/arztebl.2009.0010c

LITERATUR

1. Church MW, Kaltenbach JA: Hearing, speech, language, and vestibular disorders in the fetal alcohol syndrome: a literature review. Alcohol Clin Exp Res 1997; 21: 495–512.

Prof. Dr. med. Hans-Ludwig Spohr Neuropädiatrie- und Epilepsie-Ambulanz Klinik für Kinder- und Jugendmedizin DRK Kliniken Berlin, Westend Spandauer Damm 130, 14050 Berlin E-Mail: h.spohr@drk-kliniken-westend.de

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors be- steht.

zu dem Beitrag

Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen

Persistierende Folgen im Erwachsenenalter

von Prof. Dr. med. Hans-Ludwig Spohr,

Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Dr. phil. Hans-Christoph Steinhausen in Heft 41/2008

DISKUSSION

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